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Meisterregieseur Martin Scorsese kehrt zurrück ins New York von Taxi Driver. Im Mittelpunkt steht diesmal Oscar-Preisträger Nicolas Cage (The Rock) als Rettungssanitäter Frank. Mitten in der hektischen Stadt New York unter Huren, Kleingängstern und Schnorrern kämpft Frank um Menschenleben. Als läge ein Fluch auf ihm, sterben die Patienten unter seinen Händen weg. Nacht um Nacht wird er vom Tod heimgesucht und er droht daran zu zerbrechen. Herzstillstand, schießende Drogendealer, Entbindungen ! Das sind seine Aufgaben. Dann trifft Frank auf Mary (Patricia Arquette), die Tochter eines…mehr

Produktbeschreibung
Meisterregieseur Martin Scorsese kehrt zurrück ins New York von Taxi Driver. Im Mittelpunkt steht diesmal Oscar-Preisträger Nicolas Cage (The Rock) als Rettungssanitäter Frank. Mitten in der hektischen Stadt New York unter Huren, Kleingängstern und Schnorrern kämpft Frank um Menschenleben. Als läge ein Fluch auf ihm, sterben die Patienten unter seinen Händen weg. Nacht um Nacht wird er vom Tod heimgesucht und er droht daran zu zerbrechen. Herzstillstand, schießende Drogendealer, Entbindungen ! Das sind seine Aufgaben. Dann trifft Frank auf Mary (Patricia Arquette), die Tochter eines Koma-Patienten, den Frank gerettet hat. Auch sie hat mit eigenen Sorgen und einer Drogenvergangenheit zu kämpfen. Die ganze Situation ändert sich, als Frank eine wichtige Entscheidung trifft. Er geht ans Krankenbett von Marys Vater und... Endlich
kann Frank wieder richtig schlafen - in den Armen von Mary.
Mir seiner kraftvollen Bildsprache begleitet Martin Scorsese seinen schlaflosen Helden auf einem skurrilen und aufregenden Trip durch das nächtliche New York. Die Top-Besetzung mit hochrangigen Schauspielern läßt diesen actiongeladenen Thriller zu einem wahren Glanzstück werden.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Fünfsprachiger Einleger mit Szenenauswahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.2000

Gottes einsamste Männer
Auf den Straßen von New York: Martin Scorseses Film "Bringing out the Dead"

Sie bewegen sich mitten durch die Wirklichkeit und sind doch kein Teil von ihr. Wie auf einem Schiff gleitet Travis Bickle (Robert De Niro) in Martin Scorseses Film "Taxi Driver" durch die Stadt und betrachtet die Menschen, als seien sie eine fremde Spezies an einer gefahrvollen Küste. Auch der Drogenkurier John LeTour (Willem Dafoe) in Paul Schraders Film "Light Sleeper" kreuzt quer durch New York, legt aber nur gelegentlich an, um die Ladung zu löschen, und begibt sich dann wieder an Bord, ans Steuerrad, hinter die Weltschutzscheibe.

Bickle und LeTour sind die Vorfahrer des Rettungssanitäters Frank Pierce (Nicolas Cage), den Scorsese als Regisseur und Schrader als Drehbuchautor nun in "Bringing out the Dead" am Rande der Nacht und der Verzweiflung durch die Straßen von New York schicken. Auch er ist so einsam, dass er seine Gedaken nur uns, dem Publikum, anvertraut. Pierce muss die Drogen, die LeTour unter das Volk bringt, selbst nehmen, weil er die Menschen im Gegensatz zu Bickle nie wieder loswird, nachdem er sie gefahren hat. Meist sterben sie unterwegs und verfolgen ihn fortan in seinen Träumen.

Zusammen mit Pierce eilt die Kamera von der Straße in ein Haus, die Treppe hinauf, bis in eine Wohnung. Es ist der gleiche Weg, den Bickle vor einem Vierteljahrhundert zurücklegte, um eine junge Prostituierte gewaltsam zu befreien. Bringt Bickle den Tod, so geht es Pierce um das Leben und nichts anderes; will Bickle eine Frau retten, so trifft Pierce dort oben eine Frau, die ihn erretten könnte (gespielt von Patricia Arquette). "Bringing out the Dead" ist, angefangen bei den Detailaufnahmen von Teilen der regennassen Karosserie, die in "Taxi Driver" den Wagen zur weiteren Hauptfigur mit schwitzender Haut stilisierten, inszeniert wie eine Via dolorosa, deren Stationen wir aus den beiden früheren Filmen kennen. Gelegentlich weicht "Bringing out the Dead" vom Kreuzweg ab, doch dann kehrt der Film immer wieder zurück zum Helden, der schwer an seinem Schicksal zu tragen hat und Erlösung sucht.

Ungewöhnliche Blicke wirft der Film auf die Stadt, wenn er mit den Augen eines Mannes, der auf dem Asphalt liegt, steil nach oben sieht zu Cage, der sich herabbeugt und hinter dem sich ein Wolkenkratzer in die Höhe reckt; oder wenn er - umgekehrt - vom Dach eines Hochhauses über einen Mann, der von einem Balkongitter aufgespießt wurde und nun losgeschweißt wird, in die Tiefe schaut. Die Funken fliegen in die schwarze Nacht, während der Mann seine Befreier wüst beschimpft und die Hitze des Metalls in seinen Körper dringt. Bild für Bild baut sich vor unseren Augen eine Sequenz von jener Mischung aus Gewalt, Humor und Schönheit auf, wie sie im zeitgenössischen Kino nur Scorsese zu schaffen vermag. Doch dann schießen von unten Raketen herauf, explodieren, und auf einmal sind wir wieder auf dem Boden der Tatsachen, auf dem dieses schon lange verbrauchte Bild des Feuerwerks gezündet wurde.

