Harlem, Anfang der Siebziger: Tish (KiKi Layne) und Fonny (Stephan James) sind schon seit Kindestagen befreundet und wurden schließlich ein Liebespaar. Bald wollen sie heiraten. Nun ist Tish schwanger, doch es gibt ein großes Problem: Fonny soll eine Frau vergewaltigt haben und sitzt deswegen aktuell im Gefängnis, wo er auf seinen Prozess wartet. Doch er hat die Tat nicht begangen. Während sich Tish an ihre gemeinsam Zeit erinnert, versucht sie mit aller Macht die Unschuld ihres Freundes zu beweisen, um dafür zu sorgen, dass dieser rechtzeitig zur Geburt seines Kindes wieder in Freiheit ist.
Bonusmaterial
Behind the scenesFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2019Grün ist eine wärmende Farbe
Was es bedeutet, ein schwarzer Amerikaner zu sein: Oscargewinner Barry Jenkins' Film "Beale Street" nach James Baldwins Roman
Je berühmter, verehrter, ikonischer ein Autor und sein Roman, desto größer die Versuchung, eine Verfilmung am Buch zu messen. Überzeugender wird das Verfahren dadurch nicht, weil in der Regel gekränkte Literaturliebhaber der Adaption deren Versäumnisse vorhalten, wogegen die Adaptierenden ihre Freiheit verteidigen, das Buch nicht wörtlich nehmen zu müssen. Es geht bei solchen Vergleichen nur darum, auch ohne Argumente recht zu behalten. Aber selbst wenn dabei noch nie etwas herausgekommen ist außer der Ohnmacht der Vergleichenden, hat das nicht dazu geführt, dass nicht immer wieder Bücher gegen ihre Adaption ausgespielt werden.
Auch in diesem Fall, bei Barry Jenkins' Film "Beale Street", der auf James Baldwins Roman "If Beale Street Could Talk" von 1974 beruht, ist das bei amerikanischen Kritikern häufiger passiert - als ließe sich nicht aus einem Film selbst heraus begründen, warum man ihn für nicht geglückt hält, sondern allein durch eine vermeintlich höhere Instanz.
Dass Respekt vor einem Roman etwas anderes ist als solche Autoritätsgläubigkeit, kann man mühelos darin erkennen, wie Barry Jenkins mit Baldwins Buch umgegangen ist. Aus seiner Lektüre ist ein Film geworden, dem es darum geht, 45 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches Baldwins Gegenwärtigkeit zu zeigen, mit den ästhetischen Mitteln eines Regisseurs, die ihm bei "Moonlight" vor zwei Jahren einen Oscar für den besten Film verschafft haben. Und natürlich hat diese Gegenwärtigkeit damit zu tun, dass es noch immer genug Anlass in der amerikanischen Gesellschaft gibt, von der Diskriminierung und von der Gewalt gegen Afroamerikaner zu sprechen, die auch eine Bewegung wie Black Lives Matter notwendig erscheinen lassen.
Dass ein junger Afroamerikaner wegen einer Vergewaltigung, die er nicht begangen hat, im Gefängnis sitzt, obwohl er ein Alibi hat, könnte ebenso gut eine Meldung von heute sein und nicht nur eine Erinnerung an die Zeit, in der Baldwins Buch erschien, das seinen Ausgang von einem realen Fall genommen hat. "Beale Street", benannt nach dem alten Blues- und Jazzsong von W. C. Handy, ist in erster Linie die Geschichte einer Liebe, die sich dem Druck der weißen Welt widersetzt. Die Geschichte von der Verkäuferin Tish (KiKi Layne) und dem Bildhauer Alonzo (Stephan James), genannt "Fonny", von ihrer Schwangerschaft und von beider Familien, die miteinander streiten, aber zugleich alles tun, um Fonny aus der Haft freizubekommen; die nicht ohne Misstrauen einen weißen Anwalt verpflichten und erleben müssen, was es heißt, sich in den siebziger Jahren als schwarze Amerikaner mit der Justiz anzulegen.
