Regan ist ein hübscher Teenager. Vor vier Jahren wurde sie durch Exorzismus von bösen Dämonen befreit. Nun aber kommt es wieder über sie: Quälende Träume, Verfolgungsangst, zwanghaftes Verlangen, sich in die Luft zu erheben und zu fliegen. Pater Merrin, ihr Exorzist, inzwischen selbst von Dämonen besessen, verfolgt sie in düsteren Visionen. Kokumo, ein afrikanischer Junge, bedroht die nun siebzehnjährige Regan, und Pazuzu, König der bösen Geister, gewinnt Gewalt über sie.
Der Vatikan entsendet Pater Lamont, um die Wirksamkeit des Großen Exorzismus zu erweisen. Gemeinsam mit ihm lässt sich Regan hypnotisieren. Als Dämon mit schrecklicher Fratze fällt sie über die Psychiaterin her; versucht sie, ihr Herz aus dem Leib zu reißen. Auch Pater Lamont ist in den Klauen der Dämonen. Erst in Afrika fällt die Entscheidung...
Der Vatikan entsendet Pater Lamont, um die Wirksamkeit des Großen Exorzismus zu erweisen. Gemeinsam mit ihm lässt sich Regan hypnotisieren. Als Dämon mit schrecklicher Fratze fällt sie über die Psychiaterin her; versucht sie, ihr Herz aus dem Leib zu reißen. Auch Pater Lamont ist in den Klauen der Dämonen. Erst in Afrika fällt die Entscheidung...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Alternativer AnfangFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2001Der Teufel hat den Film gemacht
Wiederkehr des Bösen oder Ein Drehbuchautor obsiegt über seinen Regisseur: "Der Exorzist - Director's Cut" von William Friedkin im Kino
In letzter Zeit wurden die Leinwände unserer Kinos oft vom Teufel heimgesucht. Arnold Schwarzenegger versuchte in "End of Days" den neuerlichen Advent des Bösen zur Jahrtausendwende zu verhindern. Kim Basinger sorgte sich in der "Prophezeiung" um das Heil eines kleinen Mädchens, dem Satan an die Seele will. Und Adam Sandler spielte in "Little Nicky" mit diabolischem Vergnügen. All diese Filme waren große kommerzielle Enttäuschungen. In manchen Fällen mieden die Zuschauer das Kino wie der Teufel das Weihwasser.
Im letzten September kam in den Vereinigten Staaten ein fast dreißig Jahre alter Film neu heraus. Am ersten Wochenende lief er auf weniger als einem Viertel der Leinwände, auf denen die anderen drei Filme gestartet wurden. Innerhalb der ersten Woche brachte er fast genausoviel Geld in die Kassen, wie dieser Film 1973, in seinem Entstehungsjahr, gekostet hatte. Mehr als vierzig Millionen Dollar spielte er in Amerika ein. "Der Exorzist" ist wieder unter uns.
"Als wir 1973 den Verantwortlichen des Studios die erste Schnittfassung zeigten, kam einer der Manager nachher aus dem Vorführraum und sagte: ,Mein Gott, jetzt haben auch wir unser ,Cleopatra'-Desaster", erinnert sich William Peter Blatty, Autor der Vorlage und des Drehbuchs, im persönlichen Gespräch. In die Geschichte des kleinen Mädchens Regan (Linda Blair), von dem ein Dämon nach und nach Besitz ergreift, schien das Studio das Vertrauen zu verlieren, obwohl sie als Buch ein Bestseller gewesen war. Den Teufel bekommt man in diesem Film nie zu Gesicht. Er spricht nur aus dem Mund des Mädchens. Und das Böse verbreitet sich keineswegs epidemisch in der Welt. Als Kammerspiel inszenierte Regisseur William Friedkin die Konfrontation des Exorzisten (Max von Sydow) mit dem Dämon. Obwohl Friedkin den final cut hatte (das Recht, den Film nach seinen Vorstellungen zu schneiden), entschloß er sich zu einigen Kürzungen - zum Verdruß seines Autors Blatty, der obendrein noch sein Produzent war. Nach dem Start am 26. Dezember 1973 avancierte "Der Exorzist" zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Der Erfolg hatte, so schien es, die Mittel geheiligt. Blatty dachte anders darüber.
