Vom Cover abweichende Laufzeit: ca. 111 Minuten
Der "Kalte Krieg" ist vorbei und die Welt wiegt sich in vermeintlicher Sicherheit. Dann die Schreckensmeldung: Russische Nationalisten haben gewaltsam die Macht übernommen und drohen, eine Atomrakete abzuschießen, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Die Welt steht plötzlich am Rande des dritten Weltkrieges.
Das U-Boot des erfahrenen Seebären Frank Ramsey (Gene Hackman) und des jungen Harvard-Offiziers Ron Hunter (Denzel Washington) hat den Befehl, im Ernstfall den atomaren Gegenschlag durchzuführen. Das unvorstellbare tritt ein und der Countdown läuft. Plötzlich wird ein weiterer, verstümmelter Funkspruch aufgefangen. Hunter will den Abschuss daraufhin verhindern, doch Ramsay lässt sich nicht beirren und will die Bombe zünden. Es kommt zu einer Meuterei ....
Der "Kalte Krieg" ist vorbei und die Welt wiegt sich in vermeintlicher Sicherheit. Dann die Schreckensmeldung: Russische Nationalisten haben gewaltsam die Macht übernommen und drohen, eine Atomrakete abzuschießen, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Die Welt steht plötzlich am Rande des dritten Weltkrieges.
Das U-Boot des erfahrenen Seebären Frank Ramsey (Gene Hackman) und des jungen Harvard-Offiziers Ron Hunter (Denzel Washington) hat den Befehl, im Ernstfall den atomaren Gegenschlag durchzuführen. Das unvorstellbare tritt ein und der Countdown läuft. Plötzlich wird ein weiterer, verstümmelter Funkspruch aufgefangen. Hunter will den Abschuss daraufhin verhindern, doch Ramsay lässt sich nicht beirren und will die Bombe zünden. Es kommt zu einer Meuterei ....
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-MenüFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.1995Das U-Boot als Disco
Im Rausch der Tiefe: Tony Scotts Kinofilm "Crimson Tide"
Manche Männer zieht es hinauf zum Himalaja, weil sie herausfinden möchten, welche Höhen ein Mensch erklimmen kann. Andere wiederum setzen sich in einen Rennwagen, weil sie wissen wollen, wie schnell ein Mensch fahren kann. Tony Scott, der bei "Top Gun" bereits erlebt hat, wie high man sich bisweilen über den Wolken fühlt, und bei "Tage des Donners" den Geschwindigkeitsrausch zu ebener Erde bis zum Abwinken auskosten durfte, ist nun bei "Crimson Tide" in ein U-Boot gestiegen. Denn er wollte endlich einmal ausloten, wie tief ein Regisseur sinken kann.
Während der U-Boot-Kapitän Frank Ramsey (Gene Hackman) seinen neuen Ersten Offizier Ron Hunter (Denzel Washington) auf der USS Alabama einweist, spitzt sich die weltpolitische Lage zu. Ein russischer Nationalistenführer hat eine Raketenbasis auf Sachalin unter seine Kontrolle gebracht und droht mit einem Angriff. Die USS Alabama erhält den Auftrag, einen möglichen Atomschlag durch die Zerstörung der Basis zu verhindern. Kurz bevor Ramsey seine Raketen abfeuern will, erhält das U-Boot einen unvollständig übermittelten Funkspruch. Während sich Ramsey nicht von seinem Kurs abbringen läßt, plädiert Hunter dafür, die Entscheidung aufzuschieben. Es beginnt ein Streit, der zur Meuterei eskaliert.
