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Italien im 17. Jahrhundert: Hinter den Mauern des Klosters von Pescia versetzt die Novizin Benedetta Carlini (Virginie Efira) die Oberhäupter der katholischen Kirche in Aufregung, als die Wundmale Christi an ihrem Körper auftreten. Trotz anfänglicher Zweifel an der Echtheit der Stigmata steigt Benedetta als "Auserwählte Gottes" zur Äbtissin auf. Von nun an genießt sie Privilegien in der Ordensgemeinschaft, die ihr ein geheimes Doppelleben erleichtern: Sie lässt sich von der Nonnenschülerin Bartolomea (Daphné Patakia) in die Geheimnisse körperlicher Lust einführen. Doch die ehemalige…mehr

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Produktbeschreibung
Italien im 17. Jahrhundert: Hinter den Mauern des Klosters von Pescia versetzt die Novizin Benedetta Carlini (Virginie Efira) die Oberhäupter der katholischen Kirche in Aufregung, als die Wundmale Christi an ihrem Körper auftreten. Trotz anfänglicher Zweifel an der Echtheit der Stigmata steigt Benedetta als "Auserwählte Gottes" zur Äbtissin auf. Von nun an genießt sie Privilegien in der Ordensgemeinschaft, die ihr ein geheimes Doppelleben erleichtern: Sie lässt sich von der Nonnenschülerin Bartolomea (Daphné Patakia) in die Geheimnisse körperlicher Lust einführen. Doch die ehemalige Klostervorsteherin Felicita (Charlotte Rampling) kommt dem verbotenen Treiben auf die Spur...

Bonusmaterial

"Der Weg ins Kloster" - Über die Entstehung von Benedetta Interview mit Paul Verhoeven Kinotrailer Filmtipps
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2021

Ihr Christus war eine Frau

Paul Verhoevens Film "Benedetta" erzählt die Geschichte einer Nonne aus dem siebzehnten Jahrhundert. Dabei interessiert er sich weniger für das tragische Leben seiner Heldin als für die Schauwerte, die er ihm abgewinnen kann.

Für Filme, die in vergangenen Welten spielen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt die Sache vollkommen ernst, oder man lässt jeden Ernst beiseite. Das gilt für Regisseure wie Zuschauer: Sie schließen einen stillen Pakt, damit das Spiel funktioniert. Insofern hat das Anschauen von Kostümfilmen etwas von einem Glaubensakt. Man erlebt das Wunder der Zeitreise, oder man genießt den Bluff. Schlimm wird es nur, wenn der Film irgendwo dazwischen liegt, wenn er weder im Rekonstruieren noch im Bluffen konsequent ist. Dann sieht man weder das ganz andere der Vergangenheit noch eine spielerische Vorstellung davon. Stattdessen tritt man in einen Themenpark, der sich als Naturkulisse tarnt. Auf den ersten Blick wirken die Dinge und Menschen darin echt. Bei näherem Hinsehen sind sie aus Plastik.

Der niederländische Regisseur Paul Verhoeven hat einen Film gedreht, der an das Leben der Nonne Benedetta Carlini angelehnt ist. Carlini lebte Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in der Kleinstadt Pescia in der Nähe von Florenz. Die letzten fünfunddreißig Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Einzelhaft. Sie wurde verurteilt, weil die Kirchenoberen ihre Visionen, in denen sie von Christus Aufträge empfing, für Eingebungen des Teufels hielten. Die Untersuchungen zogen sich über sechs Jahre hin. Am Ende gab die Aussage einer Mitschwester namens Bartolomea den Ausschlag, die berichtete, dass sich Benedetta nachts auf sie gelegt und sich an ihr befriedigt habe. Die Kleriker, für die lesbische Liebe nicht vorstellbar war, schrieben auch dieses Verhalten den Machenschaften der Hölle zu.

Verhoevens "Benedetta" beginnt mit einer Szene im Freien. Auf dem Weg ins Kloster von Pescia wird der Konvoi mit der künftigen Novizin von einer Räuberbande überfallen. Benedetta, die vor einem Marienbild kniet, betet zur Madonna, sie möge Hilfe schicken. Ein Vogel fliegt vorbei und lässt seinen Kot auf einen der Räuber fallen. Sie verstehen den Wink und ziehen ab. Dann sieht man, wie Benedettas Eintritt in den Konvent ausgehandelt wird. Die Äbtissin, die von Charlotte Rampling mit zerbrechlicher Würde gespielt wird, verlangt hundertfünfzig Goldscudi, der Vater des Mädchens will nur hundert zahlen. Er solle nicht wie ein Jude feilschen, herrscht ihn die Äbtissin an, und er gibt klein bei.

