Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 1,50 €
  • DVD

Bildformat: 16:9 (2.35:1) Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Englisch, Deutsch, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Isländisch, Italienisch, Deutsch für Hörgeschädigte Ländercode: 2 Extras: Original-Dokumentation 'Full Contact: The making of Any Given Sunday', Musikvideos v. LL Cool J und Jamie Foxx, nicht verwendete Szenen und ein Zussammenschnitt der witzigsten, verpatzten Szenen, Foto Galerie
Bonusmaterial
- Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - Musikvideo(s) - Audiokommentare - isolierte
…mehr

Produktbeschreibung
Bildformat: 16:9 (2.35:1) Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Englisch, Deutsch, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Isländisch, Italienisch, Deutsch für Hörgeschädigte Ländercode: 2 Extras: Original-Dokumentation 'Full Contact: The making of Any Given Sunday', Musikvideos v. LL Cool J und Jamie Foxx, nicht verwendete Szenen und ein Zussammenschnitt der witzigsten, verpatzten Szenen, Foto Galerie

Bonusmaterial

- Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - Musikvideo(s) - Audiokommentare - isolierte Musikspur - nicht verwendete und verpatzte Szenen - Outtakes - Stills Gallery - Probeaufnahmen mit Jamie Foxx - From Script to Screen - Virtual Edit Suite - Scoreboard: Artikel und Kritiken - DVD-ROM-Teil
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2000

Große Haie
Immer wieder sonntags: Oliver Stone fallen die tollsten Sachen ein

Als die deutsche Nationalmannschaft im letzten Jahr in Miami spielte, grinste sie ein Hai an, der mit Kreide in den Rasen eingezeichnet war. Er erschreckte die Spieler so sehr, dass sie mächtig ins Schwimmen gerieten. Schuld daran war Oliver Stone. Er hatte tags zuvor im gleichen Stadion seinen Film "Any Given Sunday" abgedreht. Die deutschen Adler waren im Jagdgebiet der Miami Sharks gelandet und deshalb ein gefundenes Fressen für den Gegner. Die Distanz der Totale, in der sich das Ausmaß missglückten Mittelfeld-Geschiebes offenbart, räumt uns Oliver Stone so gut wie nie ein. Football verlangt eine andere Inszenierung als Fußball: Der Film wirft uns mitten ins Geschehen hinein, geht so nah an die Spieler heran, bis wir ihren Schweiß zu riechen glauben und Angst haben, von einem Bodycheck aus dem Kinosessel katapultiert zu werden. Oft befindet sich die Kamera in "Any Given Sunday" genau da, wo das Football-Ei liegt. Wir blicken dann vom Erdboden zu den Spielern auf und spüren, was auf uns zukommt: Dieser Film wird nichts unversucht lassen, uns zu packen und danach nicht mehr loszulassen.

Oliver Stone, der Kraftmeier unter den amerikanischen Regisseuren, der stets mit so viel Elan zu Werke geht, dass er manchmal auch offene Türen einrennt, wird sportlich. Oder doch wieder kriegerisch? Wir denken zurück an "Platoon", den Stone vor vierzehn Jahren bei seinem ersten Berlinale-Besuch vorstellte: Ein Soldat läuft den Feinden entgegen, wird von Kugeln getroffen, läuft weiter und bricht in einer heroischen Geste zusammen. In "Any Given Sunday" hat diese Geste einen Namen: Touchdown. Es gilt, die letzte defense line zu durchbrechen. Stone inszeniert das Spiel als einen Nahkampf, bei dem der Zuschauer den Frontverlauf meist kaum noch erkennen kann, bis dann eine jener sensationellen Einstellungen, die der Flugbahn des Eis vom Abschuss bis zum Einschlag folgen, die räumlichen Verhältnisse (halbwegs) klärt. Gewalt und Schönheit prallen wie in "Platoon" mit größter Wucht aufeinander. Man muss diese Sequenzen nicht mögen, aber sich ihnen zu entziehen ist ebenso schwierig wie der Versuch, sich von einem tosenden Bach, in dem man bis zum Hals steht, nicht mitreißen zu lassen.

