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"Dark Blood" erzählt die Geschichte von Boy (River Phoenix), dessen Frau an den Folgen radioaktiver Tests verstorben ist. Nach ihrem Tod zieht sich Boy in die Wüste zurück und wartet auf das Ende der Welt. Harry (Jonathan Pryce) und Buffy (Judy Davis), ein Ehepaar in der Krise, unternehmen auf der Suche nach einer neuen Annäherung eine späte zweite Hochzeitsreise. Als sie mit ihrem Oldtimer durch die Wüste fahren, hat dieser einen Motorschaden und sie werden von Boy gerettet. Boy fühlt sich von Buffy angezogen und spinnt sie mit seinem Charme ein. In der Einöde der Wüste realisiert das Ehepaar…mehr

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Produktbeschreibung
"Dark Blood" erzählt die Geschichte von Boy (River Phoenix), dessen Frau an den Folgen radioaktiver Tests verstorben ist. Nach ihrem Tod zieht sich Boy in die Wüste zurück und wartet auf das Ende der Welt. Harry (Jonathan Pryce) und Buffy (Judy Davis), ein Ehepaar in der Krise, unternehmen auf der Suche nach einer neuen Annäherung eine späte zweite Hochzeitsreise. Als sie mit ihrem Oldtimer durch die Wüste fahren, hat dieser einen Motorschaden und sie werden von Boy gerettet. Boy fühlt sich von Buffy angezogen und spinnt sie mit seinem Charme ein. In der Einöde der Wüste realisiert das Ehepaar zunehmend, dass Boy ihre Abreise bewusst vereitelt. Während Harry und Buffy an Flucht denken, möchte Boy zusammen mit Buffy eine bessere Welt erschaffen ... Zehn Tage vor Abschluss der Dreharbeiten für "Dark Blood" verstarb River Phoenix ("Stand by Me", "My Own Private Idaho") 1993 mit nur 23 Jahren. Regisseur George Sluizer entschied 2012, das vorhandene Filmmaterial doch noch zu schneiden. Die fehlenden Szenen ließ er zu Standbildern per Voice-Over aus dem Drehbuch vorlesen. So kam sein Projekt fast 20 Jahre nach Drehbeginn zur Vollendung. Es geriet zu einem vielschichtigen, verblüffend homogenen Artefakt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2023

Wüste Liebe

River Phoenix' Todestag jährt sich zum dreißigsten Mal. Sein letzter Film blieb ein sehr sehenswertes Fragment.

Es war ein Stuhl mit zwei Beinen, und ich wollte ein drittes hinzufügen. Das vierte wird immer fehlen, aber so kann der Stuhl immerhin stehen", sagt der Regisseur George Sluizer. Der Stuhl, von dem er hier spricht, ist seine Metapher für den Film, vor dessen Beginn Sluizer diese Worte setzt: "Dark Blood" hätte im Jahr 1993 entstehen sollen, blieb aber ein Fragment, bis heute. Als er zu achtzig Prozent abgedreht war, verstarb der Hauptdarsteller River Phoenix am 31. Oktober 1993 an einer Drogenüberdosis. Das Datum jährt sich in der kommenden Woche zum dreißigsten Mal, Grund genug, sich anzuschauen, was aus diesem Fragment wurde.

River, jüngerer Bruder des heute sehr erfolgreichen Schauspielers Joaquin Phoenix, war gerade einmal dreiundzwanzig, als er starb, und galt damals als eines der vielversprechendsten jungen Schauspieltalente Hollywoods. Für sein Schauspieldebüt in der Stephen-King-Verfilmung "Stand by Me" (1986) gefeiert, drehte River Phoenix recht schnell mit den größten Namen der Branche: An der Seite von Sidney Poitier trat er im Spionagethriller "Little Nikita" (1988) auf, für Sidney Lumets Antikriegsdrama "Flucht ins Ungewisse" (1988) erhielt er seine erste Oscarnominierung, und sein Auftritt als schwuler Prostituierter in Gus Van Sants "My Own Private Idaho" (1991) brachte ihm die Coppa Volpi als bester Darsteller auf dem Filmfest in Venedig ein.

