Technische Angaben:
Bildformat: 2.35:1 (16:9)
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1EX)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Specials: Hintergrundmaterial aus der Produktion der Produktion des epischen Abenteuers: Visionen eines Regiesseurs, Making of, National Geographic Special "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs". Sechs Original-Dokumentationen: Aragorns Schicksal; Minas Tirith: Die Hauptstadz Gondors; Die Schlacht auf den Pelennor-Feldern; Samweis der Beherzte; Eowyn, Weiße Herrin von Rohan; Digitale Pferde-Doubles. Original-Kinotrailer und TV-Spots, "Der Herr der Ringe" - Trilogie-Supertrailer, Die Schlacht um Mittelerde geht weiter - Electronic Arts Videospiele
Saurons Mächte haben Minas Tirith, die Hauptstadt von Gondor, belagert, um die Rasse der Menschen auszurotten. Das einst so mächtige Königreich, das von einem schwachen Verwalter bewacht wird, brauchte noch nie so dringend seinen König. Aber ist Aragorn (Viggo Mortensen) stark genug, sein Erbe anzutreten und das zu werden, zu dem er geboren wurde? Das Schicksal von Mittelerde liegt in seinen Händen... Als die letzte Schlacht naht und sich die Mächte der Finsternis versammeln, versucht Gandalf (Ian McKellen) mit aller Kraft die zerschlagene Armee von Gondor zusammenzutrommeln. Er wird von König Théoden von Rohan (Bernard Hill) unterstützt, der seine Krieger für die größte Schlacht in der Geschichte zusammenführt. Selbst mit ihrem Mut und ihrer herzlichen Loyalität sind die Truppen der Menschen - zusammen mit Eowyn (Miranda Otto) und Merry (Dominic Monaghan) - den Feinden, die Richtung Gondor ausschwärmen, nicht gewachsen.. Trotzdem sie wissen, dass sie große Verluste erleiden werden, stürmen sie voran in die Schlacht ihres Lebens. Sie sind verbunden im gemeinsamen Ziel, Sauron abzulenken und dem Ringträgers die Chance zu geben, seine Suche zu vollenden. Ihre Hoffnung liegt bei Frodo (Elijah Wood), ein kleiner, zu allem entschlossener Hobbit, der eine gefährliche Reise durch unsicheres Land des Feindes macht, um den Einen Ring in den Feuern des Schicksalsbergs zu zerstören. Je näher Frodo seinem Ziel kommt, desto schwerer wird seine Last und desto mehr muss er sich auf Sam Gamdschie (Sean Astin) verlassen. Gollum wird Frodos Ergebenheit und nicht zuletzt seine Menschlichkeit einem Test unterziehen...
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Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1EX)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Specials: Hintergrundmaterial aus der Produktion der Produktion des epischen Abenteuers: Visionen eines Regiesseurs, Making of, National Geographic Special "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs". Sechs Original-Dokumentationen: Aragorns Schicksal; Minas Tirith: Die Hauptstadz Gondors; Die Schlacht auf den Pelennor-Feldern; Samweis der Beherzte; Eowyn, Weiße Herrin von Rohan; Digitale Pferde-Doubles. Original-Kinotrailer und TV-Spots, "Der Herr der Ringe" - Trilogie-Supertrailer, Die Schlacht um Mittelerde geht weiter - Electronic Arts Videospiele
