Als der vierzehnjährige Leo Biedermann (Elijah Wood) der Astronomiegruppe seiner High School beitrat, erwartete er nicht, weltbewegende Entdeckungen zu machen. Eigentlich rechnete er nicht damit, überhaupt irgendwelche Entdeckungen zu machen - es ging ihm mehr darum, dass seine Klassenkameradin Sarah (Leelee Sobieski) ihn entdecken würde. Aber durch ein Foto, das er auf einem Ausflug durch sein Teleskop macht, wird er zum Mitentdecker des Kometen Wolf-Biederman - und der befindet sich auf direktem Kollisionskurs mit der Erde.
Die ehrgeizige Nachrichtenreporterin Jenny Lerner (Tea Leoni) wähnt sich auf den Spuren eines Washingtoner Sex-Skandals, als sie einen sichtlich nervösen Politiker über eine mysteriöse "Ellie" ausfragt. Stattdessen findet sie sich kurz darauf bei einem geheimen Treffen mit Präsident Tom Beck (Morgan Freeman) wieder. Dieser bietet ihr im Gegenzug für zwei Tage Geheimhaltung die Story ihres Lebens: Die Nachricht über einen bevorstehenden Kometeneinschlag und über eine kühne, riskante Raumfahrtmission, bei der die Bahn des Kometen abgelenkt und die Erde gerettet werden soll. Für diese Mission wird der ehemalige Astronaut Spurgeon Keeney (Robert Duvall) aus dem Ruhestand geholt. Er soll als Kommandant mit einer internationalen Crew zu dem Kometen fliegen und diesen durch nukleare Sprengsätze entweder auseinanderbrechen oder die Flugbahn so ändern, dass er vom Kollisionskurs abweicht. Währenddessen baut man auf der Erde Bunker, in denen einige Auserwählte Menschen und Tiere eventuell den Einschlag überleben können...
Die ehrgeizige Nachrichtenreporterin Jenny Lerner (Tea Leoni) wähnt sich auf den Spuren eines Washingtoner Sex-Skandals, als sie einen sichtlich nervösen Politiker über eine mysteriöse "Ellie" ausfragt. Stattdessen findet sie sich kurz darauf bei einem geheimen Treffen mit Präsident Tom Beck (Morgan Freeman) wieder. Dieser bietet ihr im Gegenzug für zwei Tage Geheimhaltung die Story ihres Lebens: Die Nachricht über einen bevorstehenden Kometeneinschlag und über eine kühne, riskante Raumfahrtmission, bei der die Bahn des Kometen abgelenkt und die Erde gerettet werden soll. Für diese Mission wird der ehemalige Astronaut Spurgeon Keeney (Robert Duvall) aus dem Ruhestand geholt. Er soll als Kommandant mit einer internationalen Crew zu dem Kometen fliegen und diesen durch nukleare Sprengsätze entweder auseinanderbrechen oder die Flugbahn so ändern, dass er vom Kollisionskurs abweicht. Währenddessen baut man auf der Erde Bunker, in denen einige Auserwählte Menschen und Tiere eventuell den Einschlag überleben können...
Bonusmaterial
- Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - Audiokommentar mit Regisseurin Mimi Leder und Special Effects Supervisor Scott Farrar - Kurz-Feature Das Ende naht - Kurz-Feature Das perferkte Verkehrschaos - Kurz-Feature Das Ende der Welt - FotogalerieFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.1998Wenn die ewige Nacht vertagt wird
Im Angesicht des Todes: Für Mimi Leders Film "Deep Impact" steht Dietrich Lohmann das letztemal hinter der Kamera
Manchmal, aber sehr selten, nimmt Hollywood all seinen Mut zusammen und dreht einen Film mit einer Hauptfigur, der von Anfang an auf die Stirn geschrieben steht, daß sie am Ende sterben wird. Was aber, wenn nicht der Held, sondern die Welt dem Tod geweiht wäre? Wenn der Tag, an dem die Sonne nicht mehr auf- und die Menschheit für immer unterginge, stündlich näherrückte, wenn sich in den Totalen bis zum Horizont nur Defätismus ausbreitete, weil kein Hoffnungsschimmer mehr zu erkennen wäre? Wenn, beispielsweise, ein Komet auf die Erde zuraste und bei seinem Aufschlag eine riesige Staubwolke auslöste, die alles in ewige Dunkelheit hüllte? In Hollywood mag man sich das gar nicht ausmalen. Denn wenn Finsternis die Erde bedeckte, könnte man kein Zelluloid mehr belichten, und das wäre wirklich das Ende.
In dem von Mimi Leder inszenierten Katastrophenfilm "Deep Impact" rast ein Komet auf die Erde zu, und alle Versuche, ihn vom falschen Wege abzubringen, schlagen fehl. Tom Beck (Morgan Freeman), Präsident der Vereinigten Staaten, tritt vor die Kameras, um die letzte Rede an die Nation zu halten. Er trägt einen hellen Pullover, und den linken Ärmel hat er so weit hochgekrempelt, daß man eine Tätowierung auf dem Unterarm erkennen kann. Im Angesicht einer Katastrophe, der niemand entgehen kann, tritt auch die Nummer eins aus ihrer Rolle und wird Mensch. Unzählige Male verengt die Kamera in diesem Film die Räume und fährt auf Fernsehmonitore zu, bis diese das Bild füllen. Das Fernsehen schafft ein globales Wohnzimmer, in dem die Menschen zusammenrücken und jeder tun kann, was er will, weil bald ohnehin über allen die Decke einbricht. "Wenn der Himmel auf die Erde stürzt", so heißt es in der Werbung zu diesem Film. Die Frage ist nur: Wie ist das "Wenn" zu verstehen?
Während der Präsident nach der Ansprache den Raum verläßt, folgt ein Schritt zurück in die Perspektive, die er einige Sekunden zuvor hinter seinem Schreibtisch eingenommen hatte. In dieser mit einem extremen Weitwinkel fotografierten Einstellung scheinen sich die Wände durchzubiegen. Die Gestalten, die verloren im Raum stehen, wirken bedrängend, weil es keinen Unschärfebereich gibt, den man außer acht lassen könnte, und zugleich werden sie durch die verzerrte Optik entrückt. Die Einstellung könnte ein imaginierter Rückblick des Präsidenten sein, von einem Standpunkt aus, auf den er einst ein Monopol hatte, der aber nun ein verlorener Posten ist, nach verzweifeltem Kampf aufgegeben, weil höhere Gewalt stärker war. Für diesen einen Augenblick könnte man sich vorstellen, daß der Film tatsächlich ernst macht mit seinem Thema.
Doch schon recht bald wird deutlich, daß die Verantwortlichen Angst vor der eigenen Courage bekamen. Entgegen allen Verlautbarungen ist "Deep Impact" kein Film über eine Katastrophe, die sich weder verhindern noch eindämmen läßt und den Menschen nur die Möglichkeit gibt, aus der ihnen verbliebenen Zeit das Beste zu machen. Paritätisch, wie in den meisten Filmen dieses Genres, werden einige der Figuren sterben, während für andere das Leben weitergeht. Das Ende der Welt wird noch einmal vertagt. So muß "Deep Impact" den Zuschauer mit jenen Fragen, die sich Menschen stellen, wenn sie wissen, daß es keinen Ausweg mehr gibt, letztlich nicht behelligen. Von pubertärem Liebeskummer bis zum Vater-Tochter-Konflikt greift der Film ausschließlich auf bewährte Muster zurück. Gerade durch das angestrengte Bemühen, von elementaren Erfahrungen erzählen zu wollen, wirken diese Klischees um so banaler.
Kameramann bei "Deep Impact" war der Deutsche Dietrich Lohmann, der die frühen Fassbinder-Filme fotografiert und im letzten Jahr mit der ersten Kinoproduktion der Regisseurin Mimi Leder, "Projekt: Peacemaker", auch in den Vereinigten Staaten nach vielen Jahren endlich den Durchbruch geschafft hatte. Er, der schwerkrank war und kurz nach Abschluß der Dreharbeiten von "Deep Impact" verstarb, wußte womöglich so gut wie kein anderer, was die Figuren in diesem Film empfinden sollen. Fragen kann man ihn nicht mehr, aber man kann die Bilder sehen, die er gemacht hat über das Leben im Angesicht des Todes. Lohmanns Seitenblicke führen zum Kern der Sache, um den sich der Film herumdrückt. Wenn eine von Tea Leoni gespielte Reporterin, die einem Sexskandal im Weißen Haus auf der Spur ist, hochrangige Washingtoner Politiker aufsucht und dabei im Augenwinkel stets Paletten voller Konservendosen und gehorteter Nahrungsmittel erspäht, beginnt sie zu realisieren, daß sogar der Präsident nicht um sein Amt, sondern um sein Leben fürchtet.
Später zählt sie zu den Auserwählten, die Zugang zu einem riesigen Höhlensystem erhalten, in dem ein paar Millionen Amerikaner wie in einer unterirdischen Arche ausharren sollen. Während sie dieses Privileg aufgrund ihres öffentlichen Ansehens erhält, werden die Normalbürger ausgelost. So muß sie mit ansehen, wie Stäbchen verteilt werden und einige ihrer besten Freunde den kürzeren ziehen. In dieser Sequenz, in der die Zuschauer die innere Zerrissenheit der Figur teilen, erfolgt ein kurzer Schnitt auf ein Baby, das mit einem dieser Stäbchen spielt, die über Leben und Tod entscheiden. Indem ein einfacher, aber schicksalbestimmender Gegenstand für einen kurzen Moment in die Freiheit des Spiels überführt wird, ist der Ernst der Lage mit Händen zu greifen.
Am Ende des Films, soviel darf verraten werden, wird es einen Kometeneinschlag im Meer geben und eine riesige Flutwelle auf die Küsten zurasen. Doch die Tricks in dieser Sequenz sind von beschämender Qualität und auch für den Laien als bloße Computeranimationen zu erkennen. Hollywood kann Dinosaurier wieder zum Leben erwecken, aber wenn es gilt, das Aussterben der Menschheit ins Bild zu setzen, reichen die technischen Möglichkeiten nicht aus? Das kann nicht wahr sein. Nein, Hollywood hat einfach nur Angst, die schlimmste aller denkbaren Katastrophen zu inszenieren. Der Mut reicht nur aus, sie zu simulieren. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Angesicht des Todes: Für Mimi Leders Film "Deep Impact" steht Dietrich Lohmann das letztemal hinter der Kamera
Manchmal, aber sehr selten, nimmt Hollywood all seinen Mut zusammen und dreht einen Film mit einer Hauptfigur, der von Anfang an auf die Stirn geschrieben steht, daß sie am Ende sterben wird. Was aber, wenn nicht der Held, sondern die Welt dem Tod geweiht wäre? Wenn der Tag, an dem die Sonne nicht mehr auf- und die Menschheit für immer unterginge, stündlich näherrückte, wenn sich in den Totalen bis zum Horizont nur Defätismus ausbreitete, weil kein Hoffnungsschimmer mehr zu erkennen wäre? Wenn, beispielsweise, ein Komet auf die Erde zuraste und bei seinem Aufschlag eine riesige Staubwolke auslöste, die alles in ewige Dunkelheit hüllte? In Hollywood mag man sich das gar nicht ausmalen. Denn wenn Finsternis die Erde bedeckte, könnte man kein Zelluloid mehr belichten, und das wäre wirklich das Ende.
In dem von Mimi Leder inszenierten Katastrophenfilm "Deep Impact" rast ein Komet auf die Erde zu, und alle Versuche, ihn vom falschen Wege abzubringen, schlagen fehl. Tom Beck (Morgan Freeman), Präsident der Vereinigten Staaten, tritt vor die Kameras, um die letzte Rede an die Nation zu halten. Er trägt einen hellen Pullover, und den linken Ärmel hat er so weit hochgekrempelt, daß man eine Tätowierung auf dem Unterarm erkennen kann. Im Angesicht einer Katastrophe, der niemand entgehen kann, tritt auch die Nummer eins aus ihrer Rolle und wird Mensch. Unzählige Male verengt die Kamera in diesem Film die Räume und fährt auf Fernsehmonitore zu, bis diese das Bild füllen. Das Fernsehen schafft ein globales Wohnzimmer, in dem die Menschen zusammenrücken und jeder tun kann, was er will, weil bald ohnehin über allen die Decke einbricht. "Wenn der Himmel auf die Erde stürzt", so heißt es in der Werbung zu diesem Film. Die Frage ist nur: Wie ist das "Wenn" zu verstehen?
