Momentaufnahmen im März 1998 aus Havanna: WIM WENDERS und sein Team begleiten die Mitglieder des BUENA VISTA SOCIAL CLUB, legendäre Soneros der 30er, 40er und 50er Jahre, durch die Straßen Havannas und fangen die prickelnde Atmosphäre der Stadt ein, die die Rhythmen der kubanischen Son-Musik hervorbringt. Sie beobachten die Musiker im Studio bei Aufnahmen zum Soloalbum von IBRAHIM FERRER, folgen ihnen in ihre Wohnungen und lassen sich durch die Stadt an deren besondere Lieblingsplätze führen.
Später richtet WENDERS noch einmal seine Kamera auf die "Super Abuelos" - Supergroßväter, wie sie in ihrer Heimat genannt werden. Im April geben sie in Amsterdam vor ausverkauftem Haus zwei Konzerte und erhalten bei Songs wie "Chan Chan"und "Dos Gardenias" nicht enden wollenden Beifall. Für Juli werden sie zu einem Konzert in der Carnegie Hall in New York eingeladen. WENDERS fängt auf der Reise die Reaktionen und die Begeisterung der alten Männer ein, die Zeit ihres Lebens nur in Kuba gelebt
haben. Das Konzert ist ein sensationelles Ereignis und zugleich der allerletzte Auftritt dieser fast zufällig entstandenen und doch perfekt zusammenpassenden Künstlergruppe, die nach der letzten gemeinsamen Verbeugung wieder auseinandergehen wird. Für immer.
Später richtet WENDERS noch einmal seine Kamera auf die "Super Abuelos" - Supergroßväter, wie sie in ihrer Heimat genannt werden. Im April geben sie in Amsterdam vor ausverkauftem Haus zwei Konzerte und erhalten bei Songs wie "Chan Chan"und "Dos Gardenias" nicht enden wollenden Beifall. Für Juli werden sie zu einem Konzert in der Carnegie Hall in New York eingeladen. WENDERS fängt auf der Reise die Reaktionen und die Begeisterung der alten Männer ein, die Zeit ihres Lebens nur in Kuba gelebt
haben. Das Konzert ist ein sensationelles Ereignis und zugleich der allerletzte Auftritt dieser fast zufällig entstandenen und doch perfekt zusammenpassenden Künstlergruppe, die nach der letzten gemeinsamen Verbeugung wieder auseinandergehen wird. Für immer.
Bonusmaterial
Hintergrundinformationen über Kuba- Deutsche Untertitel aus rechtlichen Gründen nicht ausblendbar-14 Songs-2 Musikvideo: "Chan Chan" und "Silencio"-Gesprochene Biographien der Musiker. DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Musikvideo(s) - DarstellerbackgroundsFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.1999Der alte Speckdeckel und das Meer
"Buena Vista Social Club": Wim Wenders macht einen filmischen Umweg über Kuba und kommt in Amerika an
Fleckig gelb und rostig rot sind die Farben von Havanna, es klappert Schrott über löchrige Straßen, und mürbe sind die alten Herren, die am Ausgang ihres Lebens ins Studio wackeln, um ein Lied anzustimmen. Der amerikanische Gitarrist Ry Cooder sitzt am Mischpult, und als der Gesang verstummt, stößt er einen leisen amerikanischen Ruf aus: "Wow." Dieser Ruf ist das Programm des ganzen Films: Schaut her Leute, heißt dieser Ruf übersetzt, hier gibt es was zum Wundern. Hier gibt es Neunzigjährige mit schönen Seelen; hier hört man unerhörte alte Lieder, die so ergreifend sind wie am ersten Tag; hier wird bewiesen, daß das Leben ein guter Traum sein kann.
