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Aufruhr in einem idyllischen Waliser Dorf: Sein Wahrzeichen und ganzer Stolz soll laut Landvermesser Reginald Anson gar kein richtiger Berg sein, sondern nur ein schnöder Hügel. Daraufhin beginnen die schrulligen Bewohner in einer gewaltigen Kraftanstrengung Erde herbeizuschleppen, um die fehlenden fünf Meter oben draufzusetzen. Während die schöne Betty alle ihre Reize aufbietet, um Anson an der Abreise zu hindern …
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl

Produktbeschreibung
Aufruhr in einem idyllischen Waliser Dorf: Sein Wahrzeichen und ganzer Stolz soll laut Landvermesser Reginald Anson gar kein richtiger Berg sein, sondern nur ein schnöder Hügel. Daraufhin beginnen die schrulligen Bewohner in einer gewaltigen Kraftanstrengung Erde herbeizuschleppen, um die fehlenden fünf Meter oben draufzusetzen. Während die schöne Betty alle ihre Reize aufbietet, um Anson an der Abreise zu hindern …

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.1995

Einkehr zur gutmütigen, verlogenen Idylle
Das 19. Moskauer Filmfestival: Aus Furcht vor Videopiraten bleiben viele westliche Produzenten fern

MOSKAU, Anfang August

Das im Jahr des hundertsten Kinogeburtstags in Moskau ausgerichtete neunzehnte Internationale Filmfestival fällt in eine Zeit des Kinosterbens in Rußland. In dem einst kinobegeisterten Land werden in Großstädten wie in der Provinz Filmtheater wegen Besuchermangels geschlossen. Während die bekannten russischen Filmregisseure aus finanziellen Gründen überwiegend im Ausland arbeiten, ist in der Heimat die Klage über die Verdrängung der einheimischen Produktion durch billige amerikanische Sex- und Gewaltfilme schon zum Gemeinplatz geworden, obwohl jüngste Umfragen auf ein wieder erwachendes Interesse an der "lebensnahen" sowjetischen Filmtradition schließen lassen. So konnte es nicht verwundern, daß der erhoffte Publikumsansturm auf die Festivalvorführungen ausblieb. Viele Moskauer bekannten, sie hätten keine Zeit fürs Filmfestival oder die Eintrittskarten seien ihnen zu teuer.

Die Wettbewerbsfilme waren nach dem Urteil von Zuschauern wie Juroren von eher mittelmäßigem Niveau. Schon aus Furcht vor den russischen Videopiraten, so war von den Veranstaltern zu erfahren, bringen die westlichen Produzenten ihre besten Erzeugnisse ungern nach Moskau. An die traditionellen organisatorischen Schwächen, vor allem kurzfristige Änderungen von Ort und Zeit der Filmvorführungen, wovon der Besucher nur zufällig erfährt, hat man sich fast schon gewöhnt. Daß die Filme allerdings noch immer nicht mit Untertiteln versehen, sondern fast immer durch die über den Ton geblendete Stimme eines Sprechers ins Russische übersetzt werden, bleibt ein Ärgernis.

Die von Richard Gere geleitete Jury verlieh keinen Hauptpreis. Das Moskauer Publikum und die Kritik hätten für diese Entscheidung sicher mehr Verständnis aufgebracht, wenn nicht gleichzeitig drei Auszeichnungen - für die beste weibliche und männliche Rolle und die eine Hälfte des Regiepreises - einem konventionellen Melodram verliehen worden wären: der "Französischen Frau" von dem "Indochina"-Regisseur Régis Wargnier. Die schöne Emmanuelle Beart spielt darin die Gattin eines französischen Soldaten, die während dessen langer Abwesenheit im Zweiten Weltkrieg und später im Indochina-Feldzug Liebhaber hat, dem Mann ihres Lebens, ausgerechnet einem Deutschen, begegnet, ihm aber zugunsten ihrer Familie entsagt. Das Madame-Bovary-Motiv von der unausgefüllten, rastlosen, allein gelassenen Frau aktualisiert Wargnier durch moderne französische Obsessionen, wenn etwa der Held des Films sich im besiegten Berlin nicht als Sieger, sondern als Verlierer und Feigling fühlt und der Lebenswandel der Heldin als Metapher für den Charakter einer ganzen Nation erscheint. Freilich, in Emmanuelle Bearts anziehender Figur mit den melancholisch brennenden Augen und der verhaltenen Leidenschaftlichkeit war weder eine Entwicklung noch eine nennenswerte Variationsbreite zu erkennen. Das gleiche gilt für Gabriel Barylli, der für seine Verkörperung des deutschen Geliebten zum besten Schauspieler gekürt wurde.

Die Sympathie der Russen, die in der Kunst traditionellerweise schöne Fluchtwelten suchen, galt eher Filmen wie Klaus Maria Brandauers problematischer Adaptation von Thomas Manns Erzählung "Mario und der Zauberer" (siehe F.A.Z. vom 15. Dezember 1994). Bei diesem Werk, das die Kritik wegen seiner "Poetisierung der Magie", seiner suggestiven Bilder und seiner Warnung vor dem Faschismus lobte, zeichnete die Jury immerhin die Leistung des Kameramanns Lajos Koltai aus.

