2007 - Grimme Preis
Millionen haben diesen Sommer mit der deutschen Nationalmannschaft gefiebert, aber keiner war näher dran als der Regisseur Sönke Wortmann. Bis in die Kabine folgt er den WM-Helden, filmt Klinsmanns mitreißende Ansprachen, die Freudenfeiern und auch die Enttäuschung nach dem verlorenen Halbfinale. Der Film beobachtet die Spieler im Training und im Hotel und lässt die Trainer und Betreuer zu Wort kommen. In bisher nie gesehenen Bildern zeigt er die Begeisterung der Menschen in Deutschland. Und er lüftet das Geheimnis um den Zettel, den Torwart Jens Lehmann vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien zugesteckt bekam.
Sönke Wortmann, Filmregisseur und Ex-Fußballprofi, hatte zwei Jahre lang exklusiven Zugang zu Spielern und Stab. Sein aufregender Film macht es jetzt möglich, alles von unserer Nationalelf zu erfahren, was wir schon immer wissen wollten, aber nie zu sehen bekommen haben.
Millionen haben diesen Sommer mit der deutschen Nationalmannschaft gefiebert, aber keiner war näher dran als der Regisseur Sönke Wortmann. Bis in die Kabine folgt er den WM-Helden, filmt Klinsmanns mitreißende Ansprachen, die Freudenfeiern und auch die Enttäuschung nach dem verlorenen Halbfinale. Der Film beobachtet die Spieler im Training und im Hotel und lässt die Trainer und Betreuer zu Wort kommen. In bisher nie gesehenen Bildern zeigt er die Begeisterung der Menschen in Deutschland. Und er lüftet das Geheimnis um den Zettel, den Torwart Jens Lehmann vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien zugesteckt bekam.
Sönke Wortmann, Filmregisseur und Ex-Fußballprofi, hatte zwei Jahre lang exklusiven Zugang zu Spielern und Stab. Sein aufregender Film macht es jetzt möglich, alles von unserer Nationalelf zu erfahren, was wir schon immer wissen wollten, aber nie zu sehen bekommen haben.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / SzenenanwahlFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2006Die Hinterbühne zeigt auch nichts anderes als die Vorderbühne
Trainer ohne Geheimnis: Sönke Wortmann läßt in "Deutschland. Ein Sommermärchen" die Euphorie der Weltmeisterschaft im Kino wieder aufleben
Das hätte alles gar nicht besser laufen können: das Wetter, die Stimmung, der Turnierverlauf. Selbst ein Drehbuch hätte dem Filmemacher Sönke Wortmann keine günstigere Konstellation bescheren können als die tatsächliche Chronologie der Weltmeisterschaft im Frühsommer. Wäre die deutsche Nationalmannschaft nach der Vorrunde ausgeschieden, wäre der Film allenfalls eine Fußnote des Scheiterns geworden, die niemals den Weg ins Kino gefunden hätte. Wären die Deutschen Weltmeister geworden, dann hätte Wortmann zwar das Glück einer perfekten Erfolgsgeschichte gegen jede Wahrscheinlichkeit gehabt, aber sein Film wäre emotional womöglich etwas einseitig geworden. Und weil im Kino nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen interessant sind, beginnt Wortmann sein "Sommermärchen" auch mit Bildern aus der Kabine nach dem verlorenen Halbfinale, wo die Spieler stumm und abgekämpft ihrem verlorenen Traum nachhängen, glasig vor sich hin starren oder ihre Tränen unter Handtüchern verbergen. Keiner wagt, das Scheitern als erster in Worte zu fassen - auch nicht die Trainer.
Das ist fast schon der stärkste Moment in dieser Dokumentation, weil man tatsächlich den Eindruck hat, einen Moment lang etwas zu erhaschen, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war; weil man spürt, daß die Spieler nicht einmal mehr die Kraft haben, den Blick der Kamera abzuwehren. Wenn diese Szene später in der Chronologie der Ereignisse wiederkehrt, dann wirkt sie schon deswegen abermals, weil dann klargeworden ist, wie selten Wortmanns Kamera Augenblicke erfaßt, die dem Geschehen etwas anderes abringen als das, was abertausend Sportreportagen auch zutage fördern. Es ist gar nicht mal so, daß dem Film die erhoffte Innensicht des Teams mangelte; nur ist dieser Blick eben auch nicht viel aussagekräftiger als das, was ausgelaugte Spieler nach Spielende ins hingehaltene Mikrofon stammeln. Womöglich darf man ja von Fußballern nicht mehr erwarten, und vielleicht hatte Jürgen Klinsmann ja wirklich nicht mehr zu sagen. Es könnte aber auch sein, daß Wortmanns Kamera trotz ihres ziemlich uneingeschränkten Zugangs nie bis dorthin vorgedrungen ist, wo etwas anderes hätte sichtbar werden können.
