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Technische Angaben: Bildformat: 4:3 Sprache / Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby Digital AC 2.0) Ländercode: 2
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Produktbeschreibung
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2008

Schwarzer Rauch über der Landschaft
Der Fotograf Anton Corbijn liefert mit "Control" ein eindrucksvolles Kinodebut ab

Der Film galt als Geheimtipp in Cannes, und das Gerede darüber war von jener Art, die allen, die ihn nicht gesehen haben, den Eindruck vermittelt, sie hätten den besten Film des Festivals verpasst. Jetzt, jenseits des Trubels, entpuppt sich "Control" als ein sympathischer Film, dessen Regisseur Anton Corbijn allerdings genau das macht, was man von einem Fotografen bei seinem Filmdebüt erwartet: Er stellt mehr oder weniger Fotos nach, die in ihrer erlesenen schwarzweißen Tristesse von ihm selbst sein könnten, aber in diesem Fall von seinem Berliner Kameramann Martin Ruhe gedreht wurden. Das postindustrielle Manchester mit seinen monotonen Wohnsilos, aufgelassenen Fabrikhallen und gammeligen Pubs gerinnt dabei in jeder Einstellung zu kunstvoll komponierten Tableaus, die man sich an die Wand hängen könnte, wenn man seiner Unbehaustheit in dieser Welt Ausdruck verleihen möchte.

"Control" erzählt die Geschichte von Ian Curtis, dem Sänger der Post-Punk-Band "Joy Division", der sich im Alter von dreiundzwanzig Jahren erhängt hat. Corbijn nimmt die Geschichte schon deswegen persönlich, weil es die Musik von "Joy Division" war, die in ihrer Existentialität den Holländer in den späten Siebzigern dazu animiert hat, nach England zu ziehen, wo er die Band dann auch fotografiert hat. Was seinen Film so sympathisch macht, ist der Umstand, dass er versucht, seiner damaligen Faszination nachzuspüren; dass er nicht die Stationen der Karriere zum Spannungsbogen macht, sondern ergründet, inwiefern die Bedeutung, die diese Musik damals für ihn gehabt hat, ihren existentiellen Ursprung im Leben von Ian Curtis gehabt haben mag.

Ein Musikfilm im üblichen Stil ist schon deswegen nicht daraus geworden, weil es um alles andere geht als Sex, Drugs & Rock 'n' Roll und auch die Beziehung der Bandmitglieder untereinander kaum eine Rolle spielt, sondern sich alles um die Empfindungswelt von Curtis dreht, dessen Epilepsie in diesem Zusammenhang so wirkt, als finde in ihr genauso wie in der Musik die Qual, nicht aus seiner Haut zu können, einen Ausdruck.

Umso wichtiger ist es, dass Corbijn in Sam Riley einen Schauspieler gefunden hat, der sein Vorbild wirklich kongenial umsetzt, der die eigentümlich tanzroboterhaften Bewegungen hinterm Mikrofon perfekt hinkriegt und dessen Gesicht in seiner ausdrucksstarken Innerlichkeit Curtis im Zweifel noch besser aussehen lässt als das Original. Gerade darin, dass sich der Mann von den äußerlichen Attitüden des Punk so stark unterschied, lag seine verwirrende Anziehungskraft. Riley selbst sagt, der Mann habe für ihn immer ausgesehen wie ein Bibliotheksangestellter, dem seine Mutter die Haare schneidet und dem man die Angst ansieht, auf der Bühne zu stehen.

Tatsächlich hat Curtis beim Arbeitsamt gearbeitet, früh geheiratet und ein Kind gekriegt und wie ein Hund gelitten, als er sich in eine belgische Journalistin verliebte, aber von seiner Frau nicht loskam. Dass die Darstellerin der Ehefrau, Samantha Morton, in jede Rolle schlüpfen kann, hat man gewusst, dass aber Alexandra Maria Lara als belgische Geliebte so magnetisch wirken kann, ist fast eine Überraschung. Mit nur wenigen Szenen verleiht sie der Figur eine Unmittelbarkeit, die man nicht nur deswegen glaubt, weil die beiden auch im wirklichen Leben ein Paar geworden sind.

Am Ende ist "Control" das bestechende Filmporträt eines jungen Mannes, der sich mit David Bowie aus dem Elend seiner Heimatstadt Manchester fortträumte, in diesem Traum aber keine Erfüllung fand, weil er sich selbst nicht entfliehen konnte. So liegt in der Schlusseinstellung, wenn der schwarze Rauch eines Krematoriums sich über der Landschaft auflöst, fast schon so etwas wie eine Erlösung.

MICHAEL ALTHEN

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