Scorsese und sein Kameramann Robert Richardson wollen uns zeigen, was ihr Held vor seinem geistigen Auge sieht. Doch das sind naturgemäß Bilder, die oft genau in dem Moment zerfallen, in dem sie Gestalt annehmen, die zusammenbrechen, sobald man ihnen nur etwas zu viel Bedeutung auflädt. Wenn die Toten durch den Asphalt nach Pierce greifen, als wollten sie ihn in die Erde ziehen, hinein in ihr Reich, vor dem er sie nicht bewahren konnte, sucht "Bringing out the Dead" händeringend nach Bildern für den Drogenrausch, der das Innere von Pierce nach außen kehren soll. Ständig wird uns im Verlauf des Films das Bild eines jungen Mädchens vor Augen geführt, das Pierce nicht retten konnte und dessen Gesicht er nun an jeder Straßenecke zu sehen glaubt. Wenn das Mädchen schließlich, vervielfacht durch eine Computeranimation, einen Bürgersteig bevölkert, ist Scorsese nahe daran, uns mit einer der schlimmsten Geißeln des Kinos zu peinigen: der Überdeutlichkeit.

Jeder Gegenschuss auf Nicolas Cage, der durch die Scheiben des Rettungswagens schaut, potenziert dieses Problem. Der Schauspieler reißt die Augen stets so weit auf, dass sie zu Zerrspiegeln der Seele werden: Wenn er konzentriert gucken sollte, stiert er, wenn er überrascht gucken sollte, glotzt er. Wer in den Gesichtern von De Niro in "Taxi Driver" und Willem Dafoe in "Light Sleeper" lesen will, muss sich große Mühe geben. Cage dagegen wechselt immer nur zwischen drei, vier einfachen Ausdrücken. So wurde er gerade in den schnellsten Actionfilmen der letzten Jahre zum Star: weil sich sein Gesicht stets in Sekundenschnelle komplett dechiffrieren lässt. Wie die Regisseure von "The Rock", "Con Air" oder "Face/Off" setzt auch Scorsese das Tempo seines Films ab und zu bewusst gegen die Trägheit von Cage, der immer etwas länger zu brauchen scheint, bis er eine Situation erfasst: Zeitraffer lässt die Bilder rasen, als hätte nicht der Held, sondern der Film Speed genommen.

Doch man hat in diesen Passagen das Gefühl, Scorsese und seine Cutterin Thelma Schoonmaker wollten "Bringing out the Dead" beschleunigen, weil sie merkten, dass ihr Film anfing, auf der Stelle zu treten. Selbstmitleid ist ein Zustand der Stagnation: Immer wieder greift er von der Hauptfigur auf die Erzählung über. Gemessen daran, wie ungewöhnlich und neu das Sujet ist, weiß uns "Bringing out the Dead", auf einer literarischen Vorlage von Joe Connelly beruhend, relativ wenig über Rettungssanitäter zu vermitteln. Der Film beschäftigt sich zu viel mit dem Protagonisten und zu wenig mit der Welt, in der er lebt - ein Missverhältnis, das gewiss auf Schrader zurückzuführen ist. Man muss sich nur in Erinnerung rufen, wie es Scorsese in "Zeit der Unschuld" gelang, allein in der Darstellung der Tischsitten eine Gesellschaftsordnung zu porträtieren. Wenn John Goodman in der Rolle eines Partners von Pierce in "Bringing out the Dead" im Bildhintergrund einen Wischmopp voller Ekel beiseite stellt, weil er genug hat von all dem Blut, mit dem der Rettungswagen besprenkelt ist, verrät dies mehr über den Beruf als der bisweilen geschwätzige Off-Kommentar des Helden.

Martin Scorsese ist zum Glück außerstande, einen gänzlich uninteressanten Film zu drehen. Es lohnt sich auch diesmal, die Augen offen zu halten für die Beiläufigkeiten, für die versteckte Sorgfalt, die es nicht nötig hat, ausgestellt zu werden: Die blonden Haare von Patricia Arquette, die wieder zum Vorschein kommen, weil sie ihre Färbung herauswachsen lässt, erzählen von einer Frau, die zu sich selbst finden will, nachdem sie sich und den anderen ihr Leben lang etwas vorgemacht hat. Wenn sie neben Cage im Rettungswagen sitzt, bei den Erschütterungen gegen die Decke stößt, den Kopf einzieht und unwillkürlich lächeln muss, dann zeigt diese Einstellung, die keine erzählerische Funktion erfüllt und in der kein Wort geredet wird, die sicher nie so geplant war, sondern eher ein - bezauberndes - Produkt des Zufalls war, dass Filmen nicht nur bedeutet, dem Tod bei der Arbeit zuzusehen, sondern auch, dem Leben beim Freigang von Trauer und Trostlosigkeit über die Schulter zu blicken.

LARS-OLAV BEIER

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