Seit der große Kristall sein Licht und damit seine magische Kraft verlor, beherrschen die raubvogelähnlichen Skekse das Land. Nur ein Gelfling kann dem Kristall das Licht zurückbringen und die Schreckensherrschaft der Skekse beenden. Der junge Jen, einer der letzten Gelflinge, nimmt den Kampf gegen die Skekse und die Suche nach dem Kristall auf. Wenn die drei Sonnen in einem günstigen Winkel stehen, kann er dem erkalteten Kristall sein Licht wiedergeben und dem wundersamen Land den Frieden zurückzubringen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Das Mithra-Konzept - Charaktere - Illustrationen - Storyboards - Nicht verwendete Szenen - Charakter- und KünstlerprofileFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.2006Hinter tausend Scherben keine Welt
"Kristall" und andere wunderbare Filme von Christoph Girardet und Matthias Müller
In den Spiegeln, so heißt einer der meistzitierten Sprüche von Jean Cocteau, könne man dem Tod bei der Arbeit zusehen. Für "Kristall" von Christoph Girardet und Matthias Müller könnte man ihn abwandeln und sagen, darin sehe man den Spiegeln bei der Arbeit zu. Ihr in Cannes mit dem Kurzfilmpreis ausgezeichneter viertelstündiger Film versammelt Szenen aus der Filmgeschichte, in denen Spiegel zu sehen sind. Durch die Beharrlichkeit, mit der sie ins Bild gerückt werden, bekommen die Spiegel bald ein Eigenleben. Sie werden zu einem einzigen großen Auge, das in die Welt hineinglotzt und den Gespiegelten nach und nach alles Leben auszusaugen scheint. So gesehen verrichten die Spiegel tatsächlich ein tödliches Werk.
Wie immer bei Girardet und Müller geht es nicht ums Sammeln allein, sondern darum, den Fundstücken einen Rhythmus und vor allem eine Geschichte abzuringen. Anfangs sieht man Szenen, in denen Männer vor dem Spiegel Frauen von hinten Ketten um den Hals legen, und schon die Multiplikation dieser Geste ersetzt den Wiedererkennungseffekt durch ein Erschauern über das Besitzergreifende dieser Geste. Selbst das Klimpern des Schmucks bekommt schnell eine gläserne Scharfkantigkeit. Im nächsten Moment sind die Figuren verschwunden, der Blick in den Spiegel zeigt ein Bett und den Schmuck, dessen Funkeln nur noch ein leeres Versprechen ist. Zum enervierenden Ton einer Glasharfe sieht man dann die Frauen allein vorm Spiegel, die im Anlegen des Schmucks dem Echo vergangenen Glücks nachspüren, ihr Aussehen kontrollieren oder den Lippenstift nachziehen, und Männer, die vor ihrem eigenen Spiegelbild verzweifeln oder es gleich zerschlagen, als wollten sie es für falsche Verheißungen verantwortlich machen.
Girardet und Müller haben in Braunschweig bei Birgit Hein studiert und arbeiten seit dem Jahr 1999 zusammen, als sie für das Museum of Modern Art in Oxford in den dreiviertelstündigen "Phoenix Tapes" Motive aus den Filmen Hitchcocks so kompiliert und neu komponiert haben, daß er eine Menge theoretischer Abhandlungen ersetzt (F.A.Z. vom 19. September 2002). In "Manual" (2002) haben sie Aufnahmen von Apparaturen, Reglern und Meßinstrumenten aus Science-fiction- und Horrorfilmen mit Sätzen von Ava Gardner aus "Pandora and the Flying Dutchman" zu einem paranoiden Filmgedicht montiert und in "Play" (2003) Szenen aus Spielfilmen zusammengeschnitten, in denen das Publikum gezeigt wird. Der Betrachter sieht Leuten beim Zusehen zu und wird so selbst zum Gegenstand von Erwartung und Beifall.
Das Phänomen dieser Filme ist, daß man zwar immer wieder bekannte Gesichter sieht, Stars erkennt und die Zitate identifizieren kann, aber deren Aura sich auf Dauer der Inszenierung von Girardet und Müller unterordnet. Jedesmal schaffen sie einen vollkommen neuen filmischen Raum, der die Filmgeschichte als klaustrophobische Zwangsvorstellung begreift. Kein Wunder, daß sie sich in "Mirror" (2003) vor Michelangelo Antonioni, dem Meister des Vakuums und der leeren Räume, verbeugen. Schließlich spricht auch in "Beacon" (2002) Mike Hoolboom den Satz: "Wir träumen nicht länger von Stürmen und besonderen Vorkommnissen, wir träumen nur noch von Orten."
