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Der tiefgläubige Prediger Sonny sieht seine Arbeit als Berufung und verkündet in leidenschaftlichen Reden das Wort Gottes. Dank seines Charismas schart sich bald eine enthusiastische Gemeinde um ihn. Seine messianische Kraft gewinnt er durch seinen unerschütterlichen und aufrichtigen Glauben - doch Sonny ist kein Heiliger. Sein unkontrollierter Jähzorn hat eine Tragödie ausgelöst, vor der er jetzt davonläuft. Obwohl Sonny alles daran setzt, ein besserer Mensch zu werden, weiß er, dass seine Vergangenheit ihn eines Tages einholen wird...
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Produktbeschreibung
Der tiefgläubige Prediger Sonny sieht seine Arbeit als Berufung und verkündet in leidenschaftlichen Reden das Wort Gottes. Dank seines Charismas schart sich bald eine enthusiastische Gemeinde um ihn. Seine messianische Kraft gewinnt er durch seinen unerschütterlichen und aufrichtigen Glauben - doch Sonny ist kein Heiliger. Sein unkontrollierter Jähzorn hat eine Tragödie ausgelöst, vor der er jetzt davonläuft. Obwohl Sonny alles daran setzt, ein besserer Mensch zu werden, weiß er, dass seine Vergangenheit ihn eines Tages einholen wird...

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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl   Extras: - Audiokommentar von Regisseur Robert Duvall - Interviews - Making of - "The Journey of the Apostle" - Mini-Doku mit Robert Duvall und Steven Curtis Chapman - Musikvideo "I will not go quietly" - Trailer  
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.1998

Der Bizeps Gottes
Robert Duvalls Film "Apostel!": Schauspielkunst, neuester Stand

Er kann kaum gehen vor lauter Überzeugungskraft. Wenn sich der selbsternannte Apostel E. F. (Robert Duvall) zu Fuß auf den Weg macht, beschleunigt er nach kurzem unbewußt seinen Gang, bis er fast läuft, denn er kann es kaum abwarten, sein nächstes Ziel zu erreichen. Wenn er vor dem Mikrophon steht und predigt, schießt er die Psalmen heraus wie Salven; ein Trommelfeuer, bei dem wie durch ein Wunder nie nachgeladen werden muß, donnert aus den Lautsprechern. Nachts, wenn alle Menschen schlafen, geht er auf und ab, ruhelos, vertieft in ein Zwiegespräch mit seinem Gott, für das er am Tage keine Zeit fand. Er ist nicht die Hand, sondern der Bizeps Gottes, der der Hand die Kraft gibt, sich auszustrecken, zuzupacken oder sich zur Faust zu ballen.

Mit seiner Darstellung des Apostels E. F., der mit bürgerlichem Namen Euliss "Sonny" Dewey heißt, gelingt Robert Duvall das Porträt eines religiösen Charakters, das auf der Leinwand seinesgleichen sucht. Beschäftigte sich das amerikanische Kino bisher mit diesem Thema, dekuvrierte es die Erweckungsprediger meist als Scharlatane (wie 1960 in "Elmer Gantry" und 1993 in "Der Schein-Heilige") oder als latent Wahnsinnige (wie 1976 in "Network" und 1987 in "Reborn"). Hollywood war bedacht, auf satirischer Distanz zu diesen Figuren zu bleiben, das Risiko, sich mit ihnen zu identifizieren, wollte man - warum auch immer - nicht eingehen. Duvall dagegen, der auch das Drehbuch zu "Apostel!" schrieb und Regie führte, scheint der Auffassung zu sein, daß Menschen, die korrupt oder von Sinnen sind, letztlich nicht jene Anziehungskraft besitzen können, über die viele der erfolgreichen Erweckungsprediger verfügen.

Der Apostel E. F. ist bis in die letzte Faser beseelt von dem Wunsch, den Menschen die "One Way Road To Heaven" zu weisen. Die Stärke, die von ihm ausgeht und sich auf andere Menschen überträgt, resultiert gerade aus seiner unerschütterlichen Überzeugung, im göttlichen Auftrag zu handeln. Manchmal zweifelt auch er an sich, aber nur daran, ob er dem Auftrag gerecht werden kann. An seinem kindlichen Vergnügen beim Anblick einer heruntergekommenen Kirche, die er wieder zu einem Hort des Glaubens aufbauen will, ist nichts Falsches. Er ist nicht einmal dann Demagoge, als er bei einer Massenveranstaltung seine Zuhörerschaft einpeitscht. E. F. strahlt soviel Energie, Begeisterung und Selbstsicherheit aus, daß er nicht anders kann, als ansteckend zu wirken. Der Apostel E. F. öffnet den Menschen nicht die Augen, aber er blendet sie auch nicht. Er ist ein großes Kraftzentrum, und nur deshalb gelingt es ihm, eine kleine Gemeinde zu gründen.