Bevor das U-Boot in "Crimson Tide" das erste Mal abtaucht, wird jeglicher Realismus wie überflüssiger Ballast über Bord geworfen. Das allein wäre noch gar kein Problem, würde nicht auch der völlig unbedarfte Laie ständig dazu gezwungen, sich verwundert die Augen zu reiben. So läßt die Besatzung der Alabama mit Hilfe einer Winde, die offenbar dringend geölt werden müßte, einen Sender nach oben, um wieder Funkkontakt zu bekommen, obwohl sich ein russisches U-Boot in unmittelbarer Nähe befindet. Das ist in etwa so, als würde sich Michael Schumacher in seinen Boliden setzen und ein paar Sekunden vor dem Start feststellen, daß seine Mechaniker vergessen haben, das Lenkrad anzuschrauben. Wie nicht anders zu erwarten, wird die Alabama im Nu per Sonar geortet.
Die Inkompetenz hat genug Platz, sich breitzumachen, denn "Crimson Tide" zeigt uns eines der geräumigsten U-Boote, die je auf der Leinwand zu sehen waren. Im Hintergrund leuchten allerlei hübsche rote, blaue und grüne Lämpchen. Sie gehen an und aus, und wenn sie dies noch im Takt der Musik täten, würde man sich fast wie in einer Disco fühlen. In diesen Kulissen soll ein politisch-moralisches Kammerspiel stattfinden, von dem die Verantwortlichen glauben, es würde das vor fast genau dreißig Jahren von Sidney Lumet inszenierte beklemmende Atomkriegsszenario "Angriffsziel Moskau" auf den neuesten Stand bringen.
Im Zentrum von Lumets Film steht der amerikanische Präsident (gespielt von Henry Fonda), der erkennen muß, daß er der ohnmächtigste Mann der Welt ist, weil er seine eigenen Bomberpiloten nicht davon abbringen kann, den Angriff auf die Hauptstadt der Sowjetunion abzubrechen. Die völlige Isolation von der Außenwelt, die den Präsidenten im Bunker und die Piloten im Bomber eint, spielt auch in "Crimson Tide" eine wichtige Rolle. Doch die starrsinnige Prinzipientreue des Kapitäns und die verantwortungsbewußte Nachdenklichkeit des Ersten Offiziers stehen sich kraß gegenüber. Die beiden Männer kämpfen um das begrenzte Terrain des Bootes und doch letztendlich um die ganze Welt. Leider treffen hier nicht zwei Positionen, sondern zwei Klischees aufeinander, und weil sie sich so gut wie nicht bewegen, muß der Film immer wieder in unsinnigen Aktionismus ausbrechen.
So wogt die Stimmung an Bord hin und her, Meuterei und Gegenmeuterei folgen aufeinander wie Ebbe und Flut. Alsbald stellt sich die gleiche Monotonie ein, die man wahrscheinlich auch in Wirklichkeit bei einer U-Boot-Fahrt durchstehen muß. So stößt der kommerziell so erfolgreiche, künstlerisch aber nach wie vor erfolglose Regisseur Tony Scott auch in diesem Subgenre in ungeahnte Abgründe vor. Doch mit Filmen ist es wie mit U-Booten: Wenn man unter ein bestimmtes Niveau geht, hört der Spaß auf. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Rausch der Tiefe: Tony Scotts Kinofilm "Crimson Tide"
Manche Männer zieht es hinauf zum Himalaja, weil sie herausfinden möchten, welche Höhen ein Mensch erklimmen kann. Andere wiederum setzen sich in einen Rennwagen, weil sie wissen wollen, wie schnell ein Mensch fahren kann. Tony Scott, der bei "Top Gun" bereits erlebt hat, wie high man sich bisweilen über den Wolken fühlt, und bei "Tage des Donners" den Geschwindigkeitsrausch zu ebener Erde bis zum Abwinken auskosten durfte, ist nun bei "Crimson Tide" in ein U-Boot gestiegen. Denn er wollte endlich einmal ausloten, wie tief ein Regisseur sinken kann.
