Bildformat: Widescreen 1:1.85 Sprache / Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1 u. Dolby Surround) Ländercode: 2 Extras: Hintergrundinfo, DVD Kinotrailer, Szenenauswahl, interaktive Menüs
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Musikvideo(s) - HintergrundinfosFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.1996Phönix aus Windeln und Chaos
Der Erfolg ist programmiert: Sönke Wortmann verfilmt Hera Linds Bestseller "Das Superweib"
Wenn eine Frau im Auftrag ihres Mannes ein Haus kaufen will, aber statt dessen der Anwalt, den sie um Rat fragt, ihre Scheidung einleitet, muß das ein harter Schlag sein. Wenn aber der Gatte ohnehin ständig auf Achse ist, außerdem weder treu noch sorgender Familienvater, kann man es auch einen Wink des Schicksals nennen. Franziska Herr-Gross wählt diese Alternative. Das Haus kauft sie obendrein. Soviel gibt eine verkrachte Ehe mit einem erfolgreichen Regisseur eher schlichter Fernsehserien als Zugewinngemeinschaft dann doch noch her. Und soviel ökonomische Basis muß sein, damit die Mauser von der Haus- zur Traumfrau beginnen kann.
Filme, die nach einer literarischen Vorlage gedreht sind, werden gemeinhin an ihr gemessen. Meistens geht es nicht gut aus für die Filme. Für Sönke Wortmanns neuen Film "Das Superweib", nach dem gleichnamigen Bestseller von Hera Lind, gilt das nicht. Wortmann hat aus dem Buch eine eigenständige Komödie destilliert, in der man sich beruhigt unter Niveau jedes kritischen Bewußtseins amüsieren darf, ohne danach von Skrupeln geplagt zu sein, wieder einmal an den falschen Stellen gelacht zu haben. Es gibt nämlich keine richtigen. Es gibt nur Spaß.
Veronica Ferres übernimmt die Aufgabe des "Superweibs" - zupackend könnte man ihren Stil nennen. Eigentlich ist sie deshalb hinreißend, weil sie gar nicht versucht, als Überfrau glaubwürdig zu sein. Sie versprüht nicht den herben Charme des jahrelangen Alltags einer Mutter von zwei Kleinkindern. Sie ist einfach nur weiblicher Phönix aus Windeln und häuslichem Desaster, geboren, um am gewinnendsten dann zu lächeln, wenn das Chaos am größten ist. Daß sie in diesem Durcheinander zum Schreiben kommt, daß sie mit ihrer aufgeschriebenen Geschichte in den Ruhm schlittert, ist keineswegs Berufung, sondern Triebfeder für den alten Kinozauber der Rückblende: Es ist diese absolute Oberflächlichkeit, die den Film so genießbar macht.
Eigentlich will Sönke Wortmann sich den Traum der ganz hohen Schule eines Howard Hawks oder Billy Wilder erfüllen. Zu einer deutschen Variante bringt er es schon. Dafür braucht er eine mitunter drastische Beschleunigung der Handlung, den Mut zur Auslassung, ein Drehbuch, das Erklärungen szenisch aufwiegt, und Schauspieler, die begabt sind für den alltäglichen Wahnsinn. Außerdem steht hinter allen wirklich witzigen Komödien dieser Art ein geheimer Trick: Sie müssen mindestens eine, zwei oder mehr Biographien plausibel machen, ohne langwierig auszuholen. Das "Superweib" führt ohne Umschweife den Weg einer Hübschen mit Ambitionen vor, der in einer Ehe mit Frustrationen zu verschlammen droht und wieder freigeschaufelt wird für eine Kluge mit Zukunft.
