Als ein milliardenschwerer Unternehmer impulsiv beschließt, einen unvergesslichen Film zu drehen, ist nur das Beste gut genug. Die exzentrische Filmemacherin Lola Cuevas (Penélope Cruz) wird rekrutiert, um bei diesem ehrgeizige Unterfangen Regie zu führen. Vervollständigt wird das All-Star-Team durch zwei Schauspiel-Legenden mit enormem Talent, aber noch größeren Egos: Hollywood-Frauenschwarm Félix Rivero (Antonio Banderas) und das Enfant Terrible der Theaterwelt Iván Torres (Oscar Martínez), die gegensätzlicher nicht sein könnten. Beide sind Legenden - und einander nicht gut gesonnen. Um die Dreharbeiten nicht zu gefährden, stellt Lola die beiden auf immer exzentrischere Proben. Félix und Iván müssen sich nicht nur den Fallstricken ihrer Eitelkeit stellen, sondern auch ihrem eigenen Vermächtnis.
Bonusmaterial
TrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2022Vom Durchblick geblendet
Im Kino läuft ein Wahnsinn unter dem deutschen Titel "Der beste Film aller Zeiten" an. Diese Formulierung übertreibt zwar, aber nicht allzu sehr.
Der Hauptakteur einer groben Kampfsportübung spricht den Effekt, um den es in den spitzesten Szenen der spanisch-argentinischen Ko-Produktion "Der beste Film aller Zeiten" (Originaltitel "Competencia oficial", also etwa: "offizieller Wettbewerb", gemeint ist die Preiskonkurrenz bei Filmfestivals) der beiden Kobolde Gastón Duprat und Mariano Cohn geht, in einer dieser Szenen angemessen stumpf aus: "Das ging bis ins Hirn. Das überlebt niemand."
Erzählt wird von den fürchterlichen Folgen der Mäzenatentorheit eines schwerreichen, hochbetagten Kekskopfes, der seinem absehbaren Verschwinden aus dem Gedächtnis der Menschheit durch Finanzierung eines Kunstwerks entgegenwirken will. Der Alte, den José Luis Gómez als eigentlich unmögliche Collage der Attribute "zittrig" und "entschlossen" spielt, erwirbt die Adaptionsrechte am berühmtesten Roman eines vielfach preisgekrönten Autors und legt ihn einer edelschrägen Regisseurin auf den Tisch, auf dass sie ihn verfilme.
Penélope Cruz lässt in der Rolle dieser Lola Cuevas gleich beim allerersten Gespräch mit dem Geldgeber keinerlei Zweifel daran, dass sie die Vorlage so kalt wie grausam zerlegen und vollkommen verrückt neu zusammennähen wird. Sie braucht dazu nur zwei Dumme, die bereit sind, die beiden verfeindeten Brüder, das heißt: die Hauptfiguren des Romans mit möglichst kontrastreichen Varianten von Hassenergie aufzuladen, am besten gespeist von männlicher Eitelkeit, Kompromissunfähigkeit und Selbstüberhebung, wie sie im Buche stehen.
Rekrutiert werden daher der Hollywood-Holzkopf Félix Rivero, den Antonio Banderas so behaglich bewohnt, als wollte er nie mehr etwas anderes spielen, und der altersarrogante Autorenkinostar Iván Torres, dem Oscar Martínez eine blasierte Miesepetrigkeit verleiht, über die man allein schon zwei Stunden durchlachen könnte. Wie diese beiden Hirnis einander mal belauern, mal rupfen, könnte man jetzt ausführlich nacherzählen, vielleicht alternierend mit Lob für Frau Cruz, die hier etwa einen Staubsauger zum Selbstanalysegerät rekonfiguriert oder einen Schrottschredder als Kunstquelle erschließt. Aber wer die vielen goldenen Nummern und Nümmerchen (Felsenpanik! Knutschproben! Krebsdiagnosewitze!) dieses Meisterwerks nur auf- und abzählt, missdeutet und beleidigt es als bloße Sketchparade.
