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Bestseller-Verfilmung nach dem Roman von Graham Green mit einem hervorragenden Michael Caine in der Hauptrolle!Saigon 1952: Während die Vietnamesen die französische Kolonialmacht im Norden immer stärker unter Druck setzen, ist der Krieg im Süden kaum wahrnehmbar. Von der Terrasse des berühmten Hotels Continental verfolgt der desillusionierte Times-Reporter Thomas Fowler schon seit vielen Jahren das Schicksal Vietnams. Dort lernt er auch den jungen Amerikaner Alden Pyle kennen, der nach Vietnam gekommen ist um ein medizinischen Hilfsprojekt aufzubauen. Der alternde Journalist schließt…mehr

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Produktbeschreibung
Bestseller-Verfilmung nach dem Roman von Graham Green mit einem hervorragenden Michael Caine in der Hauptrolle!Saigon 1952: Während die Vietnamesen die französische Kolonialmacht im Norden immer stärker unter Druck setzen, ist der Krieg im Süden kaum wahrnehmbar. Von der Terrasse des berühmten Hotels Continental verfolgt der desillusionierte Times-Reporter Thomas Fowler schon seit vielen Jahren das Schicksal Vietnams. Dort lernt er auch den jungen Amerikaner Alden Pyle kennen, der nach Vietnam gekommen ist um ein medizinischen Hilfsprojekt aufzubauen. Der alternde Journalist schließt Freundschaft mit dem jungen Amerikaner und stellt ihm schließlich auch seine schöne junge Geliebte vor. Pyle verliebt sich in Phuong und es entwickelt sich eine gefährliche Dreiecksbeziehung. Doch als in Saigon zwei Bomben explodieren, muss Fowler erkennen, dass Pyle, nicht der "stille Amerikaner" ist, für den er ihn gehalten hat. Fowler fällt eine folgenschwere Entscheidung und nie wird er wissen, ob er sie für die Menschlichkeit, für Vietnam oder für sich selbst getroffen hat...
Autorenporträt
Graham Greene wurde 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Nach seinem Studium der Geschichte in Oxford arbeitete er zunächst bei der "Times" in London, danach als Filmkritiker beim "Spectator". Die großen Reisen, die er unternahm - u. a. nach Westafrika und Asien - wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Er wurde mehrmals als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Greene starb 1991 in Genf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2003

Er versteht von allem was
Unabhängigkeitserklärung: Zweimal Phillip Noyce im Kino

Einen Filmregisseur als Actionspezialisten zu bezeichnen heißt ihm die Lizenz zum Geschichtenerzählen zu entziehen. Actionspezialisten wissen, wie man den Einschlag einer Rakete filmt, aber sie haben keine Ahnung von den Flugbahnen menschlicher Gefühle. Es ist lange her, daß Aktion und Emotion auf der Kinoleinwand zur Deckung kamen - so lange her wie die letzten Filme von Sam Peckinpah oder die späten Western von Hawks und Ford.

Als Phillip Noyce vor fünfzehn Jahren aus Australien nach Hollywood ging, brachte er "Todesstille" mit, einen zum Nägelkauen spannenden Hochsee-Thriller, der nicht nur seinen Regisseur, sondern auch die Hauptdarstellerin Nicole Kidman mit einem Schlag berühmt machte. Es war der vierte Spielfilm von Noyce. Danach drehte er ein achtbares Samurai-Drama-Remake mit Rutger Hauer ("Blinde Wut"), zwei Tom-Clancy-Verfilmungen mit Harrison Ford ("Patriot Games", "Das Kartell"), ein Vehikel für Sharon Stone ("Sliver") und einen Bondfilm ohne James Bond ("The Saint"). Zuletzt, nach dem "Knochenjäger" (1999) mit Denzel Washington und Angelina Jolie, konnte man Noyce für einen erledigten Fall halten: ein Talent, das sich den Anforderungen der Kinoindustrie gebeugt hatte und daran zerbrochen war.

