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Neun Jahre nach ihrer ersten Begegnung in Wien treffen sich Céline und Jesse zufällig bei einer Lesereise von Jesses neuem Roman in Paris wieder. Eine Stunde bleibt beiden, bis er ins Flugzeug zurück nach Amerika steigen soll - eine Stunde, in der beide über die Vergangenheit und ihre Beziehungen plaudern und sich die Frage stellen, was aus ihnen werden könnte.Zum Download hinzufügenIncludes all Product Metadata, EXCLUDES Supporting Assets.Diese Seite per Email versendenSeite drucken
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Produktbeschreibung
Neun Jahre nach ihrer ersten Begegnung in Wien treffen sich Céline und Jesse zufällig bei einer Lesereise von Jesses neuem Roman in Paris wieder. Eine Stunde bleibt beiden, bis er ins Flugzeug zurück nach Amerika steigen soll - eine Stunde, in der beide über die Vergangenheit und ihre Beziehungen plaudern und sich die Frage stellen, was aus ihnen werden könnte.Zum Download hinzufügenIncludes all Product Metadata, EXCLUDES Supporting Assets.Diese Seite per Email versendenSeite drucken

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Autorenporträt
Ethan Hawke, geboren 1970, ist Schauspieler ('Club der toten Dichter', 'Before Sunrise', 'Gattaca', 'Schnee, der auf Zedern fällt', 'Hamlet' u.a.) und Schriftsteller.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2013

Die unbezahlten Rechnungen des Herzens

Die wildesten Liebesfilme kommen nach wie vor aus Frankreich, die bravsten Kostümdramen auch. Und Julie Delpy und Ethan Hawke sind immer noch ein großes Kinopaar. Einsichten eines Festivaltages

Dass die Franzosen im Kino am liebsten von der Liebe erzählen, ist ein Klischee, das durch die Wirklichkeit meistens bestätigt wird, aber einen Liebesfilm wie Jacques Doillons "Mes séances de lutte" hat man trotzdem noch nicht gesehen. Den Titel muss man ungefähr mit "Meine Kampfstunden" übersetzen, und darum geht es: Zwei, die einander rettungslos verfallen sind, prügeln zu festen Zeiten und nach festgelegten Regeln aufeinander ein. Sie stoßen, treten, würgen, boxen und beißen sich, zwischendurch sagen sie Sätze wie "Kein schlechter Schlag!" oder "Du machst Fortschritte!", und als die Frau, am Ende ihrer Kraft, endlich doch "Ich liebe dich" haucht, brüllt sie gleich hinterher: "Nein, nein, nein!" Es ist, als hätten die beiden Kleists "Penthesilea" gelesen, besonders die Schlachtszene mit Achill, in der sich bekanntermaßen "Küsse" auf "Bisse" reimen, und beschlossen, dass sie das alles jetzt auch haben wollen, das ganze Liebesmenü.

"Mes séances de lutte" ist eher ein filmischer Essay als ein Spielfilm, wozu auch passt, dass es keine Rollennamen gibt. Über die Frau (Sara Forestier) weiß man nicht viel mehr, als dass ihr Vater gestorben ist und sie sein Klavier zu erben hofft, und über ihren Partner (James Thierré) erfährt man, dass er ein altes Landhaus renoviert. Aber das genügt, denn man versteht auch so, dass hier ein Schlagabtausch, der sich sonst nur in Worten, Gesten und Blicken vollzieht, mit dem ganzen Körper ausgetragen wird - mit zwei Körpern, die sich dermaßen verausgaben, dass man oft nicht mehr weiß, ob es noch die Figuren sind, die nach Luft japsend am Boden liegen, oder die Schauspieler selbst.

Es liegt in der Logik dieses Experiments, dass die beiden am Ende dann doch das miteinander tun, was man für gewöhnlich als "Liebe" bezeichnet, aber die Art, wie Doillon diese Vereinigung inszeniert, führt unsere Erwartungen daran auch wieder in die Irre: Sie wälzen sich in einem Bachbett, beschmieren sich mit Lehm, fallen übereinander her und kommen irgendwie doch nicht zum Ziel. Man kann das alles outriert und künstlich finden, aber man muss Doillon zugutehalten, dass sein Pathos an der richtigen Stelle sitzt, eben da, wo es weh tut und Gefühle nicht nur behauptet, sondern mit allen Konsequenzen gelebt werden.

Auf der Berlinale läuft "Mes séances de lutte", wie fast alle etwas gewagteren Autorenfilme, selbstverständlich nicht im Wettbewerb, sondern in einer Nebenreihe (in diesem Fall im Panorama), während in der Hauptkonkurrenz Guillaume Nicloux' Diderot-Verfilmung "Die Nonne" gezeigt wird, ein hübsches und leicht offiziöses Ausstattungsstück, das schon bei der Besetzung auf Sicherheit spielt: Isabelle Huppert, Louise Bourgoin, dazu als deutscher Gast Martina Gedeck in den Hauptrollen, da kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Immerhin ist Pauline Étienne, die Darstellerin der Heldin, eine echte Entdeckung - ihr sanftes und zugleich selbstbewusstes, nie manieriertes Spiel behauptet sich souverän neben den Stars, die Nicloux mit ihr vor die Kamera stellt.

