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In seinen Vorlesungen warnt der Geschichtsprofessor Michael Faraday (Jeff Bridges), seine Studenten unermüdlich vor der Ausbreitung rechtsextremer Gruppierungen und deren perfekten Tarnung hinter einer biederen Fassade. In dem kleinen Vorort von Washington zumindest ist die Welt noch in Ordnung, dort lebt Michael zusammen mit seinem Sohn. Seit seine Frau vor drei Jahren bei einen FBI-Einsatz ums Leben kam, wittert er überall Gefahr. So auch bei seinen neuen Nachbarn, den Langs. Obwohl der dreifache Familienvater Oliver Lang (Tim Robbins) und seine Frau Cheryl (Joan Cusack) dem typischen Bild…mehr

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Produktbeschreibung
In seinen Vorlesungen warnt der Geschichtsprofessor Michael Faraday (Jeff Bridges), seine Studenten unermüdlich vor der Ausbreitung rechtsextremer Gruppierungen und deren perfekten Tarnung hinter einer biederen Fassade. In dem kleinen Vorort von Washington zumindest ist die Welt noch in Ordnung, dort lebt Michael zusammen mit seinem Sohn. Seit seine Frau vor drei Jahren bei einen FBI-Einsatz ums Leben kam, wittert er überall Gefahr. So auch bei seinen neuen Nachbarn, den Langs. Obwohl der dreifache Familienvater Oliver Lang (Tim Robbins) und seine Frau Cheryl (Joan Cusack) dem typischen Bild einer amerikanischen Durchschnittsfamilie entsprechen, beginnt Michael in dessen Vergangenheit zu forschen und stößt dabei fortwährend auf Ungereimtheiten. Doch Michaels Freundin Brooke (Hope Davis), hält seine Befürchtungen für Hirngespinste. Langsam fängt auch Michael an zu zweifeln, ist er seinen paranoiden Wahnvorstellungen erlegen, oder steckt hinter den netten Nachbarn das wahrhaft Böse...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.1999

Wenn es dem guten Nachbarn nicht gefällt
Risse in amerikanischen Seelen und heillose Bandagen: Mark Pellingtons "Arlington Road" im Kino

Ein zehnjähriger Junge stolpert durch eine amerikanische Vorstadtsiedlung. Sein starrer Blick gleitet ab an Einfamilienhäusern und glattrasierten Vorgärten. Man merkt: Was eben noch Zukunft und Zuflucht bot, ist plötzlich ausgeschert aus der normalen Bahn. Ein Riß hat sich im Rückgrat des Lebens gebildet. Dort, wo zwischen den aufeinandertreffenden Zementplatten des Straßenbelages eine Rille klafft, hinterläßt der kreidebleiche Junge seine Spur: Dicke Blutstropfen fallen auf die Straße und zwischen seine Sportschuhe. Es scheint, als sei der Riß das einzige, was nun noch Halt gibt: Instinktiv drückt der Junge seine blutig verstümmelte Hand gegen den Bauch.

Ein Wagen biegt um die Ecke und bremst im letzten Moment ab. Unmittelbar vor den Reifen kollabiert der Verletzte. Der Fahrer, ein schlanker Mann mittleren Alters, stürzt aus dem Wagen und beugt sich über den Bewußtlosen. Nun ist auch sein Leben ausgeschert aus der Bahn des Normalen. Hilfesuchend schaut er sich um, doch die umliegenden Einfamilienhäuser und Vorgärten erwidern seinen Blick nicht. Laut um Hilfe rufend, lädt der Mann den Körper des Jungen auf seine Arme. Doch die Rufe bleiben ohne Antwort. Nichts bietet hier noch die Zukunft und Zuflucht. Das Leben hat einen Riß bekommen.

Selten hat ein Film seine Zuschauer schon in den ersten Minuten so unvermittelt in eine Situation existentieller Hilflosigkeit versetzen können, wie es Mark Pellington in "Arlington Road" gelingt. Dabei ist die Ausgangssituation so originell nicht. Schon oft hat das amerikanische Kino das Areal hinter den Vorgärten vermessen. Doch diesmal geht es nicht um eine Idylle der Nachbarschaftlichkeit, die erst allmählich der Entfesselung subversiver Kräfte zum Opfer fällt. In "Arlington Road" steht der Zusammenbruch der Idylle kraß und unvermittelt am Beginn. Das Gefühl der Ungewißheit wird bis zum Ende dieses meisterhaften Thrillers (Drehbuch: Ehren Kruger) nicht mehr weichen.

