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1) Russland - The Russian Idea - von Sergej Selyanov Das russische Kino wollte nicht primär unterhalten, es wollte die Welt verändern. Selyanov führt in seinem Beitrag zur Filmgeschichte aus, wie die russischen Visionäre von der staatlichen Utopie vereinnahmt werden und zeigt Ausschnitte aus zahlreichen Revolutionsfilmen. Im Zentrum dieser Reise stehen die Anfänge des russischen Films und der sogenannten russischen Idee sowie deren ideologischer Kehrseite.
2) Indien - and the show must go on - von Mrinal Sen Indien produziert alljährlich ca. 800 Spielfilme in 16 verschiedenen Sprachen,
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  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
1) Russland - The Russian Idea - von Sergej Selyanov
Das russische Kino wollte nicht primär unterhalten, es wollte die Welt verändern. Selyanov führt in seinem Beitrag zur Filmgeschichte aus, wie die russischen Visionäre von der staatlichen Utopie vereinnahmt werden und zeigt Ausschnitte aus zahlreichen Revolutionsfilmen. Im Zentrum dieser Reise stehen die Anfänge des russischen Films und der sogenannten russischen Idee sowie deren ideologischer Kehrseite.

2) Indien - and the show must go on - von Mrinal Sen
Indien produziert alljährlich ca. 800 Spielfilme in 16 verschiedenen Sprachen, besitzt die größte nationale Filmindustrie, die sich in Bombay (Bollywood) niedergelassen hat. Von dieser immensen Produktion finden nur sehr wenige Filme ihren Weg ins Ausland. Hier ein umfassender Überblick seit den Anfängen 1912 über die 30er Jahre bis zum Realismus eines Satayajit Ray. Wenngleich das Mainstream-Kino mit Tanz, Stars und Musik weiter zur Traumfabrik ausgebaut wurde, schufen Regisseure wie Oskiroti und Padmananbhan neue Typen indischer Charaktere.

3) Lateinamerika - Kino der Tränen - von Nelson Pereira dos Santos
Nelson Pareira dos Santos, der als einer der Hauptvertreter des brasilianischen Cinema Novo gilt, gestaltete seinen Beitrag zur Filmgeschichte als zeitgenössisches Drama: Ausgangspunkt ist die Begegnung des jungen Studenten Yves mit dem berühmten alternden Schauspieler-Regisseur Rodrigo Ferreira und ihre gemeinsame Reise zum Mexikanischen Filminstitut. Die Recherche ist eine persönliche Suche Rodrigos: als er vier Jahre alt war, starb seine Mutter in der Nacht, in der sie in Tränen aufgelöst von einer Kinovorstellung nach Hause kam. Welchen Film hatte sie gesehen, bevor sie starb?

Bonusmaterial

 - Kapitel- / Szenenanwahl - Filmografie - Infos
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2015

Wer kann dem eigenen Blick entgehen?
"Notfilm": Ein Film über einen Film, der "Film" heißt und von Beckett stammt

Auf unserem Bild sieht es aus, als hätten sich die beiden etwas zu sagen gehabt. Aber alle verfügbaren Quellen behaupten, das sei ganz und gar nicht der Fall gewesen. Buster Keaton und Samuel Beckett wären einander bei den Dreharbeiten zu ihrem gemeinsamen Film "Film" vielmehr weitläufig aus dem Weg gegangen. Beckett, der das Drehbuch geschrieben hatte, hätte lieber mit Chaplin gearbeitet, der nicht zur Verfügung stand, oder mit Jack MAcGowran, der ebenfalls nicht konnte, sein Regisseur Alan Schneider hätte Zero Mostel vorgezogen. Buster Keaton war die dritte Wahl! Kein Wunder, dass er zu spät für die Teambesprechung anreiste und noch beim Filmfestival in Venedig, wo "Film" 1965 zur Welturaufführung kam und begeistert aufgenommen wurde, recht einsilbig bemerkte, er habe keine Ahnung, worum es in diesem Werk gehe. Wie der General in seinem Film "Der General" habe er sich gefühlt, der eine Armee führt, aber nicht weiß, wohin.

Dabei war der General bei "Film" ganz sicher Samuel Beckett. Er war der Einladung Barney Rossets, des Gründers der Grove Press, gefolgt, der einige seiner Autoren, darunter eben Beckett (und Pinter und Ionesco, Duras und Robbe-Grillet) um Drehbücher bat, von denen damals allerdings nur das von Beckett tatsächlich verfilmt wurde. Ionescos "Hard-Boiled Egg" brauchte für seine Verfilmung bis 2005.

Die Idee, die "Film" zugrunde liegt, ist grandios: einen Mann vor den Blicken fliehen zu lassen, die seine Gestalt erfassen. Auch und vor allem vor dem Kameraauge. Dieses heißt im Drehbuch "E" (für "eye"), während der Mann, den Keaton spielt, "O" heißt (wie "object"). Wir sehen dann auf einer Länge von etwa 22 Minuten einen Mann in langem Mantel und dem typischen flachen Keaton-Hut von hinten, der erst eine Mauer entlanghastet, einem Paar ausweicht, weiterstolpert, in ein Haus und schließlich in seine Wohnung eintritt, immer auf der Flucht davor, gesehen zu werden - er zieht den Vorhang vors Fenster, verhängt den Spiegel, jagt Hund und Katze fort, deckt das Fischglas ab und den Vogelkäfig, selbst die augenähnlichen Aussägungen der Sessellehne. Schließlich hat er alle Blicke von sich abgezogen außer einem - seinem eigenen.

"Film" war eine Sensation, aber er war nicht ganz so, wie Beckett, der vom Filmen und von Technik überhaupt gar nichts verstand, sich das vorgestellt hatte. Aus acht Minuten, die der Prolog dauern sollte, wurde eine. Der Rest war unbrauchbares Stroboskop-Gezapple. Jetzt sind Teile des vermeintlich unbrauchbaren Materials - wie das so ist: unter einem Spülstein von Barney Rosset, der den Film auch produzierte - wieder aufgetaucht. Der Filmarchivar und Restaurator Ross Lipman hat "Film" restauriert. Und er hat einen Weg gefunden, die ursprünglich geplante Fassung nun wieder ahnen zu lassen, und zwar in einer Dokumentation, einem "kino-essay". Es soll, so berichtet "movingimagearchivenews", die Geschichte von Becketts "Film" erzählen und den Satz des irischen Philosophen George Berkeley in den Mittelpunkt rücken: "To be is to be perceived", eine Erkenntnis, deren Tragweite im Zeitalter des Films, des Digitalen gar, im achtzehnten Jahrhundert nicht vorherzusehen war. "Film" sei Becketts Antwort auf diesen Satz. Und Buster Keaton? Ist er nicht der, der immer mit Beckett verglichen wird?

VERENA LUEKEN

Notfilm von Ross Lipman wird beim Filmfestival in London uraufgeführt. Eine DVD mit Film und Notfilm soll im Frühjahr 2016 herauskommen.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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