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Voller Idealismus und Ehrgeiz beginnt der junge Arzt Jo (Barnaby Metschurat) sein Praktikum an einem Berliner Krankenhaus. Jo ist fest entschlossen, Mitglied im Team des renommierten Professors Müller-LaRousse (Herbert Knaup) zu werden, der dort ein spektakuläres Forschungsprojekt leitet. Jo will seinem jüngeren Bruder helfen, der an Muskelschwund leidet und bislang vergebens auf ärztliche Hilfe hoffen konnte. Bald im engen Mitarbeiter-Kreis des Professors stürzt sich Jo mit den ambitionierten Kollegen Viktoria (Heike Makatsch), Gregor (Wotan Wilke Möhring) und Hagen (Roman Knizka) in die…mehr

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Produktbeschreibung
Voller Idealismus und Ehrgeiz beginnt der junge Arzt Jo (Barnaby Metschurat) sein Praktikum an einem Berliner Krankenhaus. Jo ist fest entschlossen, Mitglied im Team des renommierten Professors Müller-LaRousse (Herbert Knaup) zu werden, der dort ein spektakuläres Forschungsprojekt leitet. Jo will seinem jüngeren Bruder helfen, der an Muskelschwund leidet und bislang vergebens auf ärztliche Hilfe hoffen konnte. Bald im engen Mitarbeiter-Kreis des Professors stürzt sich Jo mit den ambitionierten Kollegen Viktoria (Heike Makatsch), Gregor (Wotan Wilke Möhring) und Hagen (Roman Knizka) in die Arbeit - in die Entwicklung künstlicher Muskelstränge. Um der lästigen Überwachung durch medizinische Kontrollgremien zu entgehen, wird das Projekt mit gefährlichen Selbstversuchen vorangetrieben ...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Filmkommentare: Stefan Ruzowitzky (Regie); Barnaby Metschurat - Filmografien: Regisseur; Schauspieler - Entfallene Szenen - Vergleich Probeaufnahmen/Original Filmszene - Fotogalerie (Dia-Show) - Artwork - Menüshooting (B-Roll; Fotos)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2003

Aale unter der Haut
Ein Film schneidet sich ins eigene Fleisch: "Anatomie 2"

Dieser Film tut weh, noch Stunden nachdem das Licht im Kino wieder angegangen ist - und erst wenn der Schmerz langsam nachgelassen hat, findet der durchschnittlich sensible Zuschauer endlich die Ruhe, sich zu fragen, was er da gesehen und durchlitten hat: Schmerzt "Anatomie 2", weil er so intensiv oder weil er so mißlungen ist? Tut es weh, weil die Bilder so brutal oder weil die Figuren so harmlos sind? Zielt diese Inszenierung aufs Herz oder in die Magengrube - oder geht sie einem nur gewaltig auf die Nerven?

Der Film sei "bloody good", mit der Betonung auf "bloody", verkündet der Verleih, und die Werbung suggeriert, daß hier, in den Operationssälen eines Berliner Großklinikums, sehr tief in Fleisch geschnitten werde. Tatsächlich ist das Vorzeigen der Operationsbestecke viel grausamer, als es jene Szenen sind, in welchen wirklich operiert wird - jede Fernsehdokumentation über Herverpflanzungen oder Nierentransplantation hat blutigere Bilder zu bieten. Das spricht nicht gegen "Anatomie 2", es zeigt nur an, in welches Genre dieser Film gehört: Er ist mehr Thriller als Splatter-Film, er ist da am stärksten, wo er mit seinen Möglichkeiten spielt, und da am schwächsten, wo er aus dem Evidenten noch das letzte herauszuholen versucht.

Es ist die Geschichte des junge Arztes Jo Hauser (Barnaby Metschurat), der noch nicht weiß, was stärker ist: sein Ehrgeiz oder seine Moral. Er will Gutes tun und ist, wenn es ums Leben eines Patienten geht, jederzeit bereit, alle Regeln zu vergessen. Und er will, schon weil er von ziemlich weit unten kommt, ganz nach oben, wofür er auch auf alle Regeln pfeift. Wenn Hauser nach oben schaut, sieht er den Professor Müller-La Rouche (Herbert Knaup), der angeblich schon ganz nah am Nobelpreis ist. Und den Weg da hinauf, in den Kreis seiner Schüler, kennt die junge Ärztin Viktoria, die auch deshalb unwiderstehlich ist, weil Heike Makatsch sie mit ungeheurem Einsatz spielt.