Der vielleicht beste Wettbewerbsbeitrag, eine moderne Adaption des Carmen-Stoffes von dem jungen finnischen Regisseur Mika Kaurismäki mit dem Titel "Condition Red", blieb von Publikum wie Jury unbeachtet. Der Schauplatz des mit amerikanischen Darstellern in englischer Sprache gedrehten Films, ein Gefängnis an der amerikanischen Ostküste, wird zur Metapher für das Leben des Normalbürgers in den Betonkäfigen der Neubausiedlungen. Als Gefängniswärter hat der Held die Häftlinge zu beaufsichtigen und wird in der aggressionsgeladenen Umgebung selbst gewalttätig. Das liebe Mädchen von nebenan, das mit ihm eine Familie gründen möchte, bereitet ihm nur Platzangst. Erst in der elementaren Leidenschaft für eine rassige schwarze Delinquentin kann er seine Energien entladen, wobei er sich jedoch scheinbar ausweglos in die reale Welt des Gefängnisses und Verbrechens verstrickt. Das formal äußerst geschlossene Werk scheint zugleich mit dem traditionellen Motiv des Kerkers der Leidenschaft nebenbei auch das Kino selbst zu meinen, das den Zuschauer in eine Welt der Affekte einsperrt.

Einer der Favoriten des Festivals war die Komödie "Der Engländer, der einen Hügel bestieg und von einem Berg herabkam". Ihr Regisseur Christopher Monger bezeichnet seinen Film als Liebeserklärung an seine walisische Heimat, und es bewahrheiten sich leider alle schlimmen Ahnungen, die man mit einer solchen Ankündigung verbindet. Monger schildert, wie die Bewohner eines walisischen Dorfes vor siebzig Jahren darum kämpften, daß ihr geheiligter Berg von zwei aus London angereisten Landvermessern nicht zum Hügel degradiert wird, und am Ende in gemeinsamer Arbeit die fehlenden Meter aufschütten. Einige Kritiker loben die Reinheit des Genrefilms, und in der Tat sind die Waliser nach allen Regeln des Klischees und ohne jede Distanzierung als liebenswert starrsinnig und schrullig gezeichnet. Andere begeistern sich für den "lichten" Charakter der Idylle, ohne sich daran zu stören, daß Mongers Waliser ihren Sieg nur erringen, nachdem das schönste Mädchen des Dorfes sich dem von Hugh Grant gespielten Engländer auf dem frischen Grab eines Priesters hingibt, um ihn auf diese Weise lange genug an den Ort zu fesseln, dessen Maße er korrigieren soll. Am angemessensten reagieren freilich diejenigen russischen Besucher, denen der Film gefällt, weil die wie ein Kollektiv agierenden Waliser sie an den sozialistischen Realismus erinnern.

Der russische Beitrag verdiente es wegen seiner dürftigen Qualität zwar, von Kritik wie Jury übergangen zu werden. Doch als der einzige wirkliche Publikumserfolg des Festivals sagt er durchaus einiges über die derzeitige Stimmung. Der auf Lebensbilder aus dem Sowjetalltag spezialisierte Regisseur Pjotr Todorowski hat unter dem Titel "Solch ein wunderbares Spiel" einen Bilderbogen von einem Wohnheim kurz vor Stalins Tod entworfen, in dem Studenten, Angestellte, Militärs miteinander streiten und Liebesaffären haben, dabei aber wie eine Familie zusammenleben. Das sentimentale Bild erinnert in manchem daran, wie Solschenizyn die sowjetische Nachkriegsgesellschaft zeichnet: Man hat einander herzlich gern, niemand will vom Kommunismus etwas wissen, alle jubeln, als die Studenten in einer fingierten Radiosendung Presse- und Reisefreiheit verkünden, und erst nachdem eine mißgünstige Frau die jungen Leute beim Geheimdienst denunziert, zerbricht die Idylle.

Todorowskis karges Budget entschuldigt weder die flache, revuehafte Choreographie noch die groben Fehler bei den Requisiten oder den Anachronismus der in der Stalinzeit undenkbaren Freizügigkeiten. Doch die Zuschauer nehmen es nicht übel. Ihnen gefällt das Spiegelbild ihres vermeintlich unschuldigen Lebens. An die Stelle der Perestrojka-Filme, die sich selbstquälerisch in die Abgründe der stalinistischen Vergangeneheit vertieft hatten, scheint das Publikum seine Gunst wieder Filmen zuzuwenden, die nach der Art der "gutmütigen" sowjetischen Filmkomödien den Menschen das Gefühl geben, sie lebten sorglos und ohne Schuld wie Kinder. Denn alles Böse und Politische wurde ihnen von außen aufgezwungen. KERSTIN HOLM

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