Annas neuer Freund heißt Pit und ist ein echter Kinderhasser. Sobald er von ihrer Tochter Pauline erfährt, ist er über alle Berge. Das kann die sturköpfige Pauline dem Mistkerl nicht durchgehen lassen: Mit ihrem Kumpel Leon streut sie Reißzwecken in Pits Wohnung aus, schneidet ihm die Hosenbeine ab und kippt Cola in seinen Motorradtank. Als Pit verunglückt, macht sich Pauline Vorwürfe und will ihre Mutter und Pit wieder zusammenbringen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-MenFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2001Schwere Nöte
Aber lustig: Andrea Katzenbergers Kinderfilm "Der Mistkerl"
Drei Vorteile hat das Verheiratetsein in Leons Augen. Erstens: Man kann immer zusammen einschlafen. Zweitens: Wenn man aufwacht, kann man gleich Quatsch machen. Drittens: Man hat immer jemanden zum Lachen. Leon, neun Jahre alt, erörtert das Thema mit dem notorischen Junggesellen und Familienhasser Pitt während eines Billardspiels, und mit jedem Argument für die Ehe schickt er eine weitere Kugel ins Loch. Leon weiß, wovon er spricht. Schließlich wird er demnächst seine beste Freundin Pauline vor den Traualtar führen, und außerdem hat er zwei Eltern, die miteinander verheiratet sind. Pauline dagegen ist mit ihrer Mutter allein, und das wollen die beiden Kinder ändern - weshalb es wichtig ist, daß Leon das Billardspiel gewinnt.
Im letzten Jahr mußte die Berlinale ohne einen deutschen Beitrag auskommen, in diesem Jahr wird das Kinderfilmfest sogar mit einem eröffnet. "Der Mistkerl" von Andrea Katzenberger, der heute nachmittag im Zoo-Palast seine Premiere feiert, ist genau der richtige Film für diese Ehrenposition, denn er bietet alles, was ein Kinderfilm braucht: Spannung, Witz und Tempo, Küsse, Tiere, Happy-End. Außerdem zwei Hochzeiten, einen herzzerreißenden Abschied und gar keinen Todesfall.
Geschichten um unvollständige Familien werden derzeit gerne verfilmt. Eine realistische Komödie wie die um den "Mistkerl" Pitt entsteht dabei allerdings selten. Die meisten Autoren machen aus der Alleinerziehung ein großes Problem, das mit Getöse gelöst wird. Schon ist es nicht mehr lustig, sondern ein Lehrstück. Andrea Katzenberger dagegen fängt mit einer kleinen Unstimmigkeit an, der ihre kesse Heldin Pauline interessehalber nachgeht - nachts, im Detektiv-Outfit, und mit Leon als ergebenem Assistenten - und das Problem entwickelt sich leicht und unmerklich, ohne zusätzliches Lehr-Gewicht. Es ist, als hätte Andrea Katzenberger den Kindern selber das Drehbuch überlassen. Ihre Ideen sind machbar und wirkungsvoll. Erst geht es ihnen darum, Rache an Pitt zu nehmen, weil er Paulines Mutter Anna fluchtartig verläßt, als er hört, daß sie eine Tochter hat. Dann um das Gegenteil: Jetzt soll er Anna heiraten. Zu diesem Programm gehört das Billardspiel, aber auch noch ein paar aufregendere Aktionen.
Andrea Katzenberger setzt auf sichere, lebhafte Kinderschauspieler. Eine Entdeckung ist Louis Klamroth als Leon, der nur auf den ersten Blick blasser wirkt als die resolute Ines Niere als Pauline. Er spielt mit seiner differenzierten Schwerenöter-Rolle seinen Vater Peter Lohmeyer, der auch im Film sein Vater ist, fast an die Wand. Die letzte Sternstunde des deutschen Kinderfilms schlug vor zwei Jahren mit Caroline Links herausragender Verfilmung von Kästners "Pünktchen und Anton". Nun kommt Andrea Katzenberger mit einer ebenso standfesten eigenständigen Erzählung. Sie kann sich auf ihr Gefühl für die Denk- und Redeweise der Kinder verlassen. Und sie kann darauf vertrauen, daß ihre Geschichte tragfähig ist, ohne Anbiederung, ohne eine pädagogische Mission - einfach nur, weil sie Kindern von heute etwas über sich selber erzählt.
