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Als der Geschäftsmann Vincent seinen Job verliert, verheimlicht er das vor seiner Frau und den Kindern. Um den Schein der Arbeitstätigkeit zu wahren und Geld für seine Familie zu beschaffen, verstrickt er sich mehr und mehr in Ausreden und gerät immer tiefer in bodenlose Abgründe. Zunächst sieht es danach aus, dass er eine Lösung gefunden hat, aber die Lebenslüge, die er sich mit viel Mühe und ungeheuerlichem Selbstbetrug zurechtbastelte, holt ihn ein.
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Produktbeschreibung
Als der Geschäftsmann Vincent seinen Job verliert, verheimlicht er das vor seiner Frau und den Kindern. Um den Schein der Arbeitstätigkeit zu wahren und Geld für seine Familie zu beschaffen, verstrickt er sich mehr und mehr in Ausreden und gerät immer tiefer in bodenlose Abgründe. Zunächst sieht es danach aus, dass er eine Lösung gefunden hat, aber die Lebenslüge, die er sich mit viel Mühe und ungeheuerlichem Selbstbetrug zurechtbastelte, holt ihn ein.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2010

Die Arbeit der Lüge
Ökonomie und Phantasie: Laurent Cantets "Auszeit"

Laurent Cantet: "Auszeit".

Alamode. 128 Minuten. Französisch, Deutsch, Untertitel.

Die Filme zur Weltwirtschaftskrise kommen erst noch. Aber weil es schon lange Menschen gibt, die sich mit den immer tiefer ins Privatleben vorstoßenden Tentakeln des ökonomischen Systems beschäftigen, muss man auf sie gar nicht warten, sondern kann genauso gut ältere Filme unter neuen Vorzeichen wiedersehen - zum Beispiel "Auszeit" von Laurent Cantet aus dem Jahr 2001. Der französische Regisseur widmet sich hier, wie schon in "Ressources humaines" von 1999 und in "Die Klasse", mit dem er in Cannes die Goldene Palme gewann, der Beziehung zwischen Arbeit und Individuum. Er erzählt die Geschichte eines Menschen, der, eigentlich auf gutem Karriereweg, am Erfolgsdruck scheitert. Und weil er mit dem Scheitern erst recht nicht umgehen kann, phantasiert er sich kurzerhand ein neues Leben zurecht, bis er den Weg zurück in die Realität nicht mehr findet.

Vincent (Aurélien Recoing) ist ein passabel aussehender Mann in den Vierzigern, der nach elf Jahren als Finanzberater von seiner Firma entlassen wird. Er hat drei nette Kinder, eine hübsche Frau, Haus und Auto. Vincent erzählt der Familie nichts von seiner Arbeitslosigkeit. Stattdessen verbringt er von nun an seine Tage und oft auch Nächte im Auto, um zwischendurch seiner Frau am Telefon von fiktiven Arbeitstagen und Terminen zu berichten.

Das Verstörende daran ist, dass Vincent auf seiner Flucht in die Lüge glücklich und gelöst wirkt, enthusiastisch geradezu. Er gibt vor, eine Stelle bei den Vereinten Nationen in Genf anzutreten, und schleicht sich zur Vorbereitung in ein Schweizer Bürogebäude ein, damit er seiner Familie gegenüber den neuen Arbeitsplatz beschreiben kann. Je bequemer er sich in seinem virtuellen Leben einrichtet, umso überzeugter ist er selbst von dessen Wahrhaftigkeit. Tagsüber schreibt er Berichte über Projekte, die es nie geben wird. Mittags isst er Bockwürste auf Rastplätzen, die Nächte verbringt er im Sitzen schlafend in Trucker-Kneipen, und nie scheint er seine Lage als misslich zu empfinden, selbst wenn er auf entwürdigende Art von Orten vertrieben wird, weil er als das erkannt wird, was er ist: ein Penner. Endlich, so scheint es, kann er sich den perfekten Arbeitsplatz erträumen, kann die Bewunderung der Freunde entgegennehmen, ohne dem Stress standzuhalten, der ihn früher lähmte, kann Auto fahren, ohne je irgendwo ankommen zu müssen.

Irgendwann wird allerdings das Geld knapp. Also erfindet Vincent ein dubioses Anlageprojekt in der Schweiz und überzeugt Freunde und Bekannte, ihm dafür größere Summen anzuvertrauen. Immer öfter haben seine Züge nun etwas Manisches; wenn er andere von seinen Lügen überzeugen will, erstarrt sein Gesicht zu einem wächsernen Grinsen. Als der Boden unter seinen Füßen immer wackeliger wird, lernt er einen Hehler kennen, mit dem er von nun an Plagiate in die Schweiz schmuggelt. Schließlich fliegt alles auf, Vincent flieht, und für einen Moment denkt man, dass er nun endgültig Abschied nimmt von der realen Welt.

Cantet erzählt die Geschichte von Vincents Abdriften in unaufgeregten, kühlen Bildern, und sie verstärken den beklemmenden Eindruck noch, dass dieser brave Mann fast beiläufig dem Irrsinn anheimfällt, weil in den Erwartungen seiner Familie die Möglichkeit des Misserfolgs schlicht nicht vorkommt. Und da Vincent selbst ohne das Belohnungssystem von Anerkennung für Erfolg ja auch nicht mehr leben kann, spricht aus seiner fiebrigen Freude am Ausbruch doch bloß die pure Verzweiflung. In der letzten Szene scheint er, in einem Bewerbungsgespräch sitzend, wieder in der Realität angekommen zu sein. In Wahrheit aber, das gibt Cantet dem Zuschauer noch mit, ist er für sie verloren.

MARIE KATHARINA WAGNER

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