Die beiden Triumphe weiblicher Beharrlichkeit über männliche Dominanz sind ein dramaturgisches Versprechen. Der Film, so scheint es, will den Frauenkosmos des Klosters ganz neu erkunden. In den folgenden Szenen sieht man, wie eine Theorbe gespielt, wie Seidenfäden gesponnen werden und wie die Buchhaltung funktioniert. Eine Marienstatue stürzt um und begräbt Benedetta unter sich. Sie überlebt, aber von einem Wunder ist noch nicht die Rede. Doch dann, nach einem Zeitsprung, setzen Benedettas Visionen ein. Es ist der Moment, in dem der Film von der Außen- in die Innenperspektive seiner Heldin kippt. Und es ist der Augenblick, in dem Paul Verhoeven macht, was er am besten kann: Actionkino. Giftschlangen kriechen an Benedettas Körper empor, und Jesus schlägt ihnen die Köpfe ab. Ein Ritter versucht, Benedetta zu vergewaltigen, aber Jesus tötet ihn. Es wirkt, als hätte Verhoeven diese Szenen aus einem anderen Film herauskopiert. Es ist deshalb auch der Augenblick, in dem der Film seine Heldin verrät.

Die Tragik von Benedetta Carlinis Geschichte liegt darin, dass sie an ihre Traumgeschichte geglaubt hat. Verhoeven dagegen glaubt keine Sekunde lang daran, für ihn gibt es nur die Realität des Begehrens. Deshalb inszeniert er die Begegnung von Benedetta (Virginie Efira) und Bartolomea (Daphné Patakia) von Anfang an als lesbische Lovestory und die Visionen als deren symbolische Verarbeitung. Der Höhepunkt dieser Überschreibung ist eine Erscheinung des Gekreuzigten, der Benedetta auffordert, sich auf ihn zu legen. Die Kamera fährt an seinem Körper herunter und erblickt ein weibliches Schamdreieck.

In einem Film, der es ernst meint mit der Macht des Unbewussten, wäre diese Blasphemie ein bleibendes Bild. Hier verzischt es, denn Verhoeven interessiert sich nicht für die Gefühlswelt seiner Heldin, aus der es stammt. Auch die Liebe ist für ihn in erster Linie ein Vorgang, ein Akt, für den Marienstatuetten in Dildos verwandelt und in Messbüchern versteckt werden, und als Benedetta ihre Stigmata empfängt, legt er die Scherben, mit denen sie sich Hände und Füße durchbohrt hat, so deutlich aus wie ein Chirurg seine Instrumente. Diese rabiate Oberflächlichkeit ist ein Grundzug von Verhoevens Kino, aber in seinen besseren Filmen hat er Hauptdarstellerinnen gefunden, die seinem Voyeursblick die Intensität ihres Spiels entgegensetzten. Zuletzt, in "Elle", war es Isabelle Huppert. Der Belgierin Virginie Efira, die wie eine zu spät gekommene Hitchcock-Blondine durch "Benedetta" läuft, fehlt dafür die Statur.

Das Herz dieses Films steht also schon still, bevor die Geschichte richtig in Gang kommt. Und es beginnt auch nicht zu schlagen, als Verhoeven das volle Programm des Schwert-und-Kutten-Genres abspult: eine Nonne, die vom Kirchendach stürzt; die Pest, die mit einem korrupten Nuntius (Lambert Wilson) nach Pescia kommt; eine missglückte Hexenverbrennung, die in einen Volksaufstand mündet. Dabei hat Verhoeven vor fast vierzig Jahren schon einmal etwas ganz Ähnliches erzählt - nur nicht als saures Klosterdrama, sondern als bunten historischen Karneval. Damals ging es um einen Söldner im Italien der Renaissance, aber Mönche, Hexen, Blondinen und die Seuche waren ebenfalls mit von der Partie. Der Film hieß "Flesh and Blood". Fleisch und Blut: Das ist alles, was "Benedetta" fehlt. ANDREAS KILB

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