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Meg Murry (Storm Reid) ist ein typischer Teenager, der einfach nur dazugehören möchte. Die Tochter zweier weltberühmter Physiker ist, genau wie ihr kleiner Bruder Charles Wallace (Deric McCabe), hochintelligent und auf einzigartige Weise begabt. Was ihr Leben allerdings noch komplizierter macht, ist das plötzliche Verschwinden ihres Vaters (Chris Pine). Als Meg herausfindet, dass es etwas mit dem geheimen Projekt ihrer Eltern zu tun haben muss, nimmt die Sache ganz neue Dimensionen an: Um ihren Vater zu finden, müssen Meg, ihr Klassenkamerad Calvin (Levi Miller) und ihr Bruder dieser…mehr

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Produktbeschreibung
Meg Murry (Storm Reid) ist ein typischer Teenager, der einfach nur dazugehören möchte. Die Tochter zweier weltberühmter Physiker ist, genau wie ihr kleiner Bruder Charles Wallace (Deric McCabe), hochintelligent und auf einzigartige Weise begabt. Was ihr Leben allerdings noch komplizierter macht, ist das plötzliche Verschwinden ihres Vaters (Chris Pine). Als Meg herausfindet, dass es etwas mit dem geheimen Projekt ihrer Eltern zu tun haben muss, nimmt die Sache ganz neue Dimensionen an: Um ihren Vater zu finden, müssen Meg, ihr Klassenkamerad Calvin (Levi Miller) und ihr Bruder dieser mysteriösen Erfindung auf den Grund gehen und sich auf eine gewagte Expedition durch Raum und Zeit begeben, in der sie in Welten vordringen, die sich jenseits jeder Vorstellungskraft befinden. Neben vielen Gefahren gibt es allerdings auch unerwartete Hilfe von drei rätselhaften überirdischen Wesen (Mrs. Welche - Oprah Winfrey, Mrs. Soundso - Reese Witherspoon und Mrs. Wer - Mindy Kaling), die sie auf ihrem Weg begleiten.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2018

Kosmos Kinokäse
Im Film "Das Zeiträtsel" predigt Oprah Winfrey esoterischen Mindersinn

Als Reese Witherspoon sich als Mrs. Soundso in eine Kreuzung aus fliegendem Teppich und mangoldblättriger Flugflunder verwandelt und die drei Erdenkinder in ihrer Obhut auf rasende Luftfahrt durch die Atmosphäre eines phantastischen Planeten entführt, ist der nächste Absturz schon absehbar. In Farben sprechende Blumen flattern zu anschwellender Musik daher, doch wie ein Knacks im Himmelsgewölbe breitet sich dunkle Bösartigkeit am digitalblauen Firmament aus, streckt seine fiesen Tentakeln nach den Menschlein aus und - plumps, liegt das Trio schon wieder am Boden.

Auftritt der Hohepriesterin spiritueller Allkunde: Turmhoch überragt die auf Riesenformat hochgepixelte Medienmogulin und Selfmade-Milliardärin Oprah Winfrey die Kleinen, gewandet in etwas, das als Starlight-Express-Kostüm dienen könnte oder zur Karnevals-Verkleidung als Supersilberfisch. Voller Hall in der Stimme verkündet sie Weisheiten: Konzentriere dich auf das Helle, nicht auf die Dunkelheit. Finde dein inneres Gleichgewicht. Sei eins mit dem Universum, das eins ist mit dir, dann kannst du "Es" bekämpfen, das universelle Böse.

"You can do it", du kannst es, du schaffst es, bläut Winfrey als Oberfee Mrs. Welche besonders der jugendlichen Heldin im Werden ein. Diese heißt Meg Murry und wird von Storm Reid gespielt (dem kleinen Mädchen aus "12 Years a Slave"). Meg sucht ihren Vater, einen Physiker, der auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Im Selbstversuch ist Alexander Murry (Chris Pine) gelungen, worüber er zuvor mit seiner brillanten Physiker-Gattin Kate (Gugu Mbatha-Raw) theorisiert hatte: Er ist in einen Tesserakt gesprungen, eine vieldimensionale Raum-Zeit-Falte, und weg war er.

Nun folgen ihm Meg, ihre naseweiser Dreikäsehoch von Bruder Charles Wallace (Deric McCabe) und ihr Freund Calvin (Levi Miller) unter Anleitung dreier überirdischer Frauen - eben jener Mrs. Soundso, Mrs Welche und der in Kalendersprüchen redenden Mrs. Wer (Mindy Kaling). Denn dem Vater droht Gefahr.

Ein bisschen Science-Fiction, ein bisschen Fantasy, episkopale Predigt, Märchen und Comimg-of-Age-Story: Der Roman "Die Zeitfalte" ("A Wrinkle in Time") von Madeleine L'Engle aus dem Jahr 1962 gehört in Amerika zu den populärsten Jugendbüchern überhaupt - obwohl der synkretistische Umgang der Autorin mit naturwissenschaftlichen, phantastischen und christlichen Elementen auch kontroverse Kritik auslöste. Schon einmal hat Disney versucht, das Buch zu adaptieren, damals mit mäßigem Erfolg für das Fernsehen. Jetzt folgt der zweite Aufschlag: mit Staraufgebot, hochgerüsteter Spezialeffekt-Abteilung, aus dem Drehbuch gestrichener Christlichkeit und gesellschaftspolitisch besten Absichten.

