Technische Angaben:
Bildformat: 16:9 (2.40:1)
Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch/Niederländisch
Ländercode: 2
Je mehr Koski (Jon Voight) beginnt, die Hintergründe der Entführung von Amy Noble (Chloe Lesslie) zu untersuchen, desto mehr stößt er auf die dunklen Geheimnisse im Hause der Familie. Amys verzweifelte und zerstrittene Eltern Jim (Ben Crowley) und Sarah (Teri Polo) beauftragen schließlich ein Medium (Julian Morris), das vorgibt in Kontakt zu ihrer Tochter zu stehen. Die Jagd nach den Verantwortlichen zieht alle Beteiligten tiefer und tiefer in einen Sog aus übernatürlichen Ereignissen und dem Unvorstellbaren. Als die Entführer zwei Millionen Dollar Lösegeld fordern und ein Ultimatum von 48 Stunden stellen, spitzt sich die Lage zu. Um Amy zu retten, muss Koski die Wahrheit über die Entführer erfahren und zugleich eine finstere Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit durchleben ...
Bildformat: 16:9 (2.40:1)
Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch/Niederländisch
Ländercode: 2
Je mehr Koski (Jon Voight) beginnt, die Hintergründe der Entführung von Amy Noble (Chloe Lesslie) zu untersuchen, desto mehr stößt er auf die dunklen Geheimnisse im Hause der Familie. Amys verzweifelte und zerstrittene Eltern Jim (Ben Crowley) und Sarah (Teri Polo) beauftragen schließlich ein Medium (Julian Morris), das vorgibt in Kontakt zu ihrer Tochter zu stehen. Die Jagd nach den Verantwortlichen zieht alle Beteiligten tiefer und tiefer in einen Sog aus übernatürlichen Ereignissen und dem Unvorstellbaren. Als die Entführer zwei Millionen Dollar Lösegeld fordern und ein Ultimatum von 48 Stunden stellen, spitzt sich die Lage zu. Um Amy zu retten, muss Koski die Wahrheit über die Entführer erfahren und zugleich eine finstere Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit durchleben ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2015Für immer Amy
Alte Seele in jungem Körper: Asif Kapadias Dokumentarfilm über Amy Winehouse
Große, zu früh gestorbene Künstlerin, die sehr eindrucksvoll "Happy Birthday" singt? Da hätte bis vor kurzem wohl noch jeder geantwortet: Marilyn Monroe. Aber wenn man Asif Kapadias Dokumentarfilm gesehen hat, kann die erste Antwort von jetzt an nur noch lauten: Amy Winehouse. Sie singt zwar nicht für den amerikanischen Präsidenten, es ist bloß ein Ständchen für eine Freundin, und als sie es singt, ist sie noch fern aller Berühmtheit. "1998, North London" wird da eingeblendet in ein wackeliges Homevideo von drei Teenagern, die auf der Treppe sitzen und mit Lollis wedeln. Zunächst singen sie noch gemeinsam, aber dann bleibt nur noch die Stimme der vierzehnjährigen Amy übrig, die sich plötzlich divenhaft trällernd zum Höhepunkt steigert. Es sollte nur Spaß sein, aber in diesem Moment stockt einem gleich zu Beginn des Films "Amy" zum ersten Mal der Atem. Weil man hier schon das Versprechen einer großen Soul-Stimme hört. Und weil man weiß, dass sie am 23. Juli 2011 für immer verstummt ist.
Die Dokumentar-Ästhetik von "Amy" ist nach diversen Musiker-Biopics, deren Machart man inzwischen zur Genüge kennt, eine willkommene Abwechslung. Aber auch Dokumentarfilme sind natürlich gelenkte Erzählungen, und hier lautet die Story in Kurzform: wie das arme Mädchen Amy Winehouse Opfer seiner Mitmenschen wurde. Dass man die Protagonistin als Mädchen, nicht als Frau einordnet, wie auch der Untertitel "The Girl Behind the Name" verrät, ist etwas befremdlich. Es trifft vielleicht auf die Teile des Films zu, die sie tatsächlich beim Erwachsenwerden zeigen, etwa, wenn sie sich mit ihren Freundinnen über die erste eigene Wohnung in London freut, die ihr der einsetzende Erfolg ermöglicht. Aber der Film zeigt ja eben auch, wie da plötzlich diese Diva auf der Bühne steht, die sich selbst als "old soul in a young body" beschreibt und aus ihren Krisen sehr reife Songs macht. Wie sie zum Beispiel nach dem ersten Album "Frank" unter dem Druck steht nachzulegen. Und wie sie dann, trotz dieses Drucks, wirklich große Songs abliefert, mit Zeilen wie diesen: "And I tread a troubled track / My odds are stacked / I'll go back to black." So etwas singt kein Mädchen.
