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Nachdem ihr Schiff von einem deutschen U-Boot versenkt wurde, treibt eine Gruppe Schiffbrüchiger in einem Rettungsboot orientierungslos auf dem Atlantik. Auf engem Raum kommt es zu bald zu Streitereien, die sich steigern, als sie den Kapitän des ebenfalls gesunkenen U-Bootes retten. Da er der Einzige ist, der das Boot navigieren kann, beschließt man, ihn am Leben zu lassen. Als klar wird, dass der Deutsche eigene Pläne verfolgt, wendet sich die Situation...
Bonusmaterial
- Making-of - Interview mit Alfred Hitchcock

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Produktbeschreibung
Nachdem ihr Schiff von einem deutschen U-Boot versenkt wurde, treibt eine Gruppe Schiffbrüchiger in einem Rettungsboot orientierungslos auf dem Atlantik. Auf engem Raum kommt es zu bald zu Streitereien, die sich steigern, als sie den Kapitän des ebenfalls gesunkenen U-Bootes retten. Da er der Einzige ist, der das Boot navigieren kann, beschließt man, ihn am Leben zu lassen. Als klar wird, dass der Deutsche eigene Pläne verfolgt, wendet sich die Situation...

Bonusmaterial

- Making-of - Interview mit Alfred Hitchcock
Autorenporträt
John Ernst Steinbeck, amerikanischer Erzähler deutsch-irischer Abstammung, geboren am 27. Februar 1902 in Salinas, wuchs in Kalifornien auf. 1918-24 Studium der Naturwissenschaften an der Stanford University, Gelegenheitsarbeiter, danach freier Schriftsteller in Los Gatos bei Monterey. Im Zweiten Weltkrieg Kriegsberichterstatter, 1962 Nobelpreis für Literatur, gestorben am 20. Dezember 1968 in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2023

Moral auf dem Meer

War Alfred Hitchcocks Film reine Kriegspropaganda oder ein Drama über die Abgründe der Menschheit?

Ein rauchender Schiffsschornstein geht in den Wogen des Atlantiks unter. Spielkarten, ein Schachbrett, eine aufgeweichte Ausgabe des "New Yorker"-Magazins treiben vorüber, dann schaukelt ein Rettungsboot ins Bild. Darin kuschelt sich Tallulah Bankhead in einen Pelzmantel und seufzt über eine Laufmasche in ihren Nylonstrümpfen. Als sie den Ruf eines heranschwimmenden anderen Überlebenden hört, packt ihre Hand nicht etwa helfend ins Wasser, sondern greift als Erstes zur Filmkamera, um die eindrucksvollen Bilder für ihre Berichterstattung festzuhalten. Abgeklärt und selbstbewusst spielt Bankhead diese Kriegsreporterin (die Figur ist irgendwo zwischen den echten Reporterinnen Lee Miller und Martha Gellhorn angelegt), deren Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert wurde. Nach und nach sammelt das Boot andere Überlebende ein, darunter einen Ingenieur, eine Armeekrankenschwester, einen reichen Fabrikbesitzer, einen schwarzen Schiffssteward, eine Mutter, die ihr totes Baby umklammert hält, und zuletzt einen Seemann, der sich als Kapitän des ebenfalls gesunkenen deutschen U-Boots entpuppt.

An der Figur dieses Deutschen entzündet sich nicht nur im Film der erste moralische Konflikt. Die Überlebenden, deren Schiff auf Befehl dieses Mannes versenkt wurde, müssen sich einigen: Soll man den Deutschen als Kriegsgefangenen mitnehmen oder als Feind über Bord werfen? Und auch die zeitgenössische Filmkritik stürzte sich auf diese Figur, als Alfred Hitchcocks "Das Rettungsboot" 1944 ins Kino kam. Zu positiv, zu stark zeichne der Film den Deutschen. Die amerikanische Kritikerin Dorothy Thompson gab dem Film "zehn Tage Zeit, um die Stadt zu verlassen", erinnerte sich Hitchcock später im Gespräch mit dem französischen Filmkritiker François Truffaut. Die Kontroverse um den Film zeichnete die junge Belgierin Daphné Baiwir in ihrem Dokumentarfilm "Le Film pro nazi d'Hitchcock" nach, der vor wenigen Wochen bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere hatte. Man findet sie aber auch im Zusatzmaterial der britischen "Masters of Cinema"-DVD-Reihe, wo "Das Rettungsboot" noch immer erhältlich ist.

Sind die Anwürfe heute noch nachvollziehbar? Wer "Das Rettungsboot" aufmerksam schaut, kann über die Aufregung nur den Kopf schütteln. Der Österreicher Walter Slezak, der dem Deutschen im Boot mit seinem runden Gesicht einen Hauch Gemütlichkeit gibt, lässt in entscheidenden Momenten auch immer Verschlagenheit durchblicken. Wenn er den anderen vorenthält, dass er einen Kompass besitzt und so den Kurs des Bootes hin zu den deutschen Versorgungsschiffen manipuliert; wenn er heimlich Wasservorräte und Proviantpillen hortet und sie den Mitreisenden vorenthält und wenn er irgendwann die Ruder an sich reißt und nicht mehr hergibt. Eine positive Figur sieht anders aus. Natürlich macht Slezaks Spiel aus dem Feind einen Menschen, so wie das Drehbuch von John Steinbeck es schon vorgab. Der legte die Figuren mit größtmöglichen politischen Differenzen an, der Ingenieur, den John Hodiak gibt, hat kommunistische Ideen, der Fabrikbesitzer (von Henry Hull gespielt) liebäugelt mit faschistischen. Zwei Christen an Bord suchen Halt in Gott, der eine kann seine Bibelverse kaum noch aufsagen, der andere ist textsicher und bleibt auch in den moralisch verzwicktesten Situationen ruhig bei seinen Grundsätzen.

Und auch die Kriegsreporterin ist kein Engel, sie muss sich Kritik gefallen lassen, die bis heute, wo Klickzahlen journalistische Integrität bedrohen, nicht aus der Zeit gefallen scheint: "Sie interessieren sich nicht für die Menschen, Sie interessieren sich nur für sich selbst und denken, dieser Krieg sei eine Show, die man nur für Sie aufführt." Doch mit jeder Habseligkeit, die das Meer ihr nimmt - erst die Kamera, dann die Schreibmaschine, am Ende sogar ihr Diamantenarmband -, schwindet ein wenig Eitelkeit aus Bankheads Miene. Der amerikanischen Filmdiva die Hauptrolle zu geben war ein Geniestreich des Regisseurs ("sie war die unmöglichste, unwahrscheinlichste Person, die man in einem Rettungsboot erwarten würde"). Bankhead hält das Ensemble zusammen, liefert sich Wortduelle mit dem linken Ingenieur und dem rechten Fabrikbesitzer, als handle es sich hier um eine Screwballkomödie.

An platten "Gut gegen Böse"-Geschichten war Hitchcock eben nie interessiert, ihn beschäftigten die Graustufen dazwischen, die Abgründe der Psyche, die sich plötzlich auftun. Die 98 Filmminuten inszeniert er deshalb als Kammerspiel, setzt den Fokus in Großaufnahmen auf die Personen im Boot, in dem die Lage sich immer mehr zuspitzt. Am Ende steht die Gruppe vor einer Entscheidung über Leben und Tod. Das Ergebnis zeigt Hitchcock und zugleich auch nicht, eine dramaturgisch herausfordernde Idee - sie lässt das Publikum nachdenklich zurück, so wie der ganze Film. MARIA WIESNER

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