-> Buddenbrooks - Der Verfall einer Familie (BRD 1959, 197 min., FSK 12):
Der Ruf des Handelshauses Buddenbrook ist seit beinahe hundert Jahren verläßlich begründet und die Tradition scheint sich fortzusetzen, als nach dem Tod Konsul Buddenbrooks der älteste Sohn Thomas die Geschäfte übernimmt. Seine Heirat mit der schönen Kaufmannstochter Gerda bringt sogar den erwarteten Erben. In seinem Bruder Christian findet Thomas allerdings kaum Unterstützung, da sich dieser weniger für die Familiengeschäfte interessiert und mehr im Lübecker Kavaliersclub zu finden ist. Auch das Leben der beiden Buddenbrooks Töchter verläuft in unterschiedliche Richtungen. Während die jüngste Tochter Clara eine glückliche Ehe mit dem Pastor Tiburtius führt, erlebt Tony durch ihre Heirat mit dem Kaufmann Grünlich eine nachhaltige Enttäuschung. Düstere Ereignisse führen schließlich zum Zerfall der Familie.
-> Buddenbrooks - Die TV-Serie (BRD 1978, 617 min., FSK 12):
Der Dreiteiler dokumentiert in epischer Breite den Glanz und Verfall der Lübecker Familie Buddenbrook in den Zeitläufen des 19. Jahrhunderts. Handlungsreich wird das von Liebesfreud und Liebesleid sowie Affären durchsetzte Leben der Buddenbrooks erzählt. So wird beleuchtet, wie Konsul Buddenbrook nach dem Tod seines Vaters das Familienunternehmen übernimmt, den Bau der Eisenbahn Hamburg-Lübeck unterstützt, seine Söhne in den preußisch-österreichischen Krieg ziehen sieht und sich gegen die aufkommende Sozialdemokratie stellt. Nach seinem eigenen Tod und dem seiner zweiten Frau übernimmt sein ältester Sohn Thomas, späterer Senator, die Geschäfte und heiratet die Niederländerin Gerda Arnoldsen. Thomas Buddenbrook bricht mit seinem beruflich gescheiterten Bruder Christian und sieht sich schon bald darauf gezwungen, sein eigenes Testament zu machen - das Ende der männlichen Linie der Buddenbrooks naht.
Die aufwändige, detailverliebte und mit opulenten Bildern aufwartende Inszenierung war eine der international erfolgreichsten Verfilmungen deutscher Literatur. Durchschnittlich 43,6 Prozent der deutschen Fernsehhaushalte sahen 1979 die als 11-teilige Serie herausgebrachte Verfilmung. 1984 wurde sie von PBS in den USA in der Serie "Great Performances" ausgestrahlt, die herausragenden Fernsehproduktionen vorbehalten ist.
Der Ruf des Handelshauses Buddenbrook ist seit beinahe hundert Jahren verläßlich begründet und die Tradition scheint sich fortzusetzen, als nach dem Tod Konsul Buddenbrooks der älteste Sohn Thomas die Geschäfte übernimmt. Seine Heirat mit der schönen Kaufmannstochter Gerda bringt sogar den erwarteten Erben. In seinem Bruder Christian findet Thomas allerdings kaum Unterstützung, da sich dieser weniger für die Familiengeschäfte interessiert und mehr im Lübecker Kavaliersclub zu finden ist. Auch das Leben der beiden Buddenbrooks Töchter verläuft in unterschiedliche Richtungen. Während die jüngste Tochter Clara eine glückliche Ehe mit dem Pastor Tiburtius führt, erlebt Tony durch ihre Heirat mit dem Kaufmann Grünlich eine nachhaltige Enttäuschung. Düstere Ereignisse führen schließlich zum Zerfall der Familie.