Als Regisseurin wurde Ava DuVernay verpflichtet, die sich in "Selma" dem Leben Martin Luther Kings gewidmet hatte; als Drehbuchautorin die Mädchentraum-Spezialistin Jennifer Lee von "Frozen". Meg ist nun ein dunkelhäutiges Mädchen aus einer ethnisch gemischten Familie. Eine Amerikanerin mit afroamerikanischen, eine mit europäischen und eine mit südasiatischen Wurzeln treten als weise Frauen auf. Megs Freund ist hellhäutig.

Das ist ein Statement aus der Traumfabrik eines Landes, das seine Rassenkonflikte nicht zu lösen vermag, Menschen mit Zuschreibungen wie schwarz, kaukasisch oder hispanisch etikettiert und in dem das Foto eines afroamerikanischen Mädchens, das ein jüngst enthülltes Portät Michelle Obamas in der National Portrait Gallery anstaunte, viral ging, weil es die Wirkmächtigkeit von Vorbildern zu illustrieren schien. "Das Zeiträtsel" (so der deutsche Titel des Films) will positive Botschaften senden: Alle Menschen gehören zusammen, dunkelhäutige Frauen und Mädchen können heroische Taten vollbringen, Liebe ist die Frequenz, auf der wir vorankommen, mobbende Mitschüler haben vermutlich ein Selbstwertproblem, und wenn man seine Schwächen akzeptiert, werden sie zu Stärken. So gelingt "self empowerment".

Doch was nützt es, wenn ein Film einen Punkt nach dem anderen auf der liberalen Fortschritts-Checkliste abhakt, profane Lichtgestalten wie Albert Einstein, Marie Curie, Jane Austen, Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und Maya Angelou aufruft, aber künstlerisch nicht trägt? Wo er von der Vorlage abweicht, muss uns nicht kümmern, weil hierzulande kaum jemand das Buch kennt. Dass Oprah Winfrey in Amerika als Gigantin erscheint, der man das Präsidentenamt zutraut, und sie als Mrs. Welche New-Age-Botschaften verbreitet wie in ihren Talkshows, geht am hiesigen Publikum gleichfalls weitgehend vorbei. Umso schwerer fällt ins Gewicht, was den Film, wann immer er wieder eine gewisse Flughöhe erreicht, wieder gnadenlos niedergehen lässt: dass er eine Addition optisch teilweise verblüffend lieblos aufgemotzter Halbheiten ist.

Zu beiläufig ist der eröffnende Blick in Megs Familienleben und ihren Schulalltag, in dem sie als vaterloser Nerd verspottet wird, um einem die Heldin emotional näherzubringen. Da ist es eine Wohltat, dass endlich die quasselstrippige Mrs. Soundso auftaucht, in deren Rolle Reese Witherspoon mit sichtlichem Vergnügen ihr komisches Talent auslebt. Der Einbruch des Phantastischen in eine bis dahin nur zaghaft überzeichnete Welt könnte der Durchbruch für Meg sein wie einst Technicolor für Dorothy auf dem Weg zum "Zauberer von Oz". Aber statt drei liebenswerte Gefährten, die Herz, Hirn und Mut ersehnen, hat Meg Reiseleiterinnen zur Seite, die Sprüche klopfen und einen auf "Wann-treffen-wir-drei-wieder-zusammen? machen.

Wie in einem Videospiel beamt es sich von einer Ebene zur nächsten: Erst sieht es paradiesisch aus, dann wie in einer Kohlewüste, wo die Reisenden nach schlechten Studiotricks aussehende Yogaübungen auf Wackelsteinen machen. Aber so behaglich bleibt es nicht. Als die drei weisen Frauen verschwinden, entpuppt sich der Planet als sich selbst unentwegt umprogrammierende Monstersimulation mit wild gewordenen Wäldern und vom Bösen gleichgeschalteten Plastikwelt-Kindern - diese Szene eines amerikanischen Albtraums bleibt haften. Den gruseligen Elektroschock-Liebesexorzismus, der Charles Wallace vom Übel befreien soll, will man dagegen als jüngerer Zuschauer wohl lieber ebenso schnell wieder vergessen wie ältere die Tatsache, dass der Kleine in einem Höllensturm verlorengeht und völlig unmotiviert wieder auftaucht, ohne Logik, Erklärung oder Zusammenhang.

Es liegt nicht an den Kinderdarstellern, dass "Das Zeiträtsel" scheitert, sie machen ihre Aufgabe gut (selbst wenn Deric McCabe immerzu in die Kamera starren und sprechen muss). Aber ihr Spiel und ihre Charaktere werden klein gehalten von einer löchrigen Handlung in einem pompösen, mit Bedeutung aufgeladenen Drumherum und erdrückt von sich wichtig machenden Helfergestalten, die etwas Entscheidendes vergessen: Es geht gar nicht um sie. Es geht um ein Mädchen, das seinen Vater retten will. Aber das war wohl nicht bedeutsam genug.

URSULA SCHEER

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