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Ein Nomadenstamm, der seit Jahrhunderten am nördlichen Polarkreis in der kanadischen Arktis lebt, wird durch einen fremden Schamanen mit einem Fluch belegt. Rivalität, Hass und Machtgier zerstören das friedliche Zusammenleben der Inuit: Der alte Stammeshäuptling wird das erste Opfer des aufkeimenden Hasses. Dem hinterhältigen Sauri gelingt es, sich gegen seinen alten Rivalen Tulimaq zu behaupten und neuer Führer der Gemeinschaft zu werden. Auch Amaqjuaq und Atanarjuat, die wegen ihrer Geschicklichkeit im ganzen Stamm beliebten Söhne Tulimaqs, bekommen den Hass Sauris zu spüren. Jahre später…mehr

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Produktbeschreibung
Ein Nomadenstamm, der seit Jahrhunderten am nördlichen Polarkreis in der kanadischen Arktis lebt, wird durch einen fremden Schamanen mit einem Fluch belegt. Rivalität, Hass und Machtgier zerstören das friedliche Zusammenleben der Inuit: Der alte Stammeshäuptling wird das erste Opfer des aufkeimenden Hasses. Dem hinterhältigen Sauri gelingt es, sich gegen seinen alten Rivalen Tulimaq zu behaupten und neuer Führer der Gemeinschaft zu werden. Auch Amaqjuaq und Atanarjuat, die wegen ihrer Geschicklichkeit im ganzen Stamm beliebten Söhne Tulimaqs, bekommen den Hass Sauris zu spüren.
Jahre später sind Amaqjuaq, der Starke, und Atanarjuat, der schnelle Läufer, die besten Jäger ihres Stammes. Als Atanarjuat das Herz der schönen Atuat gewinnt, die dem prahlerischen Oki, Sauris Sohn, versprochen war, spitzt sich die Situation zu. Nachdem Atanarjuat in einem rituellen Kampf Oki besiegt und Atuat heiraten darf, schleichen sich Oki und zwei seiner Männer in das Zelt der schlafenden Brüder und versuchen, beide hinterrücks zu ermorden. Atanarjuat gelingt jedoch die Flucht über das ewige Eis. Völlig erschöpft und dem Tod durch Erfrieren nah findet er Unterschlupf bei einem alten Inuitpaar, das sich vor Jahren vom Stamm abgewendet hat und ein einsames Leben in der arktischen Tundra führt. Die beiden Alten verstecken ihn und pflegen ihn gesund. Doch irgendwann ist für Atanarjuat die Zeit gekommen, sich dem Fluch zu stellen und den ewigen Kreislauf von Rache und Hass endgültig zu brechen.

Bonusmaterial

- Kinotrailer - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Behind The Scenes - Fotogalerie - Fact Track - Produktionsnotizen - Filmografien
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.12.2002

Siedepunkt bei null Grad
Vom Laufen und Lieben im Eis oder Eine arktische Entdeckung: Zacharias Kunuks Film "Atanarjuat" erzählt die Legende der Inuit

Das Schlüsselbild dieses Films zeigt einen Mann, der nackt über das Eis des Nordmeers läuft. Drei Männer in Pelzkleidern sind hinter ihm her. Sie tragen Harpunen. Es geht auf Leben und Tod. "Die Legende vom schnellen Läufer" heißt der Film im Untertitel. Der Mann wird also überleben, und mit ihm sein Stamm: die Inuit von Iglulik, einer Insel im Norden Kanadas.

Das Bild zielt, wie die Legende, direkt ins Unterbewußtsein. Damit es dort ankommen kann, muß man die ganze Geschichte kennen, den ganzen Film. Das ist eine Offenbarung und eine Prüfung zugleich. Eine Prüfung, weil "Atanarjuat" fast drei Stunden dauert: drei Stunden Eislicht, fahle Bläue, Rauch von Tranfunzeln, Liebe, Mord, Schamanenfluch. Eine Offenbarung, weil dieser Film Dinge zeigt, die man so noch nie gesehen hat, auch nicht in Robert Flahertys "Nanuk, der Eskimo" (1922), dem bis heute stilbildenden Dokumentarfilm über das Leben im Eis.