Der Gitarrist Ry Cooder hat seinen Sohn mitgebracht, den Schlagzeuger Joachim Cooder. Er erläutert, was dem Vater nicht so leicht von den Lippen geht. Ein ganzes Musikerleben lang habe der Vater die verrückteste Band der Welt auf die Beine stellen wollen. Mit dem "Buena Vista Social Club", einer in den fünfziger Jahren in den Kellern der Ruhmlosigkeit untergegangenen kubanischen Combo, sei es ihm endlich gelungen. Mit ihrer Wiederkehr, nein, mit dem Debüt der zu Greisen gewordenen Musiker auf dem internationalen Podium, hat Ry Cooder den Bogen zurück zu seinen Anfängen geschlagen. Hinter dem "Buena Vista Social Club" verbirgt sich ein Traum von Erlösung, wie er in den sechziger Jahren, hinter den sieben Bergen der kapitalistischen Gesellschaft, bei den sieben Zwergen des psychedelischen Überschwangs schon einmal geträumt worden ist.
Gut eineinhalb Stunden währt diese Entführung ins Reich der glücklichen Alten, und der Zuschauer macht sie gerne mit. Wim Wenders hat zwar auch in diesem Film wieder das kleine Arsenal seiner Ewigkeitsmotive versammelt, die Greise, das Erbe, die Sehnsucht nach dem erfüllten Augenblick - und die Freundschaft der Männer. Aber er hat sich auf den Standpunkt des Dokumentarischen zurückgezogen. Einmal vielleicht, als er den Pianisten zeigt, wie er mit seinen Spinnenfingern in das Klavier eines verfallenen neobarocken Ballsaals greift, während dort kleine Mädchen für das Ballett proben, gibt es Bilder, die größer sein wollen als das, was sie tatsächlich zeigen. Wim Wenders verläßt sich auf die Stadt, das Meer und die faltige Präsenz seines Sängers Ibrahim Ferrer mit dem Speckdeckel und der krummen Nase. Der Erfolg gibt ihm recht.
Vielleicht ist ihm tatsächlich eine Entdeckung gelungen: Nicht Kubas wegen, eines Stücks aus der Alten Welt, das da, im Marxismus-Senilismus eingeschlossen wie eine Fliege im Bernstein, in der Karibik liegen soll. Nicht einmal wegen der wundersamen alten Männer, die, auch wenn das Leben sie von oben bis unten besudelt haben müßte, auf der Schwelle des Todes dastehen, als sei ihnen nichts geschehen. Sondern vor allem wegen einer Musik, die einschmeichelnd ist, ohne sich aufzudrängen, lateinamerikanisch, ohne zum Fingerschnippen aufzufordern, volkstümlich, handwerklich und schlau. Man hört, was Europa verloren haben muß: Hierzulande gibt es fast keine intelligente Volksmusik mehr, und das vielleicht auch, weil die Hochmusik seit Jahrhunderten die Phantasie und das Talent für sich allein beanspruchte.
"Wow", sagt Ry Cooder, und der Ruf gilt zunächst der Entdeckung. Zugleich aber ist er das schlurfende Anfahrgeräusch des Fahrstuhls, der in den internationalen Musikmarkt führt. Der Film "Buena Vista Social Club" dokumentiert auch eine Erfolgsgeschichte. In Gestalt der Gurkentruppe, die zur Spitzenmannschaft, in Gestalt des häßlichen Entleins, das zur Schönheitskönigin wird, hat man diese Geschichte dutzendfach gesehen. Jahrzehntelang hatte Wim Wenders um Amerika gebuhlt und ist doch nie dort angekommen, am allerwenigsten in "Paris, Texas", jenem Kammerspiel aus der deutschen Provinz, bei dem nur die Kulisse und der Gitarrist - eben Ry Cooder - amerikanisch waren. Eigentlich hätte man gedacht, daß er es nicht mehr schafft. Aber dann geschah das Wunder mit den alten Männern.
THOMAS STEINFELD
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Buena Vista Social Club": Wim Wenders macht einen filmischen Umweg über Kuba und kommt in Amerika an
Fleckig gelb und rostig rot sind die Farben von Havanna, es klappert Schrott über löchrige Straßen, und mürbe sind die alten Herren, die am Ausgang ihres Lebens ins Studio wackeln, um ein Lied anzustimmen. Der amerikanische Gitarrist Ry Cooder sitzt am Mischpult, und als der Gesang verstummt, stößt er einen leisen amerikanischen Ruf aus: "Wow." Dieser Ruf ist das Programm des ganzen Films: Schaut her Leute, heißt dieser Ruf übersetzt, hier gibt es was zum Wundern. Hier gibt es Neunzigjährige mit schönen Seelen; hier hört man unerhörte alte Lieder, die so ergreifend sind wie am ersten Tag; hier wird bewiesen, daß das Leben ein guter Traum sein kann.
