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Als eine US-Schützenkompanie 1942 auf der feindlich besetzten Südsee-Insel Guadalcanal landet, ahnt niemand, welche Kriegshölle dort auf sie wartet. Bald schon bekommen die Männer zu spüren, dass das Leben des Einzelnen wertlos ist und nur der Sieg zählt. Blutige Gefechte und gefährliche Patrouillen durch den unwegsamen Regenwald fordern gnadenlos ihre Opfer.
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11 Tracks mit melanesischen Gesängen - Kinotrailer - Melanesische Lieder

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Produktbeschreibung
Als eine US-Schützenkompanie 1942 auf der feindlich besetzten Südsee-Insel Guadalcanal landet, ahnt niemand, welche Kriegshölle dort auf sie wartet. Bald schon bekommen die Männer zu spüren, dass das Leben des Einzelnen wertlos ist und nur der Sieg zählt. Blutige Gefechte und gefährliche Patrouillen durch den unwegsamen Regenwald fordern gnadenlos ihre Opfer.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.01.1999

Metaphysik im Regenwald
Zufallstod: Terrence Malicks Film "The Thin Red Line"

NEW YORK, im Januar

Die New Yorker Filmkritiker vergeben zu Beginn jedes Jahres einen Preis, der als eines der Barometer für die Oscar-Nominierungen gilt. In diesem Jahr zeichneten sie zwei Filme über den Zweiten Weltkrieg aus. Steven Spielberg gewann mit "Saving Private Ryan" den Preis für den besten Film, Terrence Malick den als bester Regisseur für "The Thin Red Line", für den auch sein Kameramann John Toll eine Auszeichnung erhielt. Die Kritiker brachten damit zwei Filme zusammen, die gegensätzlicher nicht sein könnten und doch kaum mehr unabhängig voneinander diskutiert werden: zwei Filme, die nach jahrelanger Abstinenz den Zweiten Weltkrieg wieder in die Kinos bringen und fast zwanzig Jahre nach den großen Vietnamfilmen von Michael Cimino, Francis Coppola, Oliver Stone noch einmal die Frage aufwerfen, ob und wie das Töten und das Sterben im Krieg auf die Leinwand zu bringen sei - wobei sich nun, da auch "The Thin Red Line" den Stand des Gerüchts hinter sich gelassen hat und in den Kinos zu sehen ist, herausstellt, daß all dies nur für "Saving Private Ryan" zutrifft. "The Thin Red Line" ist weniger ein Kriegsfilm als eine Art Meditation über den Krieg, zweifellos beeinflußt vom literarischen Karma von James Jones, auf dessen gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1962 sich der Film in recht freier und übermäßig poetisierender Auslegung bezieht.

Steven Spielberg hat in der ersten halben Stunde von "Saving Private Ryan" versucht, mit allem, was die zeitgenössische Technik hergibt, die Erfahrung des Kampfes zu rekonstruieren und den Zuschauer, soweit dies im Kino möglich ist, mit der physischen Realität des Krieges zu konfrontieren, eines bestimmten Krieges an einem bestimmten Datum und Ort. Terrence Malicks Film spielt im selben Krieg, doch Tausende Meilen entfernt im Pazifik auf Guadalcanal. Es hätte auch ein anderes Planetensystem sein können, in dem Malicks Soldaten weniger kämpfen als umherstreifen, mit ungewissem Ziel und ganz sicher ohne Mission. Sie sterben, wie bei Spielberg, nach dem Zufallsprinzip, und sie tragen dabei die amerikanische Uniform. Und wie Spielberg, so hat auch Malick mit dem Erzählen seiner Geschichte einige Schwierigkeiten.

Mehr haben die beiden Filme und auch der Krieg, den sie jeweils zeigen, nicht gemein, auch nicht in der Reaktion von Medien und Publikum. Während Spielbergs Film in den Sommermonaten die amerikanische Öffentlichkeit beschäftigte und durch seine nach Authentizität strebende Darstellung des Kampfes um Omaha Beach eine Legion von Veteranen veranlaßte, vor Fernsehkameras, in Leserbriefspalten oder auf Diskussionsveranstaltungen ihre Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg und am D-Day mitzuteilen, ist "The Thin Red Line" ein Ereignis für Cineasten. Andrew Sarris, der große Fürsprecher des Autorenkinos unter den amerikanischen Kritikern, beschrieb den Unterschied zwischen den beiden Filmen präzise: Spielberg strebe nach Massenverständigung um jeden Preis und Malick nach Selbstverwirklichung um jeden Preis. "The Thin Red Line" sei daher ehrgeiziger, "Saving Private Ryan" hingegen wirkungsvoller.

In fast drei Stunden geschieht in "The Thin Red Line" erstaunlich wenig. Soldaten landen auf einer Insel. Sie kämpfen sich durch den Regenwald, stoßen auf den Feind, viele sterben bei dem Versuch, einen Hügel einzunehmen. Ihr Kommandant treibt sie immer weiter bergauf, bis sie schließlich den Hügel erobern und ein Dorf einnehmen. Dort ruhen sie sich eine Weile aus. Dann steigen sie in ihre Boote und lassen ein zerstörtes Paradies zurück.

