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Technische Angaben: Bildformat: 2.35:1 (16:9 anamorph) Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1/2.0), Französisch (Dolby Digital 5.1) Ländercode: 2 Extras: Kinotrailer; Making of; Cast & Crew Infos; Produktionsnotizen
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl

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Produktbeschreibung
Technische Angaben: Bildformat: 2.35:1 (16:9 anamorph)
Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1/2.0), Französisch (Dolby Digital 5.1)
Ländercode: 2
Extras: Kinotrailer; Making of; Cast & Crew Infos; Produktionsnotizen

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Autorenporträt
Gérard Depardieu, geboren 1948 in Châteauroux, besitzt seit 2013 die russische Staatsbürgerschaft. Er wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Depardieu erhielt den Golden Globe Award, eine Oscar-Nominierung für die Titelrolle in Cyrano de Bergerac und wurde sechzehnmal für den César nominiert, den er zweimal gewann.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2005

Lizenz zum Wälzen
Gérard Depardieu als Absacker im Kunsthändlermilieu: Gérard Jugnots Filmkomödie "Boudu" schenkt mäßig ein

Die wichtigste Information zu diesem Film erscheint im Abspann: "M. Depardieu n'a pas été maltraité dans le film." Das muß man aber auch wissen, daß Monsieur Depardieu für "Boudu" nicht gequält wurde, denn über weite Strecken der Geschichte sieht er tatsächlich aus wie der zu Tode gefönte Chihuahua aus "Something About Mary". Für diese optische Mißhandlung darf er sich allerdings dann dadurch rächen, daß er seinen bulldozerhaften Leib mindestens einmal über jede der drei anderen Hauptfiguren wälzt, mit jeweils unterschiedlichem Ergebnis. Von den hundertfünfzig Filmrollen, die Gérard Depardieu in den letzten vierzig Jahren gespielt hat, ist die des Boudu bestimmt eine derjenigen, bei denen er am meisten Spaß hatte. Das sieht man dem Film an, und es entschädigt für manches, was man nicht sieht, etwa eine scharfe Momentaufnahme des französischen Bürgertums à la Sautet oder eine wirklich lustige Komödie.

"Boudu - ein liebenswerter Schnorrer", wie der Film mit teutonischer Ausführlichkeit bei uns heißt, ist ein Remake des Jean-Renoir-Klassikers "Boudu sauvé des eaux" von 1932 mit Michel Simon, den schon Paul Mazursky vor zwanzig Jahren in "Zoff in Beverly Hills" (mit Nick Nolte als Hollywood-Clochard) für seine Bedürfnisse umgeschmiedet hat. Gérard Jugnot bleibt enger an Renoir als Mazursky, aber da, wo er den Stoff verändert, wird dessen Textur gleich brüchig, wie oft in Remakes. Jugnots "Boudu" spielt, anders als das Original, in Südfrankreich, in Aix-en-Provence, was der Geschichte einen weichen, lässigen, ferienhaften Grundton gibt, der ihren Fortgang eher hemmt als fördert. Boudu (Depardieu), Tramp und Alltagsphilosoph, wird von dem Galeristen Lespinglet (Jugnot) aus dem Kanal gezogen, in dem er sich zu ertränken sucht, und nistet sich daraufhin im Haus seines Retters ein. Daß der ungebetene Gast die Probleme des Hausherrn überraschend löst, indem er sie zunächst verschlimmert, gehört zur dramaturgischen Routine solcher Sujets, und wo Renoir, der sich mehr für die filmästhetische als die inhaltliche Seite des Geschehens interessierte, den Vaudeville-Giganten Simon einfach gewähren ließ, da verläßt sich Jugnot ganz auf Depardieu, der hier verschiedene seiner früheren Rollen - den Obelix aus den "Asterix"-Verfilmungen, den Sträfling Valjean aus den "Elenden", den Gangster Bob aus Bertrand Bliers "Abendanzug" - zu einer einzigen verschmilzt.

Aber es ist eben doch etwas anderes, die Geschichte von Boudu in Schwarzweiß oder in Farbe, auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise oder in den Zeiten der Rentendebatte zu erzählen. Jugnots Film fehlen die dunklen Hintergründe der Vorlage, seine Figuren sind ins provenzalische Idyll eingepaßt wie die Komparsen der Käse- und Weinwerbung, und wo, wie bei Lespinglets alkoholsüchtiger Ehefrau Yseult (Cathérine Frot), ein Funken von Tragik aufglimmt, wird er gleich durch Ridikülisierung gelöscht. Nicht nur dem dollen Depardieu, auch den Standards der mittleren französischen Filmkomödie geschieht kein Harm, so daß man "Boudu" ebenso als Apéritif wie als Absacker zu einem schönen Essen genießen kann, ohne daß die Magensäure in Wallung geriete. Man kann aber auch ersatzweise einen Provence-Bildband durchblättern.

Wer jedoch wissen will, woran es dem deutschen Kino im Vergleich zum französischen nach wie vor gebricht, muß sich nur einmal die Karriere eines Gérard Jugnot vor Augen führen. Jugnot, der schon vor gut dreißig Jahren mit Depardieu in Bliers "Die Ausgebufften" vor der Kamera stand, hat zuletzt den Internatslehrer in Christian Carions Kassenerfolg "Die Kinder des Monsieur Mathieu" gespielt; "Boudu" ist sein zehnter Film als Regisseur und sein achtundsiebzigster als Schauspieler. Es sind solche Leute, auf die eine Filmindustrie mittlerer Größe angewiesen ist, auch wenn ihr internationaler Erfolg begrenzt ist, Profis, die das System, das sie stützt, zugleich zusammenhalten. Wenn man sich vorstellt, einer unserer "Tatort"-Kommissare, Manfred Krug oder Dietz-Werner Steck, drehte ein Remake des Hans-Albers-Films "Der Greifer", bekommt man eine Ahnung von der Tradition, die hinter "Boudu" steht. Gérard Jugnots Film wird ihr am Ende nicht gerecht. Aber er verrät sie auch nicht.

ANDREAS KILB

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