Daß dies die Geschichte einer Verführung ist, wird offenbar in dem Moment, da der Professor den neuen Schüler in die düsteren Geheimnisse seiner Arbeit einweiht. Und daß dies keine ganz neue Geschichte ist, weiß jeder, der, nur zum Beispiel, "The Devil's Advocate" gesehen hat. Ein böser alter und ein junger guter Mann und dazwischen eine Frau, deren pure Anwesenheit schon eine Aufforderung zum Sündigen ist: Der Satan hat, wie Kinogänger wissen, viele Gestalten und Gesichter, aber selten hat er sich so wohl gefühlt wie in den Körpern von Heike Makatsch und Herbert Knaup.

Und um Körper geht es, zuallererst, nicht um den Versuch, für Seelenqualen irgendwelche Bilder zu finden. Dieser Film schneidet sich ins eigene Fleisch: denn die Schüler des Professors sind zugleich die Opfer seiner Menschenversuche. Und diese Konsequenz ist schon deshalb eine Wohltat, weil der deutsche Film noch immer eine Scheu vor den Körpern hat, eine seltsame Angst vor allem, was buchstäblich unter die Haut gehen könnte. In "Anatomie 2" zeigt, gleich in der ersten Szene, einer der Schüler (August Diehl) seine Wunden. Am Ende dieser Szene ist der Patient tot, und der Zuschauer ahnt, daß nicht alle Operationen so gut gelingen, wie der Professor immer behauptet.

Müller-La Rouche will den perfekten Menschen schaffen, worunter er sich, ganz klassisch, einen Supermann vorstellt, ein Wesen, das stärker, schneller, ausdauernder ist - er pflanzt seinen Opfern künstliche Muskeln ein, seltsame schwarze Riemen, die, bevor sie eingesetzt werden, im Operationssaal herumliegen wie Aale, die sich überfressen haben. Und natürlich sind diese Muskeln zum einen schon das Problem des Films und weisen, zum anderen, auf all das, was bei den Operationen am Drehbuch schiefgelaufen ist.

Es ist ja wahr, daß man durchaus bereit ist, sich vor der modernen Medizin zu fürchten - aber Muskeln, ob künstlich oder nicht, Muskeln sind nicht gerade das, was die Zukunftsängste des Publikums mobilisieren könnte; und die Idee, daß die Verrücktheit des verrückten Professors sich nur darin zeigen könnte, daß er den Menschen einen künstlichen Bizeps einpflanzt, diese Idee ist so arm und einfältig, daß noch die Autoren des billigsten B- oder C-Films in den fünfziger Jahren irgendwann gemerkt hätten, daß das nicht reicht, wenn man dämonische Effekte haben will. Wer das Skalpell zieht und die Haut aufschneidet und dabei nur einen Wadenmuskel findet, dem unterläuft nicht nur ein chirurgischer Fehler. Wenn Muskeln schon das Thema sind, dann müßte es irgendwann ans Herz gehen, das ja auch ein Muskel ist.

Insofern gleicht "Anatomie 2" den Menschen, von denen er erzählen will. Die können, einerseits, vor Kraft kaum laufen mit den schwarzen Riemen unter ihrer Haut. Und andererseits weiß keiner damit viel mehr anzufangen als Jo Hauser, der mit seinen neuen Waden wie ein Weltmeister Fußball spielen kann, was aber weder ihn noch den Plot des Films viel weiterbringt.

Stefan Ruzowitzky, der das Drehbuch geschrieben und "Anatomie 2" auch inszeniert hat, konnte mit wunderbaren Schauspielern arbeiten, und er konnte an Schauplätzen drehen, die alle ein bißchen schicker, teurer, attraktiver aussehen als das, was der deutsche Film sich sonst an Ausstattung leisten mag. Aber in jenen Momenten, da der junge und der alte Mann ihren Konflikt endlich austragen und die junge Frau nicht weiß, für wen sie sich entscheiden soll, in den Momenten, da es um den harten, moralischen Kern des ganzen Films gehen müßte: Da hängt die Inszenierung an den Fäden des Drehbuchs - so hilflos, wie ein Patient auf dem Operationstisch an den Schläuchen hängt, die ihn versorgen.

Und genau das ist es, was den wohlwollenden Zuschauer so schmerzt: Daß da plötzlich junge Schauspieler sind, Barnaby Metschurat, Heike Makatsch, August Diehl oder Roman Knizka (in einer bösen Nebenrolle), Schauspieler, die Moral genug haben, sich verführen, Kraft genug, sich verletzen zu lassen, und genügend Sensibilität für Kämpfe, die mit Fäusten und mit Messern ausgetragen werden. Und dann kommt der Drehbuchautor auf die Idee, daß diese Menschen außer künstlichen Muskeln auch noch im Rückenmark einen kleinen Sender haben, mit welchem man diese Muskeln fernsteuern kann.

Schön, daß diese Fernsteuerungen, wenn der Film zu Ende geht, kaputt sind. Noch schöner die Aussicht auf den nächsten Film, der diesen Schauspielern von Anfang an mehr Freiheit gibt.

CLAUDIUS SEIDL

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