Gelegenheitsgauner Keek ist im Stress: Er hat den Großteil der Beute aus einem Bankraub verprasst, obwohl das Geld eigentlich seinem inhaftierten Kumpel Kalle gehört. Nicht einmal den goldenen Mercedes, der er Kalle kaufen soll, kann er mehr bezahlen. Deshalb linkt Keek eine Autohehlerbande mit Falschgeld. Und dann steht plötzlich der leibhaftige Kalle vor Keeks Tür - zwei Jahre vor seiner Entlassung! Kalle ist ausgebrochen und verlangt sein Geld. Sofort! Keek bleibt nichts Anderes übrig, als gemeinsam mit seinem besten Freund Andy, dem durchgeknallten Schlucke und dem brutalen Ratte in die Spedition des halbseidenen Geschäftsmannes Kampmann einzubrechen. Doch das scheinbar todsichere Ding artet zum Fiasko aus....
Bonusmaterial
- Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Biographien Crew - Audiokommentar - Special-Effects - Soundtrack - DVD-Rom-Part - gelöschte und ungeschnittene Szenen - alternatives Ende - Hinter den kulissen - Easter Eggs - Insges. mehr als 1 -5 Std. BonusmaterialFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2011Eine schöne Frau altert
Exzentrisch: "Brandung" und "Secret Ceremony"
1997 richtete das Filmfestival Locarno eine besondere Retrospektive aus: Für "Cult!" wurden wichtige amerikanische Regisseure gebeten, einen Lieblingsfilm zu benennen. Das ergab eine Reihe von überraschenden und vorhersehbaren Ergebnissen. Gus Van Sant wählte "Ordinary People" von Robert Redford, Abel Ferrara Woody Allens "Zelig" - und John Waters rief mit "Boom" (1968) von Joseph Losey einen Klassiker des Camp wieder in Erinnerung, der nicht zuletzt deshalb bedeutsam ist, weil er für Elizabeth Taylor endgültig den Übergang aus der Filmgeschichte ins Reich der Regenbogenpresse, der Skandale und Affären markierte. Das "sterbende Monster" Sissy Goforth, das sie nach einer Vorlage von Tennessee Williams spielt, zeigt der Kamera in der ersten Szene einen speckigen Rücken. Es ist ein unvorteilhaftes Bild, das dann später durch aufwendige Kostüme kompensiert wird, von denen allerdings keines das zentrale Faktum zu verhüllen vermag: Hier altert eine schöne Frau, sie hadert mit sich, ihrem Körper, ihrem Leben. Liz Taylor zeigt sich in "Boom" so, wie sie dann zur Zeitgenossin einer Generation wurde, die das große Hollywoodkino nur aus der Geschichte kennt - als die exzentrische Starpersönlichkeit, die von den Zinsen eines Ruhms lebt, dessen Grundlagen allmählich dem Vergessen anheimfallen.
Es ist bezeichnend für die spezifische Geschlechterdifferenz des Glamour, dass der ja auch schon ein wenig ramponierte Richard Burton hier noch einmal seinen behaarten Oberkörper als Vitalitätszeichen ausstellen darf, während Elizabeth Taylor das hochgeschlitzte Kleid schon wie in einer Travestie zu tragen scheint. Zu einem Abendessen kommt sie im Kabuki-Kostüm mit einem Kopfschmuck, der an ein Korallenriff erinnert: Er dient dazu, dieses außergewöhnliche Gesicht noch einmal zu rahmen, dessen Züge hier plötzlich durchscheinend wirken auf die frühen Rollen der Taylor. "Brandung", so der deutsche Titel, orientalisiert, mythisiert und antikisiert wie nicht einmal "Cleopatra", mit dem das Traumpaar erfunden wurde, das hier zu Grabe getragen wird. Die Juwelen, die am Ende im Meer und bei den Medusen landen, stehen für das Blendwerk, das nicht über die elementaren Tatsachen des Lebens hinwegzutäuschen vermag.
Elizabeth Taylor trat 1968 noch in einem weiteren Film von Joseph Losey auf, "Secret Ceremony", in dem sie mit Robert Mitchum ein irritierendes Gegenüber bekam. Die Kulturwissenschaftlerin Camille Paglia hat ekstatisch über einen Augenblick geschrieben, in dem die Schauspielerin "unerklärlicherweise und ohne Vorwarnung in einem violetten Samtanzug und Turban vor dem Hintergrund einer meergrünen Kachelwand vorübergeht. Dies ist Elizabeth Taylor in ihrer vibrierendsten, geheimnisvollsten und verführerischsten Gestalt. Ich saß mit einem Freund im Kino, einem der schwulen Ästheten, die meine Phantasie so tief beeinflusst haben. Wir schrien im selben Augenblick auf." Dieses Dokument der außergewöhnlichen Wirkung von Liz Taylor verweist zugleich schon darauf, wie ein Star gewissermaßen das Register wechselt: Er wird zu einem Kultobjekt, einer Erscheinung, deren Bildmacht sich verselbständigt. Danach bleibt nur der mehr oder weniger geordnete Rückzug.