-> Buddenbrooks - Die TV-Serie (BRD 1978, 617 min., FSK 12):
Der Dreiteiler dokumentiert in epischer Breite den Glanz und Verfall der Lübecker Familie Buddenbrook in den Zeitläufen des 19. Jahrhunderts. Handlungsreich wird das von Liebesfreud und Liebesleid sowie Affären durchsetzte Leben der Buddenbrooks erzählt. So wird beleuchtet, wie Konsul Buddenbrook nach dem Tod seines Vaters das Familienunternehmen übernimmt, den Bau der Eisenbahn Hamburg-Lübeck unterstützt, seine Söhne in den preußisch-österreichischen Krieg ziehen sieht und sich gegen die aufkommende Sozialdemokratie stellt. Nach seinem eigenen Tod und dem seiner zweiten Frau übernimmt sein ältester Sohn Thomas, späterer Senator, die Geschäfte und heiratet die Niederländerin Gerda Arnoldsen. Thomas Buddenbrook bricht mit seinem beruflich gescheiterten Bruder Christian und sieht sich schon bald darauf gezwungen, sein eigenes Testament zu machen - das Ende der männlichen Linie der Buddenbrooks naht.
Die aufwändige, detailverliebte und mit opulenten Bildern aufwartende Inszenierung war eine der international erfolgreichsten Verfilmungen deutscher Literatur. Durchschnittlich 43,6 Prozent der deutschen Fernsehhaushalte sahen 1979 die als 11-teilige Serie herausgebrachte Verfilmung. 1984 wurde sie von PBS in den USA in der Serie "Great Performances" ausgestrahlt, die herausragenden Fernsehproduktionen vorbehalten ist.
Bonusmaterial
Beil.: BookletFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2006Beinahe ein Visconti
Diskreter Zauber: Alfred Weidenmanns "Buddenbrooks"
Alfred Weidenmann: "Buddenbrooks".
Arthaus. Deutschland 1959. 197 Minuten. Deutsch Mono. Texttafeln und Fotogalerie.
Eine glattere Fehlbesetzung als Liselotte Pulvers Tony Buddenbrook hat es im deutschen Film der fünfziger Jahre kaum gegeben. Gewiß, Thomas Mann läßt Tony sich selbst im Roman eine "dumme Gans" nennen und oft auch als solche verhalten. Doch er gab ihr auch tragische Züge, gab ihr Stolz, Einsicht ebenso wie Ironie und Gewitztheit. Nichts davon in der Person, die Liselotte Pulver vorführt. Eine Knallcharge, daß die Leinwand kracht, meckert sie ihr gerühmtes "Pulverlachen", zieht einen Flunsch, wenn es traurig wird, läßt die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochschnellen, wenn sie Hochmut darstellen, und Krokodilstränen kullern, wenn sie verzweifelt sein soll.
Keine Spur von jener Schauspielerin, die als Schillers Johanna das Publikum im Zürcher Schauspielhaus ergriff, nichts von jener Aktrice, die Regisseure wie Claude Chabrol und Louis Malle nach Frankreich und Robert Siodmak oder Billy Wilder sogar nach Hollywood holten. Um so erstaunlicher ist es, wie unberührt vom Pulverschen Überschwang die übrigen Schauspieler agieren. Diskret und damit um so wirkungsvoller gibt Nadja Tiller die Gerda Buddenbrook, jene rätselhafte angeheiratete Schöne aus Amsterdam. Auf dieselbe ruhig-eindringliche Weise zeichnet Hans-Jörg Felmy als Thomas Buddenbrook den leisen Verfall einer bis zuletzt selbstbeherrschten Persönlichkeit, und ebenso diszipliniert spielen Lil Dagover und Werner Hinz die Eltern.
