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Seit ihn sein Vater in Kindheitstagen mit fragwürdigen psychologischen Experimenten traktierte, pflegt Filmassistent Mark Lewis (Karlheinz Böhm) eine ungewöhnliche Obsession: die menschliche Furcht. Getrieben von perversen Fantasien empfindet der psychopatische Kameramann nur dann Befriedigung, wenn er junge Frauen im Augenblick ihrer größten Todesangst filmt. Bewaffnet mit einem in das Stativ seiner Kamera eingelassenen Stilett gaukelt er jungen Frauen, die er auf der Straße anspricht, karrierefördernde Fotosessions vor, um sie anschließend in seinem Appartment vor dem Objektiv zu ermorden.…mehr

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Produktbeschreibung
Seit ihn sein Vater in Kindheitstagen mit fragwürdigen psychologischen Experimenten traktierte, pflegt Filmassistent Mark Lewis (Karlheinz Böhm) eine ungewöhnliche Obsession: die menschliche Furcht. Getrieben von perversen Fantasien empfindet der psychopatische Kameramann nur dann Befriedigung, wenn er junge Frauen im Augenblick ihrer größten Todesangst filmt. Bewaffnet mit einem in das Stativ seiner Kamera eingelassenen Stilett gaukelt er jungen Frauen, die er auf der Straße anspricht, karrierefördernde Fotosessions vor, um sie anschließend in seinem Appartment vor dem Objektiv zu ermorden. Eine junge Nachbarin, die sich für den charmanten Sonderling interessiert, dringt hinter das schreckliche Geheimnis.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Autorenporträt
Karlheinz Böhm wurde 1928 in Darmstadt geboren - als Sohn des berühmten Dirigenten Prof. Dr. Karl Böhm und der Sängerin Thea Linhard. Als Schauspieler machten ihn die 1955 bis 1957 gedrehten "Sissi"-Filme in der Rolle von Kaiser Franz-Joseph an der Seite von Romy Schneider zum Weltstar. Insgesamt drehte Karlheinz Böhm in drei Jahrzehnten 45 Kinofilme und feierte zahlreiche Erfolge auf den großen Bühnen der deutschsprachigen Theater.
1981 gewann er in der ZDF-Sendung "Wetten, dass...?" die Wette, dass "nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für Menschen in der Sahelzone spenden würde". 1,2 Millionen DM Spendengelder kamen spontan zusammen und am 13. November 1981 gründete Karlheinz Böhm die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen". Mehrere Monate im Jahr lebt er unter einfachen Bedingungen in Äthiopien, die übrige Zeit ist er in Europa unterwegs auf Vortragsreisen. Karlheinz Böhm verstarb im Mai 2014.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2002

Mit Schlüsseln kann er nicht umgehen
Visionäre Studie visueller Sucht: Michael Powells Film "Peeping Tom - Augen der Angst" von 1959

"Mark Lewis" steht in Großbuchstaben auf dem Traum des jungen Mannes, der ein Regiestuhl ist. Der Stuhl hat seinen Platz nicht in einem Filmstudio, sondern im Heimkino seines Besitzers: Mark Lewis ist der einzige Zuschauer der Filme, die er dreht. Sein Arbeitsplatz ist eine leere Behauptung, Wunschdenken eines geregelten Lebens, so wie "Bates' Motel" in "Psycho" ein Gästehaus verheißt, das in Wahrheit ein Geisterhaus ist.

Mark Lewis aus Michael Powells Film "Peeping Tom - Augen der Angst" verfügt über ein ähnliches Krankheitsbild wie Hitchcocks Protagonist in "Psycho": Norman Bates schlüpft selbst in die Rolle der toten Mutter, Mark Lewis muß sich einer in Bild und Ton übermächtigen Vergangenheit erwehren. Der Vater, ein Verhaltensbiologe, erforschte die Veräußerung von Angst am eigenen Kind. Die zeitliche Nähe der beiden um 1960 entstandenen Filme zeigt vielleicht am treffendsten die visionäre Kraft von Powells Werk. "Psycho" wurde sofort als Meisterwerk anerkannt, während "Peeping Tom" bei seinem Erscheinen einen Skandal verursachte, der den Fortlauf der Karrieren von Regisseur Powell und Hauptdarsteller Karlheinz Böhm hemmte. Waren die Neurosen bei Hitchcock nur Hintergrund des Spiels mit der Spannung, hatte Powell sie zum Thema seines Films gemacht. Er hatte einen öffentlichen Menschen geschaffen, der von sich sagt, daß er keine Schlüssel besitze, weil er nie gelernt habe, damit umzugehen, was ein treffliches Bild für sein soziales Unvermögen ist. Dieser Prototyp einer völlig medialisierten Gesellschaft traf 1959 einen Nerv, zu dem es noch keine Zeit gab. Erst zu Beginn der siebziger Jahre wurde "Peeping Tom" rehabilitiert, als sich ahnen ließ, daß die Bildersucht von Mark Lewis kein singuläres Phänomen ist. Peeping Tom ist die englische Bezeichnung für den Voyeur.

Michael Powells Film kann man daher als Kommentar zu "Psycho" auffassen, denn es geht in ihm um den Dualismus von Reiz und Abstoßung des Bildes. "Peeping Tom" versucht zu zeigen, warum man sich etwa angesichts der schreienden Janet Leigh in Hitchcocks Duschszene die Hand vor die Augen hält, um nichts mehr sehen zu müssen, im selben Moment aber die Finger spreizt, um doch etwas sehen zu können. Die Kamera wird bei Powell zum Objekt dieser obskuren Begierde. Sie ist die Liebe von Mark Lewis, der unter dem schwarzen Tuch seines alten Fotoapparates verschwindet wie unter dem Rock einer Frau, der den Apparat liebkost, nachdem ihn die lebensfrohe Helen (Anna Massey) zum ersten Mal geküßt hat. Und sie ist seine Waffe. In der Eröffnungsszene versteckt er sie wie eine Pistole unter dem Mantel, als er sich einer Prostituierten nähert. Er wirft die Packung des Filmes weg wie ein leeres Magazin, als er seinem Opfer aufs Zimmer folgt. Und er tötet tatsächlich mit Blick durch den Sucher in die Augen der Angst.

Schaulust sei heilbar, sagt ein Psychiater. Glaubt Helen, die den scheuen Mark aus der Einsamkeit seines Bilder-Käfigs befreien will. Erlösung davon gibt es schließlich nur in dem tödlichen Szenario, das Mark entworfen hat.

Michael Powell macht den Zuschauer zum Komplizen des perfekten Films, von dem sein Protagonist träumt. Der Vorspann von "Peeping Tom" ist der Blick durch Marks Kamera. Später sitzt er in seinem Heimkino, und auf seiner Leinwand erscheinen die Titel zu Powells Film, der auch dort endet: Wie bei einem Bimetallstreifen umfangen sich Powells Fiktion und die filmische Wirklichkeit seines Helden gegenseitig. Der Voyeur schaut nicht allein.

MATTHIAS DELL

Heute abend, 21.15 Uhr, OmU, Arsenal, Potsdamer Straße 2, Tiergarten.

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