Das Gespann Don Siegel/Clint Eastwood war schon an der Kinokasse mit Filmen wie "Coogans grosser Bluff", "Ein Fressen für die Geier" und vor allem "Dirty Harry" äusserst erfolgreich - umso erstaunlicher ist diese vierte Zusammenarbeit "Betrogen", der wie Dirty Harry 1971 entstand, in einer Zeit als
Eastwood schon ein Garant für Blockbuster-Erfolge war und der doch so gegen die Erwartungen…mehrDas Gespann Don Siegel/Clint Eastwood war schon an der Kinokasse mit Filmen wie "Coogans grosser Bluff", "Ein Fressen für die Geier" und vor allem "Dirty Harry" äusserst erfolgreich - umso erstaunlicher ist diese vierte Zusammenarbeit "Betrogen", der wie Dirty Harry 1971 entstand, in einer Zeit als Eastwood schon ein Garant für Blockbuster-Erfolge war und der doch so gegen die Erwartungen inszeniert ist, dass man völlig überrascht ist. Immerhin wird "Betrogen" dem Western zugerechnet, vermutlich deshalb weil der Film in der Zeit des Sezessionskriegs spielt.
Es wird aber sehr schnell klar, dass sämtliche Erwartungen an das Genre ausbleiben und stattdessen Psychogramme inmitten eines Geschlechterkrieges entstehen.
In diesen tobenden Kampfhandlungen findet die 13jährige Amy (Pamelyn Ferdin)in einem Wald den an einem Bein schwer verletzten Nordstaatler und Feind John McBurney (Clint Eastwood). Amy lebt in einem Internat bzw. Schule für junge Frauen, die von Martha Farnsworth (Geraldine Page) und ihrer Assistentin Edwina Dabney (Elisabeth Hartmann) geführt wird. Die Lehrerinnen und ihre Mädchen beraten, was man mit dem Mann John machen soll: Niemand will ihn so recht bei den Südstaatlern abliefern, so beschliessen sie ihn solange zu pflegen, bis er gesund genug ist. Dabei erkennt Johnny sehr schnell seinen Marktwert bei den Frauen, die sich in diesen Kriegsjahren besonders nach einem Mann sehnen und nutzt diese Situation sowohl naiv wie berechnend aus. Als die 17jährige laszvie Carol (Jo Ann Harris) ihn eines Nachts in ihr Zimmer lockt, während andere Frauen einsam in ihrem Zimmer auf das Lustobjekt warten, wird er dort auch irgendwann von Edwina in Flagranti erwischt...das führt zu einer Explosion mit katastrophalem Ausmass. Denn ab hier gibt auch die Schulleiterin Martha enorm Gas die Situation völlig eskalieren zu lassen....Hass und Eifersucht bei den Frauen, allerdings verbünden sie sich dann gegen den Geliebten und Feind....
Eine ausserordentlich eigenwillige Rolle für den Actionstar der Stunde Clint Eastwood, ein sonderbarer und makabrer Film von Don Siegel, dem das Publikum am Ende doch die Gunst versagt hat. Nur wenige konnten damals mit diesem mehr zum Psychodrama denn zum Western tendierenden Film wirklich etwas anfangen, selbst die Kritiker nicht. Der Regisseur Don Siegel war von seinem Werk allerdings sehr überzeugt, er hielt ihn gar für seinen Film. Im feministischen Lager gab es für die Zeichnung der Damen im Pensionat wenig Lob, es wurde dem Team unterstellt, dass sie die Frauen hassenswert darstellen.
Erst sehr viel später erkannte man die Qualitäten dieses Films, er ist zwar nach wie vor im Schaffen von Siegel und auch Eastwood ein ewiger Geheimtipp, hat aber inzwischen eine ganze Reihe von Fans, die den Film als grossartig gelungenes 70er Jahre Meisterwerk sehen.
Nicht zuletzt ist dies auch einer brilliant spielenden Geraldine Page zu verdanken, die hier nicht unerwähnt bleiben soll. Leider wurde die Oscarpreisträgerin nie so ganz populär, sie gilt aber unbestreitbar als eine der besten amerikanischen Schauspielerinnen der letzten Jahrzehnte. Und in diesem Film liefert sie einmal mehr den Beweis dafür....