Ein Vierteljahrhundert benötigte er, um Friedkin zu überreden, die ursprüngliche Schnittfassung, die seinem Drehbuch weit mehr entsprach, wiederherzustellen. "Eigentlich sollte diese Fassung unter dem Titel herauskommen, unter dem sie auch in den Vereinigten Staaten gestartet wurde: ,The Exorcist - The version you've never seen'. Aber das fanden die Leute von Warner Bros. zu lang und brachten den Begriff Director's Cut ins Spiel. Friedkin entgegnete sofort: ,Nein, das ist Bill Blattys Fassung.' Dann erklärten sie uns, daß dieser Begriff in Europa von einer Art Aura umgeben ist." Das Ergebnis, der writer's cut, ist eine hybride Mischung: Die zusätzlichen Szenen bereichern die erste Hälfte des Films und stärken den schwächsten Strang des Plots - die Ermittlungen eines von Lee J. Cobb gespielten Polizisten -, ohne ihn aber insgesamt weniger überflüssig zu machen. Etwas bizarr wirken Modernismen wie Totenköpfe, die mehrfach für Sekundenbruchteile eingeblendet werden.
"Damals gab es die Technik noch nicht, mit der man so etwas machen konnte", erläutert Blatty, ohne von diesen Neuerungen selbst wirklich überzeugt zu sein. Die Substanz des Films, die ihn die Jahrzehnte so unbeschadet überdauern ließ, wird von den Änderungen nicht berührt. Weil der Film nach einer kurzen (hinzugefügten) Szene in Georgetown, Washington D. C., für zehn Minuten weitab vom Zentrum der Geschichte spielt - im Irak, wo der Exorzist bei Ausgrabungen auf die Nachbildung eines Dämons stößt -, können Blatty und Friedkin nach der Rückkehr des Films nach Amerika die Handlung immer mehr auf die wenigen Quadratmeter von Regans Kinderzimmer konzentrieren. Denn die Allgegenwart des Bösen haben wir schon gespürt. Die seelische und körperliche Verwandlung des Mädchens, für die sich der Film bewundernswert viel Zeit nimmt, sehen wir nun lückenlos. Gerade die Tatsache, daß die Ärzte nichts unversucht lassen, der Veränderung des Mädchens auf den Grund zu kommen, bis sie der Mutter (Ellen Burstyn) schließlich raten, einen Exorzisten aufzusuchen, macht das letzte Drittel so stark. Die Rationalität hat sich an diesem Fall restlos abgearbeitet - jetzt hilft nur noch Beten.
"Der Exorzist" kommt nahezu ohne Schockeffekte aus. Der Horror entwickelt sich allmählich aus einem Gefühl des Unbehagens heraus, das sich immer weiter steigert. Kleinigkeiten wie die seltsamen Geräusche im Speicher des Hauses, das Ellen Burstyn mit ihrer Tochter bewohnt, werden gleich in der ersten Szene nach dem Irak-Prolog etabliert. Wie kein zweiter Film befolgt "Der Exorzist" eines der fundamentalen Gesetze des Kinos: Was man nicht sieht, macht am meisten Angst.
Dafür ist man von Anfang bis Ende ganz Ohr. "Der Exorzist" hat die - vermutlich - beste Tonspur aller Zeiten. Die Obszönitäten, die Regan mit krächzender Stimme von sich gibt, die gutturalen Laute, die man kaum mit dem Anblick eines Mädchens in Einklang bringen kann, sind nicht nur beunruhigend und befremdlich - sie widersprechen unserem Menschenbild. "Friedkin und ich mögen es nicht, wenn ,Der Exorzist' als Horrorfilm bezeichnet wird", sagt Blatty, in dessen Romanvorlage die Geräusche schon eine zentrale Rolle spielen, indem sie die unbelebte Natur animieren. "Für uns ist dies ein psychologischer Thriller." Ein Thriller, der an die Letzten Dinge rührt, möchte man ergänzen.
