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Als sich die Box- und Ballettgruppe im nordenglischen Durham die Halle teilen muss, entdeckt der elfjährige Billy den Tanz für sich, hängt die Boxhandschuhe erleichtert an den Nagel und beginnt mit Begeisterung zu trainieren - heimlich. Sein streikender Minenarbeiter-Vater und -Bruder würden es nie verstehen. Nur seine Ballettlehrerin unterstützt und ermutigt ihn, bei der Royal Ballet Scholl in London vorzutanzen.
Bonusmaterial
- Making Of - Musikvideo(s) - Behind the Scenes - Featurette - Entfallene Szenen - Kommentar des Regisseurs

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Produktbeschreibung
Als sich die Box- und Ballettgruppe im nordenglischen Durham die Halle teilen muss, entdeckt der elfjährige Billy den Tanz für sich, hängt die Boxhandschuhe erleichtert an den Nagel und beginnt mit Begeisterung zu trainieren - heimlich. Sein streikender Minenarbeiter-Vater und -Bruder würden es nie verstehen. Nur seine Ballettlehrerin unterstützt und ermutigt ihn, bei der Royal Ballet Scholl in London vorzutanzen.

Bonusmaterial

- Making Of - Musikvideo(s) - Behind the Scenes - Featurette - Entfallene Szenen - Kommentar des Regisseurs
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2000

Wie ein elektrischer Funke
Stephen Daldrys außergewöhnliches Künstlerporträt: "Billy Elliot - I Will Dance" im Kino

Billy soll boxen, aber er will tanzen. Dabei hat er doch täglich vor Augen, wie sich sein Vater und sein älterer Bruder durchschlagen müssen, um die mutterlose Familie zu ernähren. Viel haben die Kumpel im Nordosten Englands nicht mehr zu lachen, seit es mit dem Untertagewerk der Kohlegruben bergab geht. Da beginnt dieser Bengel ausgerechnet während des entscheidenden Streiks zu steppen und Pirouetten zu drehen, und die Tanzlehrerin der weiblichen Dorfjugend unterstützt ihn auch noch dabei. Sein Vater, der gerade mit Streikbrechern und staatlichen Ordnungshütern beschäftigt ist, reagiert entsetzt über die vermeintliche Fehlentwicklung des Sprößlings, aber als er Billy zum ersten Mal tanzen sieht, begreift er im Nu die Chance seines Jüngsten. Nun legen die Nachbarn zusammen, was sie noch erübrigen können, damit Billy nach London reisen und an der Königlichen Ballettschule vortanzen kann.

Gleich mit seinem ersten Spielfilm kann Stephen Daldry, englischer Theaterregisseur und ehemaliger Direktor des renommierten Royal Court Theatre, einen künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg im neuen Medium verbuchen: Nicht nur in Großbritannien spielte sein Porträt eines Nachwuchskünstlers aus dem Bergarbeitermilieu der Regierungszeit Thatcher 14 Millionen Pfund ein; auch in den Vereinigten Staaten wurde der Film vom Publikum euphorisch begrüßt. Das internationale Fachpublikum hatte schon auf diversen Festivals, darunter in Cannes, erfreut wahrgenommen, daß sich hier mehr als einer der zur Zeit gängigen Tanzfilme empfahl: Mit "Billy Elliot - I Will Dance" meldet sich nun auch in den deutschen Filmtheatern das Kino der großen Gefühle zurück, das sich über wohlfeile Sentimentalitäten ebenso hinwegsetzt wie über modische Ironie.

Es geht um den Willen zum Tanz, zur Kunst also, in einem sozialen Umfeld, in dem das Brot demnächst knapp zu werden droht. In der Familie Elliot hat das Boxen zwar Tradition, aber der Vater muß sich jede Trainingsstunde für Billy vom Munde absparen. Wer wollte ihm den Widerstand gegen die vermeintlich brotlose Kunst verdenken, zumal sich ein tanzender Junge in Kumpel-Kreisen unweigerlich als homosexuell outet. Billy weiß das, schreckt auch zunächst vor den eigenen internalisierten Vorurteilen zurück, bis die künstlerische Energie in ihm überhandnimmt. Die sexuelle Disposition seines Protagonisten interessiert den Regisseur nicht: Billy wehrt sowohl die kecken Avancen einer Tanzschülerin ab als auch die schüchternen Annäherungsversuche eines homosexuellen Schulfreundes. Alles, was er will, ist tanzen: sich im musikalischen Rhythmus verlieren wie ein elektrischer Funke.

Diese Metapher eines unbedingten Kunstwillens läßt nicht nur die Jurymitglieder an der Königlichen Ballettschule stutzen. Auch der Kinogänger fragt sich, ob Daldry hier eine romantische Kunstmystik kultiviert, die sich angesichts des sozialen Notstands als geschmacklos, mindestens aber deplaziert verbietet. Tatsächlich feiert das Drehbuch von Lee Hall zugleich den Triumph künstlerischer Selbstbehauptung und menschlicher Solidarität. Daß Billy seinen Willen durchsetzen kann, verdankt er vor allem dem Zusammenhalt seiner Nachbarn, die es ausnahmslos schwer haben in ihrem hermetischen Klinker-Ghetto. Am meisten verdankt er Mrs. Wilkinson, die ihren eigenen gescheiterten Lebenstraum kompensiert, indem sie den Jungen unter ihre Fittiche nimmt. Julie Walters steht als robuste Tanzlehrerin und frustrierte Ehefrau für eine Gemeinschaft, die ihre Träume unter dem Abraum des Alltags begraben muß.

Wie der überforderte Vater, der seinem Sohn zuliebe vom Arbeitskämpfer zum Streikbrecher mutiert und sich just in dem Moment, da Billy in die eigene Zukunft nach London aufbricht, mit der Niederlage seiner Gewerkschaft abfinden muß. Hin- und hergerissen zwischen der Trauer um die verstorbene Gattin, dem Kampf ums tägliche Brot und der Erziehung zweier widerspenstiger Söhne, die er auch dann noch liebt, wenn er sie blutig schlägt, wächst Gary Lewis in der Rolle des Vaters über sich hinaus zum emotionalen Vorkämpfer dieses Gefühlkinos.

Da hat es der jugendliche Hauptdarsteller doch etwas leichter: Der Filmdebütant Jamie Bell kann sich zumindest an die wilde unorthodoxe Choreographie Peter Darlings halten, um zu zeigen, wie Billy seinen pubertären Übermut und seine Aggressionen gegen die Enge der häuslichen Verhältnisse im Ausdruckstanz sublimiert. Darüber hinaus gibt er seiner Rolle jede Menge Trotz und Mut zu sich selbst mit, wie auch Verzagtheit und Angst vor der eigenen Courage. Denn für Billy gilt es, ohne Mutter erwachsen zu werden. Und gegen die allgegenwärtige väterliche, brüderliche und staatliche Gewalt läßt sich nur antanzen bis zu jener Selbstvergessenheit, die sich Glück nennt.

CLAUDIA SCHÜLKE

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