Was nach einem Drama voller Wut, Leid und Depression klingt, nach Bildern, die genau diese düstere Atmosphäre vermitteln, das wird bei Barry Jenkins zu einem Film von erstaunlicher Schönheit und Helligkeit, die bei einigen gleich die besorgte Frage ausgelöst hat, ob man das denn "dürfe". Wie Jenkins diese Welt der siebziger Jahre reimaginiert, das wird schon in der ersten Szene plastisch. Elegant schwebt die Kamera von James Laxton über den Baumwipfeln in einem Park am Hudson River, gelb leuchten die Blätter, gelb ist der Mantel, den Tish trägt, gelb das Hemd von Fonny. Sie trägt ein blaues Kleid dazu und er eine blaue Jeansjacke. Die Farben sind satt und klar, weil das Licht sie umschmeichelt.
Dieses Licht wird fast den ganzen Film durchziehen, und in der Farbenlehre von Jenkins wird das Grün zum klassischen Zeichen von Trost und Hoffnung werden, als Farbton in Innenräumen oder in der Kleidung. Jenkins steigert diese Effekte noch durch die häufig eingesetzten langen Brennweiten. Dann bleibt die Schärfe allein auf den Gesichtern, und der Hintergrund bekommt auf diese Weise etwas Gemäldeartiges, wird zum Archipel aus unscharfen, leicht verschwimmenden Farbinseln.
"Beale Street" ist nicht linear erzählt. Nach dem romantischen Auftakt springt die Montage abrupt ins Gefängnis, wo Tish Fonny von ihrer Schwangerschaft erzählt; beide legen dabei eine Hand auf die Trennscheibe, wie man das so schön zuletzt in Paul Schraders "American Gigolo" gesehen hat; die Erzählung springt weiter zwischen den Zeitebenen, von den Gefängnisbesuchen in die Anfänge der Liebesgeschichte, und das ist so leicht und flüssig, als könnte die Liebe der beiden, die einander schon als Kinder kannten und gemeinsam in der Badewanne saßen, über die Sorgen und Schwierigkeiten hinwegtragen, die ihr Leben so drastisch verändert haben.
Die lockere Struktur des Films rührt auch daher, dass Tishs Off-Stimme einen Teil der Erzählung übernimmt, wobei viele der Texte wörtlich aus Baldwins Roman entnommen sind. Jenkins hat zudem eine wunderbar entspannte Art, einzelne Szenen allein aus dem Zusammenspiel von Musik, Farben und Gesten zu gestalten, ohne dass ein Wort gewechselt, eine Erklärung gegeben werden müsste. Eine Stimmung wird so verdichtet, ein Gefühl auf seine Essenz gebracht. Das ist eine Art des Erzählens, wie sie zuletzt Wong Kar-wai und sein Kameramann Christopher Doyle in den neunziger Jahren kultiviert haben, und dazu passt auch, dass in "Beale Street" mit großer Hingabe geraucht und den weißen Schwaden vor dunklem Hintergrund hinterhergeschaut wird. "In the Mood for Love", wie einer von Wong Kar-wais Filmen hieß, wäre im Übrigen auch kein unpassender Titel für Jenkins' Film gewesen.
Es ist jedoch nicht so, dass die Schönheit der Gesten und Farben oder die Attraktivität der beiden Hauptdarsteller von dem ablenken oder das überlagern würden, was auf dem Spiel steht. Jenkins' Entscheidung gegen die üblichen naturalistischen oder realistischen Darstellungskonventionen löst das Geschehen vorsichtig aus der unmittelbaren Bindung an die Zeit, in der es spielt. Requisiten, Kleidung, Tapeten, Möbel verweisen zwar unverkennbar auf die siebziger Jahre, aber ohne die museale Patina eines klassischen Period Piece.