Im Vorfeld wurde oft gespöttelt über Klinsmanns an amerikanischen Vorbildern geschulten Glauben an Kunst und Kraft der Motivation. Aber je erfolgreicher das deutsche Team auftrat, desto mehr Respekt bekamen die Beobachter vor seinen Methoden. Und natürlich gilt die Hauptneugier des Films der Frage, mit welchem Zauber es Klinsmann geschafft hat, aus einem mittelmäßigen Team eine schlagkräftige Truppe zu formen. Aber wenn man ihn und seinen Co-Trainer Löw bei den Kabinenpredigten sieht, sagen sie auch nichts anderes als jeder Trainer einer beliebigen Jugendmannschaft: "Heute sind sie fällig, absolut fällig . . . Das ist eure einmalige Chance . . . Heute schlagen wir zu - und zwar brutal . . . Die haben Muffe vor euch." Die Spieler hören sich das schweigend an und sehen so aus, als hätten sie solche Sprüche schon öfter gehört. Die Wahrheit liegt, so blöd das klingt, dann halt vielleicht doch eher auf dem Platz.
Das ist alles nicht unsympathisch gemacht, aber es ist halt doch mehr eine Reportage als ein Dokumentarfilm, der das Räderwerk eines Teams oder Turniers bloßlegt. Vielleicht war die bloße Anwesenheit einer Kamera schon das höchste der Gefühle in der Anspannung eines solchen Unternehmens, so daß an Nachhaken gar nicht mehr zu denken war. Aber die Spieler sagen, was sie immer sagen, und selbst ein im August geführtes Interview mit Klinsmann vor kalifornischem Strand ergibt keinerlei neue Einsichten - der Mann wirkt nur unglaublich müde und spricht wie aus einem Schattenreich, das Lichtjahre von diesem Sommermärchen entfernt liegt.
Erst nach der Niederlage gegen Italien schwingt sich der Film noch einmal zu Szenen auf, die tatsächlich eine Innensicht bieten. Denn bei der Mannschaftssitzung nach dem Halbfinal-Aus im Schloßhotel Grunewald zeigen Spieler wie Ballack wenig Lust, nach dem Spiel um den dritten Platz noch mal von Stuttgart nach Berlin zu reisen, um sich bei den Fans zu bedanken. Weil sie noch nichts davon ahnen, daß ihre Niederlage der Euphorie der Fans nichts anhaben konnte. Und als sie dann abends in Stuttgart eintreffen, sind sie offenbar wirklich überrascht von der anhaltenden Zuneigung der Fans und der jubelnden Menge, die sich vor ihrem Quartier versammelt hat. So kommt es also doch noch mal zu einem Happy-End, bei dem Oliver Kahn gegen die Portugiesen seinen verdienten Abschied auf dem Feld feiern darf und Bastian Schweinsteiger endlich der Heldenrolle gerecht wird, die ihm auch dieser Film zugedacht hat. Denn wo die meisten anderen Spieler blaß bleiben, ist Schweinsteiger neben seinem Kumpel Podolski der einzige, der an der Anwesenheit der Kamera seine Freude hat. Und als Spielfilmregisseur weiß Wortmann genau, wie wichtig Sympathieträger für einen Film sind. Als Angela Merkel die Mannschaft im Schloßhotel besucht, beugt sich Schweinsteiger zur Linse und flüstert, sie solle den Steuersatz senken. Das ist zwar nur ein blöder Spruch, aber er durchbricht die seltsame Apathie, die zwischen der Kamera und dem Geschehen herrscht.
Eine Erfolgsgeschichte wie das "Wunder von Bern" ist dieses "Sommermärchen" also nicht geworden - aber eine willkommene Erinnerung an einen Sommer, der so viel größer war, als sich das Land hat träumen lassen.
MICHAEL ALTHEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Trainer ohne Geheimnis: Sönke Wortmann läßt in "Deutschland. Ein Sommermärchen" die Euphorie der Weltmeisterschaft im Kino wieder aufleben
Das hätte alles gar nicht besser laufen können: das Wetter, die Stimmung, der Turnierverlauf. Selbst ein Drehbuch hätte dem Filmemacher Sönke Wortmann keine günstigere Konstellation bescheren können als die tatsächliche Chronologie der Weltmeisterschaft im Frühsommer. Wäre die deutsche Nationalmannschaft nach der Vorrunde ausgeschieden, wäre der Film allenfalls eine Fußnote des Scheiterns geworden, die niemals den Weg ins Kino gefunden hätte. Wären die Deutschen Weltmeister geworden, dann hätte Wortmann zwar das Glück einer perfekten Erfolgsgeschichte gegen jede Wahrscheinlichkeit gehabt, aber sein Film wäre emotional womöglich etwas einseitig geworden. Und weil im Kino nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen interessant sind, beginnt Wortmann sein "Sommermärchen" auch mit Bildern aus der Kabine nach dem verlorenen Halbfinale, wo die Spieler stumm und abgekämpft ihrem verlorenen Traum nachhängen, glasig vor sich hin starren oder ihre Tränen unter Handtüchern verbergen. Keiner wagt, das Scheitern als erster in Worte zu fassen - auch nicht die Trainer.