In jenem Raum, in dem der Exorzismus am Ende stattfindet, erreicht das Kino einen absoluten emotionalen Kältepunkt. "Dieses Zimmer war ein eigenständiger Set, den wir heruntergekühlt haben", erzählt Friedkin im Interview mit dieser Zeitung. "Dazu bedurfte es einer leistungsstarken Klimaanlage, die wir über Nacht anstellten. Als wir morgens zu drehen begannen, lag die Temperatur einige Grade unter Null, und der Atem wurde sichtbar. Doch die Scheinwerfer heizten den Raum innerhalb einer guten Stunde so weit auf, daß dieser Effekt verschwand. Dann mußten wir die Dreharbeiten unterbrechen, die Klimaanlage wieder anschalten und warten, bis die erforderliche Temperatur erreicht war. Die Dreharbeiten in diesem Zimmer waren ein ständiges Stop-and-go." Wer sich Fotos von den vermummten Mitgliedern des Teams ansieht, erkennt, daß sich die Qualität dieses Films nicht zuletzt einem Regisseur verdankt, der bei den Dreharbeiten manchmal dem Wahnsinn nahe war. Um diesen Film zu machen, mußte man wohl besessen sein.
LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wiederkehr des Bösen oder Ein Drehbuchautor obsiegt über seinen Regisseur: "Der Exorzist - Director's Cut" von William Friedkin im Kino
In letzter Zeit wurden die Leinwände unserer Kinos oft vom Teufel heimgesucht. Arnold Schwarzenegger versuchte in "End of Days" den neuerlichen Advent des Bösen zur Jahrtausendwende zu verhindern. Kim Basinger sorgte sich in der "Prophezeiung" um das Heil eines kleinen Mädchens, dem Satan an die Seele will. Und Adam Sandler spielte in "Little Nicky" mit diabolischem Vergnügen. All diese Filme waren große kommerzielle Enttäuschungen. In manchen Fällen mieden die Zuschauer das Kino wie der Teufel das Weihwasser.
Im letzten September kam in den Vereinigten Staaten ein fast dreißig Jahre alter Film neu heraus. Am ersten Wochenende lief er auf weniger als einem Viertel der Leinwände, auf denen die anderen drei Filme gestartet wurden. Innerhalb der ersten Woche brachte er fast genausoviel Geld in die Kassen, wie dieser Film 1973, in seinem Entstehungsjahr, gekostet hatte. Mehr als vierzig Millionen Dollar spielte er in Amerika ein. "Der Exorzist" ist wieder unter uns.
"Als wir 1973 den Verantwortlichen des Studios die erste Schnittfassung zeigten, kam einer der Manager nachher aus dem Vorführraum und sagte: ,Mein Gott, jetzt haben auch wir unser ,Cleopatra'-Desaster", erinnert sich William Peter Blatty, Autor der Vorlage und des Drehbuchs, im persönlichen Gespräch. In die Geschichte des kleinen Mädchens Regan (Linda Blair), von dem ein Dämon nach und nach Besitz ergreift, schien das Studio das Vertrauen zu verlieren, obwohl sie als Buch ein Bestseller gewesen war. Den Teufel bekommt man in diesem Film nie zu Gesicht. Er spricht nur aus dem Mund des Mädchens. Und das Böse verbreitet sich keineswegs epidemisch in der Welt. Als Kammerspiel inszenierte Regisseur William Friedkin die Konfrontation des Exorzisten (Max von Sydow) mit dem Dämon. Obwohl Friedkin den final cut hatte (das Recht, den Film nach seinen Vorstellungen zu schneiden), entschloß er sich zu einigen Kürzungen - zum Verdruß seines Autors Blatty, der obendrein noch sein Produzent war. Nach dem Start am 26. Dezember 1973 avancierte "Der Exorzist" zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. Der Erfolg hatte, so schien es, die Mittel geheiligt. Blatty dachte anders darüber.
Ein Vierteljahrhundert benötigte er, um Friedkin zu überreden, die ursprüngliche Schnittfassung, die seinem Drehbuch weit mehr entsprach, wiederherzustellen. "Eigentlich sollte diese Fassung unter dem Titel herauskommen, unter dem sie auch in den Vereinigten Staaten gestartet wurde: ,The Exorcist - The version you've never seen'. Aber das fanden die Leute von Warner Bros. zu lang und brachten den Begriff Director's Cut ins Spiel. Friedkin entgegnete sofort: ,Nein, das ist Bill Blattys Fassung.' Dann erklärten sie uns, daß dieser Begriff in Europa von einer Art Aura umgeben ist." Das Ergebnis, der writer's cut, ist eine hybride Mischung: Die zusätzlichen Szenen bereichern die erste Hälfte des Films und stärken den schwächsten Strang des Plots - die Ermittlungen eines von Lee J. Cobb gespielten Polizisten -, ohne ihn aber insgesamt weniger überflüssig zu machen. Etwas bizarr wirken Modernismen wie Totenköpfe, die mehrfach für Sekundenbruchteile eingeblendet werden.