Keinesfalls in den Schatten gestellt, aber dominiert werden sie alle von der genialen Leistung Hanns Lothars als Christian Buddenbrook. Seine Gratwanderung zwischen Melancholie und Ironie, Übermut und Lethargie wird zum Zentrum des Films. Wie das Romanvorbild erzeugt sein Christian mit den Symptomen der sich anbahnenden geistigen Zerrüttung zunächst amüsiertes Lachen, das zunehmender Beklemmung weicht. Weidenmann muß hingerissen gewesen sein von Lothars Spiel, denn er ließ ihm mit Billigung Erika Manns eine zusätzliche Szene schreiben, einen Auftritt als Coupletsänger, in dem er das im Roman nur angedeutete schlüpfrige "That's Maria" voll ausspielt und -singt.
Der Film ist bis in die kleinsten Nebenrollen brillant besetzt. Zum Beispiel mit Helga Feddersen als "arme Kusine" Klothilde, die mit drei, vier Sätzen eine Welt stiller Entsagung vor Augen stellt. Robert Graf als Bankrotteur Bendix Grünlich liefert eine Charakterstudie des potentiellen Gauners, der in jedem Kaufmann steckt. Günther Lüders als Werftarbeiter Kalle Smolt präsentiert in zwei Monologen den Inbegriff jener Sonderlinge, die Manns Roman als irritierende Opfer und zugleich Stützen einer festgefügten bürgerlichen Gesellschaft zeichnet.
Ein Fest der Schauspieler also ist Alfred Weidenmanns Zweiteiler - und ein Fest des delikaten Dekors. Perfekt ausgewählt und ausgeleuchtet, bezeugen die Salons, die Kontore, die Läden und die Straßen Lübecks und Travemündes auf ihre Weise den Untergang eines Zeitalters. Über allem scheint ein leichter Gazeschleier zu liegen, als würde die Kamera wirklich ein versunkenes Jahrhundert heraufbeschwören. Zu Recht, so sieht man nun, verglich die Kritik der "Neuen Zürcher Zeitung" 1959 die Detailtreue und atmosphärische Dichte der Buddenbrooks mit den Filmen Viscontis.
Einmal spinnt dieser poetische Zauber auch die krachlederne Liselotte Pulver ein: Tonys erster und einziger Kuß mit dem Studenten Morten, den sie kurz darauf um der Familie willen aufgibt, wird im sensiblen Zusammenspiel mit Horst Janson zur Liebesszene, so anrührend wie die literarische Vorlage: "Sie antwortete nicht, sie sah ihn nicht einmal an, sie schob nur ganz leise ihren Oberkörper ein wenig näher zu ihm hin, und Morten küßte sie langsam und umständlich auf den Mund. Dann sahen sie nach verschiedenen Richtungen in den Sand und schämten sich über die Maßen." Wenn dann die Kamera langsam abblendet und Travemündes Dünen ins Dunkel gleiten, ist jeder Gedanke an die gewöhnliche Betulichkeit des Fünfziger-Jahre-Films vergessen.
DIETER BARTETZKO
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Diskreter Zauber: Alfred Weidenmanns "Buddenbrooks"
Alfred Weidenmann: "Buddenbrooks".
Arthaus. Deutschland 1959. 197 Minuten. Deutsch Mono. Texttafeln und Fotogalerie.
Eine glattere Fehlbesetzung als Liselotte Pulvers Tony Buddenbrook hat es im deutschen Film der fünfziger Jahre kaum gegeben. Gewiß, Thomas Mann läßt Tony sich selbst im Roman eine "dumme Gans" nennen und oft auch als solche verhalten. Doch er gab ihr auch tragische Züge, gab ihr Stolz, Einsicht ebenso wie Ironie und Gewitztheit. Nichts davon in der Person, die Liselotte Pulver vorführt. Eine Knallcharge, daß die Leinwand kracht, meckert sie ihr gerühmtes "Pulverlachen", zieht einen Flunsch, wenn es traurig wird, läßt die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochschnellen, wenn sie Hochmut darstellen, und Krokodilstränen kullern, wenn sie verzweifelt sein soll.