Saurons Mächte haben Minas Tirith, die Hauptstadt von Gondor, belagert, um die Rasse der Menschen auszurotten. Das einst so mächtige Königreich, das von einem schwachen Verwalter bewacht wird, brauchte noch nie so dringend seinen König. Aber ist Aragorn (Viggo Mortensen) stark genug, sein Erbe anzutreten und das zu werden, zu dem er geboren wurde? Das Schicksal von Mittelerde liegt in seinen Händen... Als die letzte Schlacht naht und sich die Mächte der Finsternis versammeln, versucht Gandalf (Ian McKellen) mit aller Kraft die zerschlagene Armee von Gondor zusammenzutrommeln. Er wird von König Théoden von Rohan (Bernard Hill) unterstützt, der seine Krieger für die größte Schlacht in der Geschichte zusammenführt. Selbst mit ihrem Mut und ihrer herzlichen Loyalität sind die Truppen der Menschen - zusammen mit Eowyn (Miranda Otto) und Merry (Dominic Monaghan) - den Feinden, die Richtung Gondor ausschwärmen, nicht gewachsen.. Trotzdem sie wissen, dass sie große Verluste erleiden werden, stürmen sie voran in die Schlacht ihres Lebens. Sie sind verbunden im gemeinsamen Ziel, Sauron abzulenken und dem Ringträgers die Chance zu geben, seine Suche zu vollenden. Ihre Hoffnung liegt bei Frodo (Elijah Wood), ein kleiner, zu allem entschlossener Hobbit, der eine gefährliche Reise durch unsicheres Land des Feindes macht, um den Einen Ring in den Feuern des Schicksalsbergs zu zerstören. Je näher Frodo seinem Ziel kommt, desto schwerer wird seine Last und desto mehr muss er sich auf Sam Gamdschie (Sean Astin) verlassen. Gollum wird Frodos Ergebenheit und nicht zuletzt seine Menschlichkeit einem Test unterziehen...
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Dokumentationen: Hintergrundmaterial aus der Produktion des epischen Abenteuers:1.) Die Mission ist erfüllt: Visionen eines Regisseurs ;2.) Die Reise eines Filmemachers: Making of "Die Rückkehr des Königs" ;3.) National Geographic Special: "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" - Featurette: Sechs Original-Dokumentationen entwickelt für lordoftherings.net geben Einblicke in die Schauplätze und die Bewohner von Mittelerde - TV Spot - Trailer: "Der Herr der Ringe"-Trilogie-Supertrailer - US-KinotrailerFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.2003Der große Hobbit
Das gewaltigste Projekt der Filmgeschichte: Eine Begegnung mit Peter Jackson, dem Regisseur des "Herrn der Ringe"
So mag sich Florian Gerster in besinnlichen Stunden das Arbeitsamt der Zukunft vorstellen. Ein langer Flur mit dicken Teppichen, dezente Stiche an den Wänden, vor den Zimmern gediegene Stühle, auf denen arbeitswillige junge Menschen sitzen. Einige haben sogar Kameras und Aufnahmegeräte mitgebracht. Andere tragen Videokassetten über den Gang. Junge Frauen balancieren Terminblöcke, während sie in ihre Mobiltelefone flüstern. Geschultes Personal huscht mit Häppchen auf silbernen Tabletts vorbei, Sicherheitsbeauftragte lauschen dem Summen aus ihren Earphones, und vor dem Haus stehen dunkle Limousinen mit getönten Scheiben wie bei einem Staatsbesuch.
Dann öffnet sich eine Tür. Da sitzt der Mann, der in vier Jahren mehr als 22 000 Arbeitsplätze geschaffen hat. Er und seine Finanziers haben 320 Millionen Dollar investiert. Sie haben der neuseeländischen Tourismusindustrie einen zwanzigprozentigen Zuwachs beschert. Sie haben im Kerngeschäft einen Umsatz von bislang 1,8 Milliarden Dollar erzielt, und es wird wohl bald noch eine weitere Milliarde dazukommen. So genau weiß das keiner. In Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, haben kürzlich mehr als hunderttausend Menschen an den Straßen gestanden und dem Mann zugejubelt, als wäre der König zurückgekehrt. Und Journalisten aus ganz Europa sind nach Berlin gekommen, um mit dem König und seinen treuesten Vasallen über das Geheimnis dieses Erfolges zu sprechen.