Der Gitarrist Ry Cooder hat seinen Sohn mitgebracht, den Schlagzeuger Joachim Cooder. Er erläutert, was dem Vater nicht so leicht von den Lippen geht. Ein ganzes Musikerleben lang habe der Vater die verrückteste Band der Welt auf die Beine stellen wollen. Mit dem "Buena Vista Social Club", einer in den fünfziger Jahren in den Kellern der Ruhmlosigkeit untergegangenen kubanischen Combo, sei es ihm endlich gelungen. Mit ihrer Wiederkehr, nein, mit dem Debüt der zu Greisen gewordenen Musiker auf dem internationalen Podium, hat Ry Cooder den Bogen zurück zu seinen Anfängen geschlagen. Hinter dem "Buena Vista Social Club" verbirgt sich ein Traum von Erlösung, wie er in den sechziger Jahren, hinter den sieben Bergen der kapitalistischen Gesellschaft, bei den sieben Zwergen des psychedelischen Überschwangs schon einmal geträumt worden ist.
Gut eineinhalb Stunden währt diese Entführung ins Reich der glücklichen Alten, und der Zuschauer macht sie gerne mit. Wim Wenders hat zwar auch in diesem Film wieder das kleine Arsenal seiner Ewigkeitsmotive versammelt, die Greise, das Erbe, die Sehnsucht nach dem erfüllten Augenblick - und die Freundschaft der Männer. Aber er hat sich auf den Standpunkt des Dokumentarischen zurückgezogen. Einmal vielleicht, als er den Pianisten zeigt, wie er mit seinen Spinnenfingern in das Klavier eines verfallenen neobarocken Ballsaals greift, während dort kleine Mädchen für das Ballett proben, gibt es Bilder, die größer sein wollen als das, was sie tatsächlich zeigen. Wim Wenders verläßt sich auf die Stadt, das Meer und die faltige Präsenz seines Sängers Ibrahim Ferrer mit dem Speckdeckel und der krummen Nase. Der Erfolg gibt ihm recht.
Vielleicht ist ihm tatsächlich eine Entdeckung gelungen: Nicht Kubas wegen, eines Stücks aus der Alten Welt, das da, im Marxismus-Senilismus eingeschlossen wie eine Fliege im Bernstein, in der Karibik liegen soll. Nicht einmal wegen der wundersamen alten Männer, die, auch wenn das Leben sie von oben bis unten besudelt haben müßte, auf der Schwelle des Todes dastehen, als sei ihnen nichts geschehen. Sondern vor allem wegen einer Musik, die einschmeichelnd ist, ohne sich aufzudrängen, lateinamerikanisch, ohne zum Fingerschnippen aufzufordern, volkstümlich, handwerklich und schlau. Man hört, was Europa verloren haben muß: Hierzulande gibt es fast keine intelligente Volksmusik mehr, und das vielleicht auch, weil die Hochmusik seit Jahrhunderten die Phantasie und das Talent für sich allein beanspruchte.
"Wow", sagt Ry Cooder, und der Ruf gilt zunächst der Entdeckung. Zugleich aber ist er das schlurfende Anfahrgeräusch des Fahrstuhls, der in den internationalen Musikmarkt führt. Der Film "Buena Vista Social Club" dokumentiert auch eine Erfolgsgeschichte. In Gestalt der Gurkentruppe, die zur Spitzenmannschaft, in Gestalt des häßlichen Entleins, das zur Schönheitskönigin wird, hat man diese Geschichte dutzendfach gesehen. Jahrzehntelang hatte Wim Wenders um Amerika gebuhlt und ist doch nie dort angekommen, am allerwenigsten in "Paris, Texas", jenem Kammerspiel aus der deutschen Provinz, bei dem nur die Kulisse und der Gitarrist - eben Ry Cooder - amerikanisch waren. Eigentlich hätte man gedacht, daß er es nicht mehr schafft. Aber dann geschah das Wunder mit den alten Männern.
THOMAS STEINFELD
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