Gefährten und Gefährtinnen fallen der netten Franziska, die mit ihrem Buch "Ehelos glücklich" zur umschwärmten Autorin Franka Zis wird, für alle Gelegenheiten zu. Es ist die Garde der neuen deutschen Komödie, die seit den "Männern" von Doris Dörrie ihren Siegeszug beim Publikum angetreten hat. Joachim Król, der Mann mit dem Teddybär-Effekt, gibt Franziskas Freund und Adoranten Enno Winkel, Thomas Heinze das Ekel von Ehemann Will Gross. Heiner Lauterbach mimt den Intellektuellen, der er nicht ist, als ehemaliger Deutschlehrer und dann Lektor ihres Buches auch den Einmal-Lover. Kuscheln ohne Verbindlichkeit ermöglicht Richy Müller als Kinderbuchautor Papai. Das Rettende in Form der begeisterten Hüterin ihrer Kinder wächst in Liselotte Pulver, at her best als Enno Winkels Über-Mama.
Bernd Eichinger wird gewußt haben, warum er produzierte. Der kommerzielle Erfolg ist ziemlich programmiert. Sönke Wortmann spielt aber sein Spiel nicht nur platt: Er läßt Esther Schweins, die im Film im Film das "Superweib" spielt, unkaschiert an der Pracht von Veronica Ferres scheitern, ohne daß sie offenbar die Doppelbödigkeit kapiert. Fast nebenbei gibt er dem neuen deutschen Superstar Til Schweiger eine Rolle als selbstgefälliger, zu früh gefeierter Stenz, die Schweiger selbstsicher, aber wie mit leichtem Unbehagen ausfüllt.
Am Schluß ist im Film Premiere des Films "Das Superweib" nach Franka Zis' Buch "Ehelos glücklich". Im Publikum sitzt Liselotte Pulver, mit einer Frisur und einem Hut, die die dreißiger, die vierziger Jahre beschwören: hübsche Hommage - im Kino im Kino - an die großen Vorbilder von damals. Dahin will Wortmann. Einen Anfang hat er gemacht mit seinem vom Zeitgeist echauffierten Weib, das am Ende seinen eigenen Film mit Tränen in den Augen belacht: Stehauffrauchen-Farce wider die echten Leiden einer Emanzipation. Es soll bloß keiner auf die Idee kommen, sich mit diesem Märchen identifizieren zu wollen. ROSE-MARIA GROPP
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Erfolg ist programmiert: Sönke Wortmann verfilmt Hera Linds Bestseller "Das Superweib"
Wenn eine Frau im Auftrag ihres Mannes ein Haus kaufen will, aber statt dessen der Anwalt, den sie um Rat fragt, ihre Scheidung einleitet, muß das ein harter Schlag sein. Wenn aber der Gatte ohnehin ständig auf Achse ist, außerdem weder treu noch sorgender Familienvater, kann man es auch einen Wink des Schicksals nennen. Franziska Herr-Gross wählt diese Alternative. Das Haus kauft sie obendrein. Soviel gibt eine verkrachte Ehe mit einem erfolgreichen Regisseur eher schlichter Fernsehserien als Zugewinngemeinschaft dann doch noch her. Und soviel ökonomische Basis muß sein, damit die Mauser von der Haus- zur Traumfrau beginnen kann.
Filme, die nach einer literarischen Vorlage gedreht sind, werden gemeinhin an ihr gemessen. Meistens geht es nicht gut aus für die Filme. Für Sönke Wortmanns neuen Film "Das Superweib", nach dem gleichnamigen Bestseller von Hera Lind, gilt das nicht. Wortmann hat aus dem Buch eine eigenständige Komödie destilliert, in der man sich beruhigt unter Niveau jedes kritischen Bewußtseins amüsieren darf, ohne danach von Skrupeln geplagt zu sein, wieder einmal an den falschen Stellen gelacht zu haben. Es gibt nämlich keine richtigen. Es gibt nur Spaß.
