Der US-Amerikaner Michael Mason (Richard Madden), der mithilfe gerissener Taschendiebstähle seinen Lebensunterhalt bestreitet, gerät nach einem Anschlag in Paris ins Visier der Geheimdienste. Der CIA-Agent Sean Briar (Idris Elba) wird auf ihn angesetzt, um ihn in die USA zu überführen. Aber Mason ist nicht nur unschuldig, er ist auch der Einzige, der die Spur zu den Attentätern zurückverfolgen kann. Gemeinsam decken Briar und Mason eine Verschwörung auf, deren Netz bis in die obersten Reihen des französischen Staatsapparates reicht. Und sie haben nur 24 Stunden, um den nächsten Anschlag zu verhindern. Ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem es um mehr geht, als das eigene Überleben...
Bonusmaterial
Making-Of TrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2016Ist der Agent ein Sicherheitsrisiko?
Ein Dieb löst eine Bombe aus, das macht ihn erpressbar. Erpressen wird ihn die CIA. Das gibt Thrillerstoff fürs Kino. "Bastille Day" ist ein Film für zwei Männer: Idris Elba und Richard Madden.
Das fehlte gerade noch, dass jetzt jemand anfängt, mit Bomben zurückzuschlagen. Wenn Rechte schon Flüchtlingsheime anzünden oder gegen Minderheiten agitieren, dann kann man doch ebenso gut ihre Versammlungsräume in die Luft jagen, mag sich jemand denken. Die Stimmung in den westlichen Gesellschaften ist explosiv, noch fehlte es aber an einer erzählerischen Synthese.
Die kommt nun von unerwarteter Seite: Der Thriller "Bastille Day" ist so etwas wie der Film der Stunde. Er beginnt mit einer Frau namens Zoe, die eine Bombe durch Paris trägt. Niemand soll sterben, es geht nur um Sachschaden - und um Aufsehen. Doch dann tauchen an der fraglichen Stelle einige Reinigungskräfte auf. Zoe bekommt Skrupel, sie nimmt die Bombe wieder mit, ein Dieb entwendet ihr die Tasche, wenig später kommt es auf offener Straße zu einer Explosion. Nun hat Paris einen Terroranschlag, einen Verdächtigen (auf Überwachungsbildern), und dazu noch ein perfektes Krisenszenario: Tags darauf ist Nationalfeiertag, das bedeutet Menschenaufläufe, nicht auszudenken, wenn das nur ein Prolog war.
Es war ja auch tatsächlich ein Prolog, allerdings zu einem Thriller, in dem in schön altmodischer Manier noch einmal so richtig die Fäden in der richtigen Welt gezogen werden. In "Bastille Day" von James Watkins wird alles zusammengeführt, was in der Grande Nation momentan so auf dem Spiel steht. Ein renitenter öffentlicher Dienst, auf der anderen Seite erregbare Massen, die aber nicht so recht wissen, wohin mit ihrem Aufbegehren; außerdem unruhige Vorstädte und dann noch der Umstand, dass ganz Paris zum Bastille Day eine republikanische Fanzone sein soll. Das alles bildet den Vordergrund zu einer großangelegten Verschwörung, die letztlich nur mit internationaler Hilfe entschärft werden kann.
Der aus der Fernsehserie "The Wire" bekannte Idris Elba spielt den CIA-Agenten Sean Briar, einen Mann, der wegen seiner ungehobelten Methoden eigentlich schon als Sicherheitsrisiko für die eigenen Belange eingeschätzt wird. Er erledigt Angelegenheiten am liebsten im Handumdrehen, prozedurale Umwege liegen ihm nicht, wenn es darauf ankommt, bricht er den Kontakt zur Zentrale einfach ab. Briar ist ein Mann der Straße, für Fluchtfahrten und Verfolgungsjagden beschlagnahmt er Autos, wie es ihm passt. Ein goldener Mercedes passt ihm besonders augenfällig, das trifft sich gut, denn seine Gegner fahren nicht minder zeichenhafte schwarze Lieferwagen.
Briar begreift schnell, dass der Verdächtige Michael Mason, ein genialer Dieb, mit der Sache, die eigentlich vor sich geht, nichts zu tun hat. Er manövriert ihn also geschickt durch eine für einen Unerfahrenen unauffällige Tür, weil sie zu einer heimlichen Folterkammer führt. Dann geht es über die Dächer von Paris, durch enge Treppenhäuser, und schließlich durch die Sicherungssysteme der französischen Zentralbank. Zu diesem Zeitpunkt hat "Bastille Day" schon alle unsere einschlägigen Codes für den "kommenden Aufstand" und seine islamistischen wie neofaschistischen Varianten aufgerufen und ordentlich durch den Genremixer gejagt: Wer hier wen steuert und welches infame Spiel treibt, das tut im Grunde fast schon nichts mehr zur Sache.