Der König sitzt in einem fast leeren Zimmer. Das Bett hat man abgebaut, ein runder Tisch steht noch da. Der König lagert in einem der drei Sessel. Er trägt einen Vollbart, beige Shorts und ein geringeltes Poloshirt mit einer massiven Wölbung dort, wo der Bauch ist. Seine Haare sind lang und etwas zerwühlt, und für die Brille käme auch eine gesetzliche Krankenkasse auf. Der König ist barfuß. Jede Pediküre würde seine Füße zum Notstandsgebiet erklären. Aus dem Sessel streckt er einem die Hand entgegen. Er ist zu müde, um aufzustehen. Er hat seit zehn Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Er wird auch sitzen bleiben, wenn man nach einer halben Stunde den Raum wieder verläßt und nach einer kurzen Pause die nächste Audienz beginnt.
Der König möchte gar kein König sein. Er heißt noch immer Peter Jackson, er ist Ende Oktober 42 geworden, und er hat vor zwei Wochen das größte Projekt der Filmgeschichte beendet. Insgesamt sieben Jahre hat er am "Herrn der Ringe" gearbeitet. Mit seiner Frau hat er das Drehbuch geschrieben, alle erdenklichen Aspekte der Produktion überwacht, die besten Mitarbeiter rekrutiert, die Geldgeber des Medienkonzerns AOL/Time Warner überzeugt. In 274 Drehtagen hat er drei Filme hintereinander gedreht: "Die Gefährten", "Die zwei Türme" und nun "Die Rückkehr des Königs". Drei Jahre hat die Endfertigung gedauert. Mit 17 Jahren hatte er den Roman gelesen, seitdem wollte er einen Film daraus machen. 25 Jahre später ist er der Herr des "Herrn der Ringe", und wenn er demnächst das Telefonbuch von Baltimore verfilmen wollte, würden die Hollywoodstudios sich um das Projekt reißen.
Wie fühlt man sich als König der Kinowelt, Mr. Jackson?
"Das mit dem Telefonbuch habe ich nicht gesagt, das haben andere geschrieben. Ich sehe das überhaupt nicht in diesem Kontext. Ich bin total erschöpft, ich habe keine Perspektive auf das große Ganze. Es ist ein großartiges Gefühl zu wissen, daß die beiden ersten Filme so vielen Menschen gefallen haben. Ich lebe in Neuseeland, da ist alles andere sehr weit weg."
So weit weg wie die Hotelsuite von Tolkiens Mittelerde, von den Elben, Hobbits und Orks, Zwergen und Monstern, Elefanten mit vier Stoßzähnen und Flugsauriern. So fern wie der müde Mann im Sessel von der Rolle des Überfeldherrn, der in der Entscheidungsschlacht von "Die Rückkehr des Königs" Armeen kommandiert, die bis zum Horizont reichen. Der Mann scheint aus einer ganz anderen Geschichte zu kommen. Sie handelt von einem, der mit 17 die Schule verläßt, eine Lehre in der Fotosatzabteilung einer Zeitung beginnt und mit Freunden auf Super Acht einen Vampirfilm dreht, aus dem schließlich "Bad Taste" wird, der beim Festival von Cannes läuft. Der den Splatter-Kultfilm "Braindead" dreht und mit dem poetischen Thriller "Heavenly Creatures" überrascht. Der als Heimwerker im Backofen Latexfiguren für Spezialeffekte formt und später mit derselben Hartnäckigkeit darauf beharrt, den "Herrn der Ringe" in Neuseeland zu drehen. So hat er auf einmal angefangen, vom Ende der Welt her die Welt des Kinos aufzurollen. Wenn man sich die Fotos von den Dreharbeiten anschaut, auf denen er zu den Shorts auch mal derbe Wanderschuhe trägt und einem Hobbit erklärt, wie er einer Monsterspinne entkommt, merkt man, daß er sich dort am wohlsten fühlt. Und wenn man fragt, was der schönste Moment war in all den Jahren in Mittelerde, dann sagt er mit fast schon versonnenem Blick:
"Wir hatten ein abgelegenes Tal in Neuseeland gefunden. Das war ein Jahr vor dem geplanten Drehbeginn. Wir bauten die Häuser, und wir wollten nicht, daß es wie ein künstlicher Filmset aussieht. Also pflanzten wir Hecken, legten Blumen- und Gemüsegärten an. Dann ließen wir sie ein Jahr wachsen. Als wir wiederkamen, bevölkerten die Komparsen in Hobbit-Kostümen schon das Dorf, und ich fühlte mich zum ersten Mal nicht wie an einem Filmset, ich hatte das Gefühl, in Mittelerde zu sein."