Und selbst in diesem fließenden Erzählen gibt es nicht nur die sinnlichen Momente. Da sind immer wieder Phasen der Härte und der Bitterkeit, bei den Gefängnisbesuchen oder wenn Jenkins schwarzweißes dokumentarisches Material aus dem Harlem der sechziger und siebziger Jahre dazwischenschneidet. Und in der Konfrontation der beiden Familien. Tishs Eltern, vor allem ihre Mutter, für deren Darstellung Regina King am vergangenen Sonntag den Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt, reagieren auf die Schwangerschaft mit Wärme und Unterstützung. Sie geraten heftig mit der Mutter und den Schwestern von Fonny aneinander, die sich aufführen, als sei Tishs Familie nicht gut genug für Fonny.
Dass Fonnys Vater seine Frau daraufhin schlägt, dass er sich später mit Tishs Vater zusammentut, um durch kleinere Diebstähle Geld zu beschaffen, gehört zu einer Figur, die nicht nach dem simplen Gut-und-böse-Schema modelliert ist. Und wenn Tishs Mutter schließlich dank des Geldes nach Puerto Rico fliegen kann, um die angeblich von Fonny vergewaltigte Frau zur Änderung ihrer Aussage zu bewegen, wenn sie dabei mit einer Perücke ihr Haar bändigt und sich als amerikanische Lady präsentiert, dann ist das auch ein trauriges Gleichnis dafür, wie ein Opfer ein anderes bedrängt, weil es sich nicht anders zu helfen weiß.
Um den Prozess gegen Fonny, um dramatische Auftritte vor Gericht kümmert sich Jenkins' Inszenierung nicht. Er zeigt einfach, wie die Zeit vergeht, wie das Kind geboren wird, in der Wanne in Fonnys Apartment, und wie dieses Kind, bestimmt schon drei Jahre alt, mit seiner Mutter den Vater im Gefängnis besucht. Manchen mag das zu wenig melodramatisch sein, mag dieses fragmentierende Erzählen zu wenig Identifikation ermöglichen. Man kann sicher auch fragen, ob Barry Jenkins es manchmal nicht zu weit treibt mit seinen Stilisierungen; ob der Polizist, der Fonny in den Knast bringt, nicht etwas zu krude ausgefallen ist. Und ob nicht sein visueller Stil in "Moonlight" schlüssiger und selbstverständlicher wirkte. Doch wenn man sich dann nur mal kurz erinnert, dass ein Film wie "Green Book" gerade den Oscar gewonnen hat, erübrigen sich solche Fragen. Da ist "Beale Street" in jeder Hinsicht überlegen.
PETER KÖRTE.
Ab Donnerstag im Kino
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was es bedeutet, ein schwarzer Amerikaner zu sein: Oscargewinner Barry Jenkins' Film "Beale Street" nach James Baldwins Roman
Je berühmter, verehrter, ikonischer ein Autor und sein Roman, desto größer die Versuchung, eine Verfilmung am Buch zu messen. Überzeugender wird das Verfahren dadurch nicht, weil in der Regel gekränkte Literaturliebhaber der Adaption deren Versäumnisse vorhalten, wogegen die Adaptierenden ihre Freiheit verteidigen, das Buch nicht wörtlich nehmen zu müssen. Es geht bei solchen Vergleichen nur darum, auch ohne Argumente recht zu behalten. Aber selbst wenn dabei noch nie etwas herausgekommen ist außer der Ohnmacht der Vergleichenden, hat das nicht dazu geführt, dass nicht immer wieder Bücher gegen ihre Adaption ausgespielt werden.
Auch in diesem Fall, bei Barry Jenkins' Film "Beale Street", der auf James Baldwins Roman "If Beale Street Could Talk" von 1974 beruht, ist das bei amerikanischen Kritikern häufiger passiert - als ließe sich nicht aus einem Film selbst heraus begründen, warum man ihn für nicht geglückt hält, sondern allein durch eine vermeintlich höhere Instanz.
