Für Tes (Malin Akerman) und ihre beiden sexy Komplizinnen Kara (Nikki Reed) und Dawn (Deborah Ann Woll) klang der Auftrag eigentlich ganz einfach: für Gangsterboss Mel (Bruce Willis) sollen sie eine Drogenlieferung in einem kleinen, schäbigen Diner abfangen. Klingt nach einfachem Job, für die drei Girls jedenfalls die einfachste Übung. Wenn aber auf einmal Leute auftauchen, die dort gar nichts verloren haben und mit richtig großen Knarren rumfuchteln, dann kann man sich schon fragen, was zur Hölle hier grade schief läuft. Eine Kette von Ereignissen wird in Gang gesetzt und am Ende ist nichts mehr, wie es war und keiner ist der, der er vorgibt, zu sein...
Bonusmaterial
- AudiokommentarFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2022Wenn Dr. Mopsi zuschlägt: "Der ganz große Coup" im Kino
Dieser Film gehört zu einem Genre, für das es noch keinen richtigen Namen gibt. Man müsste von einer Verliererkomödie sprechen, wenn das nicht zu abschätzig klänge gegenüber den Leuten, um die es geht: Menschen, die zufällig auf der Schattenseite des Lebens geboren oder irgendwie dort gelandet sind. In Belgien gibt es einen Regisseur, Bouli Lanners, der vor fünfzehn Jahren einen Film über einen Autoverkäufer gedreht hat, der mit einem drogensüchtigen Einbrecher übers Land fährt und am Ende einen versehentlich getöteten Hund begräbt: "Eldorado". Zu dieser Sorte Geschichten gehört auch Fulvio Risuleos "Der ganz große Coup", der im italienischen Original "Il colpo del cane" heißt: Der Coup mit dem Hund.
Der Hund ist also wieder da und auch die Autos, mit denen die Handlung in Gang gehalten wird, und das Land, das hier aus einem verkommenen Außenbezirk von Rom besteht, halb Schrottplatz, halb Schafweide. Hier trifft sich ein Frauenpärchen, Rana und Marti, auf einem Parkplatz mit einem Mann, der sich Dr. Mopsi nennt und den beiden Geld dafür geboten hat, dass sie ihm die französische Bulldogge, die sie für eine reiche Römerin übers Wochenende hüten, für einen Paarungsakt mit einer Hündin überlassen. Doch Dr. Mopsi ist alles andere als seriös, wie schon seine Visitenkarte verrät, auf der "veterinario", "Tierarzt", ohne "r" geschrieben ist, und so bleibt den Freundinnen nichts anderes übrig, als ihn mit ihrem Kleinwagen quer durch die kaputte Landschaft zu verfolgen.
Nun könnte der Film einfach so weitergehen, aber auf einmal macht er eine Vollbremsung und erzählt von einem ganz anderen Mann, einem Heavy-Metal-Fan und Computerfreak, der seinen Job verloren hat und verzweifelt nach neuen Einnahmequellen sucht; erst nach einiger Zeit merken wir, dass dieser Orazio sozusagen das Rohmaterial für die Figur des Dr. Mopsi ist. Aus seiner Sicht wird das Geschehen noch einmal von vorn abgespult, bis zu dem Punkt, an dem er in den Kofferraum seines eigenen Autos schlüpft, um sich vor den beiden Frauen zu verstecken - mit dem verwundeten Hund, der bei der Verfolgungsjagd unter die Räder gekommen ist. Es geht Fulvio Risuleo in seinem zweiten Spielfilm also nicht um die Erfüllung eines Komödienschemas, sondern um die Schilderung eines Milieus und, mehr noch, einer Generation. Den Twentysomethings, die er zeigt, ist das Vertrödeln des eigenen Lebens so sehr zur Gewohnheit geworden, dass sie bei der ersten Begegnung mit der Realität ins Stolpern kommen. Sie sind komisch, weil sie nicht anders können: Träumer in einer traumlosen Welt. In Italien hatte "Der ganz große Coup" Pech, weil er kurz nach dem Ende des Corona-Lockdowns ins Kino kam und so nur wenige Zuschauer erreichte. In Deutschland wird er nun wie zufällig erst jetzt verliehen. Aber Zufälle müssen ja nichts Schlechtes sein. ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dieser Film gehört zu einem Genre, für das es noch keinen richtigen Namen gibt. Man müsste von einer Verliererkomödie sprechen, wenn das nicht zu abschätzig klänge gegenüber den Leuten, um die es geht: Menschen, die zufällig auf der Schattenseite des Lebens geboren oder irgendwie dort gelandet sind. In Belgien gibt es einen Regisseur, Bouli Lanners, der vor fünfzehn Jahren einen Film über einen Autoverkäufer gedreht hat, der mit einem drogensüchtigen Einbrecher übers Land fährt und am Ende einen versehentlich getöteten Hund begräbt: "Eldorado". Zu dieser Sorte Geschichten gehört auch Fulvio Risuleos "Der ganz große Coup", der im italienischen Original "Il colpo del cane" heißt: Der Coup mit dem Hund.
Der Hund ist also wieder da und auch die Autos, mit denen die Handlung in Gang gehalten wird, und das Land, das hier aus einem verkommenen Außenbezirk von Rom besteht, halb Schrottplatz, halb Schafweide. Hier trifft sich ein Frauenpärchen, Rana und Marti, auf einem Parkplatz mit einem Mann, der sich Dr. Mopsi nennt und den beiden Geld dafür geboten hat, dass sie ihm die französische Bulldogge, die sie für eine reiche Römerin übers Wochenende hüten, für einen Paarungsakt mit einer Hündin überlassen. Doch Dr. Mopsi ist alles andere als seriös, wie schon seine Visitenkarte verrät, auf der "veterinario", "Tierarzt", ohne "r" geschrieben ist, und so bleibt den Freundinnen nichts anderes übrig, als ihn mit ihrem Kleinwagen quer durch die kaputte Landschaft zu verfolgen.
Nun könnte der Film einfach so weitergehen, aber auf einmal macht er eine Vollbremsung und erzählt von einem ganz anderen Mann, einem Heavy-Metal-Fan und Computerfreak, der seinen Job verloren hat und verzweifelt nach neuen Einnahmequellen sucht; erst nach einiger Zeit merken wir, dass dieser Orazio sozusagen das Rohmaterial für die Figur des Dr. Mopsi ist. Aus seiner Sicht wird das Geschehen noch einmal von vorn abgespult, bis zu dem Punkt, an dem er in den Kofferraum seines eigenen Autos schlüpft, um sich vor den beiden Frauen zu verstecken - mit dem verwundeten Hund, der bei der Verfolgungsjagd unter die Räder gekommen ist. Es geht Fulvio Risuleo in seinem zweiten Spielfilm also nicht um die Erfüllung eines Komödienschemas, sondern um die Schilderung eines Milieus und, mehr noch, einer Generation. Den Twentysomethings, die er zeigt, ist das Vertrödeln des eigenen Lebens so sehr zur Gewohnheit geworden, dass sie bei der ersten Begegnung mit der Realität ins Stolpern kommen. Sie sind komisch, weil sie nicht anders können: Träumer in einer traumlosen Welt. In Italien hatte "Der ganz große Coup" Pech, weil er kurz nach dem Ende des Corona-Lockdowns ins Kino kam und so nur wenige Zuschauer erreichte. In Deutschland wird er nun wie zufällig erst jetzt verliehen. Aber Zufälle müssen ja nichts Schlechtes sein. ANDREAS KILB
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