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Beau geht es nicht gut - seine Paranoia macht ihm das Leben schwer und die Medikamente, die ihm sein Therapeut verschreibt sind auch keine Lösung. Als Beau aufbricht, um seine Mutter zu besuchen, beginnt eine epische Odyssee, auf der er mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konfrontiert wird. Am Ende muss Beau erkennen, dass er seine dunkelsten Abgründe überwinden muss, um seine Träume zu erfüllen.

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Produktbeschreibung
Beau geht es nicht gut - seine Paranoia macht ihm das Leben schwer und die Medikamente, die ihm sein Therapeut verschreibt sind auch keine Lösung. Als Beau aufbricht, um seine Mutter zu besuchen, beginnt eine epische Odyssee, auf der er mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konfrontiert wird. Am Ende muss Beau erkennen, dass er seine dunkelsten Abgründe überwinden muss, um seine Träume zu erfüllen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2023

Wird ja nix sein, wird der Styx sein

Mit dem Holzhammer psychologisieren: Ari Aster schickt in seinem Spielfilm "Beau Is Afraid" Joaquin Phoenix durch die Hölle und die Wasserprobe.

Das deutsche Wort "Kühlergrill" ist scheinbar ein Oxymoron, aber seit dem Betrachten von Ari Asters Spielfilm "Beau Is Afraid" verstehen wir seinen Sinn. Eine halbe Stunde etwa ist um - vielleicht auch mehr; die Zeitwahrnehmung während dieser 179 Minuten währenden Tour de force ist schwierig -, da rennt der splitternackt flüchtende Titelheld vor einen Lieferwagen. Oder eher noch rast der frontal in ihn hinein. Doch was erkennbar eine ganz heiße Szene sein soll, lässt uns kalt. Denn zuvor hat uns Ari Aster mit Bildexzessen derart eingeheizt, dass ein Kühlergrill als Endstation semantisch nur konsequent ist.

Erzählerisch ist er es natürlich nicht, denn es folgen ja noch zweieinhalb Stunden (oder wie viel auch immer). Dass Beau, atemlos und trotzdem ständig in höchsten Tönen kreischend gespielt von Joaquin Phoenix, den Zusammenstoß überlebt, ist also zwingend. Zumal nach dem, was er zuvor schon alles an diesem Unglückstag überlebt hat, als da zum Beispiel wären die Attacke des "Boy Stab Man", eines ebenfalls splitternackt auf der Straße herumlaufenden Herrn, der schon drei Todesopfer auf dem Gewissen hat, die Einnahme neu verschriebener Psychopharmaka ohne zwingend dabei vorgeschriebene Flüssigkeit und vor allem den versäumten Aufbruch zum Besuch seiner dominanten Mutter am Todestag seines Vaters - der auch der Zeugungstag von Beau ist, denn der Vater verschied beim sexuellen Höhepunkt in der Hochzeitsnacht, was die Mutter ihrem Sohn als Mahnung fürs eigene Verhalten mit auf den Weg gab. Konsequenterweise liegt Beaus Intimleben seitdem brach.

Seine Mutter überlebt den Unglückstag ihres Sohnes übrigens nicht, aber das erfährt der erst nach Erwachen aus zweitägigem Koma im Haus jenes Ehepaars, das am Steuer des Lieferwagens saß. Teil zwei von "Beau Is Afraid" spielt sich dann in diesem Haushalt ab und endet mit einer neuen Flucht - allgemein vor der übergriffigen Gastgeberfamilie, speziell aber vor deren anderem Hausgast, einem durchgedrehten Armeeveteranen (aber wenigstens bekleidet!), der später auch den Anlass für die abschließende Flucht in Teil drei (Beau findet Unterschlupf bei einer Laienspielgruppe im Wald) bieten wird. Am Ende jeder Episode glaubt man Beau tot, aber so viel weiß man: 179 Minuten sind jeweils noch nicht um.