Und der schlimmste Moment?
"Das war Ende 1999, mitten im neuseeländischen Sommer also. Wir drehten gerade die Szene, in der Aragorn und die Hobbits durch die Wildnis ziehen. Und auf einmal fing es an zu schneien. Es hat in dieser Gegend seit 150 Jahren nicht mehr geschneit. Dann kam auch noch die Polizei und forderte uns auf, das Gelände zu verlassen, weil es zu gefährlich sei. Da möchte man am liebsten alles hinschmeißen."
Natürlich hat er nicht aufgegeben, so wenig wie die Hobbits. Denn Peter Jackson ist der große Hobbit. Er ist der Prophet Tolkiens, der noch die Skeptiker unter den Gläubigen ins Kino nötigt, die sich im Internet zu Tausenden über mangelnde Werktreue austauschen und mit Jacksons Entscheidungen hadern. Er hat sich sein Bild von jenem merkwürdigen Longseller mit seiner eskapistischen Mythologie und seinem Märchen-Mittelalter gemacht, und dieses Bild wird nun jeder vor Augen haben, der das Buch liest. Wie Frodo hat er den Ring nach Mordor gebracht und vernichtet, um das Böse aus der Welt zu schaffen, er hat den Versuchungen Gollums widerstanden, jener im Computer geborenen Kreatur. Und wie Frodo muß auch Peter Jackson weiterziehen. Er muß durch die Welt reisen, seine Geschichte erzählen und demnächst mit einem haarigen Monster namens "King Kong" ringen. Und wenn er auch dieses gezähmt, will er "Der kleine Hobbit" verfilmen, Tolkiens Prolog zum "Herrn der Ringe". Gibt es überhaupt noch ein Leben jenseits von Mittelerde?
"Alle fragen jetzt danach, aber es gibt überhaupt keine offizielle Anfrage. Die Firma, die den ,Herrn der Ringe' produziert hat, besitzt die Rechte an dem Buch gar nicht. Deshalb habe ich nur gesagt: Wenn ihr mich fragt, werde ich ernsthaft darüber nachdenken. Vielleicht klingelt ja eines Tages das Telefon."
Man möchte schon hoffen, daß einem das erspart bleibt, auch wenn man dem Mann sofort zutraut, daß er auch damit Erfolg haben wird. Denn Peter Jackson ist wie ein freundlicher Religionsstifter, der für die Exzesse und Exerzitien seiner Anhänger nichts kann. Er sitzt barfuß inmitten der großen Vermarktungsmaschine, die "Herr der Ringe" heißt, weil das weltweite Event für ihn einfach nur der Film ist, von dem er ein Vierteljahrhundert lang geträumt hat und in dessen letztem Teil er dank Computertechnik Dinge tun konnte, die noch im ersten Teil unmöglich gewesen wären. Wie George Lucas oder wie die "Matrix"-Macher hat er dabei das Kino so grundlegend verändert, daß man es manchmal kaum noch wiedererkennt. Die Zweifel eines Quentin Tarantino, der die digitalen Schlachten in den "Zwei Türmen" blutleer fand, sind ihm fremd. Und auf die Frage, ob nicht der Overkill der digitalen Bilder zu einem Weniger an physischer Wucht und Welthaltigkeit führt, sagt Jackson nur:
"Computergenerierte Bilder sind ein wunderbares Werkzeug für Filmemacher. Viele halten es bloß für ein Spielzeug. Aber es erlaubt uns, alles zu realisieren, was man sich vorstellen kann. Man schließt die Augen, stellt sich ein beliebiges Bild vor und kann es verwirklichen. Es gibt keine Grenzen mehr, das ist aufregend."
