John Constantine kam mit einer Gabe auf die Welt, die er verabscheut: Er kann Halbblut-Engel und -Dämonen erkennen, die sich als Menschen tarnen und in unserer Welt leben. Als eine skeptische Polizeidetektivin (RACHEL WEISZ als Angela Dodson) verzweifelt, weil sie den geheimnisvollen Tod ihrer geliebten Zwillingsschwester nicht aufklären kann, bittet sie Constantine um Hilfe. Mitten in den katastrophalen Ereignissen einer anderen Dimension müssen sie Farbe bekennen und ihren ganz persönlichen Frieden mit der Welt schließen koste es, was es wolle.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Audiokommentar von Regisseur Francis Lawrence sowie den Produzenten Akiva Goldsman und Drehbuchautoren Frank Capello und Kevin Brodbin - Dokumentation: Die Produktion aus der Hölle (Produktionselemente von Schlüsselszenen) - Dokumentationen: Die Darstellung der Unterwelt (Erklärung der Visual Effects) - Featurette: CONSTANTINES Sicht des Universums - Making Of: CONSTANTINES Entstehung - Music Video "Passive" von A Perfect Circle - Nicht verwendete Szenen mit opt. Kommentar von Regisseur Francis Lawrence - Blick in die Zukunft: Die Kraft der Vorsehung mit opt. Kommentar von Regisseur Francis LawrenceKeanu Reeves stört als Erlöser, aber "Constantine" zeigt den flammendsten aller Kino-Erzengel
Der Mann kann einfach nicht rauchen. Furchtbar, wie er am Stengel zutzelt und ihn zwischen bleichen Fingern hin und her dreht, wie er affektiert herumpafft und unmotivierte Schmauchschlieren aus den Mundwinkeln absondert. Keanu Reeves hat wieder mal beim Einfachsten versagt, was die Rolle fordert - die in diesem Fall einen Charakter entwirft, den sich Raymond Chandler und Thomas von Aquin im nikotinüberfluteten Camel-Club ausgedacht haben und der deshalb die Morbidezza der modernen Zivilisation und den Qualm des Höllenfeuers ständig zwischen den Lippen halten und vor sich hin glimmen lassen muß, während er auf Dämonenjagd durch mitleidlose Straßen schlurft. In der allzu berühmten "Matrix"-Trilogie konnte Reeves bloß nicht vernünftig küssen sowie kaum adäquat sprechen, gucken, laufen und atmen; jetzt kommt auch noch das Laster hinzu, dem er sich kein bißchen gewachsen zeigt. Es ist wirklich zum Gotterbarmen.
Günstigerweise handelt die Geschichte, die "Constantine" erzählen will, genau von dieser Gnade des Allerhöchsten: In den von geistreich bösen Autoren wie Jamie Delano, Grant Morrison oder Warren Ellis verfaßten "Hellblazer"-Comics, auf denen der Film gründet, ist John Constantine (man beachte die messianischen Initialen) ein verlebter Endvierziger, dem zwischen Nekromantie und Tanzabenden mit Succubi nichts Höllisches fremd ist und der gleichwohl gute Werke tut, soweit es in seiner Macht steht. Damit, wenn schon er selbst aufgrund seines Schuldkontos dereinst zum Teufel geht, wenigstens die Unschuldigen davonkommen.
Der Film vergröbert eigentlich alles, was die Vorlage ausmacht: Aus dem ewig verregneten, beklemmend engen London der Hefte wird ein weitläufig-trockenes Los Angeles. Constantines Taxifahrerkumpel Chas, in "Hellblazer" ein alter Schwerenöter, der unter seiner Hexenmutter leidet, deren Schimpansen-Famula ungebetene Gäste mit Kot bewirft, ist jetzt ein herzensguter Junge, der beim zerknitterten Magus in die Lehre geht. Und dieser Magus selbst ist Keanu Reeves, dem man nichts von dem abnimmt, was er hier sagt oder tut.
Die gnostisch-manichäische Bizarrtheologie des Originals muß einem ziemlich krachledernen Sonntagsschul-Konstrukt Platz machen: Gott und der Teufel haben um die Seelen aller Menschen gewettet, Engel und Dämonen dürfen Adams Nachkommen zwar beeinflussen, jedoch nicht direkt in ihre Belange eingreifen, aber irgendwelche eben nicht Global, sondern Celestial und Infernal Players haben offenbar außer dem Buch Hiob auch das letzte Kapitel der Christenbibel gelesen und verwickeln deshalb Reeves in ein Komplott rund um eine reichlich unterbelichtete Polizistin (Rachel Weisz), deren prophetisch begabte Zwillingsschwester und den okkult potenten Speer, mit dem man Christus am Kreuz gequält hat.
Daß das, was dann passiert, mit dem geplünderten Comic nicht mehr zu tun hat als mit dem Verfahren einer korrekt abgewickelten Papstwahl, stört allerdings, wenn man die erste Hälfte des Films samt vergifteten Spinnen, schwarzen Voodoofrührentnern, umfallenden Kühen und sündhaft teuren Spezialeffekten überstanden hat, letztlich überhaupt nicht. Denn wie in jedem ordentlichen Heilsplan wird mit jäher Wendung alles gut: Siehe, als Erzengel Gabriel serviert uns das begnadete Besetzungsoffizium eine so sagenhaft souveräne Tilda Swinton, daß Falschheit und Vanitas ringsum zu Staub zerfallen - ein anbetungswürdiges Wesen zwischen David Bowie zu "Hunky Dory"-Zeiten und Gwyneth Paltrow für Erwachsene, so reizend, daß man auf der Stelle katholisch werden möchte. Der Satan, den Peter Stormare dann noch nachschieben darf, ist obendrein dermaßen verdorben verspielt, daß man angesichts dieser beiden Leistungen nur zustimmen kann, wenn der Weltenschöpfer zum Schluß Quatsch vor Recht ergehen läßt und Reeves rettet, der das zwar wirklich nicht verdient hat, aber was soll's - Urbi gut, Orbi gut.
DIETMAR DATH
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