Das ist fast schon der stärkste Moment in dieser Dokumentation, weil man tatsächlich den Eindruck hat, einen Moment lang etwas zu erhaschen, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war; weil man spürt, daß die Spieler nicht einmal mehr die Kraft haben, den Blick der Kamera abzuwehren. Wenn diese Szene später in der Chronologie der Ereignisse wiederkehrt, dann wirkt sie schon deswegen abermals, weil dann klargeworden ist, wie selten Wortmanns Kamera Augenblicke erfaßt, die dem Geschehen etwas anderes abringen als das, was abertausend Sportreportagen auch zutage fördern. Es ist gar nicht mal so, daß dem Film die erhoffte Innensicht des Teams mangelte; nur ist dieser Blick eben auch nicht viel aussagekräftiger als das, was ausgelaugte Spieler nach Spielende ins hingehaltene Mikrofon stammeln. Womöglich darf man ja von Fußballern nicht mehr erwarten, und vielleicht hatte Jürgen Klinsmann ja wirklich nicht mehr zu sagen. Es könnte aber auch sein, daß Wortmanns Kamera trotz ihres ziemlich uneingeschränkten Zugangs nie bis dorthin vorgedrungen ist, wo etwas anderes hätte sichtbar werden können.
Im Vorfeld wurde oft gespöttelt über Klinsmanns an amerikanischen Vorbildern geschulten Glauben an Kunst und Kraft der Motivation. Aber je erfolgreicher das deutsche Team auftrat, desto mehr Respekt bekamen die Beobachter vor seinen Methoden. Und natürlich gilt die Hauptneugier des Films der Frage, mit welchem Zauber es Klinsmann geschafft hat, aus einem mittelmäßigen Team eine schlagkräftige Truppe zu formen. Aber wenn man ihn und seinen Co-Trainer Löw bei den Kabinenpredigten sieht, sagen sie auch nichts anderes als jeder Trainer einer beliebigen Jugendmannschaft: "Heute sind sie fällig, absolut fällig . . . Das ist eure einmalige Chance . . . Heute schlagen wir zu - und zwar brutal . . . Die haben Muffe vor euch." Die Spieler hören sich das schweigend an und sehen so aus, als hätten sie solche Sprüche schon öfter gehört. Die Wahrheit liegt, so blöd das klingt, dann halt vielleicht doch eher auf dem Platz.
Das ist alles nicht unsympathisch gemacht, aber es ist halt doch mehr eine Reportage als ein Dokumentarfilm, der das Räderwerk eines Teams oder Turniers bloßlegt. Vielleicht war die bloße Anwesenheit einer Kamera schon das höchste der Gefühle in der Anspannung eines solchen Unternehmens, so daß an Nachhaken gar nicht mehr zu denken war. Aber die Spieler sagen, was sie immer sagen, und selbst ein im August geführtes Interview mit Klinsmann vor kalifornischem Strand ergibt keinerlei neue Einsichten - der Mann wirkt nur unglaublich müde und spricht wie aus einem Schattenreich, das Lichtjahre von diesem Sommermärchen entfernt liegt.
Erst nach der Niederlage gegen Italien schwingt sich der Film noch einmal zu Szenen auf, die tatsächlich eine Innensicht bieten. Denn bei der Mannschaftssitzung nach dem Halbfinal-Aus im Schloßhotel Grunewald zeigen Spieler wie Ballack wenig Lust, nach dem Spiel um den dritten Platz noch mal von Stuttgart nach Berlin zu reisen, um sich bei den Fans zu bedanken. Weil sie noch nichts davon ahnen, daß ihre Niederlage der Euphorie der Fans nichts anhaben konnte. Und als sie dann abends in Stuttgart eintreffen, sind sie offenbar wirklich überrascht von der anhaltenden Zuneigung der Fans und der jubelnden Menge, die sich vor ihrem Quartier versammelt hat. So kommt es also doch noch mal zu einem Happy-End, bei dem Oliver Kahn gegen die Portugiesen seinen verdienten Abschied auf dem Feld feiern darf und Bastian Schweinsteiger endlich der Heldenrolle gerecht wird, die ihm auch dieser Film zugedacht hat. Denn wo die meisten anderen Spieler blaß bleiben, ist Schweinsteiger neben seinem Kumpel Podolski der einzige, der an der Anwesenheit der Kamera seine Freude hat. Und als Spielfilmregisseur weiß Wortmann genau, wie wichtig Sympathieträger für einen Film sind. Als Angela Merkel die Mannschaft im Schloßhotel besucht, beugt sich Schweinsteiger zur Linse und flüstert, sie solle den Steuersatz senken. Das ist zwar nur ein blöder Spruch, aber er durchbricht die seltsame Apathie, die zwischen der Kamera und dem Geschehen herrscht.
Eine Erfolgsgeschichte wie das "Wunder von Bern" ist dieses "Sommermärchen" also nicht geworden - aber eine willkommene Erinnerung an einen Sommer, der so viel größer war, als sich das Land hat träumen lassen.
MICHAEL ALTHEN
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