Der Unfall des Jungen ist rasch erklärt: Es handelt sich um den Sohn eines neuen Nachbarn, der sich die Verletzung an der Hand beim heimlichen Hantieren mit Feuerwerkskörpern zugezogen hat. Nur eine Frage von Tagen ist es, bis die garstig aussehende Wunde verheilt sein wird und der leichtsinnige Knabe in dem ebenfalls zehnjährigen Sohn von Michael Faraday, jenes schlanken Mannes im Wagen, einen neuen Spielkameraden gefunden hat. Schon im Warteraum der Notaufnahme hat Faraday (Jeff Bridges) die Bekanntschaft des Nachbarpaares Lang machen können: Freundliche Leute sind das, denen die nachträgliche Angst um den Sohn noch in die Gesichter geschrieben steht. Oliver Lang (Tim Robbins) findet bewegende Worte des Dankes für den beherzten Nachbarn, der das verletzte Kind kurzerhand ins Krankenhaus brachte. In der Folge entwickelt sich ein reger nachbarschaftlicher Besuchsverkehr mit Barbecue, Kuchen und allseitigen Beteuerungen der Freundschaft und Wertschätzung.

Also doch Idylle? Keineswegs. Denn die Risse in Michael Faradays Biographie reichen tiefer als eine Schnittwunde. Wie so viele Thriller charakterisiert "Arlington Road" seinen Helden anhand seiner Vorgeschichte, die mittels Rückblenden und Dialogen in die laufende Handlung eingespeist wird: Die Frau des Geschichtsprofessors, eine FBI-Agentin, kam bei einem Einsatz ums Leben, der vermeintlich dem Ausheben einer Gruppe sektiererischer Waffenfanatiker galt. In Wahrheit war das abgelegene Haus eines Waffenhändlers umstellt worden, der lediglich das Recht auf Verteidigung seines Eigentums in Anspruch nahm, als er seine Familie das Feuer auf die sich nähernden Zivilagenten eröffnen hieß. Das Widerspiel zwischen staatlicher Macht und der Freiheit des einzelnen ist ein Thema, das Faraday seitdem nicht mehr losläßt.

Das Schicksal seiner Frau hat ihn die Tücken typisch amerikanischer Sicherheitsparanoia erfahren lassen und ihn tief erschüttert. "Die Politiker müssen sich sehr anstrengen, um mir nach dem Tod meiner Frau in die Augen sehen zu können", vertraut er seinem neuen Nachbarn an. Mit dieser Überzeugung gerät er unbewußt in Widerspruch zu seinem akademischen Fachgebiet: Wenn Faraday Vorlesungen zum amerikanischen Terrorismus hält, steht er ganz auf der Seite eines starken Staates, der die Freiheit des einzelnen vor den Übergriffen der Fanatiker zu schützen hat. Alle Unsicherheit fällt von dem sonst tastend sprechenden Mann ab, wenn er Polizei und Medien beschuldigt, die Augen vor der Wahrheit des organisierten Verbechens zu verschließen und statt dessen fiktive Einzeltäter zu präsentieren.

Das zaghafte Fortleben mit einer graduierten Studentin hat die Widersprüche im Leben des Witwers bislang nicht aufbrechen lassen. Erst die Begegnung mit Oliver Lang wird zu einer Probe seiner Überzeugungen und die Vorstadtsiedlung zum Schauplatz eines Duells, das den Gegensatz zwischen amerikanischem Freiheitswillen und Sicherheitsdenken auf die Spitze treibt - und den Zuschauer in ein Wechselbad der Anteilnahme: Ist Oliver Lang tatsächlich ein Ingenieur in Firmendiensten, der aus dem Süden in den Osten zog? Oder gehört er, wie Michael Faraday vermutet, einer terroristischen Vereinigung an? Und ist Faraday, der Lang hinterherspioniert, ein scharfblickender Realist oder ein vom Leben gebeutelter Paranoiker?

Wie bei jedem anständigen Thriller folgt auf die Exposition der Charaktere ein investigativer Plot. Dessen verdeckte Konfrontation mündet schließlich in die offene Auseinandersetzung eines Kampfes von Mann zu Mann - "Arlington Road" hat, wie so viele seiner Genrebrüder, die Seele des Westerns. STEFFEN JACOBS

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