Denn würde man das im Detail ernst nehmen, dann müsste man "Bastille Day" als eine kruden Thriller betrachten, der eilenden Schritts den sorgfältigen Spannungsaufbau großer Vorbilder von Hitchcock bis Frankenheimer überspringt. Als spekulative Skizze allerdings, die alles das gleichsam internalisiert, was in der aufgeregten politischen Situation an Feindbildern zu herumschwirrt, ist "Bastille Day" fast schon wieder auf eine altmodische Weise klug in seiner Gewichtung der Gefahrenherde - nur die De-facto-Propaganda für die amerikanische Geheimdienstarbeit als letzte vernünftige Instanz ist dann doch ein wenig übertrieben.
BERT REBHANDL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Dieb löst eine Bombe aus, das macht ihn erpressbar. Erpressen wird ihn die CIA. Das gibt Thrillerstoff fürs Kino. "Bastille Day" ist ein Film für zwei Männer: Idris Elba und Richard Madden.
Das fehlte gerade noch, dass jetzt jemand anfängt, mit Bomben zurückzuschlagen. Wenn Rechte schon Flüchtlingsheime anzünden oder gegen Minderheiten agitieren, dann kann man doch ebenso gut ihre Versammlungsräume in die Luft jagen, mag sich jemand denken. Die Stimmung in den westlichen Gesellschaften ist explosiv, noch fehlte es aber an einer erzählerischen Synthese.
Die kommt nun von unerwarteter Seite: Der Thriller "Bastille Day" ist so etwas wie der Film der Stunde. Er beginnt mit einer Frau namens Zoe, die eine Bombe durch Paris trägt. Niemand soll sterben, es geht nur um Sachschaden - und um Aufsehen. Doch dann tauchen an der fraglichen Stelle einige Reinigungskräfte auf. Zoe bekommt Skrupel, sie nimmt die Bombe wieder mit, ein Dieb entwendet ihr die Tasche, wenig später kommt es auf offener Straße zu einer Explosion. Nun hat Paris einen Terroranschlag, einen Verdächtigen (auf Überwachungsbildern), und dazu noch ein perfektes Krisenszenario: Tags darauf ist Nationalfeiertag, das bedeutet Menschenaufläufe, nicht auszudenken, wenn das nur ein Prolog war.
Es war ja auch tatsächlich ein Prolog, allerdings zu einem Thriller, in dem in schön altmodischer Manier noch einmal so richtig die Fäden in der richtigen Welt gezogen werden. In "Bastille Day" von James Watkins wird alles zusammengeführt, was in der Grande Nation momentan so auf dem Spiel steht. Ein renitenter öffentlicher Dienst, auf der anderen Seite erregbare Massen, die aber nicht so recht wissen, wohin mit ihrem Aufbegehren; außerdem unruhige Vorstädte und dann noch der Umstand, dass ganz Paris zum Bastille Day eine republikanische Fanzone sein soll. Das alles bildet den Vordergrund zu einer großangelegten Verschwörung, die letztlich nur mit internationaler Hilfe entschärft werden kann.
Der aus der Fernsehserie "The Wire" bekannte Idris Elba spielt den CIA-Agenten Sean Briar, einen Mann, der wegen seiner ungehobelten Methoden eigentlich schon als Sicherheitsrisiko für die eigenen Belange eingeschätzt wird. Er erledigt Angelegenheiten am liebsten im Handumdrehen, prozedurale Umwege liegen ihm nicht, wenn es darauf ankommt, bricht er den Kontakt zur Zentrale einfach ab. Briar ist ein Mann der Straße, für Fluchtfahrten und Verfolgungsjagden beschlagnahmt er Autos, wie es ihm passt. Ein goldener Mercedes passt ihm besonders augenfällig, das trifft sich gut, denn seine Gegner fahren nicht minder zeichenhafte schwarze Lieferwagen.
Briar begreift schnell, dass der Verdächtige Michael Mason, ein genialer Dieb, mit der Sache, die eigentlich vor sich geht, nichts zu tun hat. Er manövriert ihn also geschickt durch eine für einen Unerfahrenen unauffällige Tür, weil sie zu einer heimlichen Folterkammer führt. Dann geht es über die Dächer von Paris, durch enge Treppenhäuser, und schließlich durch die Sicherungssysteme der französischen Zentralbank. Zu diesem Zeitpunkt hat "Bastille Day" schon alle unsere einschlägigen Codes für den "kommenden Aufstand" und seine islamistischen wie neofaschistischen Varianten aufgerufen und ordentlich durch den Genremixer gejagt: Wer hier wen steuert und welches infame Spiel treibt, das tut im Grunde fast schon nichts mehr zur Sache.
Denn würde man das im Detail ernst nehmen, dann müsste man "Bastille Day" als eine kruden Thriller betrachten, der eilenden Schritts den sorgfältigen Spannungsaufbau großer Vorbilder von Hitchcock bis Frankenheimer überspringt. Als spekulative Skizze allerdings, die alles das gleichsam internalisiert, was in der aufgeregten politischen Situation an Feindbildern zu herumschwirrt, ist "Bastille Day" fast schon wieder auf eine altmodische Weise klug in seiner Gewichtung der Gefahrenherde - nur die De-facto-Propaganda für die amerikanische Geheimdienstarbeit als letzte vernünftige Instanz ist dann doch ein wenig übertrieben.
BERT REBHANDL
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