Überhaupt ist die Entstehung des Albums "Back to Black" mit das Interessanteste an diesem Film - zum einen, weil man die große Entwicklung von den Rohfassungen der Songs bis zu der glückhaften Zusammenarbeit mit Mark Ronson miterlebt, die ihnen erst die heute bei uns eingebrannte Form gegeben hat: "Rehab" natürlich oder "Tears Dry on Their Own". Kapadias Film würdigt die Musik und besonders auch die Lyrics, die dankenswerterweise oft miteingeblendet werden.
Zum anderen fügen sich diese dunklen Liedtexte und schwarzschweren Soul-Songs aus der Feder von Amy Winehouse genau in die Erzählung ihres Niedergangs, der sich meistens auf einen Namen zuspitzt: Blake Fielder-Civil, den sie 2005 in einer Kneipe kennenlernt, mit dem sie bald eine Amour fou sowie die Drogensucht verbinden, der bald wegen Körperverletzung im Gefängnis sitzt, den sie heiratet und von dem sie sich wieder scheiden lässt und den sie wohl trotzdem immer weiter geliebt hat.
Blake und Amy, das war eines der Lieblingssujets der englischen Boulevardpresse über Jahre, weil es so zuverlässig Bilder des beschädigten Lebens lieferte. Blake hat Amy am Ende überlebt, aber wenn hier im Film seine unglaublich zerstört klingende Stimme aus dem Off ertönt, dann möchte man meinen, auch sie komme aus dem Grab.
Manche Szenen in diesem Film sind von erschütternder Traurigkeit - auch solche mit den Eltern, die sich allerdings in dem Film falsch dargestellt fühlen. Mitch Winehouse wird hier mit dem Statement gezeigt, eine Reha habe Amy nicht nötig; er nennt das ein verkürztes Zitat und kündigte einen Gegenfilm an. Aber tatsächlich sieht es ziemlich ausbeuterisch aus, wenn er auf der Insel St. Lucia, wo sich Amy in der Krise zurückgezogen hatte, mit einem Fernsehteam anrückt und seine Tochter ermahnt, netter zu Fans zu sein, die mit ihr für Selfies posieren wollen. Und es wirkt beängstigend, wenn Janis Winehouse erzählt, wie ihre Tochter jene "tolle Diät" entdeckt habe, bei der man sich erst vollstopfe und dann einfach alles wieder von sich gebe, und dabei offenbar den Ernst dieser Bulimie nicht erkannt hat.
Bei einer berührenden Duettszene mit dem Altstar Tony Bennett, der ihr totales Vertrauen schenkt und väterlichen Rat gibt, denkt man, dass Amy Winehouse von solchen Zuwendungen noch viel mehr gebraucht hätte. Was wirklich ihre Krankheit war, lässt sich nicht auf die Frage nach Drogen oder Alkohol reduzieren, und ein Rätsel lässt auch dieser Film zurück. Allerdings kommt man sich als Zuschauer manchmal auch vor wie ein Voyeur, weil der Film die Paparazzi-Verfolgung eines schwer angeschlagenen Menschen noch verdoppelt. Dass Amy Winehouse keine Reha mehr retten konnte, lag ja auch mit daran, dass man ihr einfach keine Ruhe ließ.
JAN WIELE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alte Seele in jungem Körper: Asif Kapadias Dokumentarfilm über Amy Winehouse
Große, zu früh gestorbene Künstlerin, die sehr eindrucksvoll "Happy Birthday" singt? Da hätte bis vor kurzem wohl noch jeder geantwortet: Marilyn Monroe. Aber wenn man Asif Kapadias Dokumentarfilm gesehen hat, kann die erste Antwort von jetzt an nur noch lauten: Amy Winehouse. Sie singt zwar nicht für den amerikanischen Präsidenten, es ist bloß ein Ständchen für eine Freundin, und als sie es singt, ist sie noch fern aller Berühmtheit. "1998, North London" wird da eingeblendet in ein wackeliges Homevideo von drei Teenagern, die auf der Treppe sitzen und mit Lollis wedeln. Zunächst singen sie noch gemeinsam, aber dann bleibt nur noch die Stimme der vierzehnjährigen Amy übrig, die sich plötzlich divenhaft trällernd zum Höhepunkt steigert. Es sollte nur Spaß sein, aber in diesem Moment stockt einem gleich zu Beginn des Films "Amy" zum ersten Mal der Atem. Weil man hier schon das Versprechen einer großen Soul-Stimme hört. Und weil man weiß, dass sie am 23. Juli 2011 für immer verstummt ist.