Dass Respekt vor einem Roman etwas anderes ist als solche Autoritätsgläubigkeit, kann man mühelos darin erkennen, wie Barry Jenkins mit Baldwins Buch umgegangen ist. Aus seiner Lektüre ist ein Film geworden, dem es darum geht, 45 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches Baldwins Gegenwärtigkeit zu zeigen, mit den ästhetischen Mitteln eines Regisseurs, die ihm bei "Moonlight" vor zwei Jahren einen Oscar für den besten Film verschafft haben. Und natürlich hat diese Gegenwärtigkeit damit zu tun, dass es noch immer genug Anlass in der amerikanischen Gesellschaft gibt, von der Diskriminierung und von der Gewalt gegen Afroamerikaner zu sprechen, die auch eine Bewegung wie Black Lives Matter notwendig erscheinen lassen.
Dass ein junger Afroamerikaner wegen einer Vergewaltigung, die er nicht begangen hat, im Gefängnis sitzt, obwohl er ein Alibi hat, könnte ebenso gut eine Meldung von heute sein und nicht nur eine Erinnerung an die Zeit, in der Baldwins Buch erschien, das seinen Ausgang von einem realen Fall genommen hat. "Beale Street", benannt nach dem alten Blues- und Jazzsong von W. C. Handy, ist in erster Linie die Geschichte einer Liebe, die sich dem Druck der weißen Welt widersetzt. Die Geschichte von der Verkäuferin Tish (KiKi Layne) und dem Bildhauer Alonzo (Stephan James), genannt "Fonny", von ihrer Schwangerschaft und von beider Familien, die miteinander streiten, aber zugleich alles tun, um Fonny aus der Haft freizubekommen; die nicht ohne Misstrauen einen weißen Anwalt verpflichten und erleben müssen, was es heißt, sich in den siebziger Jahren als schwarze Amerikaner mit der Justiz anzulegen.
Was nach einem Drama voller Wut, Leid und Depression klingt, nach Bildern, die genau diese düstere Atmosphäre vermitteln, das wird bei Barry Jenkins zu einem Film von erstaunlicher Schönheit und Helligkeit, die bei einigen gleich die besorgte Frage ausgelöst hat, ob man das denn "dürfe". Wie Jenkins diese Welt der siebziger Jahre reimaginiert, das wird schon in der ersten Szene plastisch. Elegant schwebt die Kamera von James Laxton über den Baumwipfeln in einem Park am Hudson River, gelb leuchten die Blätter, gelb ist der Mantel, den Tish trägt, gelb das Hemd von Fonny. Sie trägt ein blaues Kleid dazu und er eine blaue Jeansjacke. Die Farben sind satt und klar, weil das Licht sie umschmeichelt.
Dieses Licht wird fast den ganzen Film durchziehen, und in der Farbenlehre von Jenkins wird das Grün zum klassischen Zeichen von Trost und Hoffnung werden, als Farbton in Innenräumen oder in der Kleidung. Jenkins steigert diese Effekte noch durch die häufig eingesetzten langen Brennweiten. Dann bleibt die Schärfe allein auf den Gesichtern, und der Hintergrund bekommt auf diese Weise etwas Gemäldeartiges, wird zum Archipel aus unscharfen, leicht verschwimmenden Farbinseln.
"Beale Street" ist nicht linear erzählt. Nach dem romantischen Auftakt springt die Montage abrupt ins Gefängnis, wo Tish Fonny von ihrer Schwangerschaft erzählt; beide legen dabei eine Hand auf die Trennscheibe, wie man das so schön zuletzt in Paul Schraders "American Gigolo" gesehen hat; die Erzählung springt weiter zwischen den Zeitebenen, von den Gefängnisbesuchen in die Anfänge der Liebesgeschichte, und das ist so leicht und flüssig, als könnte die Liebe der beiden, die einander schon als Kinder kannten und gemeinsam in der Badewanne saßen, über die Sorgen und Schwierigkeiten hinwegtragen, die ihr Leben so drastisch verändert haben.