Veronica Ferres übernimmt die Aufgabe des "Superweibs" - zupackend könnte man ihren Stil nennen. Eigentlich ist sie deshalb hinreißend, weil sie gar nicht versucht, als Überfrau glaubwürdig zu sein. Sie versprüht nicht den herben Charme des jahrelangen Alltags einer Mutter von zwei Kleinkindern. Sie ist einfach nur weiblicher Phönix aus Windeln und häuslichem Desaster, geboren, um am gewinnendsten dann zu lächeln, wenn das Chaos am größten ist. Daß sie in diesem Durcheinander zum Schreiben kommt, daß sie mit ihrer aufgeschriebenen Geschichte in den Ruhm schlittert, ist keineswegs Berufung, sondern Triebfeder für den alten Kinozauber der Rückblende: Es ist diese absolute Oberflächlichkeit, die den Film so genießbar macht.
Eigentlich will Sönke Wortmann sich den Traum der ganz hohen Schule eines Howard Hawks oder Billy Wilder erfüllen. Zu einer deutschen Variante bringt er es schon. Dafür braucht er eine mitunter drastische Beschleunigung der Handlung, den Mut zur Auslassung, ein Drehbuch, das Erklärungen szenisch aufwiegt, und Schauspieler, die begabt sind für den alltäglichen Wahnsinn. Außerdem steht hinter allen wirklich witzigen Komödien dieser Art ein geheimer Trick: Sie müssen mindestens eine, zwei oder mehr Biographien plausibel machen, ohne langwierig auszuholen. Das "Superweib" führt ohne Umschweife den Weg einer Hübschen mit Ambitionen vor, der in einer Ehe mit Frustrationen zu verschlammen droht und wieder freigeschaufelt wird für eine Kluge mit Zukunft.
Gefährten und Gefährtinnen fallen der netten Franziska, die mit ihrem Buch "Ehelos glücklich" zur umschwärmten Autorin Franka Zis wird, für alle Gelegenheiten zu. Es ist die Garde der neuen deutschen Komödie, die seit den "Männern" von Doris Dörrie ihren Siegeszug beim Publikum angetreten hat. Joachim Król, der Mann mit dem Teddybär-Effekt, gibt Franziskas Freund und Adoranten Enno Winkel, Thomas Heinze das Ekel von Ehemann Will Gross. Heiner Lauterbach mimt den Intellektuellen, der er nicht ist, als ehemaliger Deutschlehrer und dann Lektor ihres Buches auch den Einmal-Lover. Kuscheln ohne Verbindlichkeit ermöglicht Richy Müller als Kinderbuchautor Papai. Das Rettende in Form der begeisterten Hüterin ihrer Kinder wächst in Liselotte Pulver, at her best als Enno Winkels Über-Mama.
Bernd Eichinger wird gewußt haben, warum er produzierte. Der kommerzielle Erfolg ist ziemlich programmiert. Sönke Wortmann spielt aber sein Spiel nicht nur platt: Er läßt Esther Schweins, die im Film im Film das "Superweib" spielt, unkaschiert an der Pracht von Veronica Ferres scheitern, ohne daß sie offenbar die Doppelbödigkeit kapiert. Fast nebenbei gibt er dem neuen deutschen Superstar Til Schweiger eine Rolle als selbstgefälliger, zu früh gefeierter Stenz, die Schweiger selbstsicher, aber wie mit leichtem Unbehagen ausfüllt.
Am Schluß ist im Film Premiere des Films "Das Superweib" nach Franka Zis' Buch "Ehelos glücklich". Im Publikum sitzt Liselotte Pulver, mit einer Frisur und einem Hut, die die dreißiger, die vierziger Jahre beschwören: hübsche Hommage - im Kino im Kino - an die großen Vorbilder von damals. Dahin will Wortmann. Einen Anfang hat er gemacht mit seinem vom Zeitgeist echauffierten Weib, das am Ende seinen eigenen Film mit Tränen in den Augen belacht: Stehauffrauchen-Farce wider die echten Leiden einer Emanzipation. Es soll bloß keiner auf die Idee kommen, sich mit diesem Märchen identifizieren zu wollen. ROSE-MARIA GROPP
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