Für "Dark Blood" stand er zwei Jahre später gemeinsam mit Jonathan Pryce und Judy Davis vor der Kamera. Pryce und Davis spielen ein Pärchen, Harry und Buffy, das einen Urlaubstrip durch die Wüste New Mexicos unternimmt. Harry ist Schauspieler, Buffy ein ehemaliges Showgirl, beide versprechen sich von diesem Ausflug eine Wiederbelebung ihrer romantischen Gefühle, doch mitten im Nirgendwo bleibt natürlich ihr Bentley liegen. Die beiden liefern sich einige ruppige Wortgefechte (was musste man auch ausgerechnet den Bentley nehmen, und warum ist weder Wasser noch Alkohol an Bord?) und verkriechen sich dann in den Schatten im Inneren des Wagens.

Des Nachts sieht Buffy am Horizont ein Licht und läuft im blauen Mondschein darauf zu. Sie kommt an der Hütte eines jungen Mannes, River Phoenix, der nur "Boy" genannt wird, heraus - wir sehen sein Gesicht im Schein einer Öllampe, der die feinen Züge mit den hohen Wangenknochen betont und die scharfen Konturen von Mund und Brauen hervorhebt. Buffy klopft an die Tür und fällt ihm erschöpft in die Arme.

Von nun an entspinnt sich eine Dreiecksgeschichte. Boy ist ein junger Witwer, seine Frau war Hopi-Indianerin und ist an der Strahlenkrankheit gestorben, denn man befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den ehemaligen Testgeländen für Atombomben. Das erzählt Boy dem Paar, als er es durch die Wüste fährt, um den Bentley zu bergen. Buffy flirtet mit dem attraktiven jungen Mann, Harry versucht ihn mit immer höheren Summen zu bestechen, will möglichst schnell in die nächste Großstadt gelangen. Doch Boy hat es nicht eilig, die beiden loszuwerden, denn auch sein Interesse an Buffy wächst.

Regisseur Sluizer wusste, was er an seinen Darstellern hatte. Pryce und Davis durften sich Wortgefechte liefern, als übten sie für ein Bergman-Ehedrama. Phoenix aber erhielt die Gelegenheit, zum ersten Mal den Gegenspieler zum Helden zu geben. Seine Figur ist ambivalent, muss stark und schwach zugleich sein, den Großstädtern als harter, wortkarger Wüsteneinwohner entgegentreten, aber gleichzeitig leidenschaftlich, gefährlich und unberechenbar sein. Er legt seinen Boy zwischen melancholischer Weisheit und von Einsamkeit hervorgebrachtem Irrsinn an, aus dem sich eine große Kraft entwickelt.

Das Spiel dieser drei ist so fesselnd, dass man jede Szene bedauert, die im Film fehlt. 2012 hat George Sluizer die heute auf DVD und im Streaming (zum Beispiel bei Amazon) erhältliche Version von "Dark Blood" herausgebracht. Dafür hat er eben gut zwanzig Jahre nach dem Dreh das unfertige Material vor der Vernichtung gerettet und sich damit in den Schneideraum begeben. Wenn eine Szene fehlte, ließ er das Bild der letzten einfrieren und erzählt als Voice-over, was anschließend passiert wäre, gibt Dialoge wieder oder liest die Drehbuchanweisungen an die Darsteller vor. So entsteht ein Werk, dem man das Fragment noch immer anmerkt, das aber durchaus als Spielfilm funktioniert.

Die Finanzierung dieser Bearbeitung sicherte Sluizer durch eine Crowdfunding-Kampagne im Internet. Der Drang, dieses unbeendete Projekt noch fertigzustellen, entsprang einer schweren Krankheit, so erzählt er einleitend vor Filmbeginn. Als hätte er selbst bereits geahnt, dass "Dark Blood" auch sein letzter Film werden sollte. 2013, ein Jahr vor seinem Tod, konnte er ihn noch auf der Berlinale präsentieren - ein letztes Werk, ein Stuhl mit drei Beinen, dessen viertes Bein man erahnen kann, der aber trotzdem steht und wundervoll ist. MARIA WIESNER

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