BERT REBHANDL
Joseph Losey:
"Brandung"
Mondo Entertainment/KSM, 108 Min., Untertitel, Trailer.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Exzentrisch: "Brandung" und "Secret Ceremony"
1997 richtete das Filmfestival Locarno eine besondere Retrospektive aus: Für "Cult!" wurden wichtige amerikanische Regisseure gebeten, einen Lieblingsfilm zu benennen. Das ergab eine Reihe von überraschenden und vorhersehbaren Ergebnissen. Gus Van Sant wählte "Ordinary People" von Robert Redford, Abel Ferrara Woody Allens "Zelig" - und John Waters rief mit "Boom" (1968) von Joseph Losey einen Klassiker des Camp wieder in Erinnerung, der nicht zuletzt deshalb bedeutsam ist, weil er für Elizabeth Taylor endgültig den Übergang aus der Filmgeschichte ins Reich der Regenbogenpresse, der Skandale und Affären markierte. Das "sterbende Monster" Sissy Goforth, das sie nach einer Vorlage von Tennessee Williams spielt, zeigt der Kamera in der ersten Szene einen speckigen Rücken. Es ist ein unvorteilhaftes Bild, das dann später durch aufwendige Kostüme kompensiert wird, von denen allerdings keines das zentrale Faktum zu verhüllen vermag: Hier altert eine schöne Frau, sie hadert mit sich, ihrem Körper, ihrem Leben. Liz Taylor zeigt sich in "Boom" so, wie sie dann zur Zeitgenossin einer Generation wurde, die das große Hollywoodkino nur aus der Geschichte kennt - als die exzentrische Starpersönlichkeit, die von den Zinsen eines Ruhms lebt, dessen Grundlagen allmählich dem Vergessen anheimfallen.
Es ist bezeichnend für die spezifische Geschlechterdifferenz des Glamour, dass der ja auch schon ein wenig ramponierte Richard Burton hier noch einmal seinen behaarten Oberkörper als Vitalitätszeichen ausstellen darf, während Elizabeth Taylor das hochgeschlitzte Kleid schon wie in einer Travestie zu tragen scheint. Zu einem Abendessen kommt sie im Kabuki-Kostüm mit einem Kopfschmuck, der an ein Korallenriff erinnert: Er dient dazu, dieses außergewöhnliche Gesicht noch einmal zu rahmen, dessen Züge hier plötzlich durchscheinend wirken auf die frühen Rollen der Taylor. "Brandung", so der deutsche Titel, orientalisiert, mythisiert und antikisiert wie nicht einmal "Cleopatra", mit dem das Traumpaar erfunden wurde, das hier zu Grabe getragen wird. Die Juwelen, die am Ende im Meer und bei den Medusen landen, stehen für das Blendwerk, das nicht über die elementaren Tatsachen des Lebens hinwegzutäuschen vermag.
Elizabeth Taylor trat 1968 noch in einem weiteren Film von Joseph Losey auf, "Secret Ceremony", in dem sie mit Robert Mitchum ein irritierendes Gegenüber bekam. Die Kulturwissenschaftlerin Camille Paglia hat ekstatisch über einen Augenblick geschrieben, in dem die Schauspielerin "unerklärlicherweise und ohne Vorwarnung in einem violetten Samtanzug und Turban vor dem Hintergrund einer meergrünen Kachelwand vorübergeht. Dies ist Elizabeth Taylor in ihrer vibrierendsten, geheimnisvollsten und verführerischsten Gestalt. Ich saß mit einem Freund im Kino, einem der schwulen Ästheten, die meine Phantasie so tief beeinflusst haben. Wir schrien im selben Augenblick auf." Dieses Dokument der außergewöhnlichen Wirkung von Liz Taylor verweist zugleich schon darauf, wie ein Star gewissermaßen das Register wechselt: Er wird zu einem Kultobjekt, einer Erscheinung, deren Bildmacht sich verselbständigt. Danach bleibt nur der mehr oder weniger geordnete Rückzug.
BERT REBHANDL
Joseph Losey:
"Brandung"
Mondo Entertainment/KSM, 108 Min., Untertitel, Trailer.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main