Terrence Malick hat seinen Film mit einer Unzahl von Darstellern besetzt, von denen einige sehr bekannt sind (Sean Penn, Nick Nolte, John Cusack, Woody Harrelson), andere vage (Ben Chaplin, Elias Koteas, John C. Reilley) und der Rest völlig unbekannt (Arie Verveen, Dash Mihok, Jim Caviezel). Fast alle sagen wenig, weil ein großer Teil des Textes als innerer Monolog verschiedener Personen im voice-over gesprochen wird. Da sich einige Darsteller ohnehin sehr und die meisten unter ihren Helmen zum Verwechseln gleichen, erfahren wir kaum, wer dort eigentlich kämpft und stirbt. Es hilft nicht, daß sie Welsh heißen und Fife, Witt, Bell, Gaff und Keck, Einsilber, die geflüstert, geschrien oder genuschelt kaum zu unterscheiden sind. Die nur als cameos zu wertenden Auftritte von John Travolta, der sich hinter einem etwas albernen Bärtchen versteckt, und George Clooney, der aus dem Nichts auf- und eben dorthin wieder abtaucht, erleichtern es ebenfalls nicht, sich in dem Film zu orientieren. Manche Figuren erscheinen kurz, verschwinden dann völlig, andere kommen irgendwann wieder, ohne Systematik und ohne daß es den Regisseur besonders zu kümmern scheint: Großartigen Schauspielern gibt er fast nichts zu tun. Handlungsfäden reißen ab, Figuren verschwimmen ineinander, die inneren Stimmen vermischen sich, und die ungeheure Schönheit der Bilder, aufgenommen durch wogendes Gras oder schwere Blätter im Gegenlicht, kollidiert häufig mit der Aktion, die sie zeigen.

Terrence Malicks Film wurde mit großer Spannung erwartet, nicht nur, um ihn mit Spielberg zu vergleichen, sondern auch, weil Malick seit zwanzig Jahren keinen und davor auch nur zwei Filme gedreht hat, denen er seinen Ruf verdankt, einer der großen visionären Regisseure seiner Generation zu sein. Niemand weiß, warum Malick nach "Badlands" (1973) und "Days of Heaven" (1978) keinen Film mehr gedreht hat, und seine Scheu, in der Öffentlichkeit aufzutreten und seine Verweigerung gegenüber jedem Interviewwunsch selbst zum Starttermin seines neuen Films, dazu sein Interesse an Dingen wie Ornithologie machen ihn zu einer der mysteriösen Gestalten des Filmgeschäfts, von dem er sich möglichst fernhält. Ein Porträt in "Vanity Fair" zeichnete ihn kürzlich als etwas paranoiden Perfektionisten mit der Aura eines verträumten Genies, mit dem jeder in Hollywood, zumindest von den Schauspielern und Kameraleuten, zusammenarbeiten will, und sei es für den Bruchteil der üblichen Gage. Vielleicht erklärt dies die große Besetzung, mit der Malick so wenig anzufangen weiß.

"The Thin Red Line" ist weder das Meisterwerk, das einige erhofft, noch die Blamage, die manche gefürchtet hatten, sondern ein äußerst merkwürdiger Film geworden, dessen Ringen um Transzendenz beispiellos ist und dessen visuelle Raffinesse nahezu alles übertrifft, was im vergangenen Jahr im Kino zu sehen war. Malick hatte immer einen besonderen Blick für die Schönheiten von Flora und Fauna, und in Guadalcanal (als Drehort entstanden in Australien) bietet die überschießende Natur ihm reichlich Gelegenheit, seiner Vorliebe nachzugehen.

Am Anfang sehen wir zwei amerikanische Deserteure, die mit den Ureinwohnern zusammenleben und mit den Kindern im Meer schwimmen. Die Kinder haben orangefarbene Haare, was bei aller außerweltlichen Schönheit auf einiges Unheil hindeutet, und tatsächlich wirkt bei Malick der Krieg nicht nur als Hölle für die, die ihn fechten, sondern vor allem als Einbruch in die natürliche Ordnung der Dinge. "Schaut, was wir angerichtet haben", werden wir im voice-over von einem der Überlebenden belehrt. Es gibt wenige Filmemacher, die mit einem solchen Satz beim Publikum ohne Lacher davonkommen. Malick wohl. Er schrammt häufig dicht am Kitsch vorbei, und manchmal landet er bei aller Vorsicht direkt im Klischee. Es spricht für den ungeheuren Respekt, den er bei der amerikanischen Kritik genießt, daß sie sich damit behilft, seinen Film ein "cinematographisches Gedicht" ("Newsweek") oder den "ersten rousseauschen Kriegsfilm" ("The New Yorker") zu nennen, statt zu sagen, daß ein vielleicht genialischer Regisseur nach zwanzig Jahren, von denen er dem Vernehmen nach zehn zumindest zeitweise an diesem Projekt arbeitete, ein etwas wirres Werk abgeliefert hat. Über die weiteren Pläne von Terrence Malick ist nichts bekannt, und es ist unwahrscheinlich, daß er sie in nächster Zeit der Öffentlichkeit preisgeben wird. VERENA LUEKEN

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