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Jedes Land braucht eine Legende...
Richard Lubanski kehrt 1954 nach zehn Jahren Kriegsgefangenschaft als gebrochener Mann nach Essen zurück. Besonders der elfjährige Matthias hat unter der strengen Hand des Vaters zu leiden. Nicht zuletzt deshalb flüchtet sich der Junge immer wieder auf den Fußballplatz, wo er in Helmut Rahn, dem er die Tasche trägt und als Glücksbringer dient, einen Ersatzvater findet. Als Matthias zum WM-Finale nach Bern reisen will, stellt sich der Vater quer. Aber dann scheint es doch noch zu einer Annäherung zwischen den Generationen zu kommen. Mit seiner Hommage an…mehr

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Produktbeschreibung
Jedes Land braucht eine Legende...

Richard Lubanski kehrt 1954 nach zehn Jahren Kriegsgefangenschaft als gebrochener Mann nach Essen zurück. Besonders der elfjährige Matthias hat unter der strengen Hand des Vaters zu leiden. Nicht zuletzt deshalb flüchtet sich der Junge immer wieder auf den Fußballplatz, wo er in Helmut Rahn, dem er die Tasche trägt und als Glücksbringer dient, einen Ersatzvater findet. Als Matthias zum WM-Finale nach Bern reisen will, stellt sich der Vater quer. Aber dann scheint es doch noch zu einer Annäherung zwischen den Generationen zu kommen. Mit seiner Hommage an das Wunder von Bern, als die deutsche Nationalmannschaft als krasser Außenseiter Weltmeister wurde, widerlegt Sönke Wortmann ("Der bewegte Mann") eindrucksvoll jenes Vorurteil, das Film und Fußball nicht zusammenpassen. Der Ex-Fußball-Profi präsentiert nicht nur eine packende (Vater-Sohn-)Story, er stellt auch detailgetreu und technisch aufwändig die legendären Tore nach. Ein großes Melodram, gespickt mit schönen Anekdoten, feinem Humor und tollem Sport, das in vorderste Chart-Regionen stürmen wird.
Quelle/Copyright: Entertainment Media Verlag



Bonusmaterial

Beil.: Postkarte
Autorenporträt
Sönke Wortmann, geboren 1959 im Ruhrgebiet, ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Bekannt geworden u. a. mit seinen Filmen 'Kleine Haie', 'Der bewegte Mann' und 'Der Campus' bekannt geworden. 2000 drehte er in Hollywood 'Der Himmel von Hollywood' nach einem Roman von Leon de Winter.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2003

Ordnung und Pathos
Auch Sönke Wortmanns Film "Das Wunder von Bern" bringt das Runde nicht ins Eckige

Das Runde muß ins Eckige - das halten manche nur für die Quintessenz des Fußballspiels. Es ist aber auch das Problem aller Filme, die versucht haben, den Ball aufs Rechteck der Leinwand zu bringen. Seit Hellmuth Costards experimentellem "Fußball wie noch nie" (1970), der nichts anderes tat, als 90 Minuten lang der Beinarbeit von George Best zuzuschauen, dem damals besten Rechtsaußen der Welt, seit diesem sensationell-durchgeknallten Film ist dem Kino zum Fußball wenig Originelles eingefallen, was zumeist daran lag, daß die Spielszenen bloß der dünne Vorwand für eine Geschichte waren oder vice versa - als könnten gerade die beiden Leitmedien der populären Kultur nicht zusammenkommen.

Der 44jährige Sönke Wortmann, der in den neunziger Jahren nach Komödien wie "Der bewegte Mann" als Hoffnungsträger galt und dessen letzter Film "Der Himmel von Hollywood" gar nicht erst ins Kino fand, hat es dennoch versucht. Er hat fast fünfzehn Jahre mit seinem Projekt verbracht, und weil er noch immer ein guter Fußballer ist, der vor Jahren sogar die Spvgg. Erkenschwick mit seinem einzigen Saisontor in die zweite Bundesliga schoß, ist "Das Wunder von Bern" sein persönlichster Film geworden. Die älteste Idee stammt noch aus Studententagen, und sie ist zugleich die erste und die schönste Idee des Films. Da sitzen Kinder auf einem Baum und suchen den Himmel nach einer Brieftaube ab. Sie wird ein Zettelchen mitbringen, auf dem geschrieben steht, wie Rot-Weiß Essen auf dem Aachener Tivoli gespielt hat.