"Damals gab es die Technik noch nicht, mit der man so etwas machen konnte", erläutert Blatty, ohne von diesen Neuerungen selbst wirklich überzeugt zu sein. Die Substanz des Films, die ihn die Jahrzehnte so unbeschadet überdauern ließ, wird von den Änderungen nicht berührt. Weil der Film nach einer kurzen (hinzugefügten) Szene in Georgetown, Washington D. C., für zehn Minuten weitab vom Zentrum der Geschichte spielt - im Irak, wo der Exorzist bei Ausgrabungen auf die Nachbildung eines Dämons stößt -, können Blatty und Friedkin nach der Rückkehr des Films nach Amerika die Handlung immer mehr auf die wenigen Quadratmeter von Regans Kinderzimmer konzentrieren. Denn die Allgegenwart des Bösen haben wir schon gespürt. Die seelische und körperliche Verwandlung des Mädchens, für die sich der Film bewundernswert viel Zeit nimmt, sehen wir nun lückenlos. Gerade die Tatsache, daß die Ärzte nichts unversucht lassen, der Veränderung des Mädchens auf den Grund zu kommen, bis sie der Mutter (Ellen Burstyn) schließlich raten, einen Exorzisten aufzusuchen, macht das letzte Drittel so stark. Die Rationalität hat sich an diesem Fall restlos abgearbeitet - jetzt hilft nur noch Beten.
"Der Exorzist" kommt nahezu ohne Schockeffekte aus. Der Horror entwickelt sich allmählich aus einem Gefühl des Unbehagens heraus, das sich immer weiter steigert. Kleinigkeiten wie die seltsamen Geräusche im Speicher des Hauses, das Ellen Burstyn mit ihrer Tochter bewohnt, werden gleich in der ersten Szene nach dem Irak-Prolog etabliert. Wie kein zweiter Film befolgt "Der Exorzist" eines der fundamentalen Gesetze des Kinos: Was man nicht sieht, macht am meisten Angst.
Dafür ist man von Anfang bis Ende ganz Ohr. "Der Exorzist" hat die - vermutlich - beste Tonspur aller Zeiten. Die Obszönitäten, die Regan mit krächzender Stimme von sich gibt, die gutturalen Laute, die man kaum mit dem Anblick eines Mädchens in Einklang bringen kann, sind nicht nur beunruhigend und befremdlich - sie widersprechen unserem Menschenbild. "Friedkin und ich mögen es nicht, wenn ,Der Exorzist' als Horrorfilm bezeichnet wird", sagt Blatty, in dessen Romanvorlage die Geräusche schon eine zentrale Rolle spielen, indem sie die unbelebte Natur animieren. "Für uns ist dies ein psychologischer Thriller." Ein Thriller, der an die Letzten Dinge rührt, möchte man ergänzen.
In jenem Raum, in dem der Exorzismus am Ende stattfindet, erreicht das Kino einen absoluten emotionalen Kältepunkt. "Dieses Zimmer war ein eigenständiger Set, den wir heruntergekühlt haben", erzählt Friedkin im Interview mit dieser Zeitung. "Dazu bedurfte es einer leistungsstarken Klimaanlage, die wir über Nacht anstellten. Als wir morgens zu drehen begannen, lag die Temperatur einige Grade unter Null, und der Atem wurde sichtbar. Doch die Scheinwerfer heizten den Raum innerhalb einer guten Stunde so weit auf, daß dieser Effekt verschwand. Dann mußten wir die Dreharbeiten unterbrechen, die Klimaanlage wieder anschalten und warten, bis die erforderliche Temperatur erreicht war. Die Dreharbeiten in diesem Zimmer waren ein ständiges Stop-and-go." Wer sich Fotos von den vermummten Mitgliedern des Teams ansieht, erkennt, daß sich die Qualität dieses Films nicht zuletzt einem Regisseur verdankt, der bei den Dreharbeiten manchmal dem Wahnsinn nahe war. Um diesen Film zu machen, mußte man wohl besessen sein.
LARS-OLAV BEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main