Er hat keine Identität, keine Freunde, keine Vergangenheit: Matt Damon ist CIA-Agent Jason Bourne, der sein Gedächtnis verloren hat - und den einzigen Menschen, den er liebte. Jetzt begibt er sich auf die ultimative Jagd nach den gewissenlosen Geheimdienstlern, die ihn als tödliche Waffe missbraucht haben. Sofort setzen seine Gegner eine neue Generation gnadenloser Profikiller auf ihn an, die vor nichts zurückschreckt, um Jasons wahre Identität geheim zu halten ...
Bonusmaterial
- Immer in Bewegung: Jason Bourne - Drehbericht in fünf Teilen - Jagd über die Dächer - Mit welchen High-Tech-Tricks diese unglaubliche Szene entstand - Choreographie für Fäuste - Matt Damon zeigt sein Kampftraining - Fahrschule - Hinter dem Steuer mit Matt Damon bei der Autojagd durch New York - New Yorker Jagd - Vom Standpunkt eines Insiders - Geschnittene Szenen - Audiokommentar des Regisseurs - Großstadt-Action - So war eine Autojagd noch nie zu sehen - Nickys Entwicklung - Unsere Treadstone-Feldagentin Nicolette Parsons - Musikvideo "Extreme Ways" von MobyFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2010Party am Ende der Welt
Das Jüdische Filmfestival in Berlin
Mit dem Vogel Strauß will Nicola Galliner nicht verglichen werden. Ihr verdankt das Jüdische Film-Festival seine Gründung vor sechzehn Jahren und ihr auch, nach hartnäckigem Kampf mit den Senatsbehörden, sein noch immer nicht selbstverständliches Fortbestehen. Berlin brauche die Wiederkehr der jüdischen Kultur, sagt sie und rennt damit, zumindest bei der von Jahr zu Jahr gewachsenen Zuschauergemeinde, offene Türen ein. Im Übrigen stecken Strauße, entgegen der landläufigen Vorstellung, bei Gefahr keineswegs den Kopf in den Sand, sondern legen sich flach auf den Boden. Auf dem Plakat des Festivals reckt der große Vogel dagegen seinen Kopf keck in die Höhe.
Für die wieder mehr als zwanzig Spiel- und Dokumentarfilme bieten sich verschiedene Ordnungsbegriffe an. Zum einen könnte man nach Lachen oder Nichtlachen unterscheiden. Viele Anhänger der jüdischen Kultur suchen gerade auf diesem Festival jene vermeintlich unbeschwerte Heiterkeit, die einst der Selbstbehauptung in der Diaspora abgerungen werden musste. Und welcher Titel schien dafür eine bessere Garantie zu bieten als "Romeo und Julia auf Jiddisch", Eve Annenbergs schräge Verpflanzung von Shakespeares Tragödie ins Milieu junger Tagediebe in Brooklyn, das hier den vergnüglichen Boden für die Wiederbelebung der fast ausgestorbenen Sprache der osteuropäischen Schtetl abgeben soll. Beim Feuerwerk aus Wortspielereien und hin und her springenden Szenen darf viel gelacht werden, zudem sich der Familienkonflikt zwischen den Montagues und Capulets nun zwischen Orthodoxen und Liberalen zuträgt und so possenhaft endet, wie er begonnen hat. New York glaubt den Tränen nicht.
Ein anderes Publikum fand sich bei Yael Hersonskis Dokumentation "Ein unvollendeter Film" ein. Die junge israelische Regisseurin kommentiert darin einen zweiundsechzig Minuten langen Fund aus dem Bundesfilmarchiv, der in Teilen schon anderweitig benutzt wurde: Aufnahmen einer Propagandakompanie aus dem Warschauer Getto vom Mai 1942. Die größtenteils gestellten Szenen sollten das angeblich unsolidarische Verhalten der reichen Juden gegenüber der hungerleidenden Mehrheit bloßstellen. Zeitzeugen, denen das Getto einen unauslöschlichen Stempel auf ihre Kindheit aufdrückte, kommentieren die Tendenz der Aufnahmen. Hinzu kommen Auszüge aus Tagebuchaufzeichnungen und das aufschlussreiche Vernehmungsprotokoll von einem der Kameramänner, die "nur ihre Pflicht" taten. Yael Hersonskis Film ist ein bedrückendes Zeugnis eines Verbrechens, das sich jeder Relativierung der deutschen Schuld widersetzt.