Matthias Müller hatte schon 1990 in "Home Stories" die Angstzustände der Heldinnen aus Hollywood-Melodramen der Fünfziger zu einer unheilschwangeren Symphonie zusammenkomponiert. Auch Christoph Girardet ist seit 1991 auf diesem Gebiet zugange. In "Fieberrot" (1993) hat er angekettete Protagonistinnen aus Horrorfilmen in endloser Qual sich winden lassen, in "Enlighten" (2000) Blitze aus Bibelfilmen zu einer Lichtorgelsinfonie choreographiert, in "60 Seconds" (2002) den Weg des Sekundenzeigers auf sechzig Film-Uhren verfolgt, in "Scratch" (2001) leer drehende Plattenspieler in Filmen gezeigt und in "Release" (1996) eine Szene aus "King Kong" seziert. Man sieht Fay Wray, wie sie zwischen die Totempfähle gefesselt ist und sich beim ersten Anblick der Bestie in Grauen windet. Girardet macht aus ihrem Erschrecken und hilflosen Zurückweichen winzige Loops, bei denen er wie ein DJ beim Scratchen einzelne Gesten wiederholt, bis sie sich von der Vorlage zu lösen scheinen und einen neuen Rhythmus finden. Beim Bearbeiten des Materials findet er einen Sekundenbruchteil, in dem sich in den Knöpfen der Heldin die Studioscheinwerfer spiegeln. Er läßt sie so oft aufblitzen, bis das Flackern des Lichts den Eindruck vermittelt, man sehe das elektrische Herz einer mechanischen Puppe schlagen.
Der Titel der H. G. Wells-Verfilmung "Things to Come" wäre ein passendes Motto für die Filme von Girardet und Müller. Stets zeigen sie Menschen oder Räume in Erwartung dessen, was kommen mag, einen Zustand fortgesetzter Drohung, eine düster dräuende Atmosphäre, der sich niemand entziehen kann. Dies ist eine Welt, in der ein im Wind wehender Vorhang eigentlich nur bedeuten kann, daß jemand Unbefugter in einen Raum eingedrungen ist oder sich jemand gerade aus dem Fenster gestürzt hat.
MICHAEL ALTHEN
Am 31. August werden um 21.15 Uhr "Kristall" und andere Filme von Christoph Girardet und Matthias Müller im Berliner Arsenal gezeigt. Außerdem sind drei schöne Bücher erhältlich: Vom Skulpturenmuseum Glaskasten Marl über die gemeinsamen Arbeiten ("Kristall", 2006), im Modo Verlag über Girardets Arbeiten ("a stolen life", 2003) und bei Revolver Books über Müllers Werk ("Album", 2004).
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Kristall" und andere wunderbare Filme von Christoph Girardet und Matthias Müller
In den Spiegeln, so heißt einer der meistzitierten Sprüche von Jean Cocteau, könne man dem Tod bei der Arbeit zusehen. Für "Kristall" von Christoph Girardet und Matthias Müller könnte man ihn abwandeln und sagen, darin sehe man den Spiegeln bei der Arbeit zu. Ihr in Cannes mit dem Kurzfilmpreis ausgezeichneter viertelstündiger Film versammelt Szenen aus der Filmgeschichte, in denen Spiegel zu sehen sind. Durch die Beharrlichkeit, mit der sie ins Bild gerückt werden, bekommen die Spiegel bald ein Eigenleben. Sie werden zu einem einzigen großen Auge, das in die Welt hineinglotzt und den Gespiegelten nach und nach alles Leben auszusaugen scheint. So gesehen verrichten die Spiegel tatsächlich ein tödliches Werk.
Wie immer bei Girardet und Müller geht es nicht ums Sammeln allein, sondern darum, den Fundstücken einen Rhythmus und vor allem eine Geschichte abzuringen. Anfangs sieht man Szenen, in denen Männer vor dem Spiegel Frauen von hinten Ketten um den Hals legen, und schon die Multiplikation dieser Geste ersetzt den Wiedererkennungseffekt durch ein Erschauern über das Besitzergreifende dieser Geste. Selbst das Klimpern des Schmucks bekommt schnell eine gläserne Scharfkantigkeit. Im nächsten Moment sind die Figuren verschwunden, der Blick in den Spiegel zeigt ein Bett und den Schmuck, dessen Funkeln nur noch ein leeres Versprechen ist. Zum enervierenden Ton einer Glasharfe sieht man dann die Frauen allein vorm Spiegel, die im Anlegen des Schmucks dem Echo vergangenen Glücks nachspüren, ihr Aussehen kontrollieren oder den Lippenstift nachziehen, und Männer, die vor ihrem eigenen Spiegelbild verzweifeln oder es gleich zerschlagen, als wollten sie es für falsche Verheißungen verantwortlich machen.