Während der U-Boot-Kapitän Frank Ramsey (Gene Hackman) seinen neuen Ersten Offizier Ron Hunter (Denzel Washington) auf der USS Alabama einweist, spitzt sich die weltpolitische Lage zu. Ein russischer Nationalistenführer hat eine Raketenbasis auf Sachalin unter seine Kontrolle gebracht und droht mit einem Angriff. Die USS Alabama erhält den Auftrag, einen möglichen Atomschlag durch die Zerstörung der Basis zu verhindern. Kurz bevor Ramsey seine Raketen abfeuern will, erhält das U-Boot einen unvollständig übermittelten Funkspruch. Während sich Ramsey nicht von seinem Kurs abbringen läßt, plädiert Hunter dafür, die Entscheidung aufzuschieben. Es beginnt ein Streit, der zur Meuterei eskaliert.
Bevor das U-Boot in "Crimson Tide" das erste Mal abtaucht, wird jeglicher Realismus wie überflüssiger Ballast über Bord geworfen. Das allein wäre noch gar kein Problem, würde nicht auch der völlig unbedarfte Laie ständig dazu gezwungen, sich verwundert die Augen zu reiben. So läßt die Besatzung der Alabama mit Hilfe einer Winde, die offenbar dringend geölt werden müßte, einen Sender nach oben, um wieder Funkkontakt zu bekommen, obwohl sich ein russisches U-Boot in unmittelbarer Nähe befindet. Das ist in etwa so, als würde sich Michael Schumacher in seinen Boliden setzen und ein paar Sekunden vor dem Start feststellen, daß seine Mechaniker vergessen haben, das Lenkrad anzuschrauben. Wie nicht anders zu erwarten, wird die Alabama im Nu per Sonar geortet.
Die Inkompetenz hat genug Platz, sich breitzumachen, denn "Crimson Tide" zeigt uns eines der geräumigsten U-Boote, die je auf der Leinwand zu sehen waren. Im Hintergrund leuchten allerlei hübsche rote, blaue und grüne Lämpchen. Sie gehen an und aus, und wenn sie dies noch im Takt der Musik täten, würde man sich fast wie in einer Disco fühlen. In diesen Kulissen soll ein politisch-moralisches Kammerspiel stattfinden, von dem die Verantwortlichen glauben, es würde das vor fast genau dreißig Jahren von Sidney Lumet inszenierte beklemmende Atomkriegsszenario "Angriffsziel Moskau" auf den neuesten Stand bringen.
Im Zentrum von Lumets Film steht der amerikanische Präsident (gespielt von Henry Fonda), der erkennen muß, daß er der ohnmächtigste Mann der Welt ist, weil er seine eigenen Bomberpiloten nicht davon abbringen kann, den Angriff auf die Hauptstadt der Sowjetunion abzubrechen. Die völlige Isolation von der Außenwelt, die den Präsidenten im Bunker und die Piloten im Bomber eint, spielt auch in "Crimson Tide" eine wichtige Rolle. Doch die starrsinnige Prinzipientreue des Kapitäns und die verantwortungsbewußte Nachdenklichkeit des Ersten Offiziers stehen sich kraß gegenüber. Die beiden Männer kämpfen um das begrenzte Terrain des Bootes und doch letztendlich um die ganze Welt. Leider treffen hier nicht zwei Positionen, sondern zwei Klischees aufeinander, und weil sie sich so gut wie nicht bewegen, muß der Film immer wieder in unsinnigen Aktionismus ausbrechen.
So wogt die Stimmung an Bord hin und her, Meuterei und Gegenmeuterei folgen aufeinander wie Ebbe und Flut. Alsbald stellt sich die gleiche Monotonie ein, die man wahrscheinlich auch in Wirklichkeit bei einer U-Boot-Fahrt durchstehen muß. So stößt der kommerziell so erfolgreiche, künstlerisch aber nach wie vor erfolglose Regisseur Tony Scott auch in diesem Subgenre in ungeahnte Abgründe vor. Doch mit Filmen ist es wie mit U-Booten: Wenn man unter ein bestimmtes Niveau geht, hört der Spaß auf. LARS-OLAV BEIER
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