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Nach elf Jahren Haft wird der ehemalige DDR-Bürger Martin Schulz aus dem Gefängnis Brandenburg entlassen. Personalausweis, Führerschein, Geldbörse - Martins alte DDR-Habe taugt gerade noch zum Papierfliegerbasteln. Draußen wartet eine Welt, die Martin nur aus dem Fernsehen kennt. Das Neue ist da, das Alte noch nicht ganz verschwunden. Zufällige Begegnungen mit alten Freunden, neue Bekanntschaften, das Wiedersehen mit seiner Frau Manuela, die im schwäbischen Lehrer Wolfgang einen neuen Lebenspartner gefunden hat, sein Sohn Rokko, den er nun zum ersten Mal trifft - neugierig, zäh, charmant und…mehr

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Produktbeschreibung
Nach elf Jahren Haft wird der ehemalige DDR-Bürger Martin Schulz aus dem Gefängnis Brandenburg entlassen. Personalausweis, Führerschein, Geldbörse - Martins alte DDR-Habe taugt gerade noch zum Papierfliegerbasteln. Draußen wartet eine Welt, die Martin nur aus dem Fernsehen kennt. Das Neue ist da, das Alte noch nicht ganz verschwunden.
Zufällige Begegnungen mit alten Freunden, neue Bekanntschaften, das Wiedersehen mit seiner Frau Manuela, die im schwäbischen Lehrer Wolfgang einen neuen Lebenspartner gefunden hat, sein Sohn Rokko, den er nun zum ersten Mal trifft - neugierig, zäh, charmant und couragiert beginnt Martin, sich die neue Welt zu eigen zu machen. Doch die macht es ihm nicht leicht, auf die eigenen Füße zu kommen und gerade zu stehen...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - DVD-Menü mit Soundeffekten - Kurzfilm BERLIN IS IN GERMANY (1999) - Fotogalerie - Storyboard - Kritiken - Links
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2001

Die Ballade vom redlichen Knacki
Panorama: "Berlin is in Germany"

Die Idee ist bestechend. Elf Jahre nach dem Mauerfall kommt in Brandenburg ein Mann aus dem Gefängnis. Die DDR hat ihn eingesperrt, nun wird er in die Bundesrepublik entlassen. Was für die Menschen zwischen Rostock und Dresden inzwischen Alltag ist, kennt er nur aus dem Fernsehen. Ein wenig von dieser Zeitreise steckt in jedem Gefängnisfilm. Aber nur selten findet der Haftentlassene bei seiner Heimkehr einen ganz neuen Staat vor wie Martin (Jörg Schüttauf) in Hannes Stöhrs Panorama-Beitrag "Berlin is in Germany". Eine Zeitung nennt Martin den "letzten Ossi". Er ist ein Überlebender, ein Fossil. Der Anfang ist vielversprechend. Auf den leeren Gängen des Gefängnisses hebt hinter verschlossenen Türen ein Klappern und Brausen an. Der Wachbeamte flüchtet in sein Büro. Die DDR-Bürger, so hört er im Radio, drängten zu Tausenden über die Grenze. Elf Jahre später steht Martin im Gefängnistor und hält sich an seinem Fernseher fest, der ihn bis jetzt mit der Welt verbunden hat. Dann steigt er in den Zug, und das Waldhorn (Musik: Florian Appl) jubiliert.

Der größte Reiz des Films läge darin, einen einzelnen jenen Epochenbruch erleben zu lassen, den sein Land bereits vollzogen hat. Im Staunen des Helden könnten wir das Ausmaß jenes Wandels ablesen, in dem sich die neuen Länder seit einer Dekade befinden. So trifft Martin im neuen Berlin auf Glatzen, Arbeitslosigkeit, Handys, auf alles, was die DDR nicht kannte oder nicht kennen wollte. Doch die mißglückte Heimkehr kommt über dekorative Details wie Ost-Geld und Ost-Papiere kaum hinaus. Wenn Martin für den Taxi-Führerschein lernt und feststellt, daß die Dimitroff-Straße inzwischen Danziger Straße heißt, ist dies eine hübsche Metapher, aber kaum die Darstellung einer Entwurzelung. Und um in Berlin am Fahrkartenschalter zu scheitern, muß man nicht elf Jahre fort gewesen sein. Der untergegangene Staat läßt sich nicht auf die Leinwand bringen. In der Mitte des Films klafft ein Loch, so groß wie die DDR. Um dieses Loch herum erzählt Stöhr nicht nur eine Geschichte, sondern drei.

"Berlin is in Germany" ist auch ein Familiendrama. Martins Frau Manuela (Julia Jäger) hat während seiner Haft einen anderen geheiratet, und Martins Sohn Rocco weiß nicht, wer sein Vater ist. Vor vier Jahren hat Martin seiner Frau verboten, ihn im Gefängnis zu besuchen, und sie damit dem Neuen erst in die Arme getrieben. Nun setzt er alles daran, wenigstens seinen Sohn wiederzugewinnen. Und schließlich erzählt der Film noch die Ballade vom Ex-Knacki, der sich nicht vom Milieu lösen kann und nach zwei Kino-Stunden Freigang wieder hinter Gittern sitzt: Weil er keinen Job findet, arbeitet Martin im Sex-Shop eines ehemaligen Mitgefangenen, dessen krumme Geschäfte ihn bald in Schwierigkeiten bringen. Auch den Taxi-Führerschein darf er als ehemaliger Häftling nicht machen. Doch Martin scheitert nicht am vereinigten Deutschland, sondern daran, woran Film-Häftlinge seit Paul Muni zerbrechen: an der Unbarmherzigkeit seiner Umgebung.

Daß "Berlin is in Germany", der in der Kurzfilm-Fassung Preise gewann, kein sehr guter Film ist, aber eben auch kein schlechter, verdankt er vor allem Jörg Schüttauf. Er spielt Martin als gutmütigen, nicht besonders hellen Kerl, der das Richtige stets falsch anfängt und mit seinem Jähzorn niemanden mehr erschreckt als sich selbst. Zudem gibt es durchaus sehenswerte Momente, wenn etwa die Kunsttherapeutin vor dem Bild eines glatzköpfigen Ex-Gefangenen steht, das eine barbusige Frau mit Hakenkreuzgürtel zeigt, und hilflos murmelt: "Sehr mutig. Sehr mutig."

"Berlin is in Germany" will ein tragisches Thema als Märchen erzählen und bleibt zwischen Tragödie und Märchen stecken. Eindeutig sagenhafte Züge trägt einzig das unvermutete Happy-End.

SONJA ZEKRI.

Weitere Vorführungen am 16. um 22.30 Uhr Cinemaxx 7, am 17. um 17.30 Uhr CineStar 3, am 18. um 20.15 Uhr CineStar 3.

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