Ist es nicht manchmal aufregender, mit den Grenzen zu arbeiten, welche die Realität einem setzt?
"Das hängt von dem Film ab, den man machen will."
Und die Schauspieler? Wenn man sie fotorealistisch im Computer erzeugen kann, braucht man sie dann nicht bald nur noch als Basismaterial für Effekte?
"Was tut ein Schauspieler denn? Er spiegelt etwas vor, er schafft eine Illusion, und das bleibt auch so, wenn man mit vielen Spezialeffekten arbeitet. Schauspieler werden nie überflüssig werden. Es gibt nichts Mächtigeres als menschliche Blicke, als die Emotionen, die sie freisetzen. Wir gehen doch ins Kino, um menschliche Dramen zu erleben."
Die menschlichen Dramen im "Herrn der Ringe" wirken allerdings ziemlich hölzern, wie analoge Spurenelemente im Pixelmeer. Und wenn Jackson auch den weiblichen Charakteren mehr Raum verschafft als der Roman, so ist es doch fast unbegreiflich, daß Filme, in denen schöne Frauen wie Liv Tyler oder Cate Blanchett nicht mehr als bewegliches Dekor sind, diese Wirkung ausüben. Warum ist das Böse im dritten Teil nicht mehr als ein amorpher Mechanismus, warum ist jedes Bild so vollgestopft mit digitalen Kreationen, daß man sich wie an einem All-you-can-eat-Buffet vorkommt? Peter Jackson, der für seinen nächsten Film zwanzig Millionen Dollar Gage bekommen wird, ist nicht der Mann, einem solche Fragen zu beantworten. Man behält sie lieber für sich, man bewundert seine Energie und versucht, sich einen Reim auf seine Begeisterungsfähigkeit und die seiner Gemeinde zu machen.
Man fragt den erschöpften König, der gerade in Zeitlupe eine Kaffeetasse zum Mund führt, welche Figur er denn am liebsten wäre: "Ich mag die Hobbits, ich liebe ihre runden Häuser und vor allem, daß sie barfuß sind", sagt Peter Jackson, und auf einmal begreift man, auch wenn einen der Film kalt läßt oder nervt: Womöglich sind wir doch alle Hobbits, die inmitten von Orks und Monstern, von blutigen Kriegen und blitzenden Schwertern in die unwahrscheinlichsten Abenteuer geraten möchten, von denen sie beim Bier im Auenland-Idyll erzählen können, weil sie überlebt haben.
PETER KÖRTE
"Die Rückkehr des Königs" ist ab Mittwoch im Kino zu sehen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das gewaltigste Projekt der Filmgeschichte: Eine Begegnung mit Peter Jackson, dem Regisseur des "Herrn der Ringe"
So mag sich Florian Gerster in besinnlichen Stunden das Arbeitsamt der Zukunft vorstellen. Ein langer Flur mit dicken Teppichen, dezente Stiche an den Wänden, vor den Zimmern gediegene Stühle, auf denen arbeitswillige junge Menschen sitzen. Einige haben sogar Kameras und Aufnahmegeräte mitgebracht. Andere tragen Videokassetten über den Gang. Junge Frauen balancieren Terminblöcke, während sie in ihre Mobiltelefone flüstern. Geschultes Personal huscht mit Häppchen auf silbernen Tabletts vorbei, Sicherheitsbeauftragte lauschen dem Summen aus ihren Earphones, und vor dem Haus stehen dunkle Limousinen mit getönten Scheiben wie bei einem Staatsbesuch.