Ari Aster hatte viel Zeit. Nicht nur Leinwandzeit für "Beau Is Afraid", sondern auch für die Vorbereitung dieses seines dritten Spielfilms (von denen einer, "Midsommar", ein internationaler Erfolg war). Schon vor zwölf Jahren drehte der 1986 geborene amerikanische Regisseur einen Kurzfilm namens "Beau", bei dem er sich noch mit sieben Minuten beschied, aber die Ver-, nein besser: Zerstörung des Titelhelden durch dessen Mutter auch schon in drastische Bilder packte. Für die war damals vor allem David Lynch die Referenz, heute fühlt man sich eher an Michel Gondry erinnert, vor allem wegen einer teilanimierten Sequenz des dritten Teils, in der Beau sich sein künftiges Leben imaginiert, und was die Maske da mit Joaquin Phoenix anstellt, ist mindestens so große Kunst wie die Tricktechnik.

Überhaupt Phoenix. Wenn es einen Grund für den Besuch von "Beau Is Afraid" gibt, dann natürlich ihn, der sich seit seinem Oscar für "Joker" rar gemacht hat: "Beau Is Afraid" ist in den vier Jahren danach erst der zweite Film mit Phoenix, und was ihn daran gereizt hat, ist klar: 179 Minuten Laufzeit, die ganz ihm gehören. Gäbe es nicht kurze Rückblicke auf Beaus Kindheit und Jugend, dann hätten wir kaum eine Szene ohne Phoenix' fassungslosen Blick. Denn was ihm da widerfährt, das ist zu viel für einen einfachen Mann.

Da kann man es sich einfach machen. Es ist nicht schwer, zwei Hauptinspirationsquellen für Asters Drehbuch auszumachen: Freuds psychoanalytisches Symbolkonzept und die auf ihn zurückgehende Deutung des Ödipus-Mythos. Deshalb ist es interessant, dass parallel zu Asters "Beau Is Afraid" Angela Schalenecs "Music" in den Kinos läuft: eine Aktualisierung des Ödipus-Stoffs. Beide Filme beginnen nach verdächtig langer Stille mit einer Klangexplosion, aber danach ist kein größerer Gegensatz mehr denkbar als der zwischen Schalenecs meisterhafter Vergegenwärtigung und Asters vulgärpsychologischer Popularisierung. Wo in "Music" meist geschwiegen wird, brüllt das Personal in "Beau Is Afraid" die ganze Zeit. Und Personal heißt hier neben Phoenix immerhin Amy Ryan, Nathan Lane, Parker Posey oder Stephen McKinley Henderson - eine ganze Elitetruppe amerikanischer Independent-Stars wird besetzt und verspielt.

Im Kurzfilm "Beau" verwandelte sich die Mutter in ein pelziges Ungeheuer, und alles spielte sich in dunklen Interieurs ab. Im Langfilm "Beau Is Afraid" ist die Geburtshöhle nun Geburtshölle, der Titelheld hätte besser nie das Licht der Welt erblickt. Immer mehr wird Beau psychischem und physischem Terror ausgesetzt, Leichen pflastern seinen Weg, aber was vor allem auf der Strecke bleibt, ist jegliche Form von Subtilität. Ari Aster psychologisiert mit dem Holzhammer.

Beaus Familienname lautet denn auch Wassermann, und Nomen est ganz schlechtes Omen. In seiner frühesten Kindheitserinnerung rauscht Wasser in die Badewanne, aber was für Unbill Beau auf seinem weiteren Lebensweg durch Wasser beschert wird (inklusive Flutwelle in seiner imaginierten Zukunft), reicht für einen ganzen Ozean. Wenn es ihn zum Fluchtfinale des abschließenden vierten Teils dann trotzdem auf ein Boot treibt, weiß man schon, dass das keine gute Wendung nehmen kann: Wird schon nix sein, wird der Styx sein.

Aster hat sich dafür ein ganz großes Tableau einfallen lassen, das aber verpufft, weil man die Vorbilder allzu deutlich hervorlugen sieht: Peter Weirs "The Truman Show", Nobuo Nakagawas "Jigoku", Federico Fellinis "E la nave va". Und Arnold Böcklins "Toteninsel"-Gemälde selbstverständlich. Am Ende wird Beau Wassermann der Prozess gemacht, als wäre das Unterbewusstsein das Jüngste Gericht. Und als wäre gerade der Wassertank eines großen Filmstudios günstig zu haben gewesen. Panta rhei, doch alles verdrießt. ANDREAS PLATTHAUS

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