Denkbar wäre auch die Unterscheidung nach Innen- und Außensicht auf jüdisches Leben, was sich vor allem bei israelischen Themen aufdrängte. Auf der einen Seite stünde da die leichtgewichtige Komödie "Fünf Stunden von Paris", das Debüt des aus Russland stammenden Leonid Prudovsky: Geschiedener Taxifahrer trifft unter Herzenseinsamkeit leidende Musiklehrerin, die ihn zum Lohn von seiner Flugangst befreit, am Ende aber doch mit ihrem erfolgreichen Ehemann auf und davon nach Kanada fliegt. Die geschickt inszenierte Dreiecksgeschichte berührt durch ihre melancholische Grundierung, in der die Angst vor dem Eingeschlossensein vorsichtig durchschlägt.
Als krank, überreizt und am Rande der Hysterie stehend diagnostiziert dagegen der in Frankreich lebende Regisseur Alain Tasma die israelische Gesellschaft. "Ultimatum" komprimiert und seziert mehrere parallele Geschichten während der irakischen Raketenangriffe Anfang 1991. Den Beginn macht eine frivole "Ende-der-Welt-Party", am Ende aber steht das Aus für eine leidenschaftliche Liebe. Nur wer starke Nerven hat, wie die französisch-jüdische Studentin Luisa, kann dem Druck standhalten. Wer dagegen mit sich selbst im Unklaren ist wie ihr Freund Nathanael, findet erst auf dem Weg zum Flughafen innere Ruhe. Bezeichnenderweise hat gerade er, der Unangepasste, Freundschaft mit einem arabischen Bistro-Betreiber geschlossen und findet sich nicht damit ab, dass Palästinenser bei der Verteilung der Gasmasken vergessen werden. (Israel rechnete mit Giftgasangriffen.) Dank seiner psychologischen Genauigkeit, die sich stets eine wohltuende Distanz bewahrt, überragte diese Arbeit des Truffaut-Assistenten die anderen Spielfilme des Festivals mit Bravour.
Als Drittes ließen sich die Beiträge nach dem Kriterium unterscheiden, ob sie die wohlbekannten jüdischen und israelischen Themen bearbeiten oder etwas im besten Sinne Allgemeinmenschliches aufspüren. Dafür gab ein von Dani Dothan gemeinsam mit Dalia Mevorach gedrehter selbstreferentieller Dokumentarfilm das glückliche Beispiel. Anscheinend will der bekannte Regisseur und Sänger nur seine "Queen of Jerusalem" (so auch der englische Titel) genannte, betagte Mutter, die führende Archäologin Trude Dothan, porträtieren. Doch am Ende schafft es der in Kindheitstagen störrische Sohn, der einst in der Familie die Rolle des "bad boy" spielte, im vollgerümpelten Kinderzimmer einen Gutenachtgruß der noch immer strengen Mutter zu erhaschen und die längst fällige Vergebung dazu. Der Film beharrt nicht darauf, von Israel und vom Jüdischsein zu handeln, sondern dringt unter Lachen auf menschliche Wahrhaftigkeit. Mehr ist im Kino nicht zu wünschen.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Jüdische Filmfestival in Berlin
Mit dem Vogel Strauß will Nicola Galliner nicht verglichen werden. Ihr verdankt das Jüdische Film-Festival seine Gründung vor sechzehn Jahren und ihr auch, nach hartnäckigem Kampf mit den Senatsbehörden, sein noch immer nicht selbstverständliches Fortbestehen. Berlin brauche die Wiederkehr der jüdischen Kultur, sagt sie und rennt damit, zumindest bei der von Jahr zu Jahr gewachsenen Zuschauergemeinde, offene Türen ein. Im Übrigen stecken Strauße, entgegen der landläufigen Vorstellung, bei Gefahr keineswegs den Kopf in den Sand, sondern legen sich flach auf den Boden. Auf dem Plakat des Festivals reckt der große Vogel dagegen seinen Kopf keck in die Höhe.
Für die wieder mehr als zwanzig Spiel- und Dokumentarfilme bieten sich verschiedene Ordnungsbegriffe an. Zum einen könnte man nach Lachen oder Nichtlachen unterscheiden. Viele Anhänger der jüdischen Kultur suchen gerade auf diesem Festival jene vermeintlich unbeschwerte Heiterkeit, die einst der Selbstbehauptung in der Diaspora abgerungen werden musste. Und welcher Titel schien dafür eine bessere Garantie zu bieten als "Romeo und Julia auf Jiddisch", Eve Annenbergs schräge Verpflanzung von Shakespeares Tragödie ins Milieu junger Tagediebe in Brooklyn, das hier den vergnüglichen Boden für die Wiederbelebung der fast ausgestorbenen Sprache der osteuropäischen Schtetl abgeben soll. Beim Feuerwerk aus Wortspielereien und hin und her springenden Szenen darf viel gelacht werden, zudem sich der Familienkonflikt zwischen den Montagues und Capulets nun zwischen Orthodoxen und Liberalen zuträgt und so possenhaft endet, wie er begonnen hat. New York glaubt den Tränen nicht.
