Der provozierende Klang der rot-weißen Blechtrommel des kleinen Oskar Matzerath ist gewissermaßen die Begleitmusik zu Günter Grass‘ Roman „Die Blechtrommel“. Darin schildert er die dramatische Verwandlung seiner Heimatstadt Danzig von der Kindheitsidylle in eine Hochburg des Faschismus. Der
trommelnde Zwerg, der an seinem dritten Geburtstag beschloss, nicht weiter zu wachsen, ist zu einer Legende…mehrDer provozierende Klang der rot-weißen Blechtrommel des kleinen Oskar Matzerath ist gewissermaßen die Begleitmusik zu Günter Grass‘ Roman „Die Blechtrommel“. Darin schildert er die dramatische Verwandlung seiner Heimatstadt Danzig von der Kindheitsidylle in eine Hochburg des Faschismus. Der trommelnde Zwerg, der an seinem dritten Geburtstag beschloss, nicht weiter zu wachsen, ist zu einer Legende in der deutschen Nachkriegsliteratur geworden.
Das scheinbar harmlose Kind lebt als verkannter Außenseiter unter den Erwachsenen und ist Zeuge der historischen Ereignisse seit den 1920er Jahren in Danzig und Deutschland. Mit schriller Stimme und seinem Blechinstrument protestiert Oskar gegen Spießer und Mitläufer, ja er malträtiert gewissermaßen bis heute das deutsche Kleinbürgertum. Laut der Rahmenhandlung ist der Roman so angelegt, dass Oskar im Alter von dreißig Jahren als Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt seine Lebensgeschichte erzählt.
Volker Schlöndorffs brillante Verfilmung aus dem Jahre 1978 ist jetzt anlässlich des 20jährigen ARTHAUS-Jubiläums in einer Gemeinschafts-Edition von ARTHAUS und Reclam-Verlag erschienen. Der Film erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, u.a. 1980 als erste deutsche Produktion in der Kategorie "nicht englischsprachiger Film" den Oscar. Damit hatte der deutsche Nachkriegsfilm den internationalen Durchbruch geschafft.
Mit David Bennent, Angela Winkler, Mario Adorf, Daniel Olbrychski und Katharina Thalbach hatte Volker Schlöndorff eine Idealbesetzung gefunden. Der Publikumserfolg war enorm, obwohl sich viele an den damals gewagten erotischen Szenen stießen. Auch die Thematisierung der deutschen Schuldfrage und die ungeschönte Darstellung der Verstrickung des Kleinbürgertums in den Aufstieg der Nationalsozialisten stießen bei Konservativen auf Ablehnung.
Aber nicht nur die Schauspieler waren eine Idealbesetzung, Volker Schlöndorff war der ideale Regisseur zur Verfilmung dieser gigantischen Literaturvorlage. Er konnte es durchsetzen, nur das erste und zweite Buch des Romans in den Film aufzunehmen, außerdem verzichtete er auf die Rahmenerzählung. Trotzdem oder gerade deshalb ist ihm eine kongeniale Verfilmung gelungen, die nach 35 Jahren immer noch ein Filmerlebnis ist.
Die ARTHAUS-Reclam-Edition bietet darüber hinaus noch einiges Bonus-Material - z.B. Audiokommentare und Erinnerungen von Volker Schlöndorff.