Girardet und Müller haben in Braunschweig bei Birgit Hein studiert und arbeiten seit dem Jahr 1999 zusammen, als sie für das Museum of Modern Art in Oxford in den dreiviertelstündigen "Phoenix Tapes" Motive aus den Filmen Hitchcocks so kompiliert und neu komponiert haben, daß er eine Menge theoretischer Abhandlungen ersetzt (F.A.Z. vom 19. September 2002). In "Manual" (2002) haben sie Aufnahmen von Apparaturen, Reglern und Meßinstrumenten aus Science-fiction- und Horrorfilmen mit Sätzen von Ava Gardner aus "Pandora and the Flying Dutchman" zu einem paranoiden Filmgedicht montiert und in "Play" (2003) Szenen aus Spielfilmen zusammengeschnitten, in denen das Publikum gezeigt wird. Der Betrachter sieht Leuten beim Zusehen zu und wird so selbst zum Gegenstand von Erwartung und Beifall.
Das Phänomen dieser Filme ist, daß man zwar immer wieder bekannte Gesichter sieht, Stars erkennt und die Zitate identifizieren kann, aber deren Aura sich auf Dauer der Inszenierung von Girardet und Müller unterordnet. Jedesmal schaffen sie einen vollkommen neuen filmischen Raum, der die Filmgeschichte als klaustrophobische Zwangsvorstellung begreift. Kein Wunder, daß sie sich in "Mirror" (2003) vor Michelangelo Antonioni, dem Meister des Vakuums und der leeren Räume, verbeugen. Schließlich spricht auch in "Beacon" (2002) Mike Hoolboom den Satz: "Wir träumen nicht länger von Stürmen und besonderen Vorkommnissen, wir träumen nur noch von Orten."
Matthias Müller hatte schon 1990 in "Home Stories" die Angstzustände der Heldinnen aus Hollywood-Melodramen der Fünfziger zu einer unheilschwangeren Symphonie zusammenkomponiert. Auch Christoph Girardet ist seit 1991 auf diesem Gebiet zugange. In "Fieberrot" (1993) hat er angekettete Protagonistinnen aus Horrorfilmen in endloser Qual sich winden lassen, in "Enlighten" (2000) Blitze aus Bibelfilmen zu einer Lichtorgelsinfonie choreographiert, in "60 Seconds" (2002) den Weg des Sekundenzeigers auf sechzig Film-Uhren verfolgt, in "Scratch" (2001) leer drehende Plattenspieler in Filmen gezeigt und in "Release" (1996) eine Szene aus "King Kong" seziert. Man sieht Fay Wray, wie sie zwischen die Totempfähle gefesselt ist und sich beim ersten Anblick der Bestie in Grauen windet. Girardet macht aus ihrem Erschrecken und hilflosen Zurückweichen winzige Loops, bei denen er wie ein DJ beim Scratchen einzelne Gesten wiederholt, bis sie sich von der Vorlage zu lösen scheinen und einen neuen Rhythmus finden. Beim Bearbeiten des Materials findet er einen Sekundenbruchteil, in dem sich in den Knöpfen der Heldin die Studioscheinwerfer spiegeln. Er läßt sie so oft aufblitzen, bis das Flackern des Lichts den Eindruck vermittelt, man sehe das elektrische Herz einer mechanischen Puppe schlagen.
Der Titel der H. G. Wells-Verfilmung "Things to Come" wäre ein passendes Motto für die Filme von Girardet und Müller. Stets zeigen sie Menschen oder Räume in Erwartung dessen, was kommen mag, einen Zustand fortgesetzter Drohung, eine düster dräuende Atmosphäre, der sich niemand entziehen kann. Dies ist eine Welt, in der ein im Wind wehender Vorhang eigentlich nur bedeuten kann, daß jemand Unbefugter in einen Raum eingedrungen ist oder sich jemand gerade aus dem Fenster gestürzt hat.
MICHAEL ALTHEN
Am 31. August werden um 21.15 Uhr "Kristall" und andere Filme von Christoph Girardet und Matthias Müller im Berliner Arsenal gezeigt. Außerdem sind drei schöne Bücher erhältlich: Vom Skulpturenmuseum Glaskasten Marl über die gemeinsamen Arbeiten ("Kristall", 2006), im Modo Verlag über Girardets Arbeiten ("a stolen life", 2003) und bei Revolver Books über Müllers Werk ("Album", 2004).
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