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In einem Londoner Bus treffen ein Serbe und ein Kroate aufeinander. Früher Nachbarn, seit Kriegsbeginn bis aufs Blut verfeindet, prügeln sie sich fast tot. Die brutale und nicht enden wollende Schlägerei zieht sich als roter Faden durch eine Reihe bizarrer, kleiner Geschichten von einzelnen Schicksalen. Mal ernst, mal lustig, dann wieder bitterböse oder mit einem zwinkernden Auge wird hier von Menschen erzählt, die alle damit fertig werden müssen, was der Krieg ihnen hinterlassen hat.
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl

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Produktbeschreibung
In einem Londoner Bus treffen ein Serbe und ein Kroate aufeinander. Früher Nachbarn, seit Kriegsbeginn bis aufs Blut verfeindet, prügeln sie sich fast tot. Die brutale und nicht enden wollende Schlägerei zieht sich als roter Faden durch eine Reihe bizarrer, kleiner Geschichten von einzelnen Schicksalen. Mal ernst, mal lustig, dann wieder bitterböse oder mit einem zwinkernden Auge wird hier von Menschen erzählt, die alle damit fertig werden müssen, was der Krieg ihnen hinterlassen hat.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2000

Ungebetene Fremde mit seltsamen Komplexen
Wie England die Bosnier lieben lernte: Jasmin Dizdars Film "Beautiful People"

Ein wenig exotisch finden die Thorntons Portias Freund Pero schon, als die junge Frau ihren bosnischen Patienten aus dem Krankenhaus der wohlsituierten Familie vorstellt. Vielleicht ist man nur über seine Bemerkung erstaunt, er würde sogar Eichhörnchen verspeisen. Später, bei der gleichwohl gefeierten Hochzeit, wird Pero noch ganz andere Dinge erklären, nein aus sich herausschreien, vor allem daß er geschossen hat in Bosnien, viel sogar.

Einst brachte man die Exoten aus Afrika, Asien oder Amerika nach London und bestaunte sie wegen ihrer getönten Haut oder wegen ihres bunten Federschmucks. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kommen die Fremdartigen vom Balkan, aus Bosnien in diesem Fall, und man wundert sich weniger über ihr Aussehen als über ihr Benehmen. Ist es denn eine Art, wenn sie im Bus übereinander herfallen und sich in der Folge auf der Straße krankenhausreif prügeln? Einst waren der Serbe und der Bosnier gute Nachbarn, nun trachtet einer dem anderen noch im Krankenzimmer nach dem Leben.

Nicht allein für Pero und die verfeindeten Nachbarn wird das Hospital zum Ort, wo ihr Schicksal eine freundliche Wendung nehmen darf. Auch das Flüchtlingsehepaar Dzemila und Ismet hört hier auf, gegen sich selbst Sturm zu laufen. Das Kind, das sie erwarten, ist die Frucht einer Vergewaltigung, aber es wird nicht abgetrieben. Der Arzt kann sich durchsetzen. Später, als sie ihr Kind "Chaos" genannt haben, drückt er ihnen seine Wohnungsschlüssel in die Hand, vielleicht nur, um mit dem Unglück, daß seine Frau ihn verlassen hat, nicht länger allein zu sein.

Manche Londoner brauchen jemanden, der sie von ihrer aufgeräumten Langeweile oder einem übermächtigen Problem erlöst. Da kommen die ungebetenen Fremden mit ihren seltsamen Komplexen gerade recht. Andere müssen dagegen erst selbst in die Fremde, damit ihnen die Augen aufgehen. Griffin zum Beispiel, der mißratene Lehrersohn, der dem Heroin verfallen ist. In Rotterdam, nach dem für England verlorenen Fußball-Länderspiel gegen die Niederlande, landet er vollgedröhnt auf einer Palette mit Hilfsgütern, um wenig später im seligen Rausch am Fallschirm ins bosnische Gras zu sinken. Den Weckdienst übernehmen mit Granaten die Serben.

Mit einer letzten Heroindosis kommt Griffin gerade recht, die Notamputation eines Beines, in einem Feldlazarett der Uno, zu erleichtern. Außerdem avanciert Griffin, vom Vater längst als Taugenichts abgeschrieben, bei seiner nicht ganz freiwilligen Bewährungstour zum Paten eines bosnischen Jungen, der bei dem Beschuß der Serben sein Augenlicht verlor. Der Junge darf mit ihm nach London.

Fließt in diesem Film "Beautiful People" die Milch der frommen Denkungsart? Stand dem seit 1989 in England lebenden, in Jugoslawien zuvor recht erfolgreichen bosnischen Regisseur und Autor Jasmin Dizdar ein Wunschbild vor Augen? Wie auch immer: Es fehlt manchem nur eine Aufgabe, eine zwingende Gelegenheit, damit er seine Ängste oder Aggressionen loswerden kann, lautet die einleuchtende Botschaft. Zum Glück hält Dizdar, dessen genaue Landes- und Menschenkenntnis Buch und Film zu ihrer Qualität verhalf, den pädagogischen Zeigestock hinter einer fulminanten Montage versteckt, die das Halbdutzend Episoden, unter Wahrung der Chronologie, heftig durchmischt. Nie bleibt Gelegenheit, eine Situation in einem Zug von Anfang bis Ende verfolgen zu können. Hinter dem spielerischen Effekt steckt freilich mehr: Auch die reichlich präsentierten guten Lösungen gehören ins Reich der Fiktion.

Jasmin Dizdar lacht über seine Figuren, gerade weil er es ernst mit ihnen meint. Bewundernswert sicher halten auch die Darsteller die Balance zwischen Spaß und Ernst durch. Die Kamera von Barry Ackroyd überzieht die Szenen mit einem milchigen Licht und dynamisiert die Bilder durch überraschende Schwenks. In einer Komödie darf dem Zuschauer keine Zeit bleiben, lange abzuwägen oder vor lauter Nachdenken in eine elegische Stimmung abzurutschen. Familienreiberein, Scheidungskrach, außer Rand und Band geratene Rangen, nervende Krankenhauspatienten - lauter Gelegenheiten zum Spaß. In Bosnien, es ist die Zeit vor dem Frieden von Dayton, herrscht keine ganz so lockere Stimmung. Jerzy jedenfalls, einem abgebrühten Korrespondenten der BBC, vergeht hier der Humor, und er wirft das Handtuch. Aber diesen plötzlichen Ernst kann man natürlich komisch finden.

Oft ist die Maske des Lachens, die Dizdar paßgerecht gearbeitet hat, ein wenig löchrig, am deutlichsten zum Schluß, wenn Pero seine Hochzeit für einen freudianischen Auftritt benutzt. Aber nie zieht der Regisseur sie von den Gestalten seiner Phantasie und Erfahrung. Wer würde einem Schelm die Geschichten glauben, wenn sie nicht lachhaft bleiben?

HANS-JÖRG ROTHER

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