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In Lateinamerikas größtem Gefängnis "Carandiru" herrschen unmenschliche Zustände: Überfüllte Zellen, heruntergekommene Gebäude, Unterernährung. Krankheiten wie Tuberkulose und eine beginnende Aids-Epidemie breiten sich aus. Den Häftlingen wird weder medizinische noch soziale Hilfe zuteil - bis sich ein Arzt bereit erklärt, regelmäßige Besuche und "Sprechstunden" abzuhalten.
Den neuesten Stand medizinischer Erkenntnisse gewohnt, ist er hier gezwungen, seine Patienten mit einfachsten Mitteln zu behandeln - und wird mit der Zeit mehr als ein Arzt: Er wird zum Vertrauten der Gefangenen und
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Produktbeschreibung
In Lateinamerikas größtem Gefängnis "Carandiru" herrschen unmenschliche Zustände: Überfüllte Zellen, heruntergekommene Gebäude, Unterernährung. Krankheiten wie Tuberkulose und eine beginnende Aids-Epidemie breiten sich aus. Den Häftlingen wird weder medizinische noch soziale Hilfe zuteil - bis sich ein Arzt bereit erklärt, regelmäßige Besuche und "Sprechstunden" abzuhalten.

Den neuesten Stand medizinischer Erkenntnisse gewohnt, ist er hier gezwungen, seine Patienten mit einfachsten Mitteln zu behandeln - und wird mit der Zeit mehr als ein Arzt: Er wird zum Vertrauten der Gefangenen und erfährt Hunderte von Lebensläufen und Geschichten über Verbrechen, Freundschaft und Leben - und über den von Gewalt geprägten Alltag in der Haftanstalt, der eines Tages unerwartet eskaliert: Am 2. Oktober 1992 kommen bei einem brutalen Massaker hinter den Mauern Carandirus 111 Häftlinge auf tragische Weise ums Leben!

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Historisches Filmmaterial (Justizvollzugsanstalt – 1928 / Die Sprengung von Carandiru) - Entfallene Szenen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2003

Unter dem Sand
Filmfestspiele Cannes: François Ozon - wie immer gut für ein Lob der Frauen

CANNES, 19. Mai

Vorher hatte es geheißen, mit diesem Film müsse man rechnen, er sei in Brasilien noch erfolgreicher als "City of God", der letztes Jahr in Cannes Furore machte. Außerdem hat der Regisseur Hector Babenco Anfang der Achtziger "Pixote" gedreht, dann in Hollywood "Der Kuß der Spinnenfrau" und "Ironweed", ehe er nach dem Debakel von "At Play in the Fields of the Lord" wieder in seine Heimat zurückgekehrt ist. Jetzt also "Carandiru", die Verfilmung eines Romans über eines der notorisch überfüllten Gefängnisse aus der Sicht eines Arztes, mehr als zweieinhalb Stunden lang, ganz heißer Anwärter auf eine Palme - hinterher will keiner etwas gesagt haben.

Zwei Stunden zieht sich die Gefängnisfolklore dahin, Tunten, Drogen, Aids, Messerstechereien, dazwischen die bieder bebilderten Anekdoten, wie die Insassen dort gelandet sind, der Doktor hört freundlich zu, und das fröhliche Treiben will kein Ende finden, bis es zu einem Aufstand kommt, die Polizei anrückt und alles niedermäht, was sich ihnen in den Weg stellt. Die letzte halbe Stunde ist ein einziges Schlachten, aber das gibt dem Film auch nicht mehr Gewicht. Er macht viel Radau, aber hören kann man nichts.

Im Vergleich ist der unendlich leise türkische Beitrag "Uzak" von Nuri Bilge Ceylan ein Genuß. Mit einem an Antonioni geschulten Auge schildert der Regisseur ein verschneites Istanbul, in dem ein Fotograf seinen arbeitslosen Cousin vom Lande beherbergen muß, dessen Präsenz ihm nach und nach lästig wird. Ceylan nimmt sich Zeit für die beiden, für ihre Einsamkeit und die Widrigkeiten des Lebens zu zweit, aber letztlich bleibt der Film so verschlossen wie seine Helden.

Was man aus einem ähnlichen Thema machen kann, führt François Ozon in "Swimming Pool" vor, bei dem sich eine britische Kriminalschriftstellerin (Charlotte Rampling) zum Schreiben ins Ferienhaus ihres Verlegers (Charles Dance) in der Provence zurückzieht, bis ihre Ruhe durch das Auftauchen von dessen lebenslustiger Tochter (Ludivine Sagnier) gründlich gestört wird. Wer "Unter dem Sand" und "Acht Frauen" gesehen hat, kann sich nur wundern, mit welcher Sicherheit Ozon von einem Genre zum nächsten wechselt und dabei doch immer seinen eigenen Stil findet, so souverän wie einst nur Truffaut. Die Schriftstellerin, das Haus, das Mädchen, das ist an sich noch keine sonderlich aufregende Konstellation, aber sie wird es durch die Art, wie Ozon diesen Frauen zu Leibe rückt.

Es beginnt in London, wo in ein paar Strichen die Autorin skizziert wird: brüsk, abweisend, eifersüchtig auf Konkurrenten, allein mit ihrem alten Vater, einem Schluck Whiskey nicht abgeneigt, um Inspiration ringend. Dann in der Provence: Wie sie sich im Haus einrichtet, wie sie ihre Besorgungen macht, eckige Bewegungen, gefangen in sich selbst. Allein an ihrer Enttäuschung, als der Verleger anruft und sagt, er könne leider nicht kommen, und ihrer heimlichen Lust, als sie sich über den Weißwein und die Foie gras hermacht, kann man ablesen, welche Sehnsüchte womöglich in ihr schlummern.

Dann kommt die Tochter, aus einer früheren Beziehung der Verlegers mit einer Französin, läuft halbnackt durchs Haus, raucht, räumt nicht auf, schleppt jeden Abend andere Männer ins Bett und treibt die Engländerin zur Weißglut. Die beiden machen aus ihrer Abneigung keinen Hehl, das begonnene Buch gerät ins Stocken, aber dann passiert etwas zwischen den beiden. Nicht daß die Autorin Feuer finge, aber etwas an der Art der Jüngeren beginnt auf sie abzufärben. Plötzlich zeigt sie Interesse, kleidet sich femininer, scheint zu erwachen. Man ist bald selbst gefangen in dieser Welt, die noch einige Überraschungen birgt.

Aufregend wird diese Konstellation vor allem durch Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier, in denen Ozon praktisch seine eigene Filmographie aufeinandertreffen läßt. Die eine hat er in "Unter dem Sand" durch eine ihrer schönsten Rollen geführt, die andere in "Tropfen auf heiße Steine" und "Acht Frauen" entdeckt. Die eine verkörpert Natürlichkeit, die andere Künstlichkeit, zusammen sind sie ein Erlebnis. Wie immer geht es bei Ozon um Rollenspiele und die Frage, wie man seinen Körper dabei erlebt. Als Regel gilt: Je fiktiver die Situation, desto körperlicher die Reaktion. Und der Swimming-pool ist natürlich mehr als nur der Ort, an dem dies alles passiert. Er ist verführerisches Leuchten, gezähmte Natur, gebändigte Sehnsucht, verflüssigte Träume. Und bei aller Genauigkeit, mit der Ozon auf die Welt blickt - am Ende siegt immer die Einbildung. Das ist ja auch kein schlechtes Motto für Cannes.

MICHAEL ALTHEN

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