Jetzt hat Noyce Graham Greene verfilmt, den Prosa-Sänger zerbrochener Männer, den Anti-Action-Spezialisten schlechthin. Wenn in Greenes geschichtstrunkenen Romanen vom Schießen und Stechen und Sterben die Rede ist, werden die Details des Gewaltgeschehens regelmäßig ausgeblendet. Menschenblut war Greene zu kostbar, als daß er darin mit einer Schreibfeder herumrühren wollte. So auch in "Der stille Amerikaner", Greenes 1955 erschienenem Kommentar zum Ende der französischen Kolonialherrschaft in Indochina: Der Amerikaner, den der Titel meint, ist schon zu Beginn des Buches tot, aber die Umstände seines Endes sind dem Ich-Erzähler nur ein paar knappe Sätze wert. Was auch daran liegen mag, daß unser Erzähler, der britische Journalist Thomas Fowler, mit dem Mord an jenem Alden Pyle, einem umtriebigen Attaché der amerikanischen Botschaft in Saigon, mehr zu tun hat, als ihm lieb sein kann. Denn die beiden Männer waren Rivalen, nicht in politicis, sondern im Kampf um eine Frau, die schöne Vietnamesin Phuong. Das bedeutet "Phönix", wie unser Brite nicht müde wird zu betonen, und wie ein Phönix aus der Asche hebt sich auch seine erkaltete Liebesbeziehung zu Phuong aus Alden Pyles Blut - während draußen auf den Straßen das Regime der Franzosen seinem Untergang entgegenrast.

Bei Noyce sieht man den Tod von Pyle (Brendan Fraser) in unschöner Deutlichkeit. Aber sonst, über hundert ruhige, beinahe zu geschmackvolle Kinominuten ausgebreitet, sieht man genau das, was Greene zeigen wollte: zwei Männer, eine Frau und im Hintergrund den Krieg. Schon einmal, 1958, wurde "Der stille Amerikaner" verfilmt, von Joseph Mankiewicz, der die vom Roman gesetzte Hierarchie der Gegenstände umkehrte und aus Fowler einen gewissenlosen Décadent, aus Pyle einen aufrechten Idealisten und aus der Liebesgeschichte ein politisches Schlüsseldrama machte. Noyce und sein Drehbuchautor Christopher Hampton nehmen dagegen das Buch beim Wort. Diese Art der Werktreue bringt nicht selten kreuzlangweilige Filme hervor, aber bei Greene ist sie an der richtigen Adresse. Es stimmt ja schon alles: die Konstellation, die Perspektive, die Ordnung des Geschehens. Nur Thomas Fowler, der alternde Korrespondent der größten englischen Tageszeitung, braucht noch ein Gesicht. Noyce gibt ihm das von Michael Caine. Mehr kann man nicht verlangen.

Tatsächlich spielt Caine seine Mitakteure genau so souverän an die Wand, wie man es von ihm erwartet, und Christopher Doyles impressionistische Kamera zaubert bei Noyce nicht minder elegant als in den Filmen von Chen Kaige und Wong Karwai. Von all der Schönheit mild betäubt, beginnt man sich nach einer Weile zu fragen, ob der Film, den man hier sieht, wirklich erst vor drei oder doch schon vor dreißig oder vierzig Jahren gedreht wurde. Ein musealer Hauch liegt über den Bildern des "Stillen Amerikaners", der durch die schweigsame Präsenz der holden Phuong (Do Thi Hai Yen) und die clouseauhafte Typik des französischen Inspektors (Rade Serbedzija) noch betont wird. Die Handlung hat eine klare zeitliche Signatur, der Film hat sie nicht. Das ist die Tragik der perfekten Literaturverfilmung: Sie kommt immer zu spät, egal, wie früh oder spät sie kommt.