Der Gottesdienst mit den rhythmisch skandierten, bisweilen ekstatischen Gebeten wirkt gemeinschaftsstiftend. Doch bei aller Aufgeregtheit vor der Kamera bewahrt sich der Film einen nüchternen, abgeklärten, gleichwohl nie überheblichen Blick. Diese Menschen gehen in die Kirche wie andere in die Disco, sie tanzen, gehen aus sich heraus und machen dabei möglicherweise eine Erfahrung, die jeder kennt: Man singt oder summt ein Lied, fühlt sich gut dabei, kommt aber erst nach vielen Jahren - oder auch nie - auf die Idee, sich einmal über den Text Gedanken zu machen.

"Wenn ich etwas sage, heißt das für Sie, es kommt direkt vom Berg Moses'!" Diesen Satz spricht Duvall vor gut zwanzig Jahren als militärischer Ausbilder in dem Film "Der große Santini". Der Schauspieler schuf darin das bewegende Porträt eines Mannes, der den gleichen Prinzipien, denen er sich im Beruf verpflichtet fühlt, auch im Privatleben folgt, die Studie eines autoritären und dennoch überaus empfindsamen und fragilen Charakters. Auch der Apostel E. F. begreift nicht, daß seine Besessenheit zur Tyrannei über seine Familie wird, daß seine Frau (gespielt von Farah Fawcett) mehr sein will als seine Wasserträgerin auf dem Weg zum Himmel. Wenn E. F. auf Abwege gerät, dann nur triebgesteuert. Will er eine Frau verführen, legt er großen Charme und ungeahnte Selbstironie an die Nacht, aber auch die gleiche - Frauen gleichermaßen beeindruckende wie bedrängende - Hartnäckigkeit, die ihn als Kirchenmann auszeichnet.

Duvall spielt E. F. aus dem Effeff. Dreizehn Jahre Vorbereitung hat ihn das Projekt gekostet, und in dieser Zeit scheint der Schauspieler mit seiner Rolle verwachsen zu sein. Seine Darstellung ist das genaue Gegenteil der Anverwandlungs-Orgien eines Dustin Hoffman oder Robert De Niro, die in ihrem zwanghaften Bestreben, unter Aufwendung aller Mittel mit ihren Figuren eins zu werden, die Distanz zu diesen gerade offensichtlich werden lassen. Bei Duvall hat man nie das Gefühl, er müsse sich verstellen, nie wird die hohe Technik, über die er spielend verfügt, sichtbar. Natürlich ist "Apostel!" ein Film, der ähnlich wie im letzten Jahr Billy Bob Thorntons "Sling Blade" ganz und gar auf seinen Hauptdarsteller zugeschnitten ist (Kameramann Barry Markowitz fotografierte im übrigen beide Filme). Doch das Ergebnis rechtfertigt dies mehr als genug: Robert Duvall in "Apostel!", das ist Filmschauspielkunst, neuester Stand.

Doch wie bei allen Vehikeln besteht auch bei Duvalls Film gelegentlich die Gefahr, daß es ihn aus der Kurve trägt. "Apostel!" läßt nach der Hälfte deutlich nach, hat dann spürbare Längen und lastet seinem Helden am Ende zuviel auf. Die Bekehrung eines Störenfrieds, der die Kirche mit einer Planierraupe dem Erdboden gleichmachen will, liegt jenseits der Glaubwürdigkeit, auch wenn Billy Bob Thornton der Aggressivität dieses Mannes von Beginn an eine große Verletzlichkeit beigibt. Das Finale des Films bildet schließlich ein Gottesdienst, der einfach kein Ende nehmen will. Da hat sich der Regisseur Duvall nicht getraut, dem Darsteller Duvall bei der Predigt in den Arm zu fallen. LARS-OLAV BEIER

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