Doch Stone neigt dazu, die Muskeln nicht nur spielen zu lassen, sondern sie so stark anzuspannen, bis das Hemd platzt. Ein einfaches Gespräch zwischen Tony D'Amato (Al Pacino), dem Trainer der (im übrigen fiktiven) Miami Sharks, und seinem neuen, ungestümen und eigenwilligen Quarterback Willie Beamen (Jamie Foxx) reicht Stone nicht. Es zieht ihn höher hinaus: Er zeigt uns den Himmel, der immer dunkler wird, während sich die Auseinandersetzung zwischen den Männern zuspitzt, bis oben wie unten Gewitterstimmung herrscht. In derselben Sequenz sehen wir mehrfach leinwandfüllende Ausschnitte aus dem Wagenrennen in "Ben Hur", bis der Circus Maximus und die Football-Arenen der Gegenwart nur einen Ballwurf entfernt scheinen. In "Fight Club" war jüngst zu sehen, wie ein Vorführer in die Filme kurze Bilder schneidet, die noch gerade an der Bewusstseinsschwelle wahrgenommen werden. Ähnlich arbeitet auch Stone, nur liegen die Bilder oberhalb der Schwelle und werden in ihrem Bestreben, uns etwas sagen zu wollen, bisweilen aufdringlich.

Die überschüssige Energie fließt aus den atemberaubenden Football-Sequenzen in jene Szenen über, die nach Ruhe verlangen. Wenn Dennis Quaid als verletzter erster Quarterback des Teams innerlich mit sich ringt, ob er seine Karriere besser beenden sollte, zeigt ihn Stone von der Seite, von vorne, wechselt andauernd die Einstellung, bis Quaid schließlich doch zeigen darf, dass er die Szene aus eigener Kraft tragen kann. Die hysterische Ästhetik erwächst nicht - wie in "Natural Born Killers" oder "U-Turn" - aus den Figuren. Wird in diesem Film nicht Football gespielt, tobt ein anderer Kampf: jener der Schauspieler gegen die Inszenierung. Vielleicht war sich Stone bewusst, dass Al Pacino, Cameron Diaz oder James Woods stark genug sind, ihn zu gewinnen. Im Football wie im Leben müsse man um jeden Zentimeter kämpfen, heißt es im Film. Bei Stone gilt diese Faustregel für die Leinwand gleich doppelt: Sie ist ein Schlachtfeld, auf dem die Schauspieler im Bombardement der Bilder versuchen müssen, Land zu gewinnen.

Einmal durchquert die Kamera in ausgedehnter Fahrt die weiten Räume einer Villa und verbindet Christina Pagniacci (Diaz), die Managerin des Clubs, mit dem Trainer. Die Distanz zwischen diesen Figuren, der Abstand zwischen zwei Generationen, die völlig unterschiedliche Auffassungen vom Football haben, wird so ausgemessen. Pagniacci, die den Club von ihrem Vater übernahm, sieht in den Miami Sharks vor allem ein Unternehmen, das Gewinn bringen muss. Gewinn - dieses Wort hat für D'Amato, auch wenn er ein wenig zynisch geworden ist, immer noch eine sportliche und keine pekuniäre Bedeutung. Der Film stellt diese Figuren einander gegenüber. Pagniacci ist ein Monument weiblicher Selbstbehauptung: Auch wenn man ihre Sicht der Dinge nicht teilt, muss man anerkennen, wie souverän sie ihre Interessen vertritt. Sie weicht keiner Konfrontation aus. Wenn Stone ihr am Ende kurz einen Schoßhund in die Hand drückt, verrät das vielleicht mehr über ihn als über die Figur. Es wirkt, als hätte er Angst gehabt, die Frau könnte den Männern zu sehr über den Kopf wachsen.

Dieses Problem hat D'Amato nicht, denn er ist ohnehin der Kleinste im Film. Al Pacino spielt diesen Mann so, dass man zu ihm aufblicken muss, während man auf ihn herunter schaut. Wie Jahresringe legen sich die Falten um seine Augen, die noch immer wach, aber auch traurig sind, weil sie mit ansehen mussten, wie sich der Football verändert hat, während er selbst mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten konnte oder wollte. Pacino spielt D'Amato als lebende Trainer-Legende, dessen Anblick der Film oft sucht, als erwarte er ein Signal für den nächsten Spielzug. Pacino bleibt von Anfang bis Ende des Films ganz bei sich und hält den Film auch über seine Brüche zusammen. Denn Stone, der manchmal darauf aus zu sein scheint, die Kommerzialisierung des Sports und den Raubbau am Körper der Spieler anzuprangern, steuert "Any Given Sunday" in ein triumphales Finale. Der Film sei seinem Gegenstand gegenüber ambivalent, sagte Stone auf der Pressekonferenz. Tatsächlich handelt es sich eher um einen Zickzackkurs. Der Weg zum Touchdown verläuft eben nicht immer geradlinig.

LARS-OLAV BEIER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr