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Technische Angaben: Bildformat: 4:3 Vollbild (S/W) Sprache / Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono) Untertitel: Englisch Ländercode: 2 Extras: DVD 1: Originaltrailer, Original-Aushangfotos, gesprochene Biografien filmisch unterlegt, Bewegtmenü. DVD 2: "Das kleine Chaos" Kurzfilm von 1967, "Rainer Werner Fassbinder, 1977" (Filmportrait), Biografie von RWF, Werksverzeichnis mit anwählbaren Trailern
Bonusmaterial
Beil.: Booklet.

Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 4:3 Vollbild (S/W)
Sprache / Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Untertitel: Englisch
Ländercode: 2
Extras: DVD 1: Originaltrailer, Original-Aushangfotos, gesprochene Biografien filmisch unterlegt, Bewegtmenü. DVD 2: "Das kleine Chaos" Kurzfilm von 1967, "Rainer Werner Fassbinder, 1977" (Filmportrait), Biografie von RWF, Werksverzeichnis mit anwählbaren Trailern

Bonusmaterial

Beil.: Booklet.
Autorenporträt
Rainer Werner Fassbinder, geboren 1945 in Bad Wörishofen, begann nach einer Ausbildung zum Schauspieler 1965 seine Arbeit als Regisseur und Filmproduzent. Es folgten Jahre unglaublicher Produktivität, in denen neben Filmen und Drehbüchern auch Gedichte und Essays entstanden. Fassbinder, der als einer der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films gilt, starb 1982 in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2001

Wie das Gesetz es befahl
Der Tod ist ein Meister aus Hollywood: "Der amerikanische Soldat" von Rainer Werner Fassbinder (1970)

In einem Hinterzimmer sitzen drei Männer im Licht einer fahlen Glühbirne. Sie pokern um Geld. Auf den Spielkarten sind pornographische Bilder zu sehen, auf dem Sofa langweilt sich eine Frau. Die Männer sind Polizisten, sie könnten aber ebensogut einem Syndikat angehören. Ihr Mißmut ist mit Händen zu greifen. Das Warten ist ihr Job, denn bald soll der amerikanische Soldat eintreffen. Er wird aufräumen in der Halbwelt, die Polizei wird ihm dabei zusehen, und irgendwann wird es gar keinen Unterschied mehr geben zwischen Guten und Bösen, sondern nur noch den zwischen den Schlagkräftigen und den Feiglingen, und dann ist auch das deutsche Kino endlich dort angelangt, wo Hollywood dreißig Jahre davor schon gewesen war: im Reich der Schatten, in der Welt der schwarzen Serie.

Rainer Werner Fassbinders frühe Filme waren ein entscheidender Schritt in die Richtung einer Moderne, die in der Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Kino zu sich selbst fand. Schon die französische Nouvelle Vague hatte den B-Movies ihren Tribut abgestattet. Auch der neue deutsche Film kam um diese Verbeugung nicht herum, und Fassbinders Verdienst war es, dabei den direktesten Weg zu suchen. Drei Jahre vor "Der amerikanische Soldat" entstand ein Kurzfilm, der die Parole ausgab. "Das kleine Chaos" erzählt von einem Raubüberfall, dessen Beute die Komplizen sofort verjubeln wollen. Nur Fassbinder selbst hat einen anderen Plan. "Was willst du machen?", fragen sie ihn. Er lacht und ruft aus: "Ins Kino!"

Die Filme der Vorbilder sind für ihn der Umweg, den er nehmen mußte, um in der Wirklichkeit der Bundesrepublik anzukommen. In "Der amerikanische Soldat" spielt er selbst den Karl Walsch, einen Jugendfreund des Killers Ricky. Zusammen suchen sie den Ort ihrer Jugend auf, eine gesichtslose Wohnhausanlage, in der sie von einer alten Frau wiedererkannt werden. Es ist eine Szene, in der nicht viel passiert, aber sie bezeichnet den Ort dieser beiden Figuren, die weder im Alltag noch im Mythos eine Heimat haben und deswegen ihre Zuflucht zur Pose nehmen müssen. Dreißig Jahre nach seiner Entstehung gleicht dieser Film schon einem der Verzögerungsexperimente des Künstlers Douglas Gordon: Die Schauspieler fügen sich in ihre Rollen, als wären sie Modelle für einen Bildhauer, der sie zum Stillstehen anhält. Als der Killer am Ende auch noch die Frau erschießt, die sich in ihn verliebt hat, geschieht dies in einer makabren Geste, die den Kuß und den Schuß beinahe gleichsetzt. Die Liebe ist auch hier kälter als der Tod.

Es sind die Familienszenen, die aus dieser Erstarrung herausführen. Der Killer hat eine Mutter und einen Bruder, mit denen zusammen er trotz seiner langen Abwesenheit (er ist Vietnam-Veteran) ein libidinöses Dreieck bildet, aus dem er sich nicht zu befreien vermag. Die letzte Einstellung dieses schroffen Films ist das Bild einer Falle: In einer Unterführung auf dem Bahnhof geraten der Soldat und Walsch zwischen die Polizei auf der einen und die Mutter mit dem Bruder auf der gegenüberliegenden Seite. Die beiden Männer müssen sterben, so besagen es die Gesetze des Genres. Dann wirft sich der Bruder in einem hysterischen Begattungsakt auf den toten Killer und will nicht mehr ablassen von diesem Körper, mit dem er sich immer identifiziert hat. Fassbinder selbst aber hatte mit dem Showdown das Gesetz erfüllt. In Zukunft konnte er sich alle Freiheiten nehmen.

BERT REBHANDL

Sonntag, 21.30 Uhr, Filmkunsthaus Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Mitte. In diesem Kino sowie im Arsenal sind im Verlauf des August fünfzehn Filme und zwei Kurzfilme von Rainer Werner Fassbinder in neuen Kopien zu sehen.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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