Die Dokumentar-Ästhetik von "Amy" ist nach diversen Musiker-Biopics, deren Machart man inzwischen zur Genüge kennt, eine willkommene Abwechslung. Aber auch Dokumentarfilme sind natürlich gelenkte Erzählungen, und hier lautet die Story in Kurzform: wie das arme Mädchen Amy Winehouse Opfer seiner Mitmenschen wurde. Dass man die Protagonistin als Mädchen, nicht als Frau einordnet, wie auch der Untertitel "The Girl Behind the Name" verrät, ist etwas befremdlich. Es trifft vielleicht auf die Teile des Films zu, die sie tatsächlich beim Erwachsenwerden zeigen, etwa, wenn sie sich mit ihren Freundinnen über die erste eigene Wohnung in London freut, die ihr der einsetzende Erfolg ermöglicht. Aber der Film zeigt ja eben auch, wie da plötzlich diese Diva auf der Bühne steht, die sich selbst als "old soul in a young body" beschreibt und aus ihren Krisen sehr reife Songs macht. Wie sie zum Beispiel nach dem ersten Album "Frank" unter dem Druck steht nachzulegen. Und wie sie dann, trotz dieses Drucks, wirklich große Songs abliefert, mit Zeilen wie diesen: "And I tread a troubled track / My odds are stacked / I'll go back to black." So etwas singt kein Mädchen.
Überhaupt ist die Entstehung des Albums "Back to Black" mit das Interessanteste an diesem Film - zum einen, weil man die große Entwicklung von den Rohfassungen der Songs bis zu der glückhaften Zusammenarbeit mit Mark Ronson miterlebt, die ihnen erst die heute bei uns eingebrannte Form gegeben hat: "Rehab" natürlich oder "Tears Dry on Their Own". Kapadias Film würdigt die Musik und besonders auch die Lyrics, die dankenswerterweise oft miteingeblendet werden.
Zum anderen fügen sich diese dunklen Liedtexte und schwarzschweren Soul-Songs aus der Feder von Amy Winehouse genau in die Erzählung ihres Niedergangs, der sich meistens auf einen Namen zuspitzt: Blake Fielder-Civil, den sie 2005 in einer Kneipe kennenlernt, mit dem sie bald eine Amour fou sowie die Drogensucht verbinden, der bald wegen Körperverletzung im Gefängnis sitzt, den sie heiratet und von dem sie sich wieder scheiden lässt und den sie wohl trotzdem immer weiter geliebt hat.
Blake und Amy, das war eines der Lieblingssujets der englischen Boulevardpresse über Jahre, weil es so zuverlässig Bilder des beschädigten Lebens lieferte. Blake hat Amy am Ende überlebt, aber wenn hier im Film seine unglaublich zerstört klingende Stimme aus dem Off ertönt, dann möchte man meinen, auch sie komme aus dem Grab.
Manche Szenen in diesem Film sind von erschütternder Traurigkeit - auch solche mit den Eltern, die sich allerdings in dem Film falsch dargestellt fühlen. Mitch Winehouse wird hier mit dem Statement gezeigt, eine Reha habe Amy nicht nötig; er nennt das ein verkürztes Zitat und kündigte einen Gegenfilm an. Aber tatsächlich sieht es ziemlich ausbeuterisch aus, wenn er auf der Insel St. Lucia, wo sich Amy in der Krise zurückgezogen hatte, mit einem Fernsehteam anrückt und seine Tochter ermahnt, netter zu Fans zu sein, die mit ihr für Selfies posieren wollen. Und es wirkt beängstigend, wenn Janis Winehouse erzählt, wie ihre Tochter jene "tolle Diät" entdeckt habe, bei der man sich erst vollstopfe und dann einfach alles wieder von sich gebe, und dabei offenbar den Ernst dieser Bulimie nicht erkannt hat.
Bei einer berührenden Duettszene mit dem Altstar Tony Bennett, der ihr totales Vertrauen schenkt und väterlichen Rat gibt, denkt man, dass Amy Winehouse von solchen Zuwendungen noch viel mehr gebraucht hätte. Was wirklich ihre Krankheit war, lässt sich nicht auf die Frage nach Drogen oder Alkohol reduzieren, und ein Rätsel lässt auch dieser Film zurück. Allerdings kommt man sich als Zuschauer manchmal auch vor wie ein Voyeur, weil der Film die Paparazzi-Verfolgung eines schwer angeschlagenen Menschen noch verdoppelt. Dass Amy Winehouse keine Reha mehr retten konnte, lag ja auch mit daran, dass man ihr einfach keine Ruhe ließ.
JAN WIELE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main