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NTSC
Maria Morzeck ist 19 Jahre alt und arbeitet als Kellnerin. Eigentlich wollte sie Slawistik studieren und Dolmetscherin werden. Doch, weil ihr Bruder Dieter wegen "staatsgefährdender Hetze" zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wird, lässt der Staat sie nicht zum Studium zu. Maria verliebt sich schließlich in den wesentlich älteren Paul Deister. Doch die anfänglich "normale" Liebesbeziehung bekommt eine Wendung als sie erfährt, dass Paul der Richter war, der Dieter zu der hohen Gefängnisstrafe verurteilt hatte... Was ist Gerechtigkeit oder wann wird Gerechtigkeit missbraucht? - fragt "Das…mehr

Produktbeschreibung
NTSC
Maria Morzeck ist 19 Jahre alt und arbeitet als Kellnerin. Eigentlich wollte sie Slawistik studieren und Dolmetscherin werden. Doch, weil ihr Bruder Dieter wegen "staatsgefährdender Hetze" zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wird, lässt der Staat sie nicht zum Studium zu. Maria verliebt sich schließlich in den wesentlich älteren Paul Deister. Doch die anfänglich "normale" Liebesbeziehung bekommt eine Wendung als sie erfährt, dass Paul der Richter war, der Dieter zu der hohen Gefängnisstrafe verurteilt hatte...
Was ist Gerechtigkeit oder wann wird Gerechtigkeit missbraucht? - fragt "Das Kaninchen bin ich" von Kurt Maetzig und wird damit zum maßgeblichen Synonym für den im Zuge des 11. Plenums verbotenen DEFA-Film. Die inhaltliche Brisanz führt 1965 zum sofortigen Verbot. Schlimmer noch, dass Zentralkomitee statuiert am Beispiel dieses Films ein regelrechtes Exempel. Mit der Folge, dass "Das Kaninchen bin ich" erst nach etwa 25jähriger Verbannung zur Uraufführung gelangt!

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Deutsche und Englische Menüführung - Animierte Kapiteleinteilung - Biografien und Filmografien von Kurt Maetzig - Angelika Waller und Alfred Müller - Kurt Maetzig über das Verbot des Films und die Brisanz des Jahres 1965 (Interview) - Hans Bentzien (ehem. DDR-Kulturminister) über das 11. Plenum des ZK der DDR - Doku-Trailer: Verboten! - Der DEFA-Film und das 11. Plenum - "Der Augenzeuge" berichtet - Bilder-Galerie - Zusätzliche Bonusmaterialien in Englisch: Essay: The Rabbit is Me and the Banned Films of 1965-66.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.2001

Der Buntkarierte
Eine Hommage für den DEFA-Regisseur Kurt Maetzig im Arsenal

Kurt Maetzig war sicherlich nicht der bedeutendste Filmregisseur der DDR, aber vielleicht der vielseitigste. Neben Wolfgang Staudte gehörte er zu den Gründungsvätern der DEFA. Sein Melodram "Ehe im Schatten" (1947), das den authentischen Fall des Schauspielers Joachim Gottschalk aufgriff, der 1941, weil er sich nicht von seiner jüdischen Frau trennen wollte, mit ihr den Freitod wählte, war einer der ersten und wirkungsmächtigsten Filme der Nachkriegszeit. Mit "Die Buntkarierten" drehte er zwei Jahre später das erste große Historiendrama der DEFA, in dem das Schicksal einer Arbeiterfamilie und ihrer sorgsam gehüteten buntkarierten Bettwäsche über drei Generationen verfolgt wird. Auch in anderen Genres leistete Maetzig Pionierarbeit. Er schuf den ersten Politthriller ("Der Rat der Götter" 1950, der die verbrecherischen Machenschaften des IG-Farben-Konzerns brandmarkte) und den ersten Science-fiction der DEFA ("Der schweigende Stern" 1959 nach Stanislaw Lem). Auf sein Konto kommen ferner: eine der schönsten Berlin-Komödien der fünfziger Jahre ("Vergeßt mir meine Traudel nicht!" von 1957), die vermutlich stalinistischsten Filme der DDR ("Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse" und "Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse" 1954/55) und - quasi als Ausgleich - einer der kritischsten Filme über die realsozialistische Wirklichkeit ("Das Kaninchen bin ich" 1965), der nicht in die Kinos gelangte, weil sich die Funktionäre in der Figur des doppelzüngigen, wie ein Schilfrohr den Parteiweisungen ausgelieferten Volksrichters zu genau wiedererkannten.

Ein schillerndes OEuvre, zu dem noch weitere zwölf Spielfilme gehören, die alle keine große Kunst, aber solides Handwerk verkörpern. Aus Anlaß des neunzigsten Geburtstags, den der noch rüstige Regieveteran in der vergangenen Woche feierte, werden sie nun in einer kleinen Werkschau im Arsenal gezeigt. Mit sicherer Hand wählte man hier die bedeutendsten Filme Maetzigs aus, nur die Erinnerung an das Thälmann-Epos wollte man dem Jubilar wohl ersparen. (Es ist dafür im Progress-Studiokino Börse zu sehen.)

Maetzigs Filme sind heute vor allem als Dokumente der jeweiligen Zeit, ihres ideologischen und ästhetischen Korsetts von Interesse. Wie eng oder locker es geschnürt war, läßt es sich an seinen Werken gut ablesen. Ihre politische Entwicklung erstreckt sich vom allgemeinen Antifaschismus über den befremdlichen Personenkult bis hin zu ersten Reformansätzen. So bemängelte 1948 ein sowjetisches Gutachten an Guste Schmiedecke, der proletarischen Filmheldin der "Buntkarierten", daß sie völlig individualistisch die Munitionsfabrik verläßt, "ohne den Versuch zu machen, ihre Kolleginnen mitzureißen und vor ihnen gegen den imperialistischen Krieg zu protestieren". Umgeschnitten werden mußte der Film deshalb nicht, später waren die eigenen Funktionäre in vorauseilendem Gehorsam viel verbohrter.

Schwerer tat man sich mit der großen Thälmann-Verherrlichung, an der Maetzig und seine beiden Autoren über fünf Jahre bastelten, bis auch Ulbricht und Pieck mit ihren Kurzauftritten zufrieden waren und die vielen roten Fahnen in ausreichender Farbqualität wiedergegeben werden konnten. Der ermordete KPD-Vorsitzende rückt in dieser Zeit immer mehr in Götternähe. Im Film ist er meist im Zentrum des Bildes plaziert vor andächtig aufblickenden Genossen, die er mit knappen Sinnsprüchen beschenkt, die über Jahrzehnte zum Katechismus jedes Parteisekretärs gehören sollten. ("Fünf Finger kann man brechen, aber eine Faust nicht!")

Schneller vergessen waren die schnoddrigen Dialoge seiner liebenswerten Ausreißerin Traudel. Um so kurioser mutet es heute an, zu sehen, wie 1957 auf einer ostzonalen Landstraße ein Flirt begann: "Personalausweis!" - "Was?" - "Ham'se wohl nicht? Aber Frolleinchen, so kommen wir miteinander nicht weiter." Wer an solchen Zeitreisen Freude hat, dem sei ein Gang ins Arsenal unbedingt empfohlen.

MATTHIAS EHLERT

Die Hommage für Kurt Maetzig läuft vom 1. bis 7. Februar im Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Str. 2, Tel. 26 95 51 00

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