Dann öffnet sich eine Tür. Da sitzt der Mann, der in vier Jahren mehr als 22 000 Arbeitsplätze geschaffen hat. Er und seine Finanziers haben 320 Millionen Dollar investiert. Sie haben der neuseeländischen Tourismusindustrie einen zwanzigprozentigen Zuwachs beschert. Sie haben im Kerngeschäft einen Umsatz von bislang 1,8 Milliarden Dollar erzielt, und es wird wohl bald noch eine weitere Milliarde dazukommen. So genau weiß das keiner. In Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, haben kürzlich mehr als hunderttausend Menschen an den Straßen gestanden und dem Mann zugejubelt, als wäre der König zurückgekehrt. Und Journalisten aus ganz Europa sind nach Berlin gekommen, um mit dem König und seinen treuesten Vasallen über das Geheimnis dieses Erfolges zu sprechen.
Der König sitzt in einem fast leeren Zimmer. Das Bett hat man abgebaut, ein runder Tisch steht noch da. Der König lagert in einem der drei Sessel. Er trägt einen Vollbart, beige Shorts und ein geringeltes Poloshirt mit einer massiven Wölbung dort, wo der Bauch ist. Seine Haare sind lang und etwas zerwühlt, und für die Brille käme auch eine gesetzliche Krankenkasse auf. Der König ist barfuß. Jede Pediküre würde seine Füße zum Notstandsgebiet erklären. Aus dem Sessel streckt er einem die Hand entgegen. Er ist zu müde, um aufzustehen. Er hat seit zehn Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Er wird auch sitzen bleiben, wenn man nach einer halben Stunde den Raum wieder verläßt und nach einer kurzen Pause die nächste Audienz beginnt.
Der König möchte gar kein König sein. Er heißt noch immer Peter Jackson, er ist Ende Oktober 42 geworden, und er hat vor zwei Wochen das größte Projekt der Filmgeschichte beendet. Insgesamt sieben Jahre hat er am "Herrn der Ringe" gearbeitet. Mit seiner Frau hat er das Drehbuch geschrieben, alle erdenklichen Aspekte der Produktion überwacht, die besten Mitarbeiter rekrutiert, die Geldgeber des Medienkonzerns AOL/Time Warner überzeugt. In 274 Drehtagen hat er drei Filme hintereinander gedreht: "Die Gefährten", "Die zwei Türme" und nun "Die Rückkehr des Königs". Drei Jahre hat die Endfertigung gedauert. Mit 17 Jahren hatte er den Roman gelesen, seitdem wollte er einen Film daraus machen. 25 Jahre später ist er der Herr des "Herrn der Ringe", und wenn er demnächst das Telefonbuch von Baltimore verfilmen wollte, würden die Hollywoodstudios sich um das Projekt reißen.
Wie fühlt man sich als König der Kinowelt, Mr. Jackson?
"Das mit dem Telefonbuch habe ich nicht gesagt, das haben andere geschrieben. Ich sehe das überhaupt nicht in diesem Kontext. Ich bin total erschöpft, ich habe keine Perspektive auf das große Ganze. Es ist ein großartiges Gefühl zu wissen, daß die beiden ersten Filme so vielen Menschen gefallen haben. Ich lebe in Neuseeland, da ist alles andere sehr weit weg."