Und dann kam der 11. September 2001. In jenem Herbst sollte "Der stille Amerikaner" in den Vereinigten Staaten anlaufen, doch auf einmal erschien ein Film, der die aus Naivität und kaltschnäuzigem Pragmatismus gemischte Haltung Amerikas zum Fernen Osten wie zum "alten Europa" beleuchtete, unpassend, geradezu skandalös. Der Miramax-Verleih zog den Film zurück und brachte ihn erst ein Jahr später in die Kinos, wo "The Quiet American", nun mit dem Nimbus politischer Brisanz versehen, zum Pflichtstoff des liberalen Publikums wurde. So hat die Greene-Verfilmung von Noyce doch noch ihre Stunde gefunden.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Phillip Noyce freilich schon seinen nächsten Film abgedreht. "Rabbit-Proof Fence", den der deutsche Verleih absurderweise in "Long Walk Home" umbenannt hat und der in der kommenden Woche in den Kinos startet, ist alles, was "Der stille Amerikaner" nicht ist: ein politisches Dokument, ein ergreifendes Drama - und ein billiger kleiner Film ohne Stars. Zwar gibt es Kenneth Branagh, der den Chief Protector A. O. Neville spielt, den Exekutierer der australischen Rassengesetze, die noch bis in die siebziger Jahre die Internierung und Umerziehung von Mischlingskindern aus Aborigine-Familien ermöglichten. Aber Branagh ist eher eine Schwachstelle des Films, denn er gibt seinem Chefprotektor so viel persönliche Bosheit mit, daß der objektive Sachverhalt beinahe dahinter verschwindet. Rassenbürokratie ist nicht böse, sie ist unmenschlich. Und genau das zeigt "Long Walk Home".

Drei Mischlingsmädchen, Molly, Daisy und Gracie, werden ihren Müttern im Reservat Jigalong entrissen und Tausende Meilen weit in ein Erziehungslager verschleppt. Bei der ersten Gelegenheit fliehen sie. Sie haben keine Chance. Doch dann finden die drei den Kaninchenzaun, den "rabbit-proof fence", der sich von Norden nach Süden wie ein Gürtel über den australischen Kontinent zieht. Sie laufen am Zaun entlang nach Jigalong. Ihre Verfolger haben den Fluchtplan bald durchschaut. Doch es gelingt den Mädchen immer wieder, die Häscher abzuschütteln. Als zwei von ihnen nach neunzig Filmminuten zu Hause ankommen, ist nichts weiter passiert als ebendies: Zwei Kinder sind wieder daheim. Aber solange "Long Walk Home" dauert, hält man das für die größte Sache der Welt.

Wenn Actionkino bedeutet, eine Verfolgungsjagd spannend zu gestalten, dann ist Noyce auch in "Long Walk Home" ein Actionspezialist. Doch mit diesem Film hat er zugleich eine Möglichkeit wiederentdeckt, die er in "Todesstille" schon einmal virtuos beherrschte: äußere Landschaften als innere zu inszenieren. Was 1989 die endlose spiegelglatte Fläche des Ozeans war, ist hier die ausgetrocknete Steppenlandschaft, durch die die Mädchen vor der Staatsmacht flüchten. Je länger ihr Weg dauert, desto mehr vermischen sich ihre Gesichter mit den Farben der Landschaft, sie nehmen die Braun- und Ockertöne der Wüstensteppe an, bis sie selbst als unbelebte Natur erscheinen. So schlagen sie dem Tod ein Schnippchen. Und Phillip Noyce schickt mit ihnen eine Botschaft nach Hollywood: seine ganz persönliche Unabhängigkeitserklärung. Auch er ist mit "Long Walk Home" zu Hause angekommen. Und auch diesen Film, dessen Bilder man sich gar nicht karg und rein und asketisch genug vorstellen kann, hat der große Christopher Doyle fotografiert. Es gibt eben nichts, was ein Könner nicht vermag.

ANDREAS KILB

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