"Das Wunder von Bern", der mit rund siebeneinhalb Millionen Euro teuerste deutsche Film dieses Herbstes, ist ansonsten nur eine komfortable Nostalgiereise, die Simulation einer Vergangenheit, an welche die wenigsten, die ihn sehen werden, sich noch erinnern können. Ein historisches Sampling, das vage einen Ruck beschwört, den man jetzt auch zu brauchen glaubt. "Fußball ist so etwas wie die kleine Welt eines Landes", hat Felix Magath gerade noch im "Kicker" geschrieben: "In der Bundesrepublik wird seit Jahren diskutiert, was sich alles ändern muß, und was tut sich? Nichts." Insofern ist "Das Wunder von Bern" so etwas wie das deutsche Pendant zum amerikanischen Wunderpferdfilm "Seabiscuit", an dessen therapeutischer Wirkung sich die depressionsgeplagte amerikanische Seele aufrichten soll. Er macht die kleine Welt für zwei Stunden groß und merkt dabei nicht, wie klein die große Welt dabei wird.

Wortmann hat seinen Film angelegt wie die Spielzüge am Taktik-Tisch in der DSF-Talkshow "Viererkette". Der nationale Mythos muß in den Mikrokosmos einer Familie reichen, und weil es dazu noch ein Bindeglied braucht, tritt ein junger Fußballjournalist mit reicher Ehefrau auf, deren Ignoranz all jene Fragen zu stellen erlaubt, die man keinem Fußballexperten in den Mund legen dürfte. Das ist funktional gerade so erfolgreich wie Trapattonis Mauertaktik - den Spielfluß fördert es nicht.

Wortmann, der das Pathos liebt und weiß, daß die besten Pathosformeln noch immer aus Hollywood-Epen stammen, bedient sich reichlich. Die Kamera steigt in die Luft, während die Musik orchestral anschwillt - doch statt Hollywood kommt da bloß die Heimatfilmoptik der Fifties heraus. Zu schematisch ist die Vater-Sohn-Geschichte, in der Peter Lohmeyer als mürrischer Spätheimkehrer mit nur einem Gesichtsausdruck auskommen muß, weil die Zeiten halt so karg waren. Das Zeitkolorit wirkt mit der Zeit nur noch pittoresk, das Pittoreske beflissen, und vor lauter Detailtreue verschwindet irgendwann die Wahrhaftigkeit der Geschichte. So entzaubert der Film auch die naive Kinomagie jenes Augenblicks, in dem der Junge aus dem Kabinengang des Wankdorf-Stadions tritt und sein Blick den seines Idols, Helmut Rahn, trifft. Ein deutsches Wunder muß seine Ordnung haben: Vater und Sohn finden zueinander, der ältere Bruder zieht nach Ost-Berlin, und über den finalen Sonnenaufgang legt sich die Schrifttafel, die einem erklärt, bald darauf habe auch das Wirtschaftswunder begonnen.

Das Merkwürdige an Wortmanns Film ist, daß er einen rührt, solange man im Kinosessel sitzt, doch sobald man sich fragt, was einen da bewegt hat, wird die Rührung schal. Da ist nur noch eine hölzern erzählte Vater-Sohn-Geschichte - und eine grandiose Choreographie. Wie Wortmann die Schlüsselszenen des Endspiels nachinszeniert hat, mit jungen Schauspielern, die, obwohl nach modernen Trainingsmethoden ausgebildet, so laufen, grätschen und passen wie die Helden von 1954 - so viel Fußball hat man im Kino tatsächlich noch nie gesehen.

Aber Sönke Wortmann, der schon seit langem ein gespanntes Verhältnis zu Kritikern hat, braucht sowieso kein Lob, er braucht im Grunde überhaupt gar keine Kritik. Beim Filmfestival von Locarno hat er im August den Publikumspreis gewonnen, der Kanzler hat sich zur Premiere in Essen angesagt, Rudi Völler und die überlebenden Berner Helden haben den Film längst gesehen, und die Werbemaschine läuft. "Das Wunder von Bern" wird seinen Weg an der Kinokasse machen, so wie die deutsche Mannschaft zur Europameisterschaft nach Portugal fahren wird. Das ist schon in Ordnung. Man sollte halt nur nicht das Ergebnis mit dem Spiel verwechseln.

PETER KÖRTE

"Das Wunder von Bern" läuft ab Donnerstag im Kino.

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