So weit weg wie die Hotelsuite von Tolkiens Mittelerde, von den Elben, Hobbits und Orks, Zwergen und Monstern, Elefanten mit vier Stoßzähnen und Flugsauriern. So fern wie der müde Mann im Sessel von der Rolle des Überfeldherrn, der in der Entscheidungsschlacht von "Die Rückkehr des Königs" Armeen kommandiert, die bis zum Horizont reichen. Der Mann scheint aus einer ganz anderen Geschichte zu kommen. Sie handelt von einem, der mit 17 die Schule verläßt, eine Lehre in der Fotosatzabteilung einer Zeitung beginnt und mit Freunden auf Super Acht einen Vampirfilm dreht, aus dem schließlich "Bad Taste" wird, der beim Festival von Cannes läuft. Der den Splatter-Kultfilm "Braindead" dreht und mit dem poetischen Thriller "Heavenly Creatures" überrascht. Der als Heimwerker im Backofen Latexfiguren für Spezialeffekte formt und später mit derselben Hartnäckigkeit darauf beharrt, den "Herrn der Ringe" in Neuseeland zu drehen. So hat er auf einmal angefangen, vom Ende der Welt her die Welt des Kinos aufzurollen. Wenn man sich die Fotos von den Dreharbeiten anschaut, auf denen er zu den Shorts auch mal derbe Wanderschuhe trägt und einem Hobbit erklärt, wie er einer Monsterspinne entkommt, merkt man, daß er sich dort am wohlsten fühlt. Und wenn man fragt, was der schönste Moment war in all den Jahren in Mittelerde, dann sagt er mit fast schon versonnenem Blick:
"Wir hatten ein abgelegenes Tal in Neuseeland gefunden. Das war ein Jahr vor dem geplanten Drehbeginn. Wir bauten die Häuser, und wir wollten nicht, daß es wie ein künstlicher Filmset aussieht. Also pflanzten wir Hecken, legten Blumen- und Gemüsegärten an. Dann ließen wir sie ein Jahr wachsen. Als wir wiederkamen, bevölkerten die Komparsen in Hobbit-Kostümen schon das Dorf, und ich fühlte mich zum ersten Mal nicht wie an einem Filmset, ich hatte das Gefühl, in Mittelerde zu sein."
Und der schlimmste Moment?
"Das war Ende 1999, mitten im neuseeländischen Sommer also. Wir drehten gerade die Szene, in der Aragorn und die Hobbits durch die Wildnis ziehen. Und auf einmal fing es an zu schneien. Es hat in dieser Gegend seit 150 Jahren nicht mehr geschneit. Dann kam auch noch die Polizei und forderte uns auf, das Gelände zu verlassen, weil es zu gefährlich sei. Da möchte man am liebsten alles hinschmeißen."
Natürlich hat er nicht aufgegeben, so wenig wie die Hobbits. Denn Peter Jackson ist der große Hobbit. Er ist der Prophet Tolkiens, der noch die Skeptiker unter den Gläubigen ins Kino nötigt, die sich im Internet zu Tausenden über mangelnde Werktreue austauschen und mit Jacksons Entscheidungen hadern. Er hat sich sein Bild von jenem merkwürdigen Longseller mit seiner eskapistischen Mythologie und seinem Märchen-Mittelalter gemacht, und dieses Bild wird nun jeder vor Augen haben, der das Buch liest. Wie Frodo hat er den Ring nach Mordor gebracht und vernichtet, um das Böse aus der Welt zu schaffen, er hat den Versuchungen Gollums widerstanden, jener im Computer geborenen Kreatur. Und wie Frodo muß auch Peter Jackson weiterziehen. Er muß durch die Welt reisen, seine Geschichte erzählen und demnächst mit einem haarigen Monster namens "King Kong" ringen. Und wenn er auch dieses gezähmt, will er "Der kleine Hobbit" verfilmen, Tolkiens Prolog zum "Herrn der Ringe". Gibt es überhaupt noch ein Leben jenseits von Mittelerde?
"Alle fragen jetzt danach, aber es gibt überhaupt keine offizielle Anfrage. Die Firma, die den ,Herrn der Ringe' produziert hat, besitzt die Rechte an dem Buch gar nicht. Deshalb habe ich nur gesagt: Wenn ihr mich fragt, werde ich ernsthaft darüber nachdenken. Vielleicht klingelt ja eines Tages das Telefon."