Keine Spur von jener Schauspielerin, die als Schillers Johanna das Publikum im Zürcher Schauspielhaus ergriff, nichts von jener Aktrice, die Regisseure wie Claude Chabrol und Louis Malle nach Frankreich und Robert Siodmak oder Billy Wilder sogar nach Hollywood holten. Um so erstaunlicher ist es, wie unberührt vom Pulverschen Überschwang die übrigen Schauspieler agieren. Diskret und damit um so wirkungsvoller gibt Nadja Tiller die Gerda Buddenbrook, jene rätselhafte angeheiratete Schöne aus Amsterdam. Auf dieselbe ruhig-eindringliche Weise zeichnet Hans-Jörg Felmy als Thomas Buddenbrook den leisen Verfall einer bis zuletzt selbstbeherrschten Persönlichkeit, und ebenso diszipliniert spielen Lil Dagover und Werner Hinz die Eltern.
Keinesfalls in den Schatten gestellt, aber dominiert werden sie alle von der genialen Leistung Hanns Lothars als Christian Buddenbrook. Seine Gratwanderung zwischen Melancholie und Ironie, Übermut und Lethargie wird zum Zentrum des Films. Wie das Romanvorbild erzeugt sein Christian mit den Symptomen der sich anbahnenden geistigen Zerrüttung zunächst amüsiertes Lachen, das zunehmender Beklemmung weicht. Weidenmann muß hingerissen gewesen sein von Lothars Spiel, denn er ließ ihm mit Billigung Erika Manns eine zusätzliche Szene schreiben, einen Auftritt als Coupletsänger, in dem er das im Roman nur angedeutete schlüpfrige "That's Maria" voll ausspielt und -singt.
Der Film ist bis in die kleinsten Nebenrollen brillant besetzt. Zum Beispiel mit Helga Feddersen als "arme Kusine" Klothilde, die mit drei, vier Sätzen eine Welt stiller Entsagung vor Augen stellt. Robert Graf als Bankrotteur Bendix Grünlich liefert eine Charakterstudie des potentiellen Gauners, der in jedem Kaufmann steckt. Günther Lüders als Werftarbeiter Kalle Smolt präsentiert in zwei Monologen den Inbegriff jener Sonderlinge, die Manns Roman als irritierende Opfer und zugleich Stützen einer festgefügten bürgerlichen Gesellschaft zeichnet.
Ein Fest der Schauspieler also ist Alfred Weidenmanns Zweiteiler - und ein Fest des delikaten Dekors. Perfekt ausgewählt und ausgeleuchtet, bezeugen die Salons, die Kontore, die Läden und die Straßen Lübecks und Travemündes auf ihre Weise den Untergang eines Zeitalters. Über allem scheint ein leichter Gazeschleier zu liegen, als würde die Kamera wirklich ein versunkenes Jahrhundert heraufbeschwören. Zu Recht, so sieht man nun, verglich die Kritik der "Neuen Zürcher Zeitung" 1959 die Detailtreue und atmosphärische Dichte der Buddenbrooks mit den Filmen Viscontis.
Einmal spinnt dieser poetische Zauber auch die krachlederne Liselotte Pulver ein: Tonys erster und einziger Kuß mit dem Studenten Morten, den sie kurz darauf um der Familie willen aufgibt, wird im sensiblen Zusammenspiel mit Horst Janson zur Liebesszene, so anrührend wie die literarische Vorlage: "Sie antwortete nicht, sie sah ihn nicht einmal an, sie schob nur ganz leise ihren Oberkörper ein wenig näher zu ihm hin, und Morten küßte sie langsam und umständlich auf den Mund. Dann sahen sie nach verschiedenen Richtungen in den Sand und schämten sich über die Maßen." Wenn dann die Kamera langsam abblendet und Travemündes Dünen ins Dunkel gleiten, ist jeder Gedanke an die gewöhnliche Betulichkeit des Fünfziger-Jahre-Films vergessen.
DIETER BARTETZKO
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main