Die lockere Struktur des Films rührt auch daher, dass Tishs Off-Stimme einen Teil der Erzählung übernimmt, wobei viele der Texte wörtlich aus Baldwins Roman entnommen sind. Jenkins hat zudem eine wunderbar entspannte Art, einzelne Szenen allein aus dem Zusammenspiel von Musik, Farben und Gesten zu gestalten, ohne dass ein Wort gewechselt, eine Erklärung gegeben werden müsste. Eine Stimmung wird so verdichtet, ein Gefühl auf seine Essenz gebracht. Das ist eine Art des Erzählens, wie sie zuletzt Wong Kar-wai und sein Kameramann Christopher Doyle in den neunziger Jahren kultiviert haben, und dazu passt auch, dass in "Beale Street" mit großer Hingabe geraucht und den weißen Schwaden vor dunklem Hintergrund hinterhergeschaut wird. "In the Mood for Love", wie einer von Wong Kar-wais Filmen hieß, wäre im Übrigen auch kein unpassender Titel für Jenkins' Film gewesen.
Es ist jedoch nicht so, dass die Schönheit der Gesten und Farben oder die Attraktivität der beiden Hauptdarsteller von dem ablenken oder das überlagern würden, was auf dem Spiel steht. Jenkins' Entscheidung gegen die üblichen naturalistischen oder realistischen Darstellungskonventionen löst das Geschehen vorsichtig aus der unmittelbaren Bindung an die Zeit, in der es spielt. Requisiten, Kleidung, Tapeten, Möbel verweisen zwar unverkennbar auf die siebziger Jahre, aber ohne die museale Patina eines klassischen Period Piece.
Und selbst in diesem fließenden Erzählen gibt es nicht nur die sinnlichen Momente. Da sind immer wieder Phasen der Härte und der Bitterkeit, bei den Gefängnisbesuchen oder wenn Jenkins schwarzweißes dokumentarisches Material aus dem Harlem der sechziger und siebziger Jahre dazwischenschneidet. Und in der Konfrontation der beiden Familien. Tishs Eltern, vor allem ihre Mutter, für deren Darstellung Regina King am vergangenen Sonntag den Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt, reagieren auf die Schwangerschaft mit Wärme und Unterstützung. Sie geraten heftig mit der Mutter und den Schwestern von Fonny aneinander, die sich aufführen, als sei Tishs Familie nicht gut genug für Fonny.
Dass Fonnys Vater seine Frau daraufhin schlägt, dass er sich später mit Tishs Vater zusammentut, um durch kleinere Diebstähle Geld zu beschaffen, gehört zu einer Figur, die nicht nach dem simplen Gut-und-böse-Schema modelliert ist. Und wenn Tishs Mutter schließlich dank des Geldes nach Puerto Rico fliegen kann, um die angeblich von Fonny vergewaltigte Frau zur Änderung ihrer Aussage zu bewegen, wenn sie dabei mit einer Perücke ihr Haar bändigt und sich als amerikanische Lady präsentiert, dann ist das auch ein trauriges Gleichnis dafür, wie ein Opfer ein anderes bedrängt, weil es sich nicht anders zu helfen weiß.
Um den Prozess gegen Fonny, um dramatische Auftritte vor Gericht kümmert sich Jenkins' Inszenierung nicht. Er zeigt einfach, wie die Zeit vergeht, wie das Kind geboren wird, in der Wanne in Fonnys Apartment, und wie dieses Kind, bestimmt schon drei Jahre alt, mit seiner Mutter den Vater im Gefängnis besucht. Manchen mag das zu wenig melodramatisch sein, mag dieses fragmentierende Erzählen zu wenig Identifikation ermöglichen. Man kann sicher auch fragen, ob Barry Jenkins es manchmal nicht zu weit treibt mit seinen Stilisierungen; ob der Polizist, der Fonny in den Knast bringt, nicht etwas zu krude ausgefallen ist. Und ob nicht sein visueller Stil in "Moonlight" schlüssiger und selbstverständlicher wirkte. Doch wenn man sich dann nur mal kurz erinnert, dass ein Film wie "Green Book" gerade den Oscar gewonnen hat, erübrigen sich solche Fragen. Da ist "Beale Street" in jeder Hinsicht überlegen.
PETER KÖRTE.
Ab Donnerstag im Kino
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main