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Auf Empfehlung des renommierten Musikers und Komponisten Ry Cooder reiste Wim Wenders im März 1998 mit einem kleinen Filmteam nach Kuba, um in Havanna die Aufnahmesessions legendärer Soneros wie Compay Segundo oder Ibrahim Ferrer zu beobachten. Heraus kam nicht nur eine liebenswerte Hommage an die kubanische Son-Musik, sondern auch das pulsierende Porträt eines einzigartigen Landes und seiner Bewohner.

Produktbeschreibung
Auf Empfehlung des renommierten Musikers und Komponisten Ry Cooder reiste Wim Wenders im März 1998 mit einem kleinen Filmteam nach Kuba, um in Havanna die Aufnahmesessions legendärer Soneros wie Compay Segundo oder Ibrahim Ferrer zu beobachten. Heraus kam nicht nur eine liebenswerte Hommage an die kubanische Son-Musik, sondern auch das pulsierende Porträt eines einzigartigen Landes und seiner Bewohner.
Autorenporträt
Ry Cooder ist Gitarrist. Schon als Teenager spielte er 1967 in der Band von Captain Beefheart und wirkte auf einigen Alben der Rolling Stones mit. Außerdem ist er Sänger, Komponist und einer der bekanntesten Protagonisten der amerikanischen Rock- und Rootsmusik. Er veröffentlichte an die 30 Platten, wurde aber vor allem bekannt durch seine Zusammenarbeit mit internationalen Musikern, vor allem mit Buena Vista Social Club. Er hat die Soundtracks für mehr als zwanzig Filme komponiert, u.a. auch für 'Paris, Texas' von Wim Wenders.

Ibrahim Ferrer, geboren 1927 in der Nähe von Santiago de Cuba, begann mit zwölf Jahren als Sänger in den Straßen und Clubs Havannas. In den folgenden Jahren trat er mit verschiedenen Orchestern auf und war seit den 1950ern Sänger von "Los Bocucos". Weltweit bekannt wurde er mit Wim Wenders' Film "Buena Vista Social Club". Ibrahim Ferrer starb im August 2005 in Havanna. Er wurde dreimal mit dem Grammy ausgezeichnet, u.a. erhielt er 1997 als "Best New Artist" den Latin Grammy.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.1999

Der alte Speckdeckel und das Meer
"Buena Vista Social Club": Wim Wenders macht einen filmischen Umweg über Kuba und kommt in Amerika an

Fleckig gelb und rostig rot sind die Farben von Havanna, es klappert Schrott über löchrige Straßen, und mürbe sind die alten Herren, die am Ausgang ihres Lebens ins Studio wackeln, um ein Lied anzustimmen. Der amerikanische Gitarrist Ry Cooder sitzt am Mischpult, und als der Gesang verstummt, stößt er einen leisen amerikanischen Ruf aus: "Wow." Dieser Ruf ist das Programm des ganzen Films: Schaut her Leute, heißt dieser Ruf übersetzt, hier gibt es was zum Wundern. Hier gibt es Neunzigjährige mit schönen Seelen; hier hört man unerhörte alte Lieder, die so ergreifend sind wie am ersten Tag; hier wird bewiesen, daß das Leben ein guter Traum sein kann.

Der Gitarrist Ry Cooder hat seinen Sohn mitgebracht, den Schlagzeuger Joachim Cooder. Er erläutert, was dem Vater nicht so leicht von den Lippen geht. Ein ganzes Musikerleben lang habe der Vater die verrückteste Band der Welt auf die Beine stellen wollen. Mit dem "Buena Vista Social Club", einer in den fünfziger Jahren in den Kellern der Ruhmlosigkeit untergegangenen kubanischen Combo, sei es ihm endlich gelungen. Mit ihrer Wiederkehr, nein, mit dem Debüt der zu Greisen gewordenen Musiker auf dem internationalen Podium, hat Ry Cooder den Bogen zurück zu seinen Anfängen geschlagen. Hinter dem "Buena Vista Social Club" verbirgt sich ein Traum von Erlösung, wie er in den sechziger Jahren, hinter den sieben Bergen der kapitalistischen Gesellschaft, bei den sieben Zwergen des psychedelischen Überschwangs schon einmal geträumt worden ist.

Gut eineinhalb Stunden währt diese Entführung ins Reich der glücklichen Alten, und der Zuschauer macht sie gerne mit. Wim Wenders hat zwar auch in diesem Film wieder das kleine Arsenal seiner Ewigkeitsmotive versammelt, die Greise, das Erbe, die Sehnsucht nach dem erfüllten Augenblick - und die Freundschaft der Männer. Aber er hat sich auf den Standpunkt des Dokumentarischen zurückgezogen. Einmal vielleicht, als er den Pianisten zeigt, wie er mit seinen Spinnenfingern in das Klavier eines verfallenen neobarocken Ballsaals greift, während dort kleine Mädchen für das Ballett proben, gibt es Bilder, die größer sein wollen als das, was sie tatsächlich zeigen. Wim Wenders verläßt sich auf die Stadt, das Meer und die faltige Präsenz seines Sängers Ibrahim Ferrer mit dem Speckdeckel und der krummen Nase. Der Erfolg gibt ihm recht.

Vielleicht ist ihm tatsächlich eine Entdeckung gelungen: Nicht Kubas wegen, eines Stücks aus der Alten Welt, das da, im Marxismus-Senilismus eingeschlossen wie eine Fliege im Bernstein, in der Karibik liegen soll. Nicht einmal wegen der wundersamen alten Männer, die, auch wenn das Leben sie von oben bis unten besudelt haben müßte, auf der Schwelle des Todes dastehen, als sei ihnen nichts geschehen. Sondern vor allem wegen einer Musik, die einschmeichelnd ist, ohne sich aufzudrängen, lateinamerikanisch, ohne zum Fingerschnippen aufzufordern, volkstümlich, handwerklich und schlau. Man hört, was Europa verloren haben muß: Hierzulande gibt es fast keine intelligente Volksmusik mehr, und das vielleicht auch, weil die Hochmusik seit Jahrhunderten die Phantasie und das Talent für sich allein beanspruchte.

"Wow", sagt Ry Cooder, und der Ruf gilt zunächst der Entdeckung. Zugleich aber ist er das schlurfende Anfahrgeräusch des Fahrstuhls, der in den internationalen Musikmarkt führt. Der Film "Buena Vista Social Club" dokumentiert auch eine Erfolgsgeschichte. In Gestalt der Gurkentruppe, die zur Spitzenmannschaft, in Gestalt des häßlichen Entleins, das zur Schönheitskönigin wird, hat man diese Geschichte dutzendfach gesehen. Jahrzehntelang hatte Wim Wenders um Amerika gebuhlt und ist doch nie dort angekommen, am allerwenigsten in "Paris, Texas", jenem Kammerspiel aus der deutschen Provinz, bei dem nur die Kulisse und der Gitarrist - eben Ry Cooder - amerikanisch waren. Eigentlich hätte man gedacht, daß er es nicht mehr schafft. Aber dann geschah das Wunder mit den alten Männern.

THOMAS STEINFELD

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