Dabei geht's sehr ernst um den Kampf zweier unversöhnlicher Vorstellungen von Filmkunst: Soll sie a.) die Seelen möglichst vieler Leute im dunklen Saal erfrischen oder b.) ein Spiel spielen, das selbst im ungünstigsten Fall, nämlich beim kompletten Ausbleiben von Publikum, die Welt verändert, einfach dadurch, dass es stattfindet, als magisches Ritual, solve et coagula? Die zwei Positionen werden nie versöhnt, stattdessen wird jeder ästhetische Durchblick daran erinnert, dass er seine Einsichten mit Ausschließlichkeits- und Ewigkeitsbehauptungen nur ruinieren kann. Wir haben es in der Kunst allzumal mit Blinden zu tun, die zwar einander durchschauen, aber nie sich selbst. Oder kürzer: mit Menschen. DIETMAR DATH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Kino läuft ein Wahnsinn unter dem deutschen Titel "Der beste Film aller Zeiten" an. Diese Formulierung übertreibt zwar, aber nicht allzu sehr.
Der Hauptakteur einer groben Kampfsportübung spricht den Effekt, um den es in den spitzesten Szenen der spanisch-argentinischen Ko-Produktion "Der beste Film aller Zeiten" (Originaltitel "Competencia oficial", also etwa: "offizieller Wettbewerb", gemeint ist die Preiskonkurrenz bei Filmfestivals) der beiden Kobolde Gastón Duprat und Mariano Cohn geht, in einer dieser Szenen angemessen stumpf aus: "Das ging bis ins Hirn. Das überlebt niemand."
Erzählt wird von den fürchterlichen Folgen der Mäzenatentorheit eines schwerreichen, hochbetagten Kekskopfes, der seinem absehbaren Verschwinden aus dem Gedächtnis der Menschheit durch Finanzierung eines Kunstwerks entgegenwirken will. Der Alte, den José Luis Gómez als eigentlich unmögliche Collage der Attribute "zittrig" und "entschlossen" spielt, erwirbt die Adaptionsrechte am berühmtesten Roman eines vielfach preisgekrönten Autors und legt ihn einer edelschrägen Regisseurin auf den Tisch, auf dass sie ihn verfilme.
Penélope Cruz lässt in der Rolle dieser Lola Cuevas gleich beim allerersten Gespräch mit dem Geldgeber keinerlei Zweifel daran, dass sie die Vorlage so kalt wie grausam zerlegen und vollkommen verrückt neu zusammennähen wird. Sie braucht dazu nur zwei Dumme, die bereit sind, die beiden verfeindeten Brüder, das heißt: die Hauptfiguren des Romans mit möglichst kontrastreichen Varianten von Hassenergie aufzuladen, am besten gespeist von männlicher Eitelkeit, Kompromissunfähigkeit und Selbstüberhebung, wie sie im Buche stehen.
Rekrutiert werden daher der Hollywood-Holzkopf Félix Rivero, den Antonio Banderas so behaglich bewohnt, als wollte er nie mehr etwas anderes spielen, und der altersarrogante Autorenkinostar Iván Torres, dem Oscar Martínez eine blasierte Miesepetrigkeit verleiht, über die man allein schon zwei Stunden durchlachen könnte. Wie diese beiden Hirnis einander mal belauern, mal rupfen, könnte man jetzt ausführlich nacherzählen, vielleicht alternierend mit Lob für Frau Cruz, die hier etwa einen Staubsauger zum Selbstanalysegerät rekonfiguriert oder einen Schrottschredder als Kunstquelle erschließt. Aber wer die vielen goldenen Nummern und Nümmerchen (Felsenpanik! Knutschproben! Krebsdiagnosewitze!) dieses Meisterwerks nur auf- und abzählt, missdeutet und beleidigt es als bloße Sketchparade.
Dabei geht's sehr ernst um den Kampf zweier unversöhnlicher Vorstellungen von Filmkunst: Soll sie a.) die Seelen möglichst vieler Leute im dunklen Saal erfrischen oder b.) ein Spiel spielen, das selbst im ungünstigsten Fall, nämlich beim kompletten Ausbleiben von Publikum, die Welt verändert, einfach dadurch, dass es stattfindet, als magisches Ritual, solve et coagula? Die zwei Positionen werden nie versöhnt, stattdessen wird jeder ästhetische Durchblick daran erinnert, dass er seine Einsichten mit Ausschließlichkeits- und Ewigkeitsbehauptungen nur ruinieren kann. Wir haben es in der Kunst allzumal mit Blinden zu tun, die zwar einander durchschauen, aber nie sich selbst. Oder kürzer: mit Menschen. DIETMAR DATH
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