Während der Präsident nach der Ansprache den Raum verläßt, folgt ein Schritt zurück in die Perspektive, die er einige Sekunden zuvor hinter seinem Schreibtisch eingenommen hatte. In dieser mit einem extremen Weitwinkel fotografierten Einstellung scheinen sich die Wände durchzubiegen. Die Gestalten, die verloren im Raum stehen, wirken bedrängend, weil es keinen Unschärfebereich gibt, den man außer acht lassen könnte, und zugleich werden sie durch die verzerrte Optik entrückt. Die Einstellung könnte ein imaginierter Rückblick des Präsidenten sein, von einem Standpunkt aus, auf den er einst ein Monopol hatte, der aber nun ein verlorener Posten ist, nach verzweifeltem Kampf aufgegeben, weil höhere Gewalt stärker war. Für diesen einen Augenblick könnte man sich vorstellen, daß der Film tatsächlich ernst macht mit seinem Thema.
Doch schon recht bald wird deutlich, daß die Verantwortlichen Angst vor der eigenen Courage bekamen. Entgegen allen Verlautbarungen ist "Deep Impact" kein Film über eine Katastrophe, die sich weder verhindern noch eindämmen läßt und den Menschen nur die Möglichkeit gibt, aus der ihnen verbliebenen Zeit das Beste zu machen. Paritätisch, wie in den meisten Filmen dieses Genres, werden einige der Figuren sterben, während für andere das Leben weitergeht. Das Ende der Welt wird noch einmal vertagt. So muß "Deep Impact" den Zuschauer mit jenen Fragen, die sich Menschen stellen, wenn sie wissen, daß es keinen Ausweg mehr gibt, letztlich nicht behelligen. Von pubertärem Liebeskummer bis zum Vater-Tochter-Konflikt greift der Film ausschließlich auf bewährte Muster zurück. Gerade durch das angestrengte Bemühen, von elementaren Erfahrungen erzählen zu wollen, wirken diese Klischees um so banaler.
Kameramann bei "Deep Impact" war der Deutsche Dietrich Lohmann, der die frühen Fassbinder-Filme fotografiert und im letzten Jahr mit der ersten Kinoproduktion der Regisseurin Mimi Leder, "Projekt: Peacemaker", auch in den Vereinigten Staaten nach vielen Jahren endlich den Durchbruch geschafft hatte. Er, der schwerkrank war und kurz nach Abschluß der Dreharbeiten von "Deep Impact" verstarb, wußte womöglich so gut wie kein anderer, was die Figuren in diesem Film empfinden sollen. Fragen kann man ihn nicht mehr, aber man kann die Bilder sehen, die er gemacht hat über das Leben im Angesicht des Todes. Lohmanns Seitenblicke führen zum Kern der Sache, um den sich der Film herumdrückt. Wenn eine von Tea Leoni gespielte Reporterin, die einem Sexskandal im Weißen Haus auf der Spur ist, hochrangige Washingtoner Politiker aufsucht und dabei im Augenwinkel stets Paletten voller Konservendosen und gehorteter Nahrungsmittel erspäht, beginnt sie zu realisieren, daß sogar der Präsident nicht um sein Amt, sondern um sein Leben fürchtet.
Später zählt sie zu den Auserwählten, die Zugang zu einem riesigen Höhlensystem erhalten, in dem ein paar Millionen Amerikaner wie in einer unterirdischen Arche ausharren sollen. Während sie dieses Privileg aufgrund ihres öffentlichen Ansehens erhält, werden die Normalbürger ausgelost. So muß sie mit ansehen, wie Stäbchen verteilt werden und einige ihrer besten Freunde den kürzeren ziehen. In dieser Sequenz, in der die Zuschauer die innere Zerrissenheit der Figur teilen, erfolgt ein kurzer Schnitt auf ein Baby, das mit einem dieser Stäbchen spielt, die über Leben und Tod entscheiden. Indem ein einfacher, aber schicksalbestimmender Gegenstand für einen kurzen Moment in die Freiheit des Spiels überführt wird, ist der Ernst der Lage mit Händen zu greifen.
Am Ende des Films, soviel darf verraten werden, wird es einen Kometeneinschlag im Meer geben und eine riesige Flutwelle auf die Küsten zurasen. Doch die Tricks in dieser Sequenz sind von beschämender Qualität und auch für den Laien als bloße Computeranimationen zu erkennen. Hollywood kann Dinosaurier wieder zum Leben erwecken, aber wenn es gilt, das Aussterben der Menschheit ins Bild zu setzen, reichen die technischen Möglichkeiten nicht aus? Das kann nicht wahr sein. Nein, Hollywood hat einfach nur Angst, die schlimmste aller denkbaren Katastrophen zu inszenieren. Der Mut reicht nur aus, sie zu simulieren. LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main