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Im südlichsten Zipfel des Salzburger Landes - im Lungau - dem "Sibirien Österreichs" - betreibt der Land- und Forstwirt Sepp Holzer auf seinem Bergbauernhof eine Landwirtschaft der besonderen Art. Entgegen allen konventionellen Regeln hat er - trotz einer Jahresdurchschnittstemperatur von 4,5°C und einer Höhenlage zwischen 900m und 1400m - eine essbare Paradies-Landschaft geschaffen, und damit Furore gemacht. Ihm ist es in vierzig Jahren Naturbeobachtung, unerschöpflicher Experimentierfreude und Behördenkämpfen gelungen, seine Gegner von seiner naturnahen Bewirtschaftungsart zu überzeugen:…mehr

Produktbeschreibung
Im südlichsten Zipfel des Salzburger Landes - im Lungau - dem "Sibirien Österreichs" - betreibt der Land- und Forstwirt Sepp Holzer auf seinem Bergbauernhof eine Landwirtschaft der besonderen Art. Entgegen allen konventionellen Regeln hat er - trotz einer Jahresdurchschnittstemperatur von 4,5°C und einer Höhenlage zwischen 900m und 1400m - eine essbare Paradies-Landschaft geschaffen, und damit Furore gemacht. Ihm ist es in vierzig Jahren Naturbeobachtung, unerschöpflicher Experimentierfreude und Behördenkämpfen gelungen, seine Gegner von seiner naturnahen Bewirtschaftungsart zu überzeugen: "Vielfalt statt Einfalt - denn alle Pflanzen und Tiere haben eine sinnvolle Funktion", so Holzer. Auf den Gebrauch von Pestiziden, Herbiziden oder Dünger wird gänzlich verzichtet. "Mit der Natur kooperieren, statt sie zu bekämpfen. Die Natur beobachten, und herausfinden, welche Pflanzen einander unterstützen." Das sind Schlüsselbegriffe für Sepp Holzer und Grundprinzipien der Permakultur. Seit 1962, als er den Hof seines Vaters mit 19 Jahren übernahm, betreiben Sepp Holzer und seine Frau ein perfekt funktionierendes Permakultur-System, ohne überhaupt von dem Begriff "Permakultur" gehört zu haben. Angelegt in Terrassen, ähnlich den Reisfeldern in Asien, unterscheidet sich sein 46h großes Land stark von den umliegenden Fichtenmonokulturen: Hier wächst vieles, was kaum jemand in einer Höhenlage von 1400m vermuten würde: von Kirschen, Äpfeln, Pilzen über Kiwifrüchten bis hin zu Zitronen, Kürbissen, Kartoffeln und Zucchinis. Überall sprießt und gedeiht die Natur. Entlang den Wegen, auf Terrassen, im Wald, auf extremen Steilhängen und sogar auf steinigem Boden. Innerhalb der Mischkultur befinden sich ca. 45 Wassergärten, Feuchtbiotope, Teiche und drei Bergseen. Hier züchtet der Biobauer seltene Fische, Kröten, Krebse und Wasserpflanzen. Seine Schweine beackern den Boden, eggen und düngen, und die Pflanzen sorgen gegenseitig für Feuchtigkeit, Stickstoff und Gründünger. So hat Sepp Holzer weniger Arbeit und mehr Zeit, interessierter Besucher aus aller Welt über seine Mischkulturen aufzuklären.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2012

Im Reich der lebenden Toten
Neues aus Griechenland, dem kreativsten Ort des europäischen Films: "Alpen" von Yorgos Lanthimos

Im Kino sind Geisterwelten meist düster, und so, wie es um Griechenland steht, wäre düster ja nicht ganz verkehrt. Aber bei Yorgos Lanthimos ist die Welt der Geister klinisch steril, weiß, durchzogen von langen Korridoren mit vielen Türen, die sich selten öffnen, eine Welt, verflucht zur Tiefe des Raums, in der Gestalten wie Objekte sich verlieren. Sind es Tote? Ihre Schatten? Ihre Doppelgänger? Oder sind wir gar nicht im Geisterreich, sondern tatsächlich in einer Klinik, in der Menschen sterben, oder einer Turnhalle, in der eine traurige Bodenturnerin Arabesken übt? Ihr Gesicht erkennen wir aus einem anderen Film. Da war sie kein Geist und keine Turnerin, sondern ein junges Mädchen, das wusste, was ein Zungenkuss ist.

Ariane Labed ist eines der großartigen Gesichter des neuen griechischen Kinos, das sich 2009 international mit Yorgos Lanthimos und seinem Film "Kynodontas" (Dogtooth) bemerkbar machte. In den beiden wichtigsten aktuellen Filmen spielt Ariane Labed eine der Hauptrollen: in "Attenberg" von Athina Rachel Tsangari (für den sie nicht nur wegen des merkwürdigsten Zungenkusses der Filmgeschichte beim Filmfestival in Venedig als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde), der Mitte Mai in die deutschen Kinos kam, und "Alpen" von Yorgos Lanthimos, der am Donnerstag anläuft - und wenn alles mit rechten Dingen zuginge, spräche jetzt das Land von der erstaunlichen Kraft, dem selbstbewussten Eigensinn und der ästhetischen Chuzpe des Kinos einer darniederliegenden Nation. Aber so ist es nicht. "Attenberg" (F.A.Z. vom 10. Mai) läuft noch vereinzelt hier und dort, "Alpen" ist landesweit in etwa einem Dutzend Kinos gebucht. Mehr gibt der Markt offenbar nicht her.

Filmförderung gibt es in Griechenland nicht mehr, das Kino, das hier entsteht, finanziert sich aus privaten Mitteln und im Austausch der Regisseure, die jeweils auch als Produzenten arbeiten. Lanthimos spielte eine kleine Rolle in "Attenberg", und in der Produktionsfirma Haos Film, die "Attenberg" und "Alpen" produziert hat, arbeiten Athina Rachel Tsangari und Lanthimos mit anderen Filmschaffenden im Kollektiv zusammen.

Das Kino, das da entsteht, ist keines mit Botschaft, sondern ein Kino der Bilder, des Skurrilen, Unverbundenen, ein Kino, das seine Wahrheit im Absurden findet - "Attenberg" in einer Landschaft, aus der die Moderne sich zurückgezogen und nur ihre Ruinen hinterlassen hat, ohne dass etwas Neues nachgefolgt wäre, und in Menschen, die im Nachstellen tierischer Faxen zu sich selbst kommen; "Alpen" in einer bizarren, grausam autoritären sozialen Konstruktion, in der Lebende Verstorbene spielen, wobei nicht immer ganz klar ist, ob wir uns nicht gänzlich im Reich der Toten befinden.

Ein Rettungssanitäter, eine Krankenschwester, die Bodenturnerin und ihr Trainer - das ist die Gruppe, die sich Alpen nennt, um diese Dienstleistung den Hinterbliebenen zur Überwindung ihrer Trauer anzubieten. Manchmal nehmen sie ein Requisit, eine Mütze etwa, zu Hilfe, vor allem aber sagen sie Sätze auf, die der Tote gesagt hat. Es ist eine seltsame Form eiskalter Trauer, in die der Film diese Tätigkeit übersetzt, und zunehmend wird unklar, wer dieses Spiel mehr braucht - die Hinterbliebenen oder die Darsteller, die sich nach strengen Regeln (keine Beziehung zu den Trauernden aufbauen, keine Intimität, keine Improvisation) in ein Leben schleichen, das der Tod eigentlich beendet hat. Zunehmend bösartiger verhält sich Mont Blanc, der Rettungssanitäter und Kopf der Gruppe, der bei Sterbenden ihre Lieblingsschauspieler abfragt und ein Gespräch über Kaffeebecher zu einer totalitären Angelegenheit machen kann.

Als die Krankenschwester mit dem Codenamen Monte Rosa (das zweite große Gesicht des jungen griechischen Kinos: Aggeliki Papoulia) beginnt, die Regeln zu brechen, zerfällt die Geisterwelt. Ein Schlag mit der Keule, statische Bilder, ein verlorener Kampf um Gefühle im Rollenspiel: das ist böse, deprimierend, manchmal clownesk - und unbedingt zum Hinschauen.

VERENA LUEKEN

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