MONIKA OSBERGHAUS
Weitere Vorführungen am 11. Februar um 14 Uhr und am 18. Februar um 11 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber lustig: Andrea Katzenbergers Kinderfilm "Der Mistkerl"
Drei Vorteile hat das Verheiratetsein in Leons Augen. Erstens: Man kann immer zusammen einschlafen. Zweitens: Wenn man aufwacht, kann man gleich Quatsch machen. Drittens: Man hat immer jemanden zum Lachen. Leon, neun Jahre alt, erörtert das Thema mit dem notorischen Junggesellen und Familienhasser Pitt während eines Billardspiels, und mit jedem Argument für die Ehe schickt er eine weitere Kugel ins Loch. Leon weiß, wovon er spricht. Schließlich wird er demnächst seine beste Freundin Pauline vor den Traualtar führen, und außerdem hat er zwei Eltern, die miteinander verheiratet sind. Pauline dagegen ist mit ihrer Mutter allein, und das wollen die beiden Kinder ändern - weshalb es wichtig ist, daß Leon das Billardspiel gewinnt.
Im letzten Jahr mußte die Berlinale ohne einen deutschen Beitrag auskommen, in diesem Jahr wird das Kinderfilmfest sogar mit einem eröffnet. "Der Mistkerl" von Andrea Katzenberger, der heute nachmittag im Zoo-Palast seine Premiere feiert, ist genau der richtige Film für diese Ehrenposition, denn er bietet alles, was ein Kinderfilm braucht: Spannung, Witz und Tempo, Küsse, Tiere, Happy-End. Außerdem zwei Hochzeiten, einen herzzerreißenden Abschied und gar keinen Todesfall.
Geschichten um unvollständige Familien werden derzeit gerne verfilmt. Eine realistische Komödie wie die um den "Mistkerl" Pitt entsteht dabei allerdings selten. Die meisten Autoren machen aus der Alleinerziehung ein großes Problem, das mit Getöse gelöst wird. Schon ist es nicht mehr lustig, sondern ein Lehrstück. Andrea Katzenberger dagegen fängt mit einer kleinen Unstimmigkeit an, der ihre kesse Heldin Pauline interessehalber nachgeht - nachts, im Detektiv-Outfit, und mit Leon als ergebenem Assistenten - und das Problem entwickelt sich leicht und unmerklich, ohne zusätzliches Lehr-Gewicht. Es ist, als hätte Andrea Katzenberger den Kindern selber das Drehbuch überlassen. Ihre Ideen sind machbar und wirkungsvoll. Erst geht es ihnen darum, Rache an Pitt zu nehmen, weil er Paulines Mutter Anna fluchtartig verläßt, als er hört, daß sie eine Tochter hat. Dann um das Gegenteil: Jetzt soll er Anna heiraten. Zu diesem Programm gehört das Billardspiel, aber auch noch ein paar aufregendere Aktionen.
Andrea Katzenberger setzt auf sichere, lebhafte Kinderschauspieler. Eine Entdeckung ist Louis Klamroth als Leon, der nur auf den ersten Blick blasser wirkt als die resolute Ines Niere als Pauline. Er spielt mit seiner differenzierten Schwerenöter-Rolle seinen Vater Peter Lohmeyer, der auch im Film sein Vater ist, fast an die Wand. Die letzte Sternstunde des deutschen Kinderfilms schlug vor zwei Jahren mit Caroline Links herausragender Verfilmung von Kästners "Pünktchen und Anton". Nun kommt Andrea Katzenberger mit einer ebenso standfesten eigenständigen Erzählung. Sie kann sich auf ihr Gefühl für die Denk- und Redeweise der Kinder verlassen. Und sie kann darauf vertrauen, daß ihre Geschichte tragfähig ist, ohne Anbiederung, ohne eine pädagogische Mission - einfach nur, weil sie Kindern von heute etwas über sich selber erzählt.
MONIKA OSBERGHAUS
Weitere Vorführungen am 11. Februar um 14 Uhr und am 18. Februar um 11 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main