Man möchte schon hoffen, daß einem das erspart bleibt, auch wenn man dem Mann sofort zutraut, daß er auch damit Erfolg haben wird. Denn Peter Jackson ist wie ein freundlicher Religionsstifter, der für die Exzesse und Exerzitien seiner Anhänger nichts kann. Er sitzt barfuß inmitten der großen Vermarktungsmaschine, die "Herr der Ringe" heißt, weil das weltweite Event für ihn einfach nur der Film ist, von dem er ein Vierteljahrhundert lang geträumt hat und in dessen letztem Teil er dank Computertechnik Dinge tun konnte, die noch im ersten Teil unmöglich gewesen wären. Wie George Lucas oder wie die "Matrix"-Macher hat er dabei das Kino so grundlegend verändert, daß man es manchmal kaum noch wiedererkennt. Die Zweifel eines Quentin Tarantino, der die digitalen Schlachten in den "Zwei Türmen" blutleer fand, sind ihm fremd. Und auf die Frage, ob nicht der Overkill der digitalen Bilder zu einem Weniger an physischer Wucht und Welthaltigkeit führt, sagt Jackson nur:
"Computergenerierte Bilder sind ein wunderbares Werkzeug für Filmemacher. Viele halten es bloß für ein Spielzeug. Aber es erlaubt uns, alles zu realisieren, was man sich vorstellen kann. Man schließt die Augen, stellt sich ein beliebiges Bild vor und kann es verwirklichen. Es gibt keine Grenzen mehr, das ist aufregend."
Ist es nicht manchmal aufregender, mit den Grenzen zu arbeiten, welche die Realität einem setzt?
"Das hängt von dem Film ab, den man machen will."
Und die Schauspieler? Wenn man sie fotorealistisch im Computer erzeugen kann, braucht man sie dann nicht bald nur noch als Basismaterial für Effekte?
"Was tut ein Schauspieler denn? Er spiegelt etwas vor, er schafft eine Illusion, und das bleibt auch so, wenn man mit vielen Spezialeffekten arbeitet. Schauspieler werden nie überflüssig werden. Es gibt nichts Mächtigeres als menschliche Blicke, als die Emotionen, die sie freisetzen. Wir gehen doch ins Kino, um menschliche Dramen zu erleben."
Die menschlichen Dramen im "Herrn der Ringe" wirken allerdings ziemlich hölzern, wie analoge Spurenelemente im Pixelmeer. Und wenn Jackson auch den weiblichen Charakteren mehr Raum verschafft als der Roman, so ist es doch fast unbegreiflich, daß Filme, in denen schöne Frauen wie Liv Tyler oder Cate Blanchett nicht mehr als bewegliches Dekor sind, diese Wirkung ausüben. Warum ist das Böse im dritten Teil nicht mehr als ein amorpher Mechanismus, warum ist jedes Bild so vollgestopft mit digitalen Kreationen, daß man sich wie an einem All-you-can-eat-Buffet vorkommt? Peter Jackson, der für seinen nächsten Film zwanzig Millionen Dollar Gage bekommen wird, ist nicht der Mann, einem solche Fragen zu beantworten. Man behält sie lieber für sich, man bewundert seine Energie und versucht, sich einen Reim auf seine Begeisterungsfähigkeit und die seiner Gemeinde zu machen.
Man fragt den erschöpften König, der gerade in Zeitlupe eine Kaffeetasse zum Mund führt, welche Figur er denn am liebsten wäre: "Ich mag die Hobbits, ich liebe ihre runden Häuser und vor allem, daß sie barfuß sind", sagt Peter Jackson, und auf einmal begreift man, auch wenn einen der Film kalt läßt oder nervt: Womöglich sind wir doch alle Hobbits, die inmitten von Orks und Monstern, von blutigen Kriegen und blitzenden Schwertern in die unwahrscheinlichsten Abenteuer geraten möchten, von denen sie beim Bier im Auenland-Idyll erzählen können, weil sie überlebt haben.
PETER KÖRTE
"Die Rückkehr des Königs" ist ab Mittwoch im Kino zu sehen.
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