"Atanarjuat", das ist sicher, wird Flahertys Film in dieser Funktion ablösen. Nicht nur, weil er die aktuelleren Bilder enthält, Aufnahmen einer Betacam, auf Zelluloid kopiert, so daß sich die Tiefenschärfe des Kinos mit der größeren Beweglichkeit der Video-Apparatur verbindet. Sondern vor allem, weil "Atanarjuat" keine abendländisch geprägte Lesart der Inuit-Welt mehr bietet. Der Film zeigt die Sache selbst. Er spricht die Sprache seines Sujets und seiner Darsteller. "Atanarjuat" von Zacharias Kunuk (Regie) und Paul Apak Angilirq (Drehbuch) ist der erste Inuit-Spielfilm überhaupt, der Beginn einer nationalen Kinematographie, deren Themen und deren Vokabular erst noch zu entwickeln sind. In der Form aber, die er diesem Anfang gibt, der Nacherzählung eines jahrhundertealten Mythos, ist der Film zugleich ein Endpunkt, denn er zeigt eine Welt, die es nicht mehr gibt, ein vormodernes, schrift- und zeitloses Thule, Paradies und Hölle zugleich. Eine Welt, die nie wiederkehrt.

In dieses Reich aus Eis und Dunkelheit hinein wird Atanarjuat (Natar Ungalaaq) geboren, Sohn eines notorisch erfolglosen Jägers in einem vom bösen Zauber getroffenen Stamm. Es dauert eine Weile, bis man sich in den Bildern zurechtfindet, die das Leben innerhalb und außerhalb des Iglus zeigen, denn Kunuks Film gibt sich keine Mühe, das Fremdartige vertraut zu machen, er wirft uns mitten hinein in die von Talglichtern notdürftig aufgehellte Schneehöhle, in der die Schamanen streiten, und in den Alltag der Jagd. Irgendwann ist Atanarjuat dann erwachsen, und das Unheil, das in seiner Sippe gesät wurde, beginnt zu keimen. Der junge Inuit verliebt sich in Atuat, die dem Sohn des Häuptlings versprochen ist, und nachdem die beiden Rivalen miteinander gekämpft haben, nimmt Atanarjuat, der Sieger, Atuat zur Frau. Doch der unterlegene Oki (Peter-Henry Arnatsiaq) sinnt auf Rache, und als sich Jahre später eine Gelegenheit ergibt, überfällt er Atanarjuat und dessen Bruder Amaqjuaq in ihrem gemeinsamen Zelt. Es ist eine Bluttat, wie man sie im Kino noch nicht erlebt hat, grausam und unerhört in ihrer Schlichtheit, und als es Atanarjuat gelingt, aus dem zusammengebrochenen Zelt zu kriechen und den Mördern über das Eis zu entkommen, wird der Film endgültig zum Thriller, so wie er zuvor Liebesballade, Schauerstück und Königsdrama war.

Dies alles, inklusive der Tonspur mit A-cappella-Gesängen der Inuit, könnte man sich auch in einem ethnographischen Actionfilm kalifornischer Machart vorstellen, womöglich mit einem Hollywoodstar als Polarcowboy, der nebenbei den Streit der Wilden schlichtet. Aber die stille Sensation von "Atanarjuat" liegt darin, daß der Film nicht nur das erzählerische, sondern auch jedes optische Klischee vermeidet. Kein pathetisches Bild der arktischen Weite wird zwischen die Szenen eingerückt, kein röhrender See-Elefant lenkt ab vom Geschehen. Die Kamera heftet sich an die Bewegungen der Protagonisten; indem sie deren Abenteuer schildert, dokumentiert sie den Alltag ihres Volkes. So wird jede Szene auf eine Weise wahr, von der das Unterhaltungskino nichts ahnt. Möge die Macht mit der Legende sein.

ANDREAS KILB

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