Diderots Roman über Suzanne Simonin, die gegen ihren Willen ins Kloster gesteckt wurde, ist schon einmal verfilmt worden. 1967 fiel Jacques Rivettes Version mit Anna Karina der französischen Zensur zum Opfer, erst nach längerem Prozess wurde der Film freigegeben. Das dürfte Nicloux kaum passieren, denn anders als Rivette spitzt er die Geschichte, die auf einem wahren Fall beruht, nicht polemisch zu, sondern baut sie penibel Stück für Stück zusammen. So kommt es, dass man "Die Nonne" über weite Strecken betrachtet wie eine jener Dokumentationen, die in historischen Museen das Verständnis der Objekte erleichtern sollen. Erst als Isabelle Huppert als Äbtissin auftaucht, die ein erkennbar körperliches Interesse an der Novizin Suzanne hat, steigt die Hitze des Films knapp über Zimmertemperatur. Aber das ist bald vorbei, und dann kann Nicloux wieder sein Spiel mit Kutschen, Kommoden, Gobelins, Altären und Rosenkränzen spielen, das man aus dem französischen Kostümkino in unzähligen Variationen kennt, ohne davon noch sonderlich berührt zu werden.

Bei Richard Linklater dagegen geht es um nichts anderes als Berührung. Céline und Jesse, die Liebenden aus "Before Sunrise" und "Before Sunset", sind in seinem neuen Film wieder neun Jahre älter als beim letzten Mal, und mit ihnen sind ihre Darsteller Julie Delpy und Ethan Hawke gealtert - und auf dieser Übereinstimmung von Leben und Spiel beruht der Pakt, den Linklater in "Before Midnight" mit dem Zuschauer schließt. Vor achtzehn Jahren, am Anfang dessen, was sich jetzt zur Trilogie ausgewachsen hat, war die Liebe ein Versprechen, ein Flimmern am Horizont, vor neun Jahren stand sie im Zenit, inzwischen bewegt sie sich unaufhaltsam der Abenddämmerung zu.

Jesse und Céline leben seit langem zusammen und haben Zwillingstöchter, sie machen Urlaub in Südgriechenland, das Leben könnte wunderbar sein. Aber am letzten Tag, am letzten Abend, bevor die Rückreise nach Paris ansteht, kommen die unbezahlten Rechnungen des Lebens auf den Tisch: die Momente, in denen einer den anderen, oft ohne es zu wollen, im Stich gelassen hat, die unausgelebten Ambitionen, die zurückgestellten Wünsche, Célines Angst, als Mutter ihrer Zwillinge, und Jesses Furcht, als Vater seines Sohns aus erster Ehe zu versagen. Und mit dem Sex, der seltener, und den Zweifeln, die häufiger geworden sind, kommt auch die Gewissheit ins Spiel, dass es, wie es in einem Roman von Milan Kundera heißt, keine Generalprobe für das Leben gibt, sondern dass dies hier schon die endgültige Vorstellung ist, das ganze Drama, dass die Zeit dahinrast und alles, was zu sagen ist, jetzt gesagt werden muss.

Man kann diese Form von Kino selbstverliebt nennen, wie es einige amerikanische Kritiker getan haben, man kann den griechischen Schauplatz allzu schön und bunt und die Dialoge, an denen Delpy und Hawke wieder mitgeschrieben haben, ein wenig weitschweifig finden, aber an der Dringlichkeit dessen, was "Before Midnight" verhandelt, führt kein Weg vorbei. Es gibt ja nicht nur die Wahrheit des Elends im Kino, auch wenn sie auf den Festivals allenthalben dominiert. Es gibt auch das Elend des Herzens, das Altern der Gefühle, die Furcht vor dem Verfließen der Jahre. Dieser Film will kein Bild aus der Ferne sein, sondern ein Spiegel. Wer sich darin nicht erkennt, hat vielleicht alles noch vor sich. Oder hinter sich.

In Amerika war "Before Midnight" bereits in Sundance zu sehen, deshalb lief er in Berlin außer Konkurrenz. Um den Goldenen Bären bewarben sich unterdessen zwei Filme, die jeder auf seine Art um einen Autounfall kreisen, die rumänische Produktion "Pozitia Copilului" und die in Südafrika spielende internationale Koproduktion "Layla Fourie", die als zweiter deutscher Beitrag im Wettbewerb angekündigt war, weil die Regisseurin Pia Marais in Deutschland studiert und mit dem Kino angefangen hat. Der erste Film war geschwätzig und anspruchslos, der zweite wirkte, vielleicht aus Budgetgründen, unnötig sprunghaft, fragmentarisch und karg. Man kennt dergleichen aus früheren Festivaljahren, es gehört zu einem Vorrat, der niemals ausgeht. Vor allem nicht in Berlin.

ANDREAS KILB

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