Ein anderes Publikum fand sich bei Yael Hersonskis Dokumentation "Ein unvollendeter Film" ein. Die junge israelische Regisseurin kommentiert darin einen zweiundsechzig Minuten langen Fund aus dem Bundesfilmarchiv, der in Teilen schon anderweitig benutzt wurde: Aufnahmen einer Propagandakompanie aus dem Warschauer Getto vom Mai 1942. Die größtenteils gestellten Szenen sollten das angeblich unsolidarische Verhalten der reichen Juden gegenüber der hungerleidenden Mehrheit bloßstellen. Zeitzeugen, denen das Getto einen unauslöschlichen Stempel auf ihre Kindheit aufdrückte, kommentieren die Tendenz der Aufnahmen. Hinzu kommen Auszüge aus Tagebuchaufzeichnungen und das aufschlussreiche Vernehmungsprotokoll von einem der Kameramänner, die "nur ihre Pflicht" taten. Yael Hersonskis Film ist ein bedrückendes Zeugnis eines Verbrechens, das sich jeder Relativierung der deutschen Schuld widersetzt.
Denkbar wäre auch die Unterscheidung nach Innen- und Außensicht auf jüdisches Leben, was sich vor allem bei israelischen Themen aufdrängte. Auf der einen Seite stünde da die leichtgewichtige Komödie "Fünf Stunden von Paris", das Debüt des aus Russland stammenden Leonid Prudovsky: Geschiedener Taxifahrer trifft unter Herzenseinsamkeit leidende Musiklehrerin, die ihn zum Lohn von seiner Flugangst befreit, am Ende aber doch mit ihrem erfolgreichen Ehemann auf und davon nach Kanada fliegt. Die geschickt inszenierte Dreiecksgeschichte berührt durch ihre melancholische Grundierung, in der die Angst vor dem Eingeschlossensein vorsichtig durchschlägt.
Als krank, überreizt und am Rande der Hysterie stehend diagnostiziert dagegen der in Frankreich lebende Regisseur Alain Tasma die israelische Gesellschaft. "Ultimatum" komprimiert und seziert mehrere parallele Geschichten während der irakischen Raketenangriffe Anfang 1991. Den Beginn macht eine frivole "Ende-der-Welt-Party", am Ende aber steht das Aus für eine leidenschaftliche Liebe. Nur wer starke Nerven hat, wie die französisch-jüdische Studentin Luisa, kann dem Druck standhalten. Wer dagegen mit sich selbst im Unklaren ist wie ihr Freund Nathanael, findet erst auf dem Weg zum Flughafen innere Ruhe. Bezeichnenderweise hat gerade er, der Unangepasste, Freundschaft mit einem arabischen Bistro-Betreiber geschlossen und findet sich nicht damit ab, dass Palästinenser bei der Verteilung der Gasmasken vergessen werden. (Israel rechnete mit Giftgasangriffen.) Dank seiner psychologischen Genauigkeit, die sich stets eine wohltuende Distanz bewahrt, überragte diese Arbeit des Truffaut-Assistenten die anderen Spielfilme des Festivals mit Bravour.
Als Drittes ließen sich die Beiträge nach dem Kriterium unterscheiden, ob sie die wohlbekannten jüdischen und israelischen Themen bearbeiten oder etwas im besten Sinne Allgemeinmenschliches aufspüren. Dafür gab ein von Dani Dothan gemeinsam mit Dalia Mevorach gedrehter selbstreferentieller Dokumentarfilm das glückliche Beispiel. Anscheinend will der bekannte Regisseur und Sänger nur seine "Queen of Jerusalem" (so auch der englische Titel) genannte, betagte Mutter, die führende Archäologin Trude Dothan, porträtieren. Doch am Ende schafft es der in Kindheitstagen störrische Sohn, der einst in der Familie die Rolle des "bad boy" spielte, im vollgerümpelten Kinderzimmer einen Gutenachtgruß der noch immer strengen Mutter zu erhaschen und die längst fällige Vergebung dazu. Der Film beharrt nicht darauf, von Israel und vom Jüdischsein zu handeln, sondern dringt unter Lachen auf menschliche Wahrhaftigkeit. Mehr ist im Kino nicht zu wünschen.
HANS-JÖRG ROTHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main