George Monroe steht vor den Scherben seines Lebens. Seine Frau hat ihn schon vor langem verlassen, sein Sohn Sam ist ihm völlig fremd geworden. Als er erfährt, dass er bald sterben muss, beschließt er, endlich sein Traumhaus zu bauen. Er bittet Sam dabei mitzuhelfen - in der Hoffnung, dass sie sich wieder näher kommen. Doch der interessiert sich mehr für seine Drogen. Niemand ahnt, wie wenig Zeit George wirklich bleibt. Wird er die Vollendung seines Traums noch erleben?
Bonusmaterial
- Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Audiokommentar - Original-Dokumentation "Character Building: Inside Life As A House" und "From The Ground Up" - nicht verwendete Szenen mit optionalem Original-Kommentar - Infos zu Stab und Besetzung - TrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2002Unser Heim in Vietnam
Männerfilme: "Wir waren Helden" und "Das Haus am Meer"
Die Geschichte des Mannes, der erfährt, daß er unheilbar krank ist, und die Geschichten der Männer, die in den Krieg ziehen, streben dem gleichen Ausgang zu. Nur der Weg dorthin ist ein anderer. Der kranke Mann wird versuchen, seinem Leben, das zu Ende geht, einen Sinn zu geben, zum Beispiel, indem er sich mit seiner Familie, von der er getrennt lebt, wieder versöhnt. Der Soldat, der dem Tod ins Auge sieht, wird danach trachten, seinem Sterben das Zufällige und Absurde zu nehmen, indem er sich für seine Kameraden, seine Einheit, seine Mission aufopfert. Beide, der Kranke und der Kämpfer, stellen das Opfer ihrer selbst ins Zentrum ihres Daseins. Deshalb müssen die Filme, die ihre Geschichten erzählen, dieses Opfer auf besondere Weise rechtfertigen, sie müssen die Werte, für die es gebracht wird, die Familie und die Nation, ernster nehmen als jedes andere Filmgenre. Der Kriegs- und der Familienfilm sind keine beliebige Kinounterhaltung, sie sind Medien der Selbstverständigung einer Gesellschaft über die Ziele und Ideale, denen sie ihre Existenz verdankt.
Der Film "Wir waren Helden" von Randall Wallace beginnt, nach einem blutigen und verwirrenden Prolog, mit einem Mann, der sich über einen Kriegsbericht beugt. Es ist das Jahr 1965: Lieutenant Colonel Hal Moore (Mel Gibson) studiert die Geschichte der französischen Niederlage in Indochina. Er begreift, warum die Franzosen scheitern mußten. Dennoch wird er seine Männer, die Soldaten der 7. US Cavalry, in ein aussichtsloses Gefecht nach Vietnam führen, so wie einst George Armstrong Custer dieselbe Einheit im Kampf gegen die Indianer verheizt hat. Warum? Der Originaltitel des Films gibt die Antwort: "We Were Soldiers". Bei Wallace, der mit einem Schulterzucken drei Jahrzehnte Vietnamkriegskino erledigt, gibt es zur Soldatenperspektive keinen Widerpart. Vom Kalten Krieg oder vom Kommunismus wird nicht einmal in Nebensätzen gesprochen. Die Reporter, die das Schlachtfeld am Schluß fotografieren, erscheinen als lächerliche Paparazzi, nur der eine, der beim Gemetzel mitgetan hat, darf dessen Geschichte aufschreiben. "Wir waren Helden" verbindet den geduckten Blick des Frontschweins mit dem Pathos der Besserwisserei.
Die Schlacht im Tal von Ia Drang dauerte vier Tage. Die Telegramme mit den Todesnachrichten trafen erst einige Zeit später in Fort Benning, Georgia, ein. Aber Wallace blendet das Kampfgeschehen und die Reaktionen der Frauen zu Hause ineinander, er zerschlägt die zeitliche Ordnung, um eine moralische Ordnung zu stiften. Unter den Soldatenfrauen sind Rassentrennung und Klassenschranken aufgehoben. Der amerikanische Traum funktioniert in Fort Benning wie einst in den Festungen an der Indianergrenze bei John Ford. Ein einziger dokumentarischer Ausschnitt aus der Wirklichkeit der sechziger Jahre würde genügen, die revisionistische Geschichtsmalerei dieses Films zu blamieren. Bei Wallace blickt man nur kurz ins ausdruckslose Gesicht Lyndon B. Johnsons, der die neuesten Truppenentsendungen bekanntgibt. Dann blättert die Kamera wieder in Kriegsbüchern und gebräunten Männergesichtern.
Man sieht dem Film an, daß er eine lange Tradition fortsetzt, denn von der Camp-Idylle über das umzingelte Platoon und die rettenden Napalmbomber bis zur vietnamesischen Kriegerwitwe kommen in "Wir waren Helden" so ziemlich alle Klischees vor, die das amerikanische Kino seit John Waynes "Green Berets" über den Vietnamkrieg entwickelt hat. Wallace verschmilzt sie zu einem furchtbaren Amalgam: dem politisch korrekten Heldengesang. Daß die Kameraarbeit seines Films belanglos und ermüdend ist, weil es ihr - anders als der berühmten Anfangssequenz aus Spielbergs "Saving Private Ryan" - nicht gelingt, die Verbindung zwischen dem Blick des einzelnen und den Schrecken der Schlacht herzustellen, muß man ausdrücklich erwähnen, denn fast kein Kritiker hat den Hinweis versäumt, die Ästhetik in "We Were Soldiers" sei "state of the art". Das stimmt nicht: Das Kino war schon viel weiter als dieser Film.
Irwin Winklers rührende Geschichte vom "Haus am Meer" ist auf den ersten Blick das genaue Gegenteil der Kriegsphantasien von Wallace. Kevin Kline spielt den Architekten George Munroe, der am selben Tag, an dem er seinen Job verliert, auch noch erfährt, daß er Krebs hat. In der Zeit, die ihm bleibt, will Munroe an der Pazifikküste bei Palos Verdes, wo er in einem verrotteten Holzbungalow lebt, sein Traumhaus bauen. Doch zuerst muß er seine Exfrau Robin (Kristin Scott Thomas) und seinen rebellischen Sohn Sam (Hayden Christensen) für das Projekt begeistern. Der nahende Tod beschleunigt die Versöhnung und hält sie zugleich auf, denn so billig will Sam nicht gewonnen sein. Auch Irwin Winkler und sein Drehbuchautor Mark Andrus wollten es sich nicht einfach machen, und so dauert es fast zwei Stunden, bis die mühsam zurückgehaltene Sentimentalität der Story explosionsartig entweicht.
"Das Haus am Meer" gehört zu jenen Schnulzen, die ihre Kraft damit vergeuden, zuerst das Unplausible plausibel und dann das Naheliegende möglichst abenteuerlich erscheinen zu lassen. Die andere Geschichte, die auch in Andrus' Drehbuch steckt, die Geschichte einer Generation, die ihr Erwachsenwerden immer auf später verschoben hat und es schließlich im Angesicht des Todes nachholen muß, wird von Winkler konsequent aus den Bildern verdrängt. Sein bevorzugtes Stilmittel ist der Zoom, ein Kameratrick, der das weit Entfernte scheinbar nah heranholt. Doch dieser Film bleibt uns fern, weil ihm die wichtigste Tugend des Kriegs- wie des Familienkinos fehlt: eine Demut, die man in Hollywood nicht lernen kann.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Männerfilme: "Wir waren Helden" und "Das Haus am Meer"
Die Geschichte des Mannes, der erfährt, daß er unheilbar krank ist, und die Geschichten der Männer, die in den Krieg ziehen, streben dem gleichen Ausgang zu. Nur der Weg dorthin ist ein anderer. Der kranke Mann wird versuchen, seinem Leben, das zu Ende geht, einen Sinn zu geben, zum Beispiel, indem er sich mit seiner Familie, von der er getrennt lebt, wieder versöhnt. Der Soldat, der dem Tod ins Auge sieht, wird danach trachten, seinem Sterben das Zufällige und Absurde zu nehmen, indem er sich für seine Kameraden, seine Einheit, seine Mission aufopfert. Beide, der Kranke und der Kämpfer, stellen das Opfer ihrer selbst ins Zentrum ihres Daseins. Deshalb müssen die Filme, die ihre Geschichten erzählen, dieses Opfer auf besondere Weise rechtfertigen, sie müssen die Werte, für die es gebracht wird, die Familie und die Nation, ernster nehmen als jedes andere Filmgenre. Der Kriegs- und der Familienfilm sind keine beliebige Kinounterhaltung, sie sind Medien der Selbstverständigung einer Gesellschaft über die Ziele und Ideale, denen sie ihre Existenz verdankt.
Der Film "Wir waren Helden" von Randall Wallace beginnt, nach einem blutigen und verwirrenden Prolog, mit einem Mann, der sich über einen Kriegsbericht beugt. Es ist das Jahr 1965: Lieutenant Colonel Hal Moore (Mel Gibson) studiert die Geschichte der französischen Niederlage in Indochina. Er begreift, warum die Franzosen scheitern mußten. Dennoch wird er seine Männer, die Soldaten der 7. US Cavalry, in ein aussichtsloses Gefecht nach Vietnam führen, so wie einst George Armstrong Custer dieselbe Einheit im Kampf gegen die Indianer verheizt hat. Warum? Der Originaltitel des Films gibt die Antwort: "We Were Soldiers". Bei Wallace, der mit einem Schulterzucken drei Jahrzehnte Vietnamkriegskino erledigt, gibt es zur Soldatenperspektive keinen Widerpart. Vom Kalten Krieg oder vom Kommunismus wird nicht einmal in Nebensätzen gesprochen. Die Reporter, die das Schlachtfeld am Schluß fotografieren, erscheinen als lächerliche Paparazzi, nur der eine, der beim Gemetzel mitgetan hat, darf dessen Geschichte aufschreiben. "Wir waren Helden" verbindet den geduckten Blick des Frontschweins mit dem Pathos der Besserwisserei.
Die Schlacht im Tal von Ia Drang dauerte vier Tage. Die Telegramme mit den Todesnachrichten trafen erst einige Zeit später in Fort Benning, Georgia, ein. Aber Wallace blendet das Kampfgeschehen und die Reaktionen der Frauen zu Hause ineinander, er zerschlägt die zeitliche Ordnung, um eine moralische Ordnung zu stiften. Unter den Soldatenfrauen sind Rassentrennung und Klassenschranken aufgehoben. Der amerikanische Traum funktioniert in Fort Benning wie einst in den Festungen an der Indianergrenze bei John Ford. Ein einziger dokumentarischer Ausschnitt aus der Wirklichkeit der sechziger Jahre würde genügen, die revisionistische Geschichtsmalerei dieses Films zu blamieren. Bei Wallace blickt man nur kurz ins ausdruckslose Gesicht Lyndon B. Johnsons, der die neuesten Truppenentsendungen bekanntgibt. Dann blättert die Kamera wieder in Kriegsbüchern und gebräunten Männergesichtern.
Man sieht dem Film an, daß er eine lange Tradition fortsetzt, denn von der Camp-Idylle über das umzingelte Platoon und die rettenden Napalmbomber bis zur vietnamesischen Kriegerwitwe kommen in "Wir waren Helden" so ziemlich alle Klischees vor, die das amerikanische Kino seit John Waynes "Green Berets" über den Vietnamkrieg entwickelt hat. Wallace verschmilzt sie zu einem furchtbaren Amalgam: dem politisch korrekten Heldengesang. Daß die Kameraarbeit seines Films belanglos und ermüdend ist, weil es ihr - anders als der berühmten Anfangssequenz aus Spielbergs "Saving Private Ryan" - nicht gelingt, die Verbindung zwischen dem Blick des einzelnen und den Schrecken der Schlacht herzustellen, muß man ausdrücklich erwähnen, denn fast kein Kritiker hat den Hinweis versäumt, die Ästhetik in "We Were Soldiers" sei "state of the art". Das stimmt nicht: Das Kino war schon viel weiter als dieser Film.
Irwin Winklers rührende Geschichte vom "Haus am Meer" ist auf den ersten Blick das genaue Gegenteil der Kriegsphantasien von Wallace. Kevin Kline spielt den Architekten George Munroe, der am selben Tag, an dem er seinen Job verliert, auch noch erfährt, daß er Krebs hat. In der Zeit, die ihm bleibt, will Munroe an der Pazifikküste bei Palos Verdes, wo er in einem verrotteten Holzbungalow lebt, sein Traumhaus bauen. Doch zuerst muß er seine Exfrau Robin (Kristin Scott Thomas) und seinen rebellischen Sohn Sam (Hayden Christensen) für das Projekt begeistern. Der nahende Tod beschleunigt die Versöhnung und hält sie zugleich auf, denn so billig will Sam nicht gewonnen sein. Auch Irwin Winkler und sein Drehbuchautor Mark Andrus wollten es sich nicht einfach machen, und so dauert es fast zwei Stunden, bis die mühsam zurückgehaltene Sentimentalität der Story explosionsartig entweicht.
"Das Haus am Meer" gehört zu jenen Schnulzen, die ihre Kraft damit vergeuden, zuerst das Unplausible plausibel und dann das Naheliegende möglichst abenteuerlich erscheinen zu lassen. Die andere Geschichte, die auch in Andrus' Drehbuch steckt, die Geschichte einer Generation, die ihr Erwachsenwerden immer auf später verschoben hat und es schließlich im Angesicht des Todes nachholen muß, wird von Winkler konsequent aus den Bildern verdrängt. Sein bevorzugtes Stilmittel ist der Zoom, ein Kameratrick, der das weit Entfernte scheinbar nah heranholt. Doch dieser Film bleibt uns fern, weil ihm die wichtigste Tugend des Kriegs- wie des Familienkinos